Markgraf Georg der Fromme im Jahr 1522 - Ölgemälde von Hans Henneberger in der Klosterkiche Heilsbronn (Foto: Harald Stark 2008)

Markgraf Georg von Brandenburg verteidigt auf dem Reichstag in Augsburg die Lehren Luthers vor Kaiser Karl V.

1530, Juni. (Augsburg) Am 15. Juni sind Kaiser Karl V. und die Stände des Reichs zu einem Reichstag in Augsburg zusammengetreten, wo vor allem die von Dr. Martin Luther ausgehenden Reformbestrebungen der Kirche im Mittelpunkt standen. Markgraf Georg von Brandenburg, unser Kulmbacher Landesherr, machte aus seiner lutherischen Gesinnung keinen Hehl und erklärte dem Kaiser, daß er lieber niederknien wolle um sich durch des Henkers Hand den Kopf abschlagen zu lassen, als daß er Gott und dessen Wort verleugne und einer irrigen Lehre beipflichte. Wie aus informierten Kreisen bekannt wurde, habe Kaiser Karl daraufhin geantwortet „Nit Kopp ab, löwer Fürst, nit Kopp ab!“.

Wie allgemein bekannt ist, fanden Luthers Lehren im ganzen Reich schon früh große Resonanz. In Kulmbach wirkten besonders die Brüder des Augustiner-Eremitenklosters und Pfarrer Johannes Eck, der schon 1523 als Kaplan in der Petrikirche evangelisch predigte, im Sinne der Reformation. Markgraf Casimir, der damalige Landesherr, schritt zwar nicht gegen die Ausbreitung der Reformation in seinem Fürstentum ein, er förderte sie aber auch nicht. 1526 ließ er gar die politischen Vorkämpfer Luthers in seiner Regierung, seinen Geheimsekretär Georg Vogler und den Landschreiber auf dem Gebirg, Hans Clauß, verhaften und ins Gefängnis bringen.

Die Situation änderte sich, als nach Casimirs Tod 1527 Markgraf Georg die Regierung übernahm. Er war ein eifriger Anhänger Luthers und erreichte auf dem Kulmbacher Landtag vom 7. August 1528 die staatsrechliche Anerkennung der evangelischen Lehre für das obergebirgische Fürstentum; im Unterland dagegen regten sich auf dem Landtag vom 21. Dezember desselben Jahres, starke Widerstände gegen die Reformation. Noch im November 1528 wurde ein von den Ansbacher Visitatoren und Superattendenten Rürer und Althammer erarbeiteter Landeskatechismus herausgegeben. Im Jahr 1528 wurde dann im Oberland eine große allgemeine Kirchenvisitation durchgeführt um die Haltung der Geistlichkeit gegenüber der Reformation zu überprüfen und eventuelle Beschwerden der Gemeindemitglieder anzuhören.


Harald Stark