Schloss Alexandersbad (Lithographie um 1850, Quelle: Wikipedia)

Das Preußische Königspaar zu Besuch in Franken

1805, 14. Juni. (Alexandersbad bei Wunsiedel) Seit gestern weilt das preußische Königspaar zu einem dreiwöchigen Aufenthalt in Alexandersbad bei Wunsiedel. König Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin, Königin Luise, waren gestern gegen 6 Uhr abends mit ihrem zahlreichen Gefolge von den Honoratioren der Stadt Wunsiedel und rund 1000 Mann des Wunsiedler Ausschuß-Regiments, die vor dem Schloß paradierten, empfangen worden. Während das Königspaar in Schloß Alexandersbad logiert, liegen jungen Fürsten und die meisten anderen Begleiter zu Wunsiedel in Quartier.

Heute begab sich der König schon am frühen Morgen auf die Luxburg, um unerkannt das berühmte Felsenlabyrinth kennenzulernen. Seit die undurchdringliche Wildnis der Luxburg in eine Parklandschaft verwandelt worden ist, gilt sie auch in Berlin als eine große Sehenswürdigkeit. Am Nachmittag wurde für die Hoheiten ein großes Schützenfest mit einem offiziellen Empfang der Stadt Wunsiedel abgehalten. Nach dem Besuch des Schützenfestes ist die königliche Gesellschaft weiter zur Luxburg gefahren, wo die Gäste nach feierlicher Begrüßung in den Felsenpark geleitet wurden. Als man zur sogenannten Klingerhöhle kam, trat eine Schar Mädchen heraus, deren Anführerin ein vom Wunsiedler Stadtgerichtsdirektor Klinger verfaßtes Weihegedicht vortrug:

„... Hoch auf dem Gipfel dieser Felsenschlüchte

stieg einst der Wohnsitz einer Räuberbrut empor.

Tief trauernd zog der Nachwelt die Geschichte

vor ihrem Namen einen Vorhang vor.

Jetzt wohnt in diesem fröhlichen Gefilde

ein biedres Volk in sichrer Ruh

und heut erscheint mit eines Engels Milde

ihm seine Königin, Luise, du.

Da nimmt der Genius der Zeit sein Tagebuch wieder,

das er voll Unmut damals von sich warf,

schreibt deinen Namen auf die erste Seite nieder

und streicht, wenn er es wagen darf,

des Schlosses Schaudernamen durch -

Es heißt auf ewig nun - Luisenburg“

Die Königin war von dieser Geste so gerührt, daß sie die Sprecherin Christiane Roth umarmte und alle Mädchen für den nächsten Tag zur Hoftafel einlud. So trägt der Wunsiedler Hausberg nun den Namen der ehrwürdigen Königin und der Besuch des erlauchten preußischen Königspaares wird allen Besuchern der Luisenburg immerwährend im Gedächtnis bleiben.

Harald Stark