Historische Grabdenkmäler in Thiersheim

In der evangelischen Pfarrkirche

[1] Georg Hassauer

Marmorgrabstein mit Relieffigur des Verstorbenen, in der rechten Hand ein Buch, in der linken eine mit einem Rosmarinzweig besteckte Zitrone. Auf der rechten Seite neben dem Kopf ein Kelch mit Hostie; lins des Hauptes drei Wappen.

Umschrift: Anno 1644 den 12. Mai dom. Jubil. ward begraben der ehrwürdige, vorachtbare und wohlgelahrte Herr M. Georgius Hossauer von Rößlaw, 7 Jahr Pfarrer allhier zu Thierßheim, seines Alters 37 Jahr, dessen Leichentext auf sein Begehren den 6. biß 11. Versikul aus dem 39. Psalm. Gott gebe ihm das ewige Leben. Amen.

Hassauer, geboren am 08.04.1607 in Röslau, war seit dem 03.04.1638 mit Magdalena Pichler, einer Bürgermeisterstochter aus Weiden verheiratet. Nach seiner Ordination in Kulmbach wurde er 1636 als Pfarrer nach Thiersheim berufen. - Hoch bemerkt zu diesem Denkmal: Der Stein zeigt das Hochbild des Pfarrers in Lebensgröße. Das Antlitz ist portraitähnlich, denn im Grab im Chor unter seinem Stein fand man auf der Sohle des Grabes ein sehr großes Skelett, Reste der Sargbretter, die Stiefelabsätze, eine sehr große braune seidene Masche. Der Schädel zeigte eine hohe Stirne, genau wie auf dem Epitaphium. (Röttger 316, 1; Hoch S. 10; Simon Pfarrerbuch, S. 123, Nr. 938)

   

[2] Johann und Leonhard Sigmund Wunschold

Marmorgrabstein mit Umschrift und zwei rechteckigen Inschriftfeldern. Dazwischen Kelch und zwei stark abgetretene Wappen.

Von der Umschrift entzifferte Hoch: ... Joh. Wunschold, gewesener treufleißiger Pfarrer allhier ... Im oberen Inschriftfeld steht zu lesen: Apoc. 2 V. 11: Sei getreu biß in den Todt, so will ich dir die Krone des Lebens geben. - Daniel 12 V. 3: Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz und die so viele zur Gerichtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich. - Von der unteren Inschrift entzifferte Hoch: ... selig verschieden ... Söhnlein Leonhard Sigmund Wunschold, seines alters 3 Jahr 29 Wochen.

Der Verstorbene stammte aus Weißenstadt, wo er im Oktober 1613 geboren wurde. Seit 1651 war er Pfarrer in Thiersheim. Er starb am 11.01.1654. Sein Sohn Leonhard Sigmund ist am 20.03.1653 verstorben. (Röttger 316; Hoch S. 12; Simon Pfarrerbuch, S. 374, Nr. 2820)

 

 

[3] Maria Magdalena und Martin Andreas Gabriel Hassauer

Grabplatte aus Marmor, Umschrift für Martin Andreas Gabriel Hassauer, die Inschrift im oberen Teil des Feldes für dessen Schwester. Darunter in vertieftem Feld das Reliefbildnis des Knaben.

Umschrift: Anno 1643 den 14. Febr. entschlief in Gott seelig deß ehrwürdigen und wohlgelahrten H. M. Georgius Hosauers von Rößlaw herzliebes Söhnlein Martin Andreas Gabriel, seines Alters 3 Jahr, 10 Wochen, 5 Tag, 13 Stund. O Jesu, schenk ihm das ewige Leben.

Inschrift: Hier liegen unter diesem Stein | Begraben 2 Geschwisterlein | Ein Brüderl und ein Schwesterlein | Die itzt bey unserm Herrgot sein. | Anno 1638 den 23. Dez. entschlieff in Gott seelig Maria Magdalena, deß Ehrwürdigen, Vorachtbaren und wohlgelahrten H. M. Georg Hassauers, Pfarrers allhier, liebes Töchterlein, ihres Alters 11 Tag d. Gott Gnade. (Röttger 316; Hoch S. 11)

   

[4] Johann Georg Stumpf

Marmorplatte mit Umschrift und langer Inschrift, darunter ein Wappenschild in Lorbeerkranz. Im Schild ein Posaune blasender Engel.

Umschrift: PASTOR THIRSH. NATVS BYRVTHI V. APRILIS ANNO MDCXX DENATVS THIRSHEIMY XIIX IVNI ANNO MDCLV AETATIS SVE XXXV. ANN. (... Pfarrer zu Thiersheim, geboren zu Bayreuth 5. Apr. 1620, gestorben zu Thiersheim 18. Juni 1655, seines Alters 35 Jahre.

Im Feld des Steins: Beate defunctus e tumulo (der selig Entschlafene [spricht] aus dem Grabe heraus): Also hab ich nu geendet | meine kurze Lebenszeit. | Mein Gott hat von mir gewendet | Alles überstand'ne Leid. | Auch mein Leib ruht hier im Frieden | Und die Seel im Himmelreich, | bis Gott ihnen wird gebieten, | daß sie beide allzugleich | die erwünschte Himmelsfreude | sollen ewig nehmen ein, | die mein Jesus mir beschieden, | der der Meinen Trost wird sein.

Der Verstorbene war seit 1649 Tertius in Bayreuth, bevor er im September 1654 als Pfarrer nach Thiersheim kam. (Röttger 316; Hoch S. 12; Simon Pfarrerbuch, S. 331, Nr. 2496)

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Literatur:

Franz Hoch: Die Thiersheimer Kirche, Arzberg 1926

Bernhard Hermann Röttger: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Oberfranken, Bd. I. Landkreis Wunsiedel und Stadtkreis Marktredwitz, München 1954.

Matthias Simon: Bayreuthisches Pfarrerbuch, München 1930