Historische Grabmäler in Wunsiedel

Der nördliche Teil des Wunsiedler Friedhofes mit der Gottesackerkirche und dem Lapidarium: A = Die Schmidt'sche Gruft, B = Die Haasische Gruft, C = Sand'sche Gruft

   

Historische Grabdenkmäler auf dem Friedhof und an der Gottesackerkirche:

[1] Hans Keck

Röttger beschreibt den Marmorgrabstein folgendermaßen: "Inschrift - in Kapitalen! - in einer flachreliefierten Ädikula; diese schließt mit einem Stichbogen, der aus sehr vielen kleinen Quadern zusammengesetzt erscheint, die nach außen spitzig sind, so daß das Bogenhaupt wie eine Säge aussieht. ... In der Kämpferlinie sind unterhalb des Bogenscheitels drei kaum deutbare Gegenstände dargestellt: zwei Quader mit Zangenlöchern (?) flankieren einen tätigen Kalkofen (??). In den oberen Zwickeln des Steines (Engels-) Köpfe. Unten primitiv geformtes Beschlägwerk."

Inschrift: Anno 1626 Sontag nach Laurenti den 13. Aug. frue umb drei Uhr ist in Gott selig verschiden der erbar Hanns Keck der Elter, Burger, Kalch und Ziegel Brenner alhie zu Wunsiedel, seines Alters 75 Jahr, dem Gott gnadte.

Elisabeth Jäger berichtet: "Im Stadtarchiv ist noch der Erbteilungsakt über die hinterlassenen Güter des Kalk- und Ziegelbrenners Hans Keck vorhanden (Akt XX/130). Dabei liegt eine Aufstellung seines Sohnes Bartl Keck über dessen Ausgaben bei der Beerdigung u.s.w. U. a. führt er darin auf: '1¾ fl. dem Georg Pöllmann, von des Vaters Leichstein zu brechen', '1½ fl. von dem Leichstein ufm Gottesacker zu führen und zu legen'. Schuldig ist er noch '5 fl. vor des Vaters Leichstein auszuhauen'." Röttger vermutet, dass der genannte Steinmetz Georg Pöllmann den Grabstein auch angefertigt hat. (Jäger II, 8; Röttger 506, F 28)

 

[2] Heinrich Harlaß

Im Feld der Marmorplatte eine große Brezel in bekrönter Kartusche. Darunter eine Inschrifttafel.

Umschrift: Anno 1653 den 30. Augusti ist in Gott seelig entschlafen der Erbar und achtbar Heinrich Harlaß Burger und (Bäcker) alhier zu Wohnsiedel, Seines Alters 70 Jahr, deme Gott eine frölige Aufferstehung verleihen wolle. Ame(n).

Inschrift: Hier liegt mein leib in diesem grab | Den ich von meinem schöpfer hab | Empfangen durch die Eltern mein | 70 Jahr gelebet rein. | Habe geehligt vier liebe Weiberlein | Damitt gezeiget 7 Kinderlein | Lieg hier und schlaff biß Christus mich | wird auferwecken gantz herlich. | Und dessen lieber leser fromb | Dich mach bereit und auch bald komb.

Die vier Ehefrauen waren: Anna N. (1615 bereits verstorben), Anna Gesell (oo 1616 + 1617), Apollonia verw. Riedelbauch (oo 1635 + 1638), Margaretha verw. Zeidler (oo 11.09.1638). (Jäger II, 9; Röttger 509, F 29)

 

[3] Magdalena Sörgel

Grabstein für Magdalena, einer Tochter des Wunsiedler Amtsschreibers Johann Sörgel (Grabstein Nr. 37). Im vertieften Feld die stehende Relieffigur des Mädchens. Zu beiden Seiten desselben ein Wappen. Darunter in erhabenem Feld ein Spruch.

Umschrift: Magdalena Sörglin ward geboh. A. 1637 d. 11. Dezemb. Aetatis 1 J. 10 W. Mortua 24. Martii 1639. D. Seele Gott genade. (Jäger II, 27; Röttger 488, 30)

 

[4] Wolfgang Adam Pachelbel

Im Feld stehende Reliefdarstellung des Knaben. Zur Rechten der Figur das Pachelbelwappen, auf der anderen Seite das Rößlerwappen.

Die Umschrift lautet: (Anno) 1631 den (19. Juni) ... Wolfgang Adam deß Er. Wolff Adam Bachelbels von gehaag gewesenen Bürgermeisters zu Eger p. t. Exulis Christi allhier herzl. Söhnlein seines Alters 1 Jahr 8 Monate (7) Wochen. Dem ...

Das Kind war ein Sohn des Egerer Bürgermeisters Pachelbel (+ 1631)in dessen Wohnhaus am unteren Markt in Eger 1634 Wallenstein ermordet wurde. Die Mutter war dessen zweite Ehefrau, die aus Wunsiedel stammende Anna Rößler. (Jäger I, 26; Röttger 488, 27)

 

[5] Ursula Thoming

Fragment einer frühbarocken Grabplatte mit Minuskelumschrift. Im Feld die Wappen Thoming und Heintzler nebeneinander, über ihnen das Rösler- (Schlick-?) Wappen. Darunter Inschrifttafel zwischen Knorpelwerk. Zwischen Wappen und Inschriftfeld ein geflügelter Engelskopf.

Umschrift: Ao. 1663 d. ... Jan. starb in Gott selig die edle ehren tugendreiche Fr. Ursula Thoming geb. Heintzler des edlen ... (geb.) 1578 den 9 Martii Ihres Alters 86 Jahr wenig(er) 9 Wochen.

Ursula Thoming war mit dem Stadtphysikus Dr. Nikolaus Thoming in Weiden verheiratet gewesen und die Schwiegermutter des Wunsiedler Stadtschreibers Jacob Kellermann (Grabstein Nr. 103). (Jäger II, 28; Röttger 500, F 8)

 

[6] Gottfried Christoph Reinel

Grabstein für Gottfried Christoph Reinel, der ältere Sohn des Stadtrichters und Landvogts Georg Christoph Reinel, geboren am 03.11.1747, gestorben am 12.04.1753. Im Feld eine Inschriftkartusche, oben und unten ein Engelsköpfchen und in den Ecken Blattwerk.

Inschrift: Unter diesem Stein liegt eingesargt weyl. Gottfried Christoph Reinel, des dermahligen Hiesigen Stadt Richters und Landvoigts Herrn Georg Christoph Reinels, gewesenes älteres Söhnlein, so gebohr. d. 3. Novbr. 1747 und gestorben den 12. Apr. 1753, alt 5 Jahr und 23 Wochen.

An den Vater erinnert Grabstein Nr. 57; die Mutter war Elisabeth, geb. Fraas aus Emskirchen. (Jäger I, 18; Röttger 486, 18)

 

[7] Anna Margaretha Götz

Grabstein für Anna Margaretha, die Tochter des deutschen Schuldieners Johann Adam Götz und dessen Ehefrau Anna Margaretha. Im Feld ein Reliefbild des Mädchens. Die stark beschädigte Umschrift lautet:

Hier ruhet in Gott (Anna) Margaretha, H. Johann Adam Gotzens u. [Anna Margaretha] hertzliebes Töchterlein, verschied seelig den 22. Martii (1666) Jhres Alters 1 Jahr 17 Wochen 4 Tag. (Jäger I, 24; Röttger 488, 27)

 

[8] Wolff Gesells Töchter

Der Grabstein für zwei Töchter des Bäckermeisters Wolff Gesell ist leider durch teilweise Abspitzung schwer beschädigt. Im vertieften Feld befinden sich stehende Reliefdarstellungen der sich an der Hand haltenden Kinder. Oben in den Ecken je ein Wappenschild, zu Füßen der Kinder ein einfaches Inschriftfeld. Von der Umschrift ist nur noch zu lesen: "Ao. 16(42) den 10. Julii ist geborn Ursula Gesellin, Ao. 1643 den 3. August verschieden ..." - Esther Luise Jäger bemerkt hierzu: "Nachdem auf dem Stein zwei Kinder abgebildet sind, ist anzunehmen, daß die Inschrift auch die Namen von zwei Kindern enthalten hat. Die Eltern der Kinder sind der Bäckermeister und Ratsfreund Wolf Gesell und seine zweite Ehefrau Ursula, geb. Gropp. (Für letztere ist eine eiserne Tafel vorhanden.)"

Inschrift: Betrübt euch nicht liebe Eltern mein | Das wir eine Zeit geschieden sein | Wir kommen zusammen in Himmelstron | Da wir schon leben in freud und wonn. (Jäger I, 27; Röttger 488, 32)

 

 

[9] Georg Leyritz

Die Grabplatte zeigt den ein Relief des Knaben, stehend in ganzer Figur. Darunter eine Verskartusche.

Umschrift: Georg Leyritz ward geboren zu Hohenbuch Ao. 1670 hat sein Leben geendet uff den Julius Hamer Ao. 16.. den 16. Octobris ..."

Vers: Weil ich lig u. ruhe wol | mich niemand beweine[n] sol | meine Seele lebt bey Gott | ist entgange[n] angst u. not.

Im Wunsiedler Beerdigungsbuch steht: "Georg Leyritz, Andreä Leyritzens auf dem Julischen Hammer im Wasser ersoffenes Söhnlein, alt 4 Jahr weniger 38 Wochen 2 Tag, begraben am 19. October 1673. (Jäger II, 25; Röttger 487, 24)

 

[10] Bruchstück vom Grabstein der Margaretha N.

Unterer Bruchteil einer wohl aus dem mittleren 16. Jahrhundert stammenden Marmor-Grabplatte. Das Feld ist von einem Wappenschild ausgefüllt das einen senkrecht stehenden Baumschaft mit sechs gegenständigen Aststummeln zeigt. Ob es sich dabei um das Wappenbild der Familien v. Brandt oder v. Schirnding handeln könnte, ist fraglich. Der Text des Grabsteins findet sich in der Sammlung Klinger/Ruß als Nr. 18. Die in Klammer gesetzten Worte sind heute nicht mehr lesbar. (Anno Dom. MDXLIX am ... Christ)abent yn der nacht zwischen zwaien und dreien entschliff yn Gott (die erbar vnd Tugendsame Frau Margaret Veit ... Gorg hie zu Wun ... Tochter welcher Gott gnädig und barmherzig sey. Amen) - (Jäger II, 1; Röttger 503, F 21; StadtA. Wunsiedel, Ordner Grabsteine Wunsiedel)

 

 

[11] Gottlob Wilhelm Carner

Grabmal in Form einer kurzen kannelierten Säule mit stark ausladender, profilierter Deckplatte, auf der eine spätklassizistische, becherförmige Vase steht. Dem Säulenschaft vorgeblendet ist eine hochovale, oben lorbeerumkränzte Tafel mit einer bereits stark verwitterten Inschrift für den Wunsiedler Landrichter Gottlob Wilhelm Carner, geb. am 20.03.1777, gest. am 31. März 1824.

Carner war bereits von 1804 bis 1808 Stadtsyndikus und Stadtgerichtsrat in Wunsiedel gewesen. In den Jahren 1808 bis 1812 wirkte er als Stadtgerichtsdirektor in Hof und anschließend, bis zu seinem Tod, als der erste kgl. bayerischer Landrichter in Wunsiedel. Verheiratet war er mit einer Tochter des Wunsiedler Stadtgerichtsdirektors J. G. F. Klinger. (Röttger 498, F 4; Jäger: Wunsiedel 1810-1932, S. 15 f.)

 

[12] Georg Christoph Schöpf

Grabstein mit einer von Muschel- und Rankenwerk gerahmten Inschriftkartusche, darüber ein von zwei Engeln gehaltenes Wappenschild mit einer gekrönten Hausmarke.

Inschrift: Unter diesem Denkmal der Sterblichkeit schlummern die Gebeine eines rechtschaffenen und verdienstvollen Mannes, aber noch mehr eines frommen Christen des Weyl. S. T. Herrn Georg Christoph Schöpfs, Erb-Lehen und Gerichtsherren auf Poppenreuth, Plösen und Mussen, dann Wohlansehnl. Bürgermeisters und Stadtkämmerers dahier. Er war allhier geboren d. 25. Sept, 1710, lebte 52 Jahre in einer vergnügten Ehe mit S. T. Frau Eva Catharina, geb. Haasin, zeugte 8 Kinder, befliß sich einer wahren Frömmigkeit und gieng am 3. April 1784 in einem Alter von 73 Jahren 7 Mon. 1 W. und 2 Tagen durch den zeitl. Tod ins ewige Leben.

Die Eltern des Verstorbenen waren der Wunsiedler Ratsherr und Gotteshausvorsteher wie auch Loh- und Rotgerbermeister Johann Christoph Schöpf und dessen 2. Ehefrau Sophie Barbara Benker, geb. Fickelscherer. Die Eltern seiner Frau Eva Catharina waren Bürgermeister Andreas Haas und dessen Ehefrau Eva Catharina, geb. Schöpf. Andreas Haas heiratete in 3. Ehe Sophia Barbara Schöpf, verwitwete Benker, geb. Fickelscherer. (Jäger I, 67; Röttger 498, F 2)

 

[13] Ruhestaette der Apotheker Schmidt'schen Familie

Grabstein aus schwarzem geschliffenen und polierten Granit in historistischen Formen. Die darin eingelassene Marmortafel enthält folgende Aufschrift:

Georg Wolfgang Schmidt, geb. 1682, gest. 1741 | Anna Elisab. geb. Schoepf. || Johann Georg Schmidt, geb. 1708, gest. 1768 | Anna Cath., geb. Haas, | Heinrich Christian Schmidt, geb. 1754, gest. 1818 | Rosine Cath. geb. Weiss | Johann Jakob Schmidt, geb. 18. Mai 1784, gest. 7. Aug. 1855 | Arthur Schmidt, geb. 5. Nov. 1858, gest. 23. Oct. 1862. || Dr. Friedrich Heinr. Chr. Schmidt, geb. 9. Febr. 1819, gest. 13. Juni 1863 | Nan[n]ette Schmidt, geb. Kayser. | Albina Schmidt, geb. von Müller, geb. 25. April 1818, gest. 7. Mai 1873. | Ottilie Schmidt, geb. von Müller, geb. 25. Sept. 1855, gest. 15. Dez. 1882. || Apotheker Dr. Albert Schmidt, geb. 15. April 1849, gest. 20. Sept. 1918. | Clara Schmidt geb. Meschwitz, geb. 11. Oct. 1857, gest. 21. Mai 1932. | Alfred Schmidt, Privatier ... gest. ... Sept. 1924. | (später hinzugefügt:) Margarethe Schmidt, geb. 1886, gest. 1937.

 

[14] Johann Adam Haas

Sehr gut gearbeiteter Barockgrabstein mit dem Portrait des Verstorbenen, wahrscheinlich aus einer Bayreuther Werkstatt.

Inschrift: Ich liege und schlaffe gantz mit frieden. Nächst hier ruhet seelig in Gott Weyl. Tit. Herr Johann Adam Haas, Wohlverordneter Bürger-Meister und Hospitalvorsteher dahier in Wunsiedel. Welcher allda gebohren Ao. 1667 d. 21. May und mit Tit. Frau Sybilla einer gebohrnen Zoblin vier Kinder erzeuget und 31 Jahr 29 wochen 2 Tag Ehlich gelebet hat. Starb d. 22. (11.?) Jun. Ao. 1719. Wurde alt 52 Jahr 1 wochen und 3 Tag. Dessen Seele Gott gnädig seyn wolle.

Johann Adam Haas war der Sohn des Nagelschmiedmeisters und Ratsbürgers Adam Haas und seiner zweiten Ehefrau Margaretha, geb. Zeitler aus Thiersheim. Sybilla Zobel war die Tochter von Joh. Jakob Zobel und seiner Ehefrau Ursula, geb. Kotz (Grabstein Nr. 59) - (Jäger I, 66; Röttger 498, F 1)

 

[15] Max Schmidt

Marmorplatte in zwei Teilen, oben von Laubwerk umrahmtes Wappen, darunter oben geschweifte Inschrifttafel mit folgenden Worten:

Denktafel für den Apothekerssohn, stud. pharm. Max Schmidt, Leutnant d. R.m geb. 24. Febr. 1891, welcher im Kampfe bei Bougnoux d. 1. Aug. 1918 schwer verwundet und damals als vermißt gemeldet wurde. 1. Thess. V. 17, 18

 

[16] Georg Hoyer

Der wohl aus der Werkstatt des Bayreuther Hofbildhauers Johann Gabriel Räntz stammende Grabstein zeigt ein das einfache Inschriftfeld umfließendes allegorisches Figurenprogamm: Oben reicht Chronos, auf felsigem Grund stehend, einer Furie eine Sense; links schreibt ein Engel an der Grabschrift. Unten sitzt neben dem von einer Draperie halb verdeckten Sarg eine trauernde Frau.

Inschrift: Stehe still Wanderer, betrachte die wunderbahren Zufälle der Menschen, hier hast du ein Beispiel, daß es wahr ist: Der Mensch wiße seine Zeit nicht, und daß es vor Abends anders werden könne, alß es am Morgen gewesen ist. Hier lieget begraben Tit. Herr Georg Hoyer, Hammer Herr zu Tröstau, dießer gienge bey untergehender Sonne aus seinem Hauße und bald darauf ging auch seine lebens Sonne unter, denn alß er am 17. November Ao. 1723 seinen Beruff nach von Tröstau nach Wölsau gehen wollte, wurde derselbe ohn weiteres bey Ober Redwitz in der sogenannten Pussenreuth von einem Feind aus großen Neid und Rachsucht dergestalt Mörderisch angefallen, daß er endlich auf freyen Felde wegen vieler zugefügter Wunden seinen Geist aufgeben müßen. Als trifft es ein: Der Mensch weiß seine Zeit nicht.

Georg Hoyer war ein Sohn des Gerichtsassessors Georg Hoyer in Stückengrün bei Rothenkirchen in Sachsen. Am 20.05.1717 verehelichte er sich mit Anna Margarete Schöpf aus Wunsiedel. Dieser Ehe entstammten 3 Kinder: Maria Elisabeth (* 1718), später verehel. Schreider; Johanna Sybilla (*1721) und Johann Georg, der zwei Tage nach der Ermordung seines Vaters geboren wurde, aber bald wieder starb. (Jäger I, 45; Röttger 494, 52)

 

[17] Georg Friedrich Brandenburg

Das Feld der Marmorplatte zeigt eine von Rankenwerk umrahmte und vom Wappen des Verstorbenen bekrönte Inschriftkartusche.

Inschrift: Hier ruhen die Gebeine eines Redlichen, Herrn Georg Friedrich Brandenburgs, berühmten Kaufmanns hiesiger Stadt. War gebohrn zu Schwarzenbach an der Saale den 26. Aug. 1705, verehelichte sich zum Ersten Male 12. Jan. 1734 mit weyl. S. T. Jgfr. Catharina Margaretha, geb. Müller von hier. Zum Andern Mahl d. 16. Oktob. 1736 mit Jgfr. Regina Magdalena geb. Weiglin aus Redwitz, zeugte in der Ehe (7?) Kinder, wovon 2 in die ebigkeit vorangegangen. Er lebte Fromm und starb d. 22. Juni 1769 nachdem er in Ruhe gelebet 64 Jahr weniger 2 M. 4 Tag. (Jäger I, 69; Röttger 499, F 6)

 

[18] Tafel in der Sand'schen Gruftkapelle

Stark verwitterte Gedenktafel für Gottfried Christoph Sand, Stadtrichter und Justizrat, geb. 27. Aug. 1753, gest. 21. Mai 1823; Dorothea Johanna Wilhelmine Sand, geb. Schöpf, geb. 20. März 1766, gest. 14. Aug. 1826 (dies waren die Eltern des am 20. Mai 1820 für den Mord an August von Kotzebue in Mannheim hingerichteten Burschenschaftlers Karl Ludwig Sand); Anna Barbara Caroline Dürrschmidt, geb. 7. April 1787, gest. 12. April 1822; Advokat Johann Georg Dürrschmidt, gest. 1854. (Röttger 498)

 

[19] Johann Heinrich Schreider

Grabplatte, oben geschweift, mit stark verwittertem Wappen zwischen Draperien. Die Inschrift darunter stark abgetreten und kaum noch lesbar.

Esther Luise Jäger schreibt: "Dieser Stein, etwas seitlich der Sand'schen Gruft, deckt die noch vorhandene Schreidersgruft. Die Inschrift ist sehr verwittert, dürfte aber ungefähr so lauten: Johann Heinrich Schreider, Cammerkommissarius und Amtmann geb. (ca. 1672), gest. 9.5.1731 in Wunsiedel (Er war in erster Ehe verheiratet am 25.10.1700 in Schauenstein) mit: Johanna Margarethe Feldhammer, geb. (ca. 1681) in Kulmbach, gest. 4.4.1725 in Wunsiedel. (In zweiter Ehe am 27.1.1728 in Selb mit Anna Maria Kaiser). Johann Georg Schreider, Cammerrat und Amtmann, geb. ca. 1702, gest. 1765 in Wunsiedel. (Jäger I, 59; Röttger 498, F 3)

 

[20] Margaretha Dorothea Leupold

Bruchstück eines Marmorgrabsteins mit dem reliefierten Oberteil einer Mädchenfigur. Zu Seiten des Kopfes je ein Wappen.

Umschrift: ... 45 den 5. septbr. Ist geborn Margaretha Dorothea Leupoldin zu Himmelkron und ...

Margaretha Dorotheas Eltern waren der Marktredwitzer Diakon Stephan Leupold und dessen Ehefrau Margaretha Dorothea, geb. v. Schrotzberg aus Wunsiedel. Sie starb im Alter von 3 Jahren, 10 Monaten und 14 Tagen und wurde am 17.07.1649 in Wunsiedel begraben. (Jäger II, 22; Röttger 509, F 42)

 

[21] Wolfgang Adam Kleemayer

Die stichbogig schließende Marmorplatte ist in eine der Nischen der Nordmauer des Friedhofs eingelassen. Die Inschriften stehen in Feldern, die in Anspielung auf den Familiennamen kleeblattförmig und untereinander mit Bändern verbunden sind. (Jäger I, 65; Röttger 502, F 16) Im "Wunsiedler Stadt- und Historienkalender 1786 wird das Denkmal ausführlich beschrieben:

Auf einem weißen Marmor ist in der Mitte ein großer dreiblätteriger Klee. Auf dem ersten Blatt stehet: Hr. Wolfg. Adam Kleemeyer, ältester Bürgermeister und Stadtkämmerer und Scholarcha, geboren den 6. Juli 1644, starb den 11. Okt. 1711, alt 67 Jahr 3 Monat. Auf dem zweiten Blatt links: Frau Sabina Kleemeyerin, eine geborene Schmidthammerin, den 19. Sept. 1643 geboren, starb den 21. Jan. 1712, alt 68 Jahr 4 Monat. Auf dem dritten Blatt unten verstorbene Kinder: 1) Zwey tot geborne Kinder, 3) Wolfgang Adam, 4) Johann Andreas, 5) Sophie Sibylla, 6) Paul Franz zu Raab in Ungern gestorben. Oben herum zeigt sich ein Band, auf dessem rechten Ende ein Kleeblatt lieget mit der Aufschrift: Georg Wolfgang Kleemeyer, Diaconus in Drosenfeld, darunter zur rechten: Johann Simon Kleemeyer, S. Ministeri Candidarus. - Dieser ist als Pfarrer zu Wirsberg 1740 gestorben. Sein Sohn Georg Heinrich Kleemeyer bekleidete von 1747 das Pfarreramt zu Lanzendorf, wo er 1772 den 14. Okt. gleichfalls das Zeitliche gesegnet, und unter andern einen Sohn Joh. Gottfried Heinrich hinterlassen hat, der im vorigen Jahr im Monat Julius als Pfarr-Vicarius zu Langensteinach im Unterlande aufgestellt worden. - Zur Linken stehet: Johannes Friedrich Kleemeyer, Chirurgus. Auf dem linken Ende dieses Bandes oben liegt wieder ein Kleeblatt mit der Aufschrift: Cath. Barbara Küffnerin Pfarrers in Lichtenberg Ehefrau, darunter rechts Sabina Margaretha Koferin, Verwalterin zu Röslein, links Margaretha Sophie Kronauerin, hochf. Köchin zu Baireuth. In der Mitten oben lässet sich die Aufschrift sehen: Hocce vtrique bono nati posuere parenti. - Darunter ist wieder ein Schleifenband, darauf ein Kleeblatt liegt mit 3 T. und über demselben ein Flämmlein, in der Mitte steht: Cantabo, zu beiden Seiten auf dem Band: Flos Trinitatis, auf der Schleife: In Ewigkeit, darunter die Zahl 6. Dieses Band scheinet von beiden Seiten um das große Kleeblatt herum zu laufen und sich unten wieder mit einem andern zu verschlingen. Zwischen diesem und dem damit verschlungenen Bande liegen Kleeblätter. Auf dem ersten rechts ist das Wappen, nämlich ein dreiblätteriger Kleestengel und der auf dem zugemachten Helm stehende Mann hat in der Hand eine Sichel und in der linken einen Kleestengel. Auf dem Band stehet unten: Trifolium commune, oben: wird abgemähet. Auf dem andern Kleeblatt: Leichentext Psalm XIII. 6, ich hoffe ... hilfest. Auf dem Band darunter: Trifolium aureum, oben: der Glaube erfreuet. Auf dem dritten Blatt in der Mitten drei Kreuz mit der Zahl 2, unten auf dem Band: Trifolium acetosium, darüber: durch Kreuz und Leid. Links auf einem großen Kleeblatt stehet: Leichentext 2 Sam. I, 23, Saul ... Leben. Auf dem Band unten: zum Werk bereit, mit der Zahl 5. Auf dem fünften Kleestengel zur Linken ist das Schmidthammerische Wappen, nämlich ein Arm, welcher einen Hammer hält, der auch auf dem zugemachten Helm zu sehen ist. Auf diesem Bande stehet noch unten: Trifolium frugiferu, und darüber: vermehrt die Zeit. (Stadtkalender 1786, in: Erzähler vom Gabelmannsplatz 1936, Nr. 41)

 
 

[22] Männlicher Torso

Bruchstück eines Marmorgrabsteins aus der Zeit um 1600/1620 mit dem Torso der reliefierten Figur eines Mannes mit Halskraus, der in der rechten Hand ein Buch, in der Linken eine Rose hält. Am rechten Rand der Umschriftrest "... (ehr)nveste und Kunstreich ...". (Röttger 510, F 45)

 

[23] Bruchstück vom Grabstein Wolf Schreyers ?

Fragment von dem in drei Teilen zerbrochenen Grabstein des Wolf Schreyer. Die fehlenden Stücke zeigen nach Jäger (II.) die Wappen Schreyer und Wohlrab. Von der Umschrift entzifferte Elisabeth Jäger: ... Gott Seeliglich entschl ... vornehme Herr Wolf Schreyer Burger und Pl ... chzinnhendler allhier seines ...

Der Verstorbene war 1597 in Wunsiedel geboren worden, verheiratete sich 1622 mit der aus Eger stammenden Maria Wohlrab und starb 1634. (Jäger II, 12; Röttger 508, F 32)

 

[24] Magdalena Frank

Das Grabsteinfragment zeigt das Reliefbild eines kleinen Mädchens in ganzer Figur. Darüber die Wappen der Eltern: Frank (Winzermesser, Zange und Traube) und Weißmannwappen (Krückstock mit zwei Sternen). Von der Umschrift ist zu entziffern: Magdalena Herrn Antho(n) Frankenß töchterlein Ist geborn 15. Aug. ... (Go)tt sei Im gnedi(g).

Der Stein ist sehr beschädigt, weil er zubehauen wurde, um als Kanaldeckel im Hof eines Wunsiedler Hauses zu dienen. Die Eltern des Kindes waren der Blechzinner Anton Frank und dessen Ehefrau Anna, verwitwete Zobel, geborene Weißmann. Ihr erster Mann war Adam Zobel (Grabstein Nr. 85). - (Jäger I, 48; Röttger 495, 57)

 

   

[25] Christian Eduard August Roth

Grabtafel aus geschliffenem und polierem schwarzen Granit für Christian Eduard August Roth, ehem. k. Postexpeditor u. Posthalter, später Privatier hierselbst, geb. den 3. Septembr. 1803, gest. den 11. Mai 1871.

 

[26] Dorothea von Ende (?)

Fragment eines Marmorgrabsteins mit zwei Wappen. Aus den Resten der Umschrift - ... Burgermaist ... Eheliche Hauß ... der Gott genade. - ergibt sich, dass es sich bei dem Grabmal um das einer Bürgermeistersehefrau handelt. Bisher ließen sich die beiden Wappen keiner Familie zuordnen. Das eine zeigt zwei einander zugewandte nackte Menschen die miteinander einen Vogel hoch halten. Das zweite, das einen Hahn darstellt, könnte eventuell ein Schreyer-Wappen sein.

Eventuell der Grabstein für Dorothea, der Ehefrau des Bürgermeisters und Hans vom End, geb. Hönicka, geb. 1547, verehelicht 1566, verstorben zwischen 1586 und 1599. Das Wappen der vom End zeigt zwei nackte Männer, die einen Ring hochhalten. (Jäger II, 13; Röttger 508, F 33; StadtA. Wunsiedel: Ordner Grabsteine Wunsiedel)

 

[27] Kunigunda Pertsch

Bruchstück vom Grabstein der Kunigunda Pertzsch und ihrer 5 Kinder.

Inschrift: Die Erbare und vielehrentugendsahme Fraw Kunigunde Pertsch ... eine fröhliche Aufferstehung. Beatis manibus uxoris Prolisque suavißimae (Den glückseligen Seelen der Ehefrau und ihrer lieblichen Kinder): 1. Wolfgang Adami nati Culmbaci d. 4. Nov. Ao. 1633, denati Würtzburg d. 31. Mai Ao. 1634 aetat 38 Sept. 7 d. | 2. Johannis Christopheri (1638) Wons. d. 2. Jun. quo | 3. Johannis Philippi (Zwillinge) | 4. Magdalena (nat. 21. Jan. 1644) mortuae (gestorben) 12. Aug. 1647, aetat. 26 W 1 T. | Posuit ... Viduus et Parens M. J. F. P. (Witwer und Vater M. Johann Friedrich Pertsch)

M. Johann Friedrich Pertsch (* 30.08.1603 in Wunsiedel) war von 1636 - 1650 Subdiakon in Wunsiedel, kam dann als Pfarrer und Superintendent nach Münchberg. Am 06.11.1627 hatte er sich in 1. Ehe mit Kunigunde Gümbelein aus Bayreuth verheiratet. Diese ist am 30.11.1648 in Wunsiedel gestorben. Der Tod des Wolfgang Adam in Würzburg ist aus der Tatsache zu erklären, dass sein Vater während der schwedischen Besetzung Würzburgs dort als Diakon an der Domkirche wirkte. Nach der Schlacht bei Nördlingen (1634) wurde er aus Würzburg vertrieben und in Wunsiedel und Münchberg tätig. (Jäger I, 40; Röttger 492, 46)

 

[28] Johann Laurentius Höpfel

Im vertieften Feld des Grabsteinfragments die reliefierte Halbfigur des Knaben; in den oberen Ecken zwei Wappen. Darunter Inschriftkartusche in Knorpelwerkrahmung.

Inschrift: ... wurde geborn Ao. 1662 de[n] 7. August sein Vatter war Hans Ho[pfel] ... Bayreut verschied den 4. Nov. 1664 Seins Alters ...

Vers: Und seine Mutter sprach zu ihm: | mein Sohn, warum hastu uns das gethan. | Sihe dein Vatter und ich habe[n] dich mit | Schmerze[n] gesuchet. Er ...

Das verstorbene Kind, Johann Laurentius Höpfel, war ein Sohn des Metzgers Johann Höpfel des Mittlern und von dessen Ehefrau Anna Barbara Wallisch aus Bayreuth. (Jäger II, 26; Röttger 488, 28)

 

[29] Bruchstück für ein sechsjähriges Mädchen

Bruchstück eines Marmorgrabsteins. Im vertieften Feld die Reliefdarstellung eines Mädchens in Spanischer Tracht mit übereinandergeschlagenen Händen. In den oberen Zwickeln des Feldes geflügelte Engelsköpfchen. Vom Text noch leserlich: Anno Dom. 15 ... in Gott ... alters im 6. Jhar dem genade.

 

[30] Maria Rosina Peuschel

Die stark verwitterte Inschrift des originellen barocken Kindergrabsteins befindet sich in einer herzförmigen Kartusche. Darunter liegt in flachem Relief ein Seifenblasen machendes Kind. Das Haupt ruht auf einem Totenkopf, daneben Sanduhr und Rauchfaß. Zu Füßen des Kindes eine Blumenvase mit Rosen. Das Grabmal erinnert an Maria Rosina Peuschel, Tochter von Johann Friedrich Peuschel und dessen Ehefrau (Hochzeit am 27.01.1674), der Wunsiedler Apothekerstochter Sybilla Eva Bötticher.

Inschrift: Ecce Viator | Maria Rosina | M. Joh. Friedrich Peuschelii diac. | Et | Sybillae Evae Bötticher | Filiola | (nat:) 20. Oktobr. 1674 | Denat: 31. Januar. 1675. || Hae sibi quid bullae, sumus fascisque rosarum ? | Forte rosae, quam sit vita cadua, notant ? | Et bullae et fumus transit, Rosa sola recurrit (resurgit) | Virgo, sigmagno nostra Rosella die.

Übersetzung: Was wollen diese Seifenblasen, der Rauch und der Rosenstrauch? Zeigen etwa die Rosen an, wie hinfällig das Leben ist? Die Blasen und der Rauch vergehen, nur die Rose ersteht wieder; so auch unsere Rosina am großen Tage. (Jäger I, 22; Röttger 487, 22)

 

[31] Christoph Heinrich Hönicka

Einfache Inschriftplatte mit Hausmarke in Lorbeerstabrahmung für Christoph Heinrich Hönicka, Sohn des Bäckers Christoph Hönicka und dessen Ehefrau Anna Multzer.

Inschrift: (Anno) 1629 den 29. Januarii abe[n]ts zwischen 7 und 8 uhr verschied in Gott selig (Christoff) Hainrich Hönigckha. Seines Alters dritthalb Jahr 5 Wochen, dem Gott gnade. | Hier lieg ich armes Würmlein und muß verwesen | Ein son der sünder bin ich gewesen | Ich hoff aber ein ewiges Leben | Welches mir Christus der Herr wird im Himmelreich geben. (Jäger I, 21; Röttger 486, 21)

 

[32] Johann Ludwig Bartholomäus Ho[l]fer

Oben abgeschlagener Marmorgrabstein mit vertieftem Feld, in dem sich eine Reliefdarstellung des Kleinkindes in dem für die Zeit typischen Kinderkleid befindet. In der Rechten hält der Knabe eine Rose.

Elisabeth Jäger überliefert konnte von der Umschrift folgendes entziffern: (Johann Ludwig Bartholomäus des) Elias Holfers, Kam(m)achermeisters dahier Söhnlein ... Alter von 1 Jahr 5 Wo. u. 2 Tagen. Dieser starb (am 29. November 1795), Er war geboren den 24. Octobr. 17(94).

Zu Füßen des Knaben steht zu lesen: Ein schöner Rosenknopf der kaum ist ausgeschlagen | der gute Hofnung gab wird jetzt zu Grab getragen | Doch ist er nicht verwelkt, wenn einst auf dieses Haus | die Jesu-Sonne scheint, so schlägt er wieder aus.

Der Kammachermeister Elias Hofer (!) wurde 1791 in Wunsiedel als Bürger aufgenommen. (Stadtarchiv Wunsiedel, Ordner Grabsteine Wunsiedel)

Röttger (S. 488, 29) datierte den Grabstein in die Mitte des 17. Jahrhunderts.

 

[33] Wolff Rosenschon

Das Grabsteinfragment zeigt im Feld eine rechteckige Rollwerkkartusche. Von der Umschrift entzifferte Elisabeth Jäger folgende Worte: ... Herr Wolff Rosenschon, geweßene ...

Inschrift: In 1. Buch Moysis am 15. Cap. | Du solt hinfahren zu deinen Vät | tern mit Frieden unnd in guten alter | begraben werden. | Mit müh hab ich mein Tag bracht zu | Aber in Christo ich Itzt ruh. | Täglich hab ich auch manche nacht | Treulich des Orgelwercks bests betracht | Saur vnd süß hab ich viel erfahrn | In diesen dreiunfünffzig Jahrn | Niemant mein tod beweinen sol | Ich leb in Gott und ist mir wol.

Wolf Rosenschon bekleidete von 1580 bis 1632 das Amt des Organisten und 3. Lehrers an der Wunsiedler Lateinschule. Mit seinen beiden Frauen Margaretha, einer Tochter des Wunsiedler Bäckers Valentin Gesell, und Elisabetha, einer Tochter des Propstes Andreas Kühn in Erbendorf, zeugte er 27 lebend geborene Kinder und war damit wohl der kinderreichste Vater der je in Wunsiedel gelebt hat. Einer seiner Söhne war Hans Rosenschon (Grabstein Nr. 48) - (Jäger II, 19; Röttger 509, F 39)

 

[34] Sibilla Sophia Jacobina Baumann

Einfache Marmortafel, oben geschweift und mit zwei Vasen besetzt, im Feld schnörkelreiche Inschrift:

Hier im Schoos der mütterlichen Erde reifen der Ewigkeit entgegen, die Reste einer für das Glück ihres Gatten und ihrer Freunde zu früh entschlafenen, der Frau Sibilla Sophie Jacobina Baumann, geb. Schmidt von hier, des Herrn Christoph Karl Baumanns, wohl. Bürger und Buchbinders alhier Ehegattin. Unschuldsvoll vergnügt in ihrem kleinen Zirkel suchte sie Glück und Zufriedenheit um sich her zu verbreiten, erfüllte treu und gerne Gattin- und Tochterpflichten und sezte jedem drohenden Ungewitter Sanftmut u. Gedult entgegen. Sie war gebohren den 3. Juli 1765, vereheligte sich d. 30. Oktober 1783, eine kurze Spanne Zeit ward Ihr zugemessen, denn sie entschlummerte ohne Kinder den 12. November 1788, alt 23 Jahr 4 Monat 1 W. 1 T. 9 St.

Die Verstorbene war die einzige Tochter des Flaschnermeisters Jakob Friedrich Schmidt, ihr Mann war der älteste Sohn des Wunsiedler Stadtschreibers Joachim Friedrich Baumann. (Jäger I, 49; Röttger 495, 58)

 

[35] Johannes König

Bruchstück des Grabmals für den Handelsmann und Ratsherrn Johannes König. 1954 noch unversehrt erhalten (Abb. im Siebenstern 1934, S. 5 oben); das Unterteil fehlt heute. Röttger beschreibt den Stein wie folgt: Auf rechteckiger Platte oben eine hochovale Inschriftkartusche mit schlichter Rankenrahmung. In den Eckzwickeln Engelchen mit Todessymbolen.

Inschrift: Sterblicher, Itzt Lebst Du, das kanst Du fühlen. Du mußt sterbe[n], das kanst Du wissen! Wie schnell aber Sterbe[n] u. lebe[n] miteinander abwechseln, das kanst Du weder fühlen noch wissen. Aber doch aus der Erfahrung lernen: Lerne es dann ehe Du es erfährest an dem Exempel des weyl: S. T. Herrn Johann Königs, Vornehme[n] des Raths und Handelsmanns allhier zu Wunsiedel, geb. den 2. Dec. 1678, + den 23. Jul. 1739, dessen sterblicher Theil wartet hier in der verwesung Biß das verwesliche das Unverwesliche und das Sterbliche das Unsterbliche anziehen wird. Er hieß König dem Nahmen nach, doch hieß es bey Ihm auch der That nach: Heute König, Morgen Todt. Denn am Abend war er gesund, in der Nacht krank, am Morgen Todt. Die Ungewißheit seines Abschieds machte Ihn in seinem Haußwesen ordentlich, In seiner Ehe getreu und liebreich. In sein Wandel gegen dem Nächsten ohne Falsch. Im Rath und in der That dienstfertig. Die Gewißheit des Todes lehrte ihn das Irdische verschmähn, das Himmlische suchen, Folge ihm Leser. - Dieses Denkmahl ließe aus Liebe aufrichten des Wohlseeligen betrübte Wittbe Margaretha Barbara, gebohrne Benkerin. Diese Frau Margaretha Barbara König ist ihrem H. Eheliebsten in Todt nachgefolget d. 21. Juni 1743 und d. 24. hieher neben Ihn zur Linken hand begraben worden. alt 61 Jahr. Leichtext: Ps. 73 V. 25, 26 (Geboren 01.01.1682) - (Jäger I, 6; Röttger 483, 6)

 

[36] Drei Kinder des Johann Gropp

Der querrechteckige Kindergrabstein zeigt im Feld das Wappen der Familie Gropp und daneben die Reliefdarstellungen der Verstorbenen in ganzer Figur.

Umschrift: Anno Christi 1622 und 1619 u. 1615 sind alda begraben zwey Söhnlein und ein Töchterlein Herrn (Hans) Groppen des Jüngern, Bürgermeisters und Blech[zinnhend]lerß alhier Kinderlein. Denen Gott gnade.

Hans Gropp d. J. war in 1. Ehe mit Anna Cobs, einer Bürgermeisterstochter aus Pressath verheiratet. In 2. Ehe hatte er die Witwe Anna Entenschuh zur Frau. Bei den auf dem Grabstein angegebenen Kindern handelt es sich um Anna (*27.10.1613 + 1615), Hans (* 25.04.1619 + 1619) und Johann (*28.07.1622 + 1622). Catharina Schöpf (Grabstein Nr. 90) war eine Schwester dieser Kinder. (Jäger I, 37; Röttger 492, 43)

 

[37] Johann Sörgel

Im Feld des in zwei Teile zerbrochenen Grabsteins die halbreliefierte Halbfigur des jungen Mannes mit Halskrause und einer hohen, oben gerundeten Haube auf dem Kopf. Seitlich zwei Wappen; das rechte vollständig abgespalten, das linke zeigt einen Mann mit Hut, der in seiner Rechten ein Zepter hält. Diese Schildfigur wiederholt sich als Helmzier.

Die Umschrift zitiert E. Jäger nach Pertsch: Ao. 1637 den 20. July zwischen 8 und 9 Uhr vor Mittag ist im Herrn selig verstorben der ehrnveste und vorachtbare Herr Johann Sörgel, Fürstl. Brandenb. Gegenschreiber zu Wunsiedel seines Alters 34 Jahre 20 Wochen.

Der Verstorbene stammte aus Hof und war seit 1627 Amts- oder Gegenschreiber in Wunsiedel. Im Januar 1637 ehelichte er die aus Kulmbach stammende Rosina Hoffmann. Magdalena Sörgel, sein einziges Kind, wurde ein halbes Jahr nach seinem Tod geboren, starb aber bereits im März 1639 (Grabstein Nr. 3). (Jäger II, 21; Röttger 509, F 41)

 

[38] Christoph Pachelbel und dessen Ehefrau

Zwei Bruchstücke einer Grabplatte aus Marmor. Im Feld Inschrift darunter Fragment eines des Ehewappens Pachelbel und Kammerer.

Umschrift: Anno domini 1619 den 8. ... bar und wolgeacht ... und froliche Auferstehung Amen.

Inschrift: Anno 1618 Son ... Judica den 22. Martii zwischen 4 und 5 uhr nach mittag verschied in gott selig An. Herrn Bachelbls Haußfrau Ihres geschlechts eine Kam[merin] ... als sie 71 Jhar alt gewesen. der Allmechtig gott sey ihr Gnedig. Amen

Die Umschrift bezieht sich auf Christoph Pachelbel (* 1551 in Wunsiedel + 1619 in Wunsiedel), den Besitzer des Dünkelhammers. Seine Gemahlin war Anna Kammerer aus Waldershof (+ 1618). Beide waren die Urgroßeltern des Komponisten Johann Pachelbel in Nürnberg. (Jäger II, 23; Röttger 510, F 43)

 

 

[39] Anna Maria Hammer

Über einer von Akanthus und Voluten gerahmten Inschriftkartusche trägt der Grabstein die Wappen der Familien Pachelbel und Hammer.

Inschrift: Ehrengedaechtnus S. T. Frauen Anna Maria Hammerin gebohrne Pachelblin von Gehag, S. T. Herrn Johann Martin Hammers, weiland Hof u. Ritter-Gerichtsadvocat J. Ordinarii wie auch bestmeritierter gewessener ältester Bürgermeister (u.) Hospitalvorst. hinterlassene Frau Wittib, so nat. den 22. December 1647, denat. den 13. Augusti 1719 aetatis 71 Jahr 33 Wochen 3 Tag 5 Stdn.

Die Verstorbene war ein weiteres Kind (vgl. Grabstein 4) des Egerer Bürgermeisters und Exulanten Wolff Adam Pachelbel und seiner 3. Ehefrau Anna Maria, verw. Koth, geb. Schreier. An ihren Ehemann erinnert Grabstein Nr. 113. (Jäger I, 34; Röttger 490, 40)

 

[40] Johann Höpfel

Im Feld der stark beschädigten Grabplatte ein reliefiertes Kniestück des Verstorbenen als Ausschuß-Offizier mit einem Sponton in der rechten Hand. Von der Umschrift ist zu entziffern: Der Weil. Ehrnveste und wohlweise Herr Johann Höpfel ... 13 Jahr geweßener Lieutenand ... 27. Febr. 1682 seines Alters 63 Jahr weniger 2 Woche[n] 6 Tage. - Der untere Teil des Steins bzw. der Figur wurde rund 100 Jahre später zu einer glatten Fläche abgehauen, die folgende Inschrift trägt: Hier ruht in Gott weil. Fr. Anna Catharina Bauerin, geb. Schübelin von Groschlattengrün, geb. d. 5. Mer. 1734. Starb d. 13. Jun. 1789, alt 55 Ja. 3 Mo. u. 8 Tag. - Wahrscheinlich stand Anna Catharina Bauer in verwandtschaftlicher Beziehung zur Familie Höpfel und wurde deshalb in deren Gruft beigesetzt. Johann Höpfel war ein Sohn des Bürgers und Metzgers Christoph Höpfel und dessen Ehefrau Barbara, geb. Grüner. Er ist am 22.08.1620 in Wunsiedel geboren und heiratete am 29.11.1652 Maria Magdalena, die Tochter des damals in Arzberg wohnenden Egerer Exulanten Ulrich Lämp. (Jäger I, 41; Röttger 492, 47)

 

[41] Sabina Hammer

Auf erhöhtem Feld das Ehewappen Hammer (Lowe mit Hammer)- Schönstatt (Blütenzweig). Darunter Knorpelwerkskartusche, oben und unten mit einem geflügelten Engelskopf, mit dem Leichtext. Sitzmann sieht in dem Grabmal ein Werk des aus Eger nach Wunsiedel eingewanderten Bildhauers Wolf Kempf.

Umschrift: Hier liegt begraben die Edle viel Ehr u. Tuge[n]dreiche Frau Sabina Hammerin eine gebohr. von Schönstatt ward gebohr. in Eger Ao. 1608 de[n] 10. Decemb. zwischen 2 u. 3. uhr vormittag, starb seelig Ao. 1674 de[n] 6. Julij zwis. 2 u. 3 Uhr v. m. hat ir alter gebracht uff 65 Jahr 25 W. 3 Tag.

Sabina war die Ehefrau des vormaligen Egerer Ratsherrn Christoph Hammer (+ 22.05.1655), der mit seiner Familie als Exulant nach Wunsiedel gekommen war. Anna Maria Hammer (Grabstein Nr. 39) war seine Schwiegertochter. (Jäger I, 36; Röttger 492, 42; Sitzmann 1934, 8)

 

[42] Johann Leonhard Geyssel

Im lebhaft reliefierten Feld des Grabsteins zwei Kartuschen mit Spruchtexten, teilweise gerahmt von Ranken und Früchten. Die untere Kartusche wird von einem stehenden Engel gehalten. Unter derselben das Familienwappen des Verstorbenen (Stengel mit zwei Blüten).

Umschrift: [Hier ruhet] in [Gott] Herr Johann [Leonhard] Geyßel vornehmer inwohner und handelsmann auch Kunst und Seidenferber (allhier wurde geboren zu ...) Ao. (1627) den 31. Julii, gestorben Ao. 1677 den 31. Julii den Gott genade. (Jäger I, 33; Röttger 490, 39)

 

[43] Ursula Zobel

Im oberen Teil des Feldes die Wappen der Familien Zobel und Weißmann, darunter ein gewölbtes, hochovales Inschriftfeld für den Leichtext.

Umschrift: Anno domini 1634 den ... ist in Gott seelig verschieden die Erbare und tugendsame Frau Ursu(la), Herrn Wolff Zobels, Burgerm ... (und Hospital)vorstehers alhier liebe Hausfraw, ein geborne Weißmenin von Aurbach, ihres Alters 76 ½ Jahr. welcher Gott und unß allen eine Fröhliche aufferstehung geben wolle.

Ihr Ehemann Bürgermeister Wolff Zobel hat den Grabstein Nr. 73 (Jäger II, 6; Röttger 506, F 26)

 

[44] Michael Cirner

Grabstein mit Umschrift und langem Grabgedicht im Feld. In dessen Mitte ein mit Lorbeer umkränzter Rundschild mit einer stark abgewitterten Hausmarke (Abbildung bei Röttger).

Umschrift: ... schid in Gott seelig der Ehrnveste und wo(lweise) Herr Michael Cirner, 15jähriger Burgermeister alh ... Monat und 4 Tag. Dem Gott ... Ewige Ruhe ... hen wolle.

Inschrift: Ach selge ... (Himmelswonne) | Hat mir der Herr bereit | Da Christus ist die Sonne | Leben und Seligkeit. | Was kan mir doch nun schaden | Wenn ich bey Christo bin | In Gottes Fried und Gnaden | Fahr ich mit (Freud dahin). || Fahr hin du treuer Mann | fahr hin in Gottes Gnaden | Erschwing dich Himmelan | dir kan nun nichts mehr schaden | Die Welt Sünd Höll und Tod | Du sihst den wahren Gott | Die ewge Himmelssonne | Ach selige Freud u. Wonne.

Der Verstorbene war Nagelschmiedmeister und Bürgermeister in Wunsiedel. Geboren Thiersheim als Sohn eines dortigen Gutbesitzers. Sein Großvater war der Wunsiedler Subdiakon M. Andreas Zürner gewesen. Von seiner ersten Ehefrau ist nur der Vorname Apollonia bekannt. In 2. Ehe verheiratete er sich mit der Witwe Margaretha Schwarz aus Mitterteich. Beide Ehen blieben kinderlos. Michael Cirner wurde am 13.11.1664 in Wunsiedel beerdigt. (Jäger II, 7; Röttger 506, F 27)

 

[45] Johann Heusinger von Waldeck

Der vorzüglich komponierte und gewandt ausgeführte Wappengrabstein ist nach Sitzmann ein Werk des damals in Bayreuth tätigen Hofbildhauers Johann Brenck.

Inschrift: Herr Johann Heußinger von Waldegg hier gewesener Superintend. geb. d. 4. Febr. 1613, gest. d. 22. Mai 1673 im 60 Jar 15 W. - Ein großer Mann von großen Gaben | wohlwürdig und von adel vest | ruht hier, sein ruhm ist unbegraben | Sein Seele lebt, obgleich verwest | der Leib, bis ihn ohn alle klage | Erweckt verseelt der Jüngste tage.

Superintendent Johann Heußinger v. Waldegg ist in Lanzendorf als Sohn des Landwirts Johann Heußinger und dessen Ehefrau Anna, geb. Morat von Cremitz geboren. 1641 heiratete er die Pfarrerstochter Katharina Schwab aus Bindlach. Die Familie wurde 1651 in den Adelsstand erhoben. Von seinen Kindern verheirateten sich drei in Wunsiedel: Joseph Friedrich, der mehrere Jahre hier Diakon und zuletzt Superintendent in Hof war; Maria Margarethe, die sich mit Johann Christoph Pachelbel verehelichte und Anna Catharina, die zu erst mit Diakon Johann Ruppenstein und dann mit Kapitän Michael Kuhn verheiratet war. (Jäger I, 35; Röttger 490, 41; Sitzmann 1934, 8)

 

[46] Johann Heinrich Arcularius' Kinder

Grabmal für Johann Christian, Georg Philipp und Anna Catharina, drei Kinder des hochf. brandenb. Amtmanns der Stadt und Sechsämter Wunsiedel, Johann Heinrich Arcularius, und dessen Ehefrau Elisabeth Charlotte Keßler, Tochter des Landrentmeisters Keßler in Dresden.. Inschrift in hochovalem, von Lorbeerstab und Engelsköpfchen umrahmtem Feld.

Inschrift: Hier ruhen in Gott des hochfürstl. Brandenburg. verordneten Amtmans der Stadt und Sechs Amten Wonsidel H. Johan Heinrich Arcularii seel. verstorb. Kinderlein Johann Christian, gebohren den 24. Junii Ao. 1700, gestorben den 2. Julii Ao. 1701 - Georg Philipp geborn den 22. Martii Ao. 1706, gestorben den 3. Augusti Ao. 1708 - Anna Katharina gebohrn den 22. 9bris Ao. 1707, gestorben den 20. Febr. Ao. 1708. Laßet die Kindlein zu mir kommen. Marc. 10, 14. (Jäger I, 11; Röttger 484, 11)

 

[47] Andreas Döbereiner

Marmorplatte mit großer Inschriftkartusche, oben über Lambrequins eine Krone.

Inschrift: Unter diesem Steine ruhen in Gott weyl. Herr Andreas Döbereiner, Capitain Lieutenant bey den löbl. Ausschus auch Bürger und Schneider allhier wurde gebohren zu Holtzmühl d. 26. Febr. 1685 vereheligte sich 1705 mit Eva Margarethe eine gebohrne Goßlerin aus Asch mit welcher er 49 Jhr. in vergnügter Ehe gelebet, zeugten miteinander 5 Söhn u. 4 Töchter, so aber alle zu Gott vorausgegangen, starb im Herrn seelig den 2. April 1754 brachte sein christlich geführtes Leben Auf 69 Jahr 5 Wochen 1 Tag. Deßen Ehefrau Margarethe ist gebohrn 19. März 1685 starb in der Gnade Gottes d. 22. Dez. 1756 brachte ihr Leben auf 70 Jahr wen. 4 Wo. und erwarten miteinander die Zukunft ihres Erlösters. (Jäger I, 17; Röttger 486, 17 )

 

[48] Johann Rosenschon

Im Feld oben eine Rollwerkskartusche mit dem Leichtext. Darunter Ehewappen in ausgeschnittenen Spätrenaissance-Schildern. Unten Bibelspruch auf einer hervortretenden Tafel.

Umschrift: Anno 1651 den 17. Septembris Ist (in Gott) selig verschieden der Ehrnveste und wohlvornehme Herr Johann Rosenschon, geweßener Fürstl. Sächs. Lauenburgisch. Haubtmann Zu S(ch)lackenwerdt. Seines Alters 40 Jahr. - Den 31. Januarii Ao. 1651 Ist in Gott Seelig entschlaffen seine liebe Haußfrau Anna Barbara, eine geborne Zwiernerin von Rothenburg an der Tauber. Ihres Alters 38 Jahr. Denen Gott eine Fröhliche Aufferstehung verleyhen wolle. Amen.

Hans Rosenschon war 1611 als Sohn des Wunsiedler Organisten Wolf Rosenschon (Grabstein 33) geboren. (Jäger II, 4; Röttger 504, F 24)

 

[49] Antonius Riedel

Im vertieften Feld des Marmordenkmals reliefiertes Hüftstück des Verstorbenen vor einer Draperie. Das stark verwitterte Inschriftfeld darunter ist von Knorpelwerk umrahmt. Laut Röttger war der Grabstein früher mit einem schönen schmiedeeisernen Grabkreuz aus dem 18. Jahrhundert besteckt, das jedoch - weil stark verrostet - entfernt wurde.

Inschrift: Hier liegt begraben der Ehrenveste und wohlweise Herr Antonius Riedel, des Raths und Tuchmacher alhier, ist geboren d. 6. Augustii 1618 in der Stadt Eger ... 55 Jahr wen. 13 Wochen und 4 Tag.

Der Egerer Exulant Antonius Riedel war in 1. Ehe (26.11.1651) mit Maria Renz aus Eger und in 2. Ehe (07.11.1665) mit Regina Maria Sextus verheiratet. Letztere verheiratete sich als Witwe 1677 mit Wolfgang Rebner. Der Verstorbene wurde am 04.05.1674 bestattet. (Jäger I, 61; Röttger 502, F 14)

 

[50] Andreas Schöpf

Im Feld des Grabsteins eine von Ranken umrahmte leicht gewölbte Inschriftkartusche, in den oberen Eckzwickeln je eine Weintraube. Unter dem Inschriftfeld das Pelikan-Wappen, das die Schöpf, ebenso wie seit 1528 die Pachelbel, von der Familie Friesner übernommen haben.

Inschrift: Hier ruhet in Gott Herr Andreas Schöpff, vornehmer Bürger und Gastgeber, ist geboren den 15. Jul. Ao. 1651, wider seel. gestorbe[n] den 11. April Aol 1715.

Andreas Schöpf war Metzgermeister und Gastwirt zur Goldenen Traube in Wunsiedel. Seine Eltern waren Wolfgang Schöpf und dessen Ehefrau Katharina, geb. Gropp (Grabstein Nr. 90). In erster Ehe hatte er Anna Margarete Schmidt, eine Tochter des Egerer Exulanten und Fleischhackermeisters Christoph Schmidt (dem Stammvater der Apothekersfamilie Schmidt) zur Frau. In zweiter Ehe verheiratete er sich mit Anna Sabina de la Flor. (Jäger I, 47; Röttger 495, 54)

 

 

[51] Johann Anton Meinel und dessen Familie

Johann Anton Meinel war der 2. Sohn von Michael Meinel (Grabstein Nr. 52) - Über der Inschrift Ehewappen Meinel - Dürr.

Inschrift: Dieser Stein verwahret die theuern Gebeine vollendeter gerechten Eltern Weil. S. T. Johann Anton Meinel, bestverdienten Bürgermeisters und Stadt-Cämmerers, wie auch wohlbestallt gewesenen Secretarii und Cassiers, 1751 im 61. Jahr allhier seelig verstorb[en] und dessen würdige Ehegattin, weil. Frau Maria Christiana Meinlin, gebohren Dürrin hochedelgeb., so diese Welt erblickte 1708 d. 12. Dbr. in Bayreuth und sel. verstarb 1779 d. 16. März in Wunsiedel. Folgen die Hoffnungsvollen Kinder: Jfr. Maria Eleonora Johanna Meinlin, so 1732 geb. aber nach 7 Wochen wieder verstorben; Johann Daniel Meinel erblickte das Licht dieser Welt 1734 und starb mit 1 Jahr 1735; Johann Daniel Meinel hat schon nach 3 Wochen diese Welt 1735 gesegnet; Johann Christian Andreas Meinel verließ diese Zeitlichkeit im 7. Jahr mit Johann Heinrich Meinel, 4 Jahr alt, 1744; Jfr. Luisa Dorothea Meinlin erblaßete d. 24. Aug. 1745 mit 1 Jahr und S. T. H. Ludwig Gottfried Meinel, wohlbestallter Regierungs-Advocat und berühmter Juris Practicus hat verdienstvoll im 35. Jahr 1765 allhier das zeitl. mit dem ewigen verwechselt. Auch 4 zärtl. geliebte Anenkkel Jfr. Maria Ernestine Sibylla Benkerin, geb. d. 27. Febr. 1769 starb im 7. Jahr 1775, Ernestine Louisa Christiana Benkerin erblickte das Licht der Welt d. 22. Jun. 1772 u. verschied seelig im 5. Jahr 1776, Adam Martin Gottlob Benker kam zur Welt 1774 d. 7. May und gieng aus derselben d. 25. Aug. 1776 im 3. Jahr, Christina Carolina Elisabeth Benkerin geb. d. 11. Mart. 1778 verst. mit 17 Wochen d. 3. Juli h. a. (Jäger I, 43; Röttger 494, 50)

 

[52] Michael Meinel

Das aus grauem Sandstein gefertigte Grabmal stammt nach Röttger aus der Werkstatt des Bayreuther Hofbildhauers Elias Räntz. Im oberen Teil zeigt es das reliefierte Brustbild des Verstorbenen unter einem Baldachin, dessen Draperien von Engeln beiseite geschoben sind. Darunter ein stark gewölbtes Inschriftfeld zwischen Engeln und allegorischen Frauengestalten.

Inschrift: Hier ruhet in Gott S. T. Herr Michael Meinel, wohlverdient gewesener Ältester Bürgermeister und Hospitalvorsteher alhier, dann Landschaffts-Steuer-Einnehmer und Eines Löbl. Wunsiedelischen Kreises Ritterschaffts Cassier, Welcher gebohrn den 7. Febr. 1660, verstorben den 21. Martii 1718 und also sein Leben gebracht uff 58 Jahr und 6 W. | Gott lasse den morschen Leib einst frölich auferstehen Und mit der Seel vereint zur Himmelsfreud eingehen. (Jäger I, 42; Röttger 494, 49)

 

[53] Christoph von Schrotzberg

Im Feld befinden sich zwei Wappen: Das Schrotzbergische (mit der Schere) und das der Stanen, einer oberpfälzischen Adelsfamilie. Darunter ein Engelskopf und eine herzförmige Spruchkartusche mit Knorpelwerkrahmung.

Inschrift: Der edle u. veste Herr Christoph von Schrotzberg, fürstl. Brande[n]b. Castner der Sechs Ambt Wunsiedel ward geboren den 8. Dezember Ao. 1585 ist in Christo selig verschieden ... seines Alters 77 Jhr. weniger 4 Wochen und 3 Tag. Dem Gott gnade. Amen. - Zu Seiten der Helmzieren die Initialen C. V. S. (Schristoph von Schrotzberg) und D. S. G. S. (Dorothea Schrotzberg geb. Stann). Christoph von Schrotzberg war mit Dorothea Stann verheiratet und starb am 07.11.1662 in Wunsiedel. (Jäger I, 13; Röttger 486, 15)

 

 

[54] Anna Fröhlich

Im Feld des Grabsteins große Inschriftkartusche, gerahmt von Engelsköpfchen und Akanthusvoluten (mit Knorpelwerk-Reminiszenzen). Karl Sitzmann hält diesen Stein für ein Werk des Bayreuther Hofbildhauers Johann Brenck.

Inschrift: Hier liegt Anna Frölichin | Herrn Haubtmanns Kinderpflegerin | Zu Schwartzenbach ist sie geborn | Ihr Vatter war zum Rath erkohrn | Hieß Heinrich Rathl (wird wohl Raithel heißen dürfen) vom geschlecht | Das ihn erwehlet schlecht und recht | Zween Männer hat sie überlebt | Hans Veich ein Schuster, welcher schwebt | Mit Hansen Frölich Müllern dort | Da sie erfreut der sehlge Ort | - gebohrn im Jahr 1610 den 13. Septembris, gestorben zu Wonsiedel 1673 den 29. May früh gegen 4 Uhr welcher Gott eine fröhliche Aufferstehung verleihe. (Jäger I, 14; Röttger 485, 14; Sitzmann 1934, 8)

 

[55] Lorenz Christian Hönicka

Marmorplatte mit zwei Wappen im Oberteil. Darunter Inschriftplatte mit Engelsköpfen ander der Ober- und Unterseite.

Lorenz Christoph Hönicka, Mitbürger, Müllermeister und Hammergutsbesitzer, geb. 15.04.1763 in Fleißenhammer, gest. 07.11.1800 dortselbst. Verheiratet am 10.04.1788 mit Christina Ries, Müllermeisterstochter aus Marktredwitz. Diese starb am 26.06.1852 als verwitwete Küspert, wurde aber in die Gruft zu ihrem ersten Mann gelegt. Desgleichen der Enkel der vorigen Johann Thomas Hönicka, Bürger und Mühlenbesitzer, geb. 04.05.1825 in Fleißenhammer, gest. 26.10.1898 dortselbst. Verheiratet am 06.07.1856 mit Margaretha Barbara Blechschmidt von der Kieselmühle bei Arzberg. (Jäger I, 56; Röttger 510)

 

[56] Stark beschädigter Grabstein mit Allianzwappen Schreyer/Rösler

Dieser Stein zeigt besonders gut erhaltene Bildhauerarbeit, doch wurden die beiden Längsseiten des Steines mit roher Hand glattgehauen, um den Stein als Brücke benützen zu können. Dadurch ist auch der Name des Mannes, dessen Grab er deckte, unbekannt, und da um die Zeit von 1609 noch kein Beerdigungsbuch in Wunsiedel geführt wurde, nicht mit voller Gewißheit festzustellen. Die noch vorhandene Inschrift lautet: Anno 1609 am Tage Johannis d. Evangelisten d. 22. Dezemb. verstarb in Gott der Ehrveste wohlfürnehme H ... 70 J. 6 Monat. Dem Gott eine selige Ruhe und ... verleihen möge. Darunter: Hönicka-Wappen und Rößler Wappen. (Jäger I. 57; Röttger 501, F 12)

 

[57] Georg Christoph Reinel

Die Grabplatte für den Wunsiedler Stadtrichter und Landvogt Georg Christoph Reinel trägt eins mit Muschel- und Laubwerk gerahmte Inschriftfeld und über demselben das Wappen des Verstorbenen.

Die Inschrift lautet: Allhier ruhet in Gott Herr Georg Christoph Reinel, hochfürstl. Brandenb. Kulmb. wohlverd[ient] gewesener Stadt Richter u. Landvogt allhier zu Wunsiedel, war geboren in dem ... Hammer (?) zu Hetzelsdorf den 24. April 1695 wurde in seinem sibenden Jahr zum Vatterlosen Waisen, jedoch von seiner Kindheit an zu wahrer Gottesfurcht u. guten Wissenschaften erzogen, ging 1717 auf die berühmte Universität Jena, studierte daselbst Jura in die drei Jahre fleißigst, wurde als Amtsvogt nach Marktleukersheim bestellet, verheuratete sich allda zum erstenmal 1729 mit S. T. Jungfer Sophie Kunigunde Hammerin (?) welche 1743 sel. verstorben. Er schritte 1746 zur zweiten Ehe mit Sußanne Elisabetha Fraaßin aus Emskirchen, bekam 1748 das hiesige Stadtrichteramt, lebte christlich und aufrichtig, amitere fürsichtig und redlich und starb den 1. April 1761 in seinem Erlöser, seines Alters 66 Jahr.

Reinels zweite Gemahlin Susanna Elisabeth, geb. Fraas, starb in Wunsiedel am 12.11.1764 im Alter von 47 Jahren, 7 Monaten, 1 Woche und 1 Tag. (Jäger I, 29; Röttger 488, 35)

 

[58] Johann Philipp Lang

Grabmal für Johann Philipp Lang. Im oberen Teil des Feldes eine korbbogige Wappenblende auf Pilastern, an Bogen und Pfosten teilweise verwitterte Inschriften. Darunter zwei Spruchkartuschen.

Johann Philipp Lang, geb. am 22.12.1701 als Sohn des Philipp Lang (+ 30.07.1695), Handelsmann u. Kunstfärber in Wunsiedel und seiner Ehefrau Catharina Christina, verwitwete Geißel, geborenen du Braßeri (+ 20.06.1708). Dem Knaben fiel von einem benachbarten Haus ein Blumentopf auf den Kopf und verletzte ihn so, daß er nach zehn Stunden starb.

Inschrift: Johann Philipp Lang natus 1701 d. 22. Xber, denatus 1708 d. 20. Junij. (Jäger I, 10; Röttger 484, 10)

 

[59] Johann Jacob Zobel

Im Feld des Grabsteins zwei Wappen: Ein laufender Zobel in Schrägrechtsbalken (Zobel), im anderen Schild ein Hirschkopf (Kotz). Darunter Spruchinschrift in Rankenrahmung.

Johann Jacob Zobel war Bürgermeister, Stadtkämmerer und Hospitalvorsteher in Wunsiedel. Geboren am 12.03.1633 als Sohn des Bürgermeisters und Hospitalvorstehers Johann Zobel und dessen Ehefrau Barbara, geb. Pachelbel, verheiratete er sich am 20.11.1655 mit Ursula Kotz. Diese, geboren am 03.08.1628, war eine Tochter des Wunsiedler Bürgermeisters, Blech- und Zinnhändlers Johann Leonhard Kotz und dessen Ehefrau Ursula, geb. Rößler. Johann Jacob Zobel starb am 19.09.1702, seine Ehefrau Ursula war ihm am 26.09.1689 voraus gegangen.

Der Stein ist sehr beschädigt und deshalb von der Inschrift nur Fragmente zu entziffern: ... Edlen H. Joh. Jacob Zobel Bürger ... 1633 12. Mart. ... 1702 ... Starb 1689 d. 26. Sept. ... alt 61 J. 7 Wo. 4 Tag. (Jäger I, 13; Röttger 485, 13)

 

[60] Andreas Schelter

Im Feld der Grabplatte der Verstorbene in Halbfigur en face, eine Laubwerkkartusche vor sich haltend. Zu Seiten des Hauptes Laubwerkornamente.

Umschrift: Andreas Schelter Bur[ger] Blechziner u. Eise[n]haend[ler] dahier Gebor[en] Ao. 1603, de[n] 29. jan. st[arb] s[elig] de[n] 12. Mart. 1667 Seins Alters 64 Jahr 7 W. Sein Eheweib Margar. eine geborne Gebhartin, gebor[en] de[n] 2. Jul. 1590 st[arb] s[elig] de[n] 9. Oct. 1667, ihres Alters 77 Ja. Dene Sel. Got gnedig sei.

Nach Elisabeth Jäger entstammte Andreas Schelter dem alteingesessenen Bauerngeschlecht Schelter in Holenbrunn. (Jäger II. 3; Röttger 504, F 23)

 

[61] Maria Catharina Hönicka

Oben im Feld die Familienwappen Schreier und Hönicka. Darunter Spruch in Knorpelwerkrahmung; oberhalb und unterhalb derselben je ein geflügelter Engelskopf.

Inschrift: Hier ruhet in Gott die erbar u. tugentsame Frau Katharina Hönickin, eine geborne Schreierin, ward geboren Anno 1624 den (22. Julii) ist selig verschieden anno 1686 am H. Ostertag (09.04.) abends um 8 Uhr ihres Alters 62 Jahr weniger 15 Wochen ihres Ehstands 36 Jahr.

Katharina Hönicka war die Tochter des Hammermeisters Peter Schreier in Leupoldsdorf und war verheiratet mit Johann Hönicka, Müller auf der Fleißenmühle. Der Stein zeigt das Hönicka- und das Schreierwappen, die beide den Hahn im Wappenschild tragen. (Jäger I, 28; Röttger 488, 33)

 

[62] Julius Heinrich Pachelbel

Grabmal für Julius Heinrich Pachelbel. Oben das Pachelbel-Wappen, darunter ein schlichtes ovales Inschriftfeld.

Inschrift: Hier in dieser Gruft liegt versenkt der entseelte Körper des weil. Hochedelgebornen Herrn Julii Heinrich Pachelbels von Gehaag. Er ging ein in dieses Jammerthal A. 1642 d. 23. Martii. Nachdem er nun auf seiner wanderschafft wohl ermüdet war, sehnte er sich wiederum nach seinem Ewigen vaterland, dahin er auch durch die Gnade Jesu Christi aus dieser zeit sanfft u. selig abgefahren d. 15. Aug. 1704 seines Alters 62 Jahr.

Die Eltern des Julius Heinrich Pachelbel waren der berühmte Egerer Bürgermeister Wolf Adam Pachelbel und dessen dritte Ehefrau Anna Maria, geb. Schreier. (Jäger I, 46; Röttger 496, 53)

 

[63] Andreas Baumgärtel

Grabstein mit Inschrift auf geohrtem Feld. Darüber Totenkopf, Spruchband und Lorbeerstab.

Inschrift: Hier ruhen im Herrn die Gebeine des weyland Herrn Andreas Baumgärtels, Bürger u. Mühl-Besitzer auf denen sogenannten beyden Stadt-Mühlen, als Carl- und Münz-Mühl. Er war den 2. Sep. 1728 auf der Carl-Mühl alhier gebohren, er verehelichte sich den 8. May 1759 mit Anna Barbara, eine geb. Poppin, mit der er 30 Jahre und 10 Monate in einer vergnügten Ehe vier Kinder erzeugte und er starb den 15. März 1790 in einem Alter von 61 Jahren 6 Mon. u. 13 Tagen. (Jäger I, 58, Röttger 499, F 5)

 

[64] Eva Sophia und Georg Stephan Trenzinger

Das Marmorgrabdenkmal trägt oben einen geflügelten Engelskopf, im Zentrum ein hochovales, leicht gewölbtes Inschriftfeld und darunter eine gekrönte Kartusche mit Lorbeerrahmung.

Die Inschrift lautet: Hier ruhen in Gott weyl. Eva Sophia Trenzingerin, eine gebohrene Rennebaumin von Selbm hat das Licht der Welt erblickt d. 15. Sept. 1694, ist in dem Herrn Seel. entschlaffen d. 19. April 1744, hat Ihr Lebe[n] auf 50 Jahr wen. 10 woch. gebracht. - Anno 1756 d. 29. April deßen Ehegatte weyl. Herrn Georg Stephan Trenzinger, Eines wohl Löbl. stadt Raths Mitglied, war gebohren den 20. Febr. 1689 zu Oberhöchstett u. haben in 31 Jährigem Ehestand 12 Kinder gezeuget u. sein Leben gebracht auf 67 Jahr 2 Mon. (Jäger I, 63; Röttger 501, F 13)

 

[65] Johann Steiff

Grabstein für den Bürgermeister und Hospitalvorsteher Johann Steiff. Im Feld die reliefierte Halbfigur des Verstorbenen, darunter eine einfache Kartusche mit Spruch.

Johann Steiff war Huf- und Waffenschmied. Getauft am 02.03.1648 als Sohn des Huf- und Waffenschmieds Jakob Steiff und seiner Ehefrau Dorothea, geb. Niclas. Am 03.11.1674 verheiratete er sich mit Juliane Scharff, Tochter des Töpfermeisters Johann Scharff und dessen Ehefrau Margarethe. Diese Starb am 04.03.1716.

Inschrift: Hier ruhet in Gott S. T. Herr Johann Steiff wohlverdient geweßener Bürgermeister und Hospitalvorsteher ... (beschädigte Stelle) gestorben den 4. Martii an. 1716 hat sein alter gebr. vff 61 Jahr 3 Tag. Leichentext: Ps. 73, V. 25, 26 (Jäger I, 5; Röttger 483, 5)

 

 

 

 

 

 

[66] Maria Barbara Barth

Grabmal für Maria Barbara Barth, Ehefrau des Pfarrers Peter Bart. Im Feld zwei gerahmte Schrifttafeln, die untere mit Draperie.

Die Verstorbene war eine Tochter des Huf- und Waffenschmieds Johann Steiff (Grabstein Nr. 65) und dessen Ehefrau Juliane, geb. Scharff. Getauft am 26.08.1682 verheiratete sie sich am 01.11.1698 mit Magister Johann Christoph Barth (+ 11.06.1705).

Inschrift: Hier ruhet in Gott die Edle Ehr u. Tugentbelobte Frau Maria Barbara des Wohlehrw. Hochachtb. u. vielgelahrte[n] H. M. Barth, eine geborene Steiffin, im Ehestant gelebet 6 Jahr 31 Wochen, seel. verschiden den 11. Jun. 1705 Ihrs Alt. 23 Jahr 41 W. Gaudia dum pario semper peritura recedo sic simul objiciunt se thorus et tumulus. (Übersetzung: Indem ich Freuden gebäre, nehme ich stets ab, dem Untergang bestimmt. So bieten zugleich sich der Kindbett u. Grabhügel.) Indem ich brachte Freude mit meinem Herzens Sohn So ruffte Jesu: scheide! Erreich den Gnaden Lohn. Nun steh ich vor dem Throne (unleserlich) hat erbaut Mein Jesus mit der Crone ziert mich als seine Braut. (Jäger I, 7; Röttger 483, 7)

 

 

[67] Johann Georg Gesell

Grabstein mit reliefiertem Brustbild des Verstorbenen vor einer von Engeln gehaltenen Draperie. Darunter eine Inschriftkartusche.

Inschrift: Alhier ruhet seelig in Gott weyl. Tit. Herr Johann Georg Gesell wohlverdienter Bürgermeister und Stadt-Kämmerer alhier in Wunsiedel, gebohrn den 16. Jan. 1675, mit seiner Frau Ehe Consortin Fr. Eva Catharina gebohrne Kraußin ehel. gelebet 24 Jahr, starb d. 4. Jul. 1724 wurde alt 49 Jahr 24 W.

Der Verstorbene war ein Sohn des Bäckers Friedrich Gesell und dessen Ehefrau Anna Elisabeth geb. Zobold. Seine Ehefrau Eva Catharina, eine geborene Krauß aus Marktredwitz, hatte er am 31.08.1700 geheiratet. (Jäger I, 39; Röttger 492, 45)

 

[68] Adam Höpfel

Der obere Rand der Marmorplatte fehlt. Im Feld steht die reliefierte Halbfigur des Verstorbenen mit Handschuhen in der Rechten. Darunter eine von knorpeligem Laubwerk eingefasste Inschriftkartusche mit dem Leichtext.

Von der Umschrift entzifferte Elisabeth Jäger: ... veste hochachtbare fürsichtige wohlweise H. Höpfel gewester Bur ... (k)ammerer alhier seines alters 63 Jahr wenig ... hung verleihen wolle.

Der Sattler, Bürgermeister und Stadtkämmerer Adam Höpfel war am 24.01.1606 in Wunsiedel getauft worden, am 03.05.1631 heiratete er die aus Dürnberg stammende Elisabeth Meyer. Begraben wurde er am 20.01.1669. (Jäger II, 16; Röttger 508, F 36)

 

[69] Georg Übelhopf

Auf dem Feld des Grabsteinfragments ein schräg rechts geteiltes Wappen. Darauf befinden sich vorne zwei Schräglinksbalken, hinten ein Löwe.

Umschrift: Anno 1591 den 5. Octob. zwischen 2 und 3 uhr nachmittag Ist In Gott verschieden der Erbar vnd ... Burgermeister u. gewesener Spitalher Alhie dem Gott gnad.

Wie Elisabeth Jäger berichtet starb nach Auskunft des Ratsprotokollbuchs im Herbst 1591 der Bürgermeister und Hospitalvorsteher Georg Übelhopf, der in Wunsiedel den vornehmsten Gasthof besaß. Bereits sein Vater und Großvater hatten den Gasthof zu hohem Ansehen gebracht. (Jäger II, 17; Röttger 508, F37)

 

[70] Sibylla Percae

Grabmal für Sibylla Pertsch. Ehefrau des Pfarrers und Superintendenten Johann Pertsch, geborene Hofmann aus Münchberg. Umschrift und Inschrift im Feld der Marmorplatte, darunter Allianzwappen Pertsch (gekreuzte Fische mit drei Kleeblättern) und Hofmann aus Münchberg (Schrägrechtsbalken mit 3 Sternen, darüber Halbmond, darunter 2 Rosen).

Inschrift: Anno Christi 1602 den 24. Januarii verstarb die erbare und tugendsame Frau Sybilla Herrn M. Joan Percae Pfarrers und Superintendentes zu Wonsidel ehliche Hausfraw, Welcher Leichnam anhero zusamt ihrem lieben Tochterlein Ursulae Sybillae, welches verstarb Anno 1601 den 24. Septembris am Abend Michaelis begraben, welchen Beiden und uns alen der Treue Got am Jüngsten Tag eine fröliche Aufferstehung verleihen wolle. Phil. 1. Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn. M. J. P. P. & S. W. (M. Johann Pertsch, Pastor u. Superintendent Wunsiedel) - (Jäger I, 8; Röttger 483, 8)

 

[71] Anna Margaretha Wolf ?

Bruckstück eines Renaissance-Grabsteins mit dem Fragment einer reliefierten weiblichen Standfigur deren Kopf mit dem Oberteil der Platte fehlt. Wahrscheinlich eine Pfarrersfrau. Unten knieen vier Kinder (mit überschriebenen Vornamen) zu Seiten von Kruzifix und Stundenglas.

Von der Umschrift entzifferte Elisabeth Jäger: ... (got)selig frome Fraw Anna M(.) ... in got entsch ...

Röttger merkt hierzu an: Da der Inschriftrest die Worte "... Frau Anna M. ..." enthält, könnte es sich um die Frau Anna Margaretha des Pfarrers M. Martin Wolf, + 1648 (Simon, Pfarrerbuch, Nr. 2798) handeln.

(Jäger II, 18; Röttger 508, F 38)

 

[72] Anonymer Ratsherr

Bruchstück eines Grabsteins, das Wappen im Feld zeigt einen schräg nach links oben gerichteten Pfeil, darüber eine Blüte (Rose?) und darunter einen sechszackigen Stern. Von der Umschrift konnte Elisabeth Jäger folgendes entziffern: ... hart Burger vnd deß Ra ... (dah)ier Seines Altters 49 Jahr deme Gott ein Froliche vfferstehung verlei ...

Zur Identität des Grabsteininhabers schreibt E. Jäger: "Der Ratsherr, dessen Familiennamen auf 'hartt' hinausging, kann eigentlich nur ein 'Liphardt' (Lippert) gewesen sein. Doch konnte noch kein Ratsherr Liphardt gefunden werden, der nur 49 Jahre alt wurde." Wie Röttger dazu bemerkt, zeigte das Wappen der Wunsiedler Liphardt jedoch einen steigenden Löwen. (Jäger II, 15; Röttger 508, F 35)

 

[73] Wolf Zobel

Im Feld des Grabsteinfragments die Ehewappen Zobel und Weißmann. Darunter eine Rollwerkkartusche mit Bibelspruch.

Umschrift: ... veste Hochachtbar und wolweiße Herr Wolff Zobell, Burgermeister und des Hospitales Vorsteher alhier, Seines Alters 76 Jahr.

Wie Elisabeth Jäger ausführt war der Verstorbene vor dem Dreißigjährigen Krieg einer der reichsten Männer Wunsiedels. 1558 in Wunsiedel geboren ehelichte er 1584 Ursula, die Tochter des Michael Weißmann in Auerbach (Grabstein Nr. 43). 1635 starb er kinderlos. (Jäger II, 11; Röttger 507, F 31)

 

[74] Mathias Gebhardt

Platte mit verwitterter deutscher Umschrift. Im Feld Kelch und Blumen in Lorbeerstabrahmung. Darunter lateinische Inschrift in Rollwerkkartusche.

Umschrift: Anno 16(3)4 den 19. Oktobris ist in Gott Seelig entschlaffen der Ehrwürdig u. gelarte Herr Mat(hias Gebhard) ... deme Gott Eine Freudenreiche Aufferstehung verleihen wolle.

Inschrift: Matthias cubat hic en post pia fata Gebhardus | Cui patriam et cunas plana Bohema dedit. | Christum sincere docui mihi rasa caterva | Exilium atque ignes praemia dura dedit. | Nunc requiem corpus mens gaudia vera capescunt.

Übersetzung: Siehe hier liegt nach frommem Leben Matthias Gebhard, dem Heimat und Wiege das weite Böhmen gab. Christum hab ich ehrlich gelehrt, da gab mir der geschorene Haufe Exil und Feuerbrand als harten Lohn. Jetzt findet Ruhe der Leib und wahre Freude mein Geist.

Laut einem Verzeichnis der Wunsiedler Exulanten von 1630 war Matthias Gebhardt Pfarrer zu Ziliff unterm Herrn von Schönberg gewesen war. Als Exulant lebte er in Göpfersgrün und hatte 5 Töchter. (Jäger I, 23; Röttger 487, 23 )

 

[75] Margaretha Rössler

Im Feld der oben und unten abgebrochenen Marmorplatte eine erhaben herausgearbeitete derbe Rollwerkkartusche mit Voluten, darin zwei abgetretene Wappen. Von der Umschrift sind folgende Worte zu entziffern: ... retha Hanns Röslers selig ... Anno 1582 ... deren Seelen Gott g ...

Elisabeth Jäger schreibt dazu: "Dieser Stein gehört zu den ältesten bisher aufgefundenen Grabdenkmälern. Er ist zwar ziemlich beschädigt, verdient aber trotzdem einen ehrenden Platz. Er hält das Andenken aufrecht an Margaretha Rößler, geb. Zobolt, die als kinderlose Witwe vor ihrem Tode eine ansehnliche Stiftung zur Unterstützung armer Studenten und zur "Besserung gemeiner Weg und Straßen" gemacht hat. Margaretha Rößler war verheiratet gewesen mit dem Blechzinnhändler Hans Rößler d. J., der es auf der Hohen Schule zum Baccalaureus (einem akademischen Grad) gebracht hatte und deshalb - zur Unterscheidung von seinem älteren gleichnamigen Bruder - in Wunsiedel sein Leben lang der 'Baccalori Rößler' genannt wurde." (Jäger II, 10; Röttger 507, F 30)

 

 

[76] Anna Zobel

Bruchstück einer Marmorplatte. Im sonst leeren Feld ein Lorbeerkranz mit den Ehewappen Zobel - Eck. Von der Umschrift sind folgende Worte zu entziffern: ... in der Nacht ... Anna (Zo)bolltin geborne Eckin alhie ...

Elisabeth Jäger schreibt hierzu: "Anna Eck, Tochter des Ratsherrn Sebastian Eck in Wunsiedel, heiratete 1551 den Blechzinnhändler und Bürgermeister Georg Zobolt (gest. 1569); 1583 war sie noch am Leben, ihr Todesjahr ist unbekannt. Das zweite Wappen (zwei nackte Männer, die einen Ring hochhalten) ist bisher nur bekannt als Familienwappen des mittelalterlichen Kastenamtmanns von End und seiner Nachkommen. Da die Familien Eck und von End miteinander verwandt waren, haben die Eck das Wappen wohl einfach übernommen, ebenso wie die Familien Pachelbel und Schöpf das Wappen ihrer Vorfahren Friesner annahmen. (Jäger II, 14; Röttger 508, F 34)

 

[77] Brandenburg-Grabmal

Neugotische Grabsäule in Form eines Bildstocks aus Kalkstein, errichtet 1852. Im Gehäuse auf der Südseite das Wappen der Familie brandenburg (gerüsteter Arm mit Schwert). Die Nischen im Gehäuser auf den anderen Seiten sind leer.

Westseite: Die Geschafft in Einem Haus |Ruh'n in Einem Grab hier aus || Errichtet 1852

Südseite: Georg Friedrich Brandenburg, geb. 26. Aug. 1705, gest. 22. Jan. 1769, vermählt mit Regina Magdalena, geb. Weigel, geb. 14. Nov. 1713, gest. 17. Aug. 1770.

Westseite: Johann Jakob Brandenburg, geb. 25. Juli 1745, gest. 25. Octbr. 1809, vermählt mit Elisabeth Katharina, geb. Schoepf, geb. 19. Febr. 1754, gest. 6. Januar 1825 | Hulda Brandenburg, geb. von Müller, geb. 7. Septbr. 1819, gest. 25. Aug. 1878. | F. W. Heinrich brandenburg, geb. 9. Nov. 1818, gest. .. Dez. 190..

Nordseite: Christoph Heinrich Brandenburg, geb. 4. Juli 1780, gest. 31. Januar 1848, vermählt am 10. Juli 1805 mit Christiana Barbara, veb. Brüxner, geb. 8. Septbr. 1783, gest. 17. Dez. 1836 | Hugo Brandenburg, geb. 3. Oct. 1854, gest. 8. Apl. 1862.

 

 

[78] Daniel Zobel

Im Feld oben Familienwappen auf Vorhangdraperie. Darunter zwei hochovale Spruchkartuschen in zueinandergewendeten, asymmetrischen Akanthusrahmen. Stark abgetreten und verwittert.

Die Inschrift lautet nach Esther Luise Jäger etwa folgendermaßen: Hier ruhet in Gott Herr Daniel Zobel ... 1630 geboren ... gest. ... 76 Jahr 5 Woch. Dann deßen Eheliebste Katharina Elisabetha Zoblin, gebohrne Wittichin, geb. 12. Febr. 1643 ... denat 30. Aug. 1713 ihres Alt. 70 Jahr 28 Woch.

Daniel Zobel kam 1672 aus Johanngeorgenstadt nach Wunsiedel und wurde hier Stadtschreiber. Er starb am 18.06.1712. (Jäger I, 60; Röttger 500, F 9)

 

 

[79] Veronica Susanna Streit

Im Gräberfeld, nördlich der Nordostkante des Kirchenschiffs der Gottesackerkirche liegt ein Grabstein aus Wunsiedler Marmor mit geschweifter Inschriftkartusche, die von Engeln mit dem Leichtextschildchen bekrönt ist.

Inschrift: Hier ruhet in Gott die Wohl Edle viel Ehr- und Tugendbeliebte Frau Veronica Susanna Streitin, eine geborene Riedlin, Salv. Tit. Herr(n) Georg Erhard Streitens, Hochfürstl. Brandenb. wohlverord. Försters alhier, Frau Eheliebste. Warth Gebohren zu Lichtenberg den 2. Marii 1681, Starb in Herrn sanfft und Seelig den 15. Junii 1722, Ihrer Zeit Lebenstag 38 Jahr und 15 Wochen. (Jäger I, 62; Röttger 502, F 15)

 

[106] Johann Heinrich Meinel

Aus Granit gefertigte, von einem Kreuz bekrönte historistische Grabstele mit je einer, oben von Blenarkaden abgeschlossenen Inschriftnische auf jeder Seite.

Inschrift auf der Südseite: Hier ruhet in Gott unser vielgeliebter Gatte und Vater H. J. H. Meinel, Ritter des kgl. bair. Verdienst Ordens von St. Michael, Handelsherr u. bair. Consul in Havre de Grace, geb. dahier d. 6. Nov. 1798, gest. allda d. 3. Decb. 1852.

Der in Wunsiedel geborene Johann Heinrich Meinel war seit 1822 Großkaufmann in Le Havre und seit 1832 mit dem Amt des bayerischen Konsuls dortselbst betraut. In dieser Eigenschaft ist er zum Helfer vieler bayerischer Auswanderer geworden, besonders solcher, welche die Heimat heimlich verlassen mussten und gezwungen waren, sich erst in Le Havre das für die Überfahrt nach Nordamerika notwendige Geld zu verdienen. Die französische Revolution im Februar 1848 hatte fast 900 bayerische Staatsangehörige in eine verzweifelte Lage gebracht. Konsul Meinel schaffte es jedoch mit größtem persönlichen Engagement deren Überfahrt nach Amerika dennoch zu finanzieren. (E. Jäger: Wunsiedel 1810 - 1932, S. 112)

   

Historische Grabdenkmäler in der Gottesackerkirche:

[80] Jakob Kellermann

In der Mitte des Feldes eine von einem Engel gehaltene Rollwerkkartusche mit dem Leichtext. Darüber die Wappen Kellermann - Kauffer, darunter Kradl und Thoming.

Umschrift: ... (J)ahr Ist in Gott selig verstorben der Ehrnveste Hochachtbar und wohlgelahrte Herr Jac(ob Keller)mann F. Br. Landschafft Rath und Stadtschreiber zu Won(soedel) ...

Jacob Kellermann, wahrscheinlich 1586 in Windischeschenbach geboren, entstammte einer alteingesessenen Wunsiedler Familie. Sein Vater M. Lorenz Kellermann (* 30.10.1544 in Wunsiedel) war seit 1584 evangelischer Pfarrer in Windischeschenbach und anschließend von 1615 bis zu seinem Tod 1619 Pfarrer in Weiden. Zuerst bekleidete Jakob Kellermann das Amt eines Stadtschreibers in Weiden. Dort verehelichte er sich mit Susanna Thoming, der Tochter des Weidener Stadtphysikus. 1629 wurde der durch die Gegenreformation aus Weiden vertrieben und zog mit seiner Frau, der Schwiegermutter und zwei noch unverheirateten Schwägerinnen nach Wunsiedel. 1636 wurde er Stadtschreiber in Wunsiedel und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tod am 18.11.1640. (Jäger II, 2; Röttger 504, F 22; Ambergisches Pfarrerbuch S. 72, Nr. 476)

 

[81] Christoph Zeitler d. Ä.

Im Feld des Grabsteins oben Ehewappen Zeitler - Marckhardt. Darunter Inschriftkartusche in viereckigem Rollwerkrahmen, der Raum darunter bis zur Umschrift wird durch Beschlägwerkornamentik ausgefüllt.

Inschrift: Anno 1622 Sonnabendt vor Marthini den 9. Novembris ist in Gott seliglich Entschlaffen der Erbar und Achtbar Herr Christoph Zeidler der Eltter 36 Jahr gewesner Stadtschreiber seines Alters in 74 - dessen Vatter Herr Johann Zeidler davorn 33 und sein Bruder Herr Daniel Zeidler hernacher 22 Jhar in solchen Dienst gewesen u. Also die Stadtschreiberei Alhier zu Wunsiedel von Vatter und beiden Söhnen 91 Jhar versehen worden. Gott geb Ihnen Allen ein Frohe vfferstehung. Amen.

Elisabeth Jäger bemerkt hierzu: Aus einem alten angesehenen Wunsiedler Geschlecht entstammt, das schon während des ganzen 15. Jahrhunderts die Stadtmühle besaß, wurde Johann Statmulner, Zeidler genannt, im Jahr 1533 Stadtschreiber zu Wunsiedel. Er war ein geistig sehr regsamer Mann; sein besonderes Interesse galt der Erforschung und Aufzeichnung der Wunsiedler Geschichte. Manche wichtige Nachricht aus der ältesten Zeit unserer Stadt ist uns von ihm aufbewahrt worden. Nach seinem Tode 1564 folgte ihm sein Sohn Daniel im Amt und nach dessen Tod 1587 der jüngere Sohn Christoph. Christophs Ehefrau Margaretha, geb. Marckhardt, stammte ebenfalls aus einer bekannten Wunsiedler Familie. (Jäger II, 5; Röttger 505, F 25)

 

 

[82] Carl Popp

Die oben stichbogig geschlossene Grabplatte trägt ein als Stoffdraperie gestaltetes Inschriftfeld. Oben das Wappen des Verstorbenen.

Inschrift: In dieser Gruft ruhen die Gebeine des weiland Hochedelgeborenen Herrn Carl Popp Hochfürstlich Brandenburg Bayreuthisch[en] wohlverordneten Bergcommissar, Zehentner, Vice Bergmeisters und Obereinfahrers der Stadt u. sechs Aemter Wunsiedel, samt den in corporirten Ortschaften. Er wurde den 26. März 1741 alhie gebohren, studierte zu Wunsiedel, Jena und Freyberg, war 1767 Obereinfahrer und Bergcommissar, 1771 Zehentner und Vice Bergmeister, verehelichte sich 1771 mit Jungfer Christiana Maria Hechtelin aus Weißenstadt, lebte mir Ihr in vergnügter Ehe 16 ½ Jahr, zeugte 8 Kinder, nemlich 3 Söhne und 5 Töchter und starb den 4. Junii 1788, alt 47 Jahr 2 Monat 9 Tag.

Der Verstorbene war der Sohn des Wunsiedler Spänschnitzers Johann Leonhard Popp und dessen Ehefrau Catharina Schöpf. (Jäger I, 68; Röttger 478, J 6)

 

[83] Hans Roth

Grabstein mit langer Inschrift im Feld, darunter, in einer stichbogigen, flachen Renaissance-Ädikula, das Wappen des Verstorbenen (im Schild ein steigendes Roß).

Inschrift: Hier liegt begraben der erbar Herr Hanns Roth, Bürger und Gastgeber, des Raths alhie, ist geborn an[n]o Christi 1559. In Ehestand gelebet mit Frauen Barbara, geborn Rößlerin 21 Jahr, mit ir Ehelich erzeuget 7 Söhne und 2 Töchter, ist seliglich verschieden Anno 1606 den 5. Junii zwischen 8 und 9 uhr vormittags seines alters 47 Jahr. Gott gebe uns allen Seligkeit.

Der Bürger, Bäcker und Gastwirt Hans Roth in Wunsiedel, wurde am 01.10.1559 in Wunsiedel getauft. Seine Eltern waren der Bürgermeister Heintz Roth und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Fleischmann. Er verehelichte sich am 09.11.1585 mit Barbara, der Tochter von Thomas und Margaretha Rößler. (Jäger I, 16; Röttger 486, 16)

 

[84] Hans Heinrich Schöpff

Im Feld ein reliefiertes Hüftstück des Verstorbenen; in den Händen hält er ein Buch und Handschuhe. Vor ihm eine von Knorpelwerk eingerahmte Spruchkartusche.

Umschrift: Hier ruhet in seiner Schlaffcamer der wolerbar junge gesell Hans Heinrich Schöpff, Burger und Metzger so am 29. Abrill 1643 geborn, den 15. Julii (1679) selig verstorben, sein Alter (36) Jahr 11 Wochen. Den Gott genedig sein wolle.

Die Eltern des Verstorbenen waren der Wunsiedler Metzger Johann Schöpff und dessen Ehefrau Sybilla, geb. Taubenmerkel aus Marktredwitz. (Jäger I, 38; Röttger 492, 44)

 

[85] Georg Wolfgang Schöpff

Grabstein mit einer leicht gewölbten Inschrift in einer asymmetrisch gestalteten Muschelwerkkartusche. Zwei Engel halten darüber das von den Pachelbel übernommene Wappen der Familie Schöpff (Pelikan mit Jungen).

Inschrift: Hier ruhen die Gebeine eines Rechtschaffenen weyl. T. Herrn Georg Wolfg. Schöpff, eines löblichen Stadt Raths Mitglieds und berühmten Gastgeber dahier. Er erblickte hier das Licht dieser Welt den 3. Nov. 1717, wurde den 8. April 1777 sanft zu seinen Vätern versammlet. Redlichkeit, Dienstbeflissenheit, eine vergnügte Ehe mit Frau Eva Catharina, geb. Schletzin, ein Christlicher und wohltätiger Charakter machten seine Lebenstage sehr angenehm und zufrieden, seinen Tod bedauernswürdig, seine Achtung und Liebe allgemein und sein Andenken bleibt unvergeßlich.

Der Verstorbene war ein Sohn des Metzgers und Gastwirts Johann Christoph Schöpf und dessen Ehefrau Sybilla Catharina, geb. Schöpf. Am 19.01.1740 verheiratete er sich mit Eva Katharina, der einzigen Tochter des Hammermüllermeisters Schelter in Unterthölau. (Jäger I, 44; Röttger 494, 51)

 

[86] Adam Zobel

Im leicht vertieften Feld des Grabdenkmals in einer oben und unten stichbogigen Umrahmung die Ehewappen Zobel - Weißmann. Darüber Spruchinschrift.

Umschrift: Annot Domini 1604 am heiligen Ostertag zu Nachts zwischen 12 und 1 Uhr ist in Gott selich ... Erbar Adam Zobolt, Bürger alhier seines alters 29 Jahr. Dem Gott gnade.

Der Verstorbene, geboren am 19.12.1575, war ein Sohn des Wunsiedler Bürgermeisters Georg Zobel und dessen Ehefrau Eva, geb. Rößler. Er verheiratete sich am 18.11.1600 mit Anna Weißmann aus Auerbach. Sein Enkel war Johann Jakob Zobel, Grabstein Nr. 59. (Jäger I, 30; Röttger 490, 36)

 

[87] Magdalena Rössler

Im vertieften Feld das von einer Ädikula umrahmte Ehewappen Rössler (Sporn mit 1:2 Rosen) und Lippart (steigender Löwe), darunter der Leichtext und die Jahreszahl 1609 in einer Beschlägwerksrahmung.

Umschrift: Anno 1607 den 25. August umb 3 uhr Nachmittag starb die Tugendsame Frau Magdalena des Erbarn Adam Rößlers Haußfraw geborne Lipparthin Ihres alters 89 welcher und uns allen Gott ein fröliche Uhrstend verleihen wolle.

Esther Luise Jäger bemerkt hierzu: "Geburtseintrag von ihr ist hier nicht vorhanden, da das erste Taufbuch erst 1539 beginnt. Auch der Traueintrag ist hier nicht zu finden, so daß man von ihren Eltern nichts weiß." (Jäger I, 31; Röttger 490, 37)

 

 

[88] Johann Christoph Hendel

Das Grabdenkmal des kaiserlichen Rittmeisters und markgräflichen Kapitäns und Kriegskommissars Johann Christoph Hendel zeigt oben das Wappen des Verstorbenen, darunter zwei Inschriftkartuschen. Die obere davon ist von soldatischen Emblemen umgeben.

Inschrift: Hier ruhet in Gott der Wohl Edle Gestreng u. Mannveste Herr Johann Christoph Hendel, Römisch Keyserl. Mayest. Rittmeister auch Hochfürstl. Durchl. zu Brandenb. Bayreuth gewes. Capitain u. Kriegs-Commiss[ar] der Stadt und Sechs Ampt Wonsiedel, welcher de[n] 15. Jan. 1678 in Gott seel. verschide[n], seines alt. 43 Jahr 4 Monat 1 Tag 5 Stund. - Dieses Ehre[n] Gedächtn[is] hat deßen Eheliebste Frauw Anna Rosina Hendlin, eine geborne Hülscherin auß hertzlicher Liebe und Treuw verfertigen lassen. (Jäger I, 53; Röttger 479, J 7)

 
[89]
 

[90] Eva Ellrodt

Der marmorne Grabstein zeigt ein reliefiertes Hüftbild Eva Ellrodts. In der Rechten hält sie ein Buch, mit der Linken stützt sie sich auf eine vor ihr stehende Rollwerkkartusche mit Spruchinschrift. Zu Seiten des Kopfes die Wappen der Familien Elrod (über einem Dreiberg ein von einem Pfeil durchbohrtes Herz aus dem drei Rosen wachsen) und Pertsch (zwei gekreuzte Fische).

Umschrift: Anno 1639 am 29. July umb 3 abends ist in Ihrem Erlöser Selig eingeschlaffen, die Erbar und vielehrentugendsame Frau Eva, geb. Pertsch, H. M. Jakob Ellrodt Diaconi allhie hertzliebste Haußfraw ihres alters 28 Jahr 37 Wochen. Der wille sie ihm wieder Erwecken zur ewigen Freude. Amen.

Auf der Inschriftkartusche: Der Selig Verstorbenen Endliches und Bestendiges Glaubensbekendniß und Leichtext Hiob 19, V. 25: Ich weiß das mein Erlößer lebt und Er wird mich hernach auß der Erden aufferwecken und werde hernach mit dieser meiner Haut umbgeben werden Und werde in meinem fleisch Gott sehen. Denselben wir ich mir sehen, und meine Augenw erden Ihn schawen und Kein Fremder. Denn Christus ist mein Leben, Sterben ist mein gewinn. [Phil. 1, V. 21].

Die Verstorbene wurde am 11.11.1619 als Tochter des Wunsiedler Superintendenten M. Johann Pertsch und dessen Ehefrau Katharina, geb. Kellermann, geboren. Mit ihrem Ehemann, dem Diakon M. Jakob Ellrodt, wurde sie am 22.11.1631 in Wunsiedel getraut. (Jäger I, 3; Röttger 482, 3)

 

[91] Catharina Schöpff

Der Grabstein zeigt die ganze Relieffigur der Verstorbenen in einer vertieften Rundbogennische. In den Zwickeln des Rundbogens befinden sich Lilienornamente.

Umschrift: Hier ruhet in Gott seelig die Erbare Fraw Catharina des ehrnvesten u. Mannhafften Herrn Wolff Schöpffen des Raths u. Stadtleutenants Liebe Haußfraw eine geborene Groppin, ist geborn d. 6. Septembr. [Anm.: diese Angabe ist falsch!] 1616, Seelig verschieden den 16. July 1658 ihres alters 42 Jahr, derer Gott gnade. - Ade du falsche böße Welt | Ich bleib bey Gott der mir gefalt | Dem hab ich gantz ergeben mich | Bey dem ich lebe Ewiglich.

Die Verstorbene wurde am 07.11.1616 als Tochter des Wunsiedler Blech- und Zinnhändlers Hans Gropp d. J. und dessen Ehefrau Anna, geb. Cobs von Pressath getauft. Wolfgang Schöpff (Grabmal Nr. 105) ehelichte sie in Wunsiedel am 01.11.1636. (Jäger I, 4; Röttger 482, 4)

 

[92] Margaretha Bauer

Grabdenkmal aus Marmor mit reliefiertem Bildnis der verstorbenen in vertieftem Feld. Nebem dem Kopf der Figur die Wappen der Familie Bauer (Vogel mit erhobenen Flügeln) und Rößler (aufrechtstehender Sparren mit 2:1 Rosen).

Umschrift: Anno 1625 am 21. August ist in Gott selig verschieden die Erbare u. christtugendsame Frau Margarete des erbarn und achtbarn H. Balthasar Bauren Bürger Blech und Zienhendler seligen eheliche Hausfrau geborne Rößler ihres Alters 32 Jahr.

Die Verstorbene, am 19.09.1591 in Wunsiedel getauft, war eine Tochter von Sebastian und Veronika Rößler. Am 20.01.1697 hat sie sich mit Balthasar Bauer, dem Sohn des Hammermeisters Tobias Bauer auf Niederlindt verheiratet. (Jäger I, 1; Röttger 482, 1)

 

[93] Georg Gesell

Marmorgrabstein mit einem reliefierten Hüftbild des Verstorbenen. Wärend dieser in der Rechten ein Buch hält, stützt er sich mit der Linken auf eine eine mit Beschläg- und Rollwerk umrahmte Inschriftkartusche. Zu Seiten des Kopfes zwei Wappen: Sein Wappen enthält eine Hausmarke im Schild, das seiner Gemahlin Magdalena Pertsch zwei gekreuzte Fische.

Umschrift: Anno 1638 den 10. May nach 9 in der nacht ist in Gott seelig entschlaffen der Ehrnveste achtbare und Fürnehme H. Georg Gesell Handelsmann in Leipsich seines Alters 49 ½ Jahr. Deme Gott ein fröliche aufferstehung verleihe. Amen.

Der Verstorbene ist am 03.11.1588 in Wunsiedel getauft worden. Seine Eltern waren der Metzgermeister Simon Gesell und dessen Ehefrau Margarete. Georg Gesell verehelichte sich am 11.02.1633 mit Magdalena Pertsch, einer Tochter des Wunsiedler Superintendenten Johann Pertsch und dessen Ehefrau Katharina , geb. Kellermann. (Jäger I, 2; Röttger 482, 2)

 

[94] Johann Ruppenstein

Marmorplatte mit einer großen, von Blatt- und Knorpelwerk umrahmten Inschriftkartusche, auf der oben zwei trauernde Engelsköpfchen ruhen. Unten ein geflügelter Totenkopf.

Die lateinische Umschrift lautet in der Übersetzung von Esther Luise Jäger folgendermaßen: Dem Wohlehrwürdigen u. wohlweisen Theologen Archidiakonus, meinem Herrn Johann Ruppenstein, alt 52 Jahr 6 Monat 3 Tag, ließen dieses Grabmal setzen die hinterbliebene trauernde Witwe und drei Kinder.

Inschrift: Ihr seid zwar weggerücket | doch nur in (bessern) stand | Gott hat hinweg geschükket | die Seel ins Himmelsland | Der Leib must' zwar erblassen | Ruht doch sanft ohne Pein, | bis ihn das Grab wird lassen | wohl euch Her Ruppenstein.

Johann Ruppenstein (get. 19.12.1620) war ein Sohn des Krämers Valentin Ruppenstein in Oberröslau. 1651 verehelichte er sich mit der Pfarrerstochter Maria Cordula Thümmich aus Hof. Eine zweite Ehe schloss er 1661 mit Anna Catharina, einer Tochter des Wunsiedler Superintendenten Johann Heusinger von Waldeck (Grabstein Nr. 45). Von seinen 13 Kindern haben ihn nur drei überlebt. (Jäger I, 51; Röttger 477, J 2)

   

[95] Matthäus Göring

Lebhaft reliefierte Grabplatte aus Marmor. Von einer Draperie umrahmt ein Hüftstück des Verstorbenen mit einem Buch in der Rechten. Darüber das Wappen der Familie Göring. Unten eine von Knorpelwerk eingerahmte Inschriftkartusche.

Umschrift: Math ... Göring Hochf. Br. Stadtricht. u. Landvoigt alhier in wonsiedel ... den 17 oct. 1609 ... starb den ... alter ... Jahr w. 35 wochen war in diensten alhier zu ...

[96] Anna Margaretha Opp

Über der von Voluten eingerahmten Inschrifttafel trägt der Grabstein eine Spruchtafel mit Lorbeerstab.

Inschrift: Wie selig ist die Pflicht, von Lieb beseelt zu eilen, um dem, den Armut drückt, wohlthätig mitzuteilen. So dachte die Edle, deren entseelter Gliederrest hier bis zum frohen Auferstehungs-Morgen schlummert, weil. S. T. Frau Anna Margaretha Oppin, geb. Schöpfin. Ihr Name war lange vorher, ehe er in diesen Marmor eingegraben wurde, ins Buch des Himmels geschrieben. Sie war allhier den 5. März 1722 geb., verheirathet an weil. S. T. H. Gottfried Opp, dem sie in einer 42-jährigen Ehe alle Zärtlichkeit bewies und dem Sie zwei Jahre als Witwe Thränen der Liebe und Sehnsucht weihte. So lebte sie als eine Zierde der Welt und Engel freuten sich, als am Engelfest (29.9.) 1789 Ihre Seele in ihre Versammlung versetzt wurde,nachdem sie auf Erden gewallet war 67 Jahr 6 Mon. 3 Wochen 3 Tage.

Ihr Ehemann, Gottfried Opp, war Hammermeister im Wellerthal und starb am 18.08.1787 in Wunsiedel im Alter von 68 Jahren, 3 Monaten und 6 Tagen. Die Eltern seiner Gemahlin waren der Nagelschmiedmeister Adam Schöpf in Wunsiedel und dessen Ehefrau Barbara Grötsch aus Thierstein. (Jäger I, 20; Röttger 486, 20)

 

[97] Christoph Friedrich Schmiedel

Über dem von Voluten eingerahmten Inschriftfeld zeigt der Grabstein das Wappen des Verstorbenen, flankiert von Sanduhr und Kerze.

Inschrift: Dieß Grabmahl bedeckt die Gebeine eines ehrwürdigen Greisen, weil: S. T. Herrn Christoph Friedrich Schmiedels, Hochfürstl. Brandenb. Kulmbach. bestverdienten Stadt- und Amts Steuer und Accis Einnehmer zu Wunsiedel, welcher den 10. Oktober 1701 gebohren und am 10. Januar 1780 selig gestorben und gelebet hatte 78 Jahr 3 Mon. An seiner Seite ruhet dessen Frau Ehekonsortin weil. S. T. Frau Magdalena Sophia Schmiedelin, geb. Wunderlichin von Wunsiedel, welche den 21. Februar 1712 gebohren und nach 44jähriger und mit 8 Kindern gesegneten Ehe den 19. Oktober 1784 gestorben, 72 Jahr 8 Mon. und 2 Tage Alt.

Der Verstorbene bekleidete zuerst das Amt des Schulmeisters sowie des Rechen und Stadt-Waagmeisters bis er um 1750 Steuer- und Acciseeinnehmer wurde. Seine Hochzeit fand am 22.11.1735 statt. (Jäger I, 19; Röttger 486, 19)

[98] Johann Hieronymus Wurfbain

Holzepitaph in Form einer Ädikula mit zwei korinthisierenden Säulen auf Laubwerkkonsolen und folgender Aufschift:

Am untern Absatz des Chores mittlern Gangs Ruhet in Gott der weil. Hoch Edle und Hochgelahrte Herr Johann Hieronymus Wurffbain, weitberühmter J. V. Doctor, Practicus, Historicus und Genealogicus alhie, so gebohrn Anno 1619 den 5. Junii in des H. R. R Stad. Nürnberg. Deßen Vater Herr Leonhard Wurffbain, gleichfalß J. V. Doctor, Historicus und Genealogicus, auch so 50 Jähriger Consiliarius und Advocat alda. Die Mutter, Frau Johanna, eine gebohrne von Bülchen. Ward immatriculirter Practicus des Käyßl. Cammer Gerichts zu Speyer A 1645, Advocat zu Nürnberg A 1647, Hochf. Brandenb. Hoff- und Ritterlehen Gerichts Advocat zu Bayreuth Ao 1649, vice Hauptmann zu Wunsiedel 1657. Verehelichet das Erste mal Ao. 1649 mit Frl. Eva Burgerin, verwittibten Nothafftin zu Dörflas bey Redwitz, das andere mahl 1651 mit Jungf. Ursula, H. Simon Schöpffens, wohlverdienten Pfarrers und des G. Capituli Senioris zu Artzberg Tochter, mit welcher er in 18 Jähriger gesegneter Eje 6 H. H. Söhne und 3 JJgfr. Töchter erzeiget, davon der Fünfte Sohn, Johann Simon 1676 den 25. August im 12. Jahr seines Alters seelig wieder verstorben, die übrigen 5 H H. Söhne aber, als H. Johann Leonhardt J. V. Candidatus und berühmter Pract. in Breßlau, H. Alexander Ludwig Chur Brandenb. Accis Einnehmer zu Bernstein in Pommern, H. Christoph Matthias, Freyherrl. Amtmann zu Sternberg zwischen Croßen und Frankfurt an der Oder, H. Valentin Hieronym. J. V. Candid. und derzeit Hoff- und Burgkgerichts Advocatus zu Schifelbein in Pommern, dann H. Johann Christoph Not. Cas. Pub. und Accis-Einnehmer zu Görlin in hinter Pommern, ingleichen 3 JJgfr. Töchter alß Johanna Maria, Regina Margaretha und Maria Salome noch am Leben sind und ist der wohlseel. von seinen HHn. Söhnen im grauen Alter mit 7 Kindeskindern erfreuet worden. Lebte übrigens Gottseelig und erbarlich, practicirte redlich, war in Bücherschreiben geschäfftig, in vielen Leyden geduldig, im rechten Glauben beständig und starb sanftseelig in Wunsiedel Ao. 1692 den 15. Marttii frühe nach 4 uhr, seines Alters 73 Jahr weniger 11 Wochen und 5 Tag. M. O. C.

Den Wunsiedler Kirchenbüchern ist zu entnehmen, daß die Witwe Ursula Wurffbein, geb. Schöpf, am 27.05.1670 verstorben ist. Von den drei Töchtern heiratete Johanna Maria am 17.01.1603 den Pfarrer Johann Theodor Fischer in Thiersheim und Regina Margaretha am 13.11.1694 den Collega Sextius und Organist David Funcke in Wunsiedel. (Jäger I, H 3; Röttger 480, J 8)

[99] Hans Rösler

"Rundbogig schließende Platte aus grauem Sandstein. Die schwer angewitterte, noch in ihren Resten von sorgfältiger Durchführung zeugende Reliefarbeit zeigt Christus am Kreuz, seitlich auf spätgotischen Laubwerkskonsolen St. Maria und Johannes, das ganze eingefaßt von einer reizvollen Baldachin-Architektur, die mit doppelten Kleebogen - mit Durchsteckungen - das Haupt Christi umrahmt. Unten zu Seiten des Rösler-Wappens die Inschrift: 15 Hans | Rösler XIII. Wohl von 1513 wozu der Stil passt. Ein Johann Rösler der Ältere war 1521 Bürgermeister in Wunsiedel. Der Stein war wohl ursprünglich an der Veitskirche angebracht." (zitiert aus Röttger 488, 26)

[100] Anna Maria Jahn

Die Marmorplatte zeigt im oberen Teil des Feldes die Ehewappen Jahn (Januskopf) und Pertsch (gekreuzte Fische), darunter zwei geschmackvoll differenzierte Spruchkartuschen mit Rollwerk und Engelsköpfchen. Dieser Grabstein kann durch eine unterhalb der runden Kartusche eingemeisselte Signatur als Werk von "Stephan Reytter Bildhauer" identifiziert werden.

Umschrift: Anno 1640 den 11. Augusti Früh zwischen 7 und 8 Uhr starb die Erbare u. Ehrentugendsame Frau Anna Maria eine geborne Pertzschin, Herrn Gabriel Jahns, Fr. Br. (Fürstlich Brandenburgischen) Stadtrichters alhie Eheliche Hausfraw, Ihres alters 33 Jahr 25 Woche[n]. Deren Gott gnade. Amen.

Im oberen Inschriftfeld: Phil. 1. 23 | Ich habe Lust abzuscheiden und bey Christo zu sein.

In der unteren Kartusche: Epitaphium | Hier ist mein Vatterland So ich gehabt auff Erden. | Mein Leichnam unterm Stein der Würmer Speiß muß werden. | Mein Seel ins Vatterland des Himmels ist gereiset, | wird getränkt mit süssem wein, Mit Himmelbrot gespeiset.

Die Verstorbene (* 14.02.1607) war eine Tochter des Superintendenten Johann Pertsch aus dessen zweiten Ehe mit Katharina Kellermann. 1624 verheiratete sie sich mit dem Stadtrichter Gabriel Jahn. Eine ihrer Schwestern war Eva Ellrodt (Grabstein Nr. 90) (Jäger I, 55; Röttger 478, J 5)

 

[101] Hans Gropp

Im viereckigen Feld des Grabsteins, unter einem Rundbogen dessen Eckzwickel mit Ranken gefüllt sind, die Ehewappen Gropp - Zobel. Darunter Spruch in Rollwerkrahmen.

Umschrift: Anno 1632 den 14. may ist In Gott salich verschieden der Ehrenveste und weise Herr Hans Gropp Bürger und Blechzinnhendler auch ... alhier seines alters 63 Jahre. Der Seele Gott genade. Amenn.

Hans Gropp, am 08.07.1559 in Wunsiedel geboren, war ein Sohn von Hans Gropp und dessen Ehefrau Magdalena Pachelbel. Seine Gemahlin Margarehta, Tochter von Georg Zobel und Anna geb. Eck, hatte er am 21.11.1581 geheiratet. (Jäger I, 54; Röttger 478, J 4)

[102] Johannes Specner

Marmorplatte mit lebensgroßer Relieffigur des Verstorbenen in weitem Talar. In den oberen Ecken zwei Wappen, das auf der rechten Seite ist das der Familie Schreyer (Hahn auf einer Mauer).

Umschrift: Anno 1637 Montag den 20. Martii abents zwischen 5 und 6 Uhr Ist in Gott der Ehrwürdig Und Wohlgelahrte Herr Johannes Specner Archidiaconus allhier (woll 19) Jahre in Schulen Und 32 Jahr in Kirchen oder Predigampt Treuer Diener Christi seelig entschlaffen seines alters 77 Jahr. Dem Gott genade.

Johann Specner stammte aus Creußen. 1598 kam er als Kantor nach Wunsiedel, wurde 1605 hier Subdiakon und später Archidiakon. In erster Ehe war er mit Margarethe Menzel, einer Pfarrerstochter aus Weißenstadt, verheiratet. Seine zweite Ehefrau Christiana Hassauer, geborene Schreyer, war Pfarrerswitwe aus Oberröslau. (Jäger I, 50; Röttger 477, J 1)

[103] Maria Susanna Jahreiss

Marmorgrabstein mit schlichter achteckiger Inschrifttafel in vertieftem Feld. Darüber ein Wappen (im Schild eine senkrecht gestellte Hippe).

Inschrift: Allhie ruhet in Gott weyl. S. T. Frau Sußana Maria Jahreißin, eine geb. Lippoldtin aus Bayreuth, ist in dieses Leben eingegangen den 12. Sept. 1676, hat sich das erst Mahl mit weyl. S. T. Herrn Wolff Adam Nürnbergern, Hochfürstl. Amts Richter u. Forstmeister zu Thierstein d. 3. Febr. 1695 ehel. verbunden, mit welchem Sie 21 Jahre in christlich u. friedsamer Ehe lebte (u.) auch (7) Söhne und 2 Töchter erzeugten. - Dann nach 9 Jahren den Wittbenstand sich zum andernmahl mit S. T. Herrn Johann (Georg) Salomon Jahreißen, wohlverordneten Pfarrern in Döhla vereheligte, noch 10 Jahren u. doch ohne Kindersegen geführet in Christl. liebender Ehe sie abermals eine Witwe wurde in welchem Stand sie noch 15 Jahre zurücklegte u. das Zeitl. mit dem ewigen verwechselt den 16. Juli 1750, brachte ihr Leben auff 74 J. wen. 9 W. u. 5 Tg. (Jäger I, 12; Röttger 485, 12)

 

[104] Johann Christoph Pachelbel von Gehaag

Stattliches Holzepitaph in Form einer Ädikula. Zwischen den doppelten Volutenkonsolen der korinthisierenden Säulen mit Malerei auf Holz, das Nest eines Pelikans darstellend. An den Säulenpostamenten die geschnitzten Wappen Pachelbel von Gehaag und Heusinger von Waldegg. Dazwischen der Leichtext. Die durchbrochen gearbeiteten Seitenwangen bestehen aus teilweise geknorpeltem Laubwerk. Auf dem Gemälde im Aufzug ein nach oben strebender Vogel. Die Inschrift lautet: An diesem Pfeiler Ligt leyder! ein Pfeiler des gemeinen Wesens begraben und zwar nächst an seinen Herrn Schwiegervatter zum Zeichen, daß auch der Tod ihre Liebe nicht getrennet. Seines gleichen ist zwar sehnlich zu wüntschen, doch schwerlich zu hoffen. Dann der Weyland Hoch Edelgeborne Herr Johann Christoph Pachelbel von Gehaag, ob er wohl aus einem fein adeligen Geschlecht entsprossen. Hat er doch nur mit Tugend Adel prangen wollen. Daher er Göttlich- und weltliche Recht rechtschaffen erlernet, wodurch er verdient einen Fürsten-Rath abzugeben, wo nicht die Lieb zum Vatterland ihn getrieben, dessen Rath- und Brüderhaus klüglich zu regieren. Nachdem er auch sein Haus mitt einer Haus-Ehre bekrönet, darzu er ein rechtes Perlen-weib erwehlet, Frau Mariam Margaretham Heussinger von Waldeck, die er geliebet, weil er gelebet und nie betrübet als da er gestorben. So anderst der Vater stirbt, so einen Sohn gleichen Nahmens und Gemüthes nach sich lässet. So schwerlich seine Verdienste, so leichtlich sind seine Jahre zu zehlen, dann da er Nestors Jahr verdiente, starb er im 52sten. Doch daß er am Sterbetag seinen Hochzeitstag hielt, dann er wehlte seinen Hochzeit-Text zu einem Leichentext, zu zeigen, daß er nicht nur auff erden verlobet, sondern auch im Himmel verliebet. Wie er denn in seiner Schwachheit am stärksten und im Sterben am Lebhafftesten war, wenn er das irdische leben mitt lauter himmlischen Reden beschlossen, daß du o Leser dir wohl wünschen magst, meine Seel sterbe den Tod dieses Gerechten. Nat. 1639 d. 10. Nov. Conjug. 1664 d. 10. May. Denat. 1691 d. 5 Feb. - Leichentext Psalm XLV V. 10. Die Braut stehet zu deiner Rechten in eytel Köstlichem Golde. (Jäger I, H 1; Röttger 480, J 10)

 

[105] Wolfgang Schöpff

Das runde Holzepitaph trägt folgende Aufschrift: Nechst hier ruhet in Gott Herr Wolffgang Schöpff, wohlverdienter Bürgermeister und Hoßpital Vorsteher alhier, welcher den 10. Xbr. Ao. 1608 Von Herrn Heinrich Schöpffen und Margaretha Einer gebohrnen Rößlerin erzeuget ward, starb in Gott seelig den 7. Junii Ao. 1686. Nachdem er mit seiner ersten Haußfrauen Catharina, einer gebohrnen Groppin, 21 Jahr 3 ½ Monath in gesegneter Ehe gelebet und erzeugt 6 Söhne und 4 Töchter, davon 6 in der Jugend seelig entschlaffen, 3 Söhn aber und 1 Tochter sind, solang es Gott gefällig, annoch im leben, alß Wolfgang Adam, Elderer Bürgermeister in des H. Reichs Stadt Schweinfurt, ist verheirathet mit Frauen Anna Sophia, Einer gebohrnen Grednerin, Catharina, Herrn Johann Dürrn, Bürgermeisters alhier, Ehlige Haußfrau, Andreas ist verheirathet mit Frauen Anna Margaretha, gebohrne Schmidtin, und Johannes, so verheirathet mit Fr. Maria Elisabeth, gebohrnen Löblin von J. Georgenstatt. Mit seiner andern Haußfrauen Margarethen gebphrnen Taumerklin von Redwitz hat er 19 Jahr weniger 2 Wochen in friedlicher Ehe gelebt ohne Erziehlung Leibes Erben. Gott Verleihe Ihm eine sanffte Ruhe und nebenst uns eine frölige Aufferstehung. Amen.

Grabstein 91 erinnert an seine erste Frau Catharina, Grabstein Nr. 50 an seinen Sohn, den Gastwirt Andreas Schöpff. (Jäger I, H 2; Röttger 480, J 9)

 

Grabmäler in der Wunsiedler Hospitalkirche

[107] Maria Catharina Zobel

Eisengußplatte mit Umschrift zwischen Profilleisten. Im Feld ein geflügelter Engelskopf und das Wappen der Familie Zobel.

Umschrift: Hier ruht in Gott Maria Chatarina, eine libe Tochter Daniel Zobels, Synd. u. Anna, einer gebor. Wittichin, geb. 14. Mar. 1686, starb 10. Abr. 91 ihres Alters 8 Ja. 3 Wo. 6 Tag.

An die Eltern des Kindes erinnert Grabstein Nr. 78. (Jäger I, E 8; Röttger 501, F 10)

 

[108] Alexander, Anna Maria und Leonhardt Christ

Schmucklose Eisengußplatte mit folgender Inschrift:

Christen, die den Christen Nahmen haben mit der Tat geführt | Ruhen hier bis mit der Seele auch ihr Leib einst triumphirt. | Und diese waren Tit. Herr Alexander Christ, Gewesener Castner in Wunsiedel, geb. Ao. 1619, 30. Maii, Gest. Ao. 1681, 11. Oct. Tit. Frau Anna Maria Christin, geborne Heringin von Bayreuth, Geb. Ao. 1623, 15. Febr., Gest. Ao. 1671, 11. Mart. | Dann Tit. Herr Leonhardt Christ, gewesener Amtsschreiber in Wunsiedel, geb. Ao. 1655, 15. Aprili, gest. Ao. 1683, 26. Nov. | Was sie waren, must Du werden, Wilt Du werden was sie sein. | Menschen sterben, Christen erben Gottes Reich, Bedenk dies sein. (Jäger I, E 4; Röttger 495, 59)

 

[109] Maria Rosina Zobel

Eisengußplatte mit profilierter Randleiste. Im Feld ein geflügelter Engelskopf und das Wappen der Familie Zobel.

Inschrift: Hier ruhet in Gott Maria Rosina, eine Tochter Daniel Zobels, Sy. dahier, ward gebohren den 25. Apr. 1677, starb den 12. Aug. 1678. Ihres Alters 1 Jahr 15 w. 6 tag. - Leichtext: 1. Cor. 15 u. 53 | Denn diß verweßlich muß anziehen das unverweßliche und diß sterbliche muß anziehen die unsterblichkeit.

An die Eltern des Kindes erinnert Grabstein Nr. 78. (Jäger I, E 7; Röttger 502, F 20)

 

[110] Dorothea Maria Francisci

Eisengußplatte mit lorbeerumkränztem hochovalem Inschriftfeld. Oben die Ehewappen Francisci und Schreiber. In den unteren Ecken geflügelte Engelsköpfe. Pendant zu Nr. 115

Inschrift: Dorothea Maria Franciscin, Paula Francisci, Med. D. und Marien Magdal. Franciscin gebornen Schreiberin Tochter, ward geborn d. 12. Octobr. ann. Chr. 1683, starb d. 18. Decembr. selbigen Jahrs. - Am Rand: Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, Der Name des Herrn sei gelobet. Hiob 1.

Der Vater des Kindes, der Arzt Dr. Paul Francisci, stammte aus Volckendorf bei Kronstadt in Siebenbürgen und war ein Sohn des dortigen Pfarrers Paul Francisci. Am 13.08.1678 verehelichte er sich mit Maria Magdalena Kotz, geb. Schreiber. Dr. Paul Francisci starb am 27.01.1709 im Alter von 67 Jahren, seine Frau folgte ihm am 01.04.1717 im Alter von 74 Jahren, 7 Monaten und 14 Tagen.(Jäger I, E 9; Röttger 502, F 17)

 

[111] Michael Neupers Kinder

Gußeisenplatte; Umschrift zwischen Leisten. Im Feld querovaler Lorbeerkranz mit dem Leichtext. In den oberen Ecken zwei Engelsköpfe.

Inschrift: Hier ruhen in Gott Herrn Michael Neupers, Uffschlag und Castenamt Steuereinnehmers u. Fr. Elisabetha Catharina, geborne Riedel beide liebste Kinder: Johann Adam ist geborn den 17. Sept. 1691, starb 12. Nov. 1691 s. Alters 8 Wochen. Maria Magdalena geborn 21. Decemb. 1692, starb den 17. Juli 1693. (Jäger I, E 3; Röttger 495, 56)

 

[112] Georg Lorenz Geyssel

Die Grabplatte zeigt über einer von einem geflügelten Engelskopf bekrönten Inschrifttafel das von zwei geflügelten Engeln gehaltene Wappen (Lilie) des Verstorbenen.

Umschrift: Ao. 1695 den 30. Julii ist in Gott (selig ver)schieden ... Herr Georg Lorentz Geysel des Raths und wei ... Handelßmann seines Alters 33 Jahr 3 Monat 3 Tag

Inschrift: Gott verleihe ihm eine fröliche Aufferstehung | Befiehl den Herren deine Wege | u. hoffe auf ihn, er wirds wohl machen. | Hier hab ich wohl gelietten | umb das Himmlisch gut gestritten | Jesu der Edle sigsfürst mein | führt mich zu sich in Himmel ein | thut mir die Cron der Ehr aufsetzen | mit Ewig wehrender Freud ergötzen | wer so überwünd, der ist ein seeliges kind.

Die Herkunft des Verstorbenen ist unbekannt. Er hing der reformierten Religion an. Geyßel war auch Fähnrich des städtischen Ausschusses. Seine Witwe Katharina Christiana, geb. du Braßeri aus Nürnberg, heiratete den Handelsmann und Kunstfärber Philipp Lang (Grabstein Nr. 58). (Jäger I, 32; Röttger 490, 38)

 

[113] Johann Martin Hammer

Im Feld des Grabsteins zwei von Rollwerk eingerahmte Inschriftkartuschen. Zwischen denselben ein aus Wolken auftauchender Arm der einen Hammer hält. Über der oberen Inschriftkartusche die Ehewappen Hammer (Löwe der einen Hammer hält) und Pachelbel (Pelikan).

Umschrift: Hier ruht in Gott der wol Edle, Vest und ruhmreiche gelahrte H. Joh. Martin Hammer, J. Pract. u. Advocat ordinarii zu Bayreuth ... u. ältester Burgermeister und Hospitalvorsteher allhier ... gebohrn d. 13. Sept. 1641, starb seel. d. 25. Febr. 1705. Alt 63 Jahr.

In den Kartuschen: Leichtext des Seel. verstorbenen 2. Tim. IV, V. 7, 8 Ich habe einen guten Kampf gekämpfet | Denen Allen, die seine Erscheinung lieb haben || H. Hammer hat durch kämpf u. streiten | Die Ehren Crone wol verdient | Kein feind kann im den Lohn beneiden | Der dort um seine Schläfe grünt. | Hie ruht sein leib, der wolgeplagte; | die seel freut sich in ihrem Gott. | Was Gott, dem land, der stadt behagte | verzehrt hier nicht der fresser Tod. | Sein nahm u. Saam bleibt doch im segen | so lang die welt wird iuge(n)d hegen.

Der Verstorbene, geb. am 13.09.1641 war ein Sohn des Egerer Exulanten Christoph Hammer und dessen Ehefrau Sabina, geb. v. Schönstatt. Er verheiratete sich am 05.09.1665 mit Anna Maria Pachelbel von Gehag (Grabstein Nr. 39). (Jäger I, 9; Röttger 484, 9)

 

[114] Ursula Gesell

Eisengußplatte mit Umschrift. Im vertieften Feld Inschriftkartusche mit Lorbeerstabrahmung. In den Ecken Engelsköpfe und florale Ornamente.

Umschrift: Hier ruhet in Gott die erbare und Tuchentsame Frau Ursula Gesellin, geborne Gröbin (Gropp), wart geborn Ano 1620 den 10. Juni ist selig Verstorben 1691 den 9. October Ihres Alters 70 Jahr 17 Wochen.

Die Verstorbene war (seit dem 22.06.1641) die Gemahlin des Bäckermeisters und Ratsherrn Wolf Gesell. Georg Gesell (Grabstein Nr. 93) war der Bruder ihres Mannes, Catharina Schöpf, geb. Gropp (Grabstein Nr. 91) ihre Schwester und Ursula Gesell (Grabstein Nr. 8) ihre älteste Tochter. (Jäger I, E 2; Röttger 495, 55)

 

[115] Johann Paulus Francisci

Eisengußplatte mit lorbeerumkränztem hochovalem Inschriftfeld. Oben die Ehewappen Francisci und Schreiber. In den unteren Ecken geflügelte Engelsköpfe. Pendant zu Nr. 110

Inschrift: Johann Paulus Francisci, Pauli Francisci Med. D. und Marien Magdal. Franciscin geb. Schreiberin Sohn, ward geborn d. 28. Mai Ann. Chr. 1685, starb seelig den 19. Febr. 1686. - Am Rand: Marc. X. spricht Christus Lasset d. Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Himmelreich.

Der Vater des Kindes, der Arzt Dr. Paul Francisci, stammte aus Volckendorf bei Kronstadt in Siebenbürgen und war ein Sohn des dortigen Pfarrers Paul Francisci. Am 13.08.1678 verehelichte er sich mit Maria Magdalena Kotz, geb. Schreiber. Dr. Paul Francisci starb am 27.01.1709 im Alter von 67 Jahren, seine Frau folgte ihm am 01.04.1717 im Alter von 74 Jahren, 7 Monaten und 14 Tagen. (Jäger I, E 10; Röttger 502, F 18)

 

 

 

[116] Johannes Dürr

Eisengußplatte mit zwei von Lorbeerstabrahmungen umgebenen Inschriftfeldern. In den Ecken Engelsköpfe und florale Ornamente.

Inschrift: Hier liegen begraben der weiland wohlernveste fürsichtige und wolweise Herr Johannes Dürr, elterer Bürgermeister und lang treumeritirter Stadtcaemmerer Alhier, welcher den 27. Maii des 1691 Jahrs sanft und seelig Verstorben, seines Alters 68 Jahr, 3 Wochen, 4 Tag. Und dann auch dessen liebwerther Herr Sohn, als weiland der wohlernveste, hochachtbare und wohlgelahrte Herr Johannes Dürr, S. S. Theol. Studiosus, welcher den 24. Aug. Eius De Anni (1691) auf Christi Hochthröstliches Verdienst sanft und seelig entschlaffen, seines Alters 22 Jahr, 5 Monat, 5 Tag weniger ... Stunden.

Bürgermeister Johannes Dürr war am 02.05.1623 als Sohn des Wunsiedler Rotgerbermeisters, Ratsherrn und Stadtkämmerers Wolfgang Dürr und dessen Gemahlin Ursula, geb. Wagner, zur Welt gekommen. In 1. Ehe war er seit dem 06.11.1649 mit Margarethe Zobel, in 2. Ehe seit dem 15.11.1664 mit Catharina Schöpf verheiratet. (Jäger I, E 1; Röttger 492, 48)

 

[117] Christian Zobel

Eisengußplatte mit Umschrift zwischen Profilleisten. Im Feld oben ein Engelskopf, unten das Zobel-Wappen.

Umschrift: Hier ruht in Gott Christianus, ein Sohn Daniel Zobels, Synd. alhier, ward geboren den 17. April Ao. 1669. Starb seelig den 30. Aug. 1676, seines Alters 7 Jahr 28 Wochen.

An die Eltern des Kindes erinnert Grabstein Nr. 78. (Jäger I, E 6; Röttger 502, F 19)

 

[118] Johann Georg Ullmann

Die Eisengußplatte mit schlichter Volutenrahmung trägt folgende Inschrift: Mementi Mori. Hier nächst ruhet in Gott der Weyl. S. T. Herr Johann Georg Ullmann, Hochfürstl. Brandenb. Culmb. Berginspector der Stadt u. 6 Aemter Wunsiedel &c welcher in die 50 Iahr 4 Fürsten unermüdet, treu, ohneigennützig und redlich gedienet, und sein Leben als Menschenfreund, treuer Gatte, liebreicher Vater und frommer Christ mit 70 Iahren ruhmvoll beschlossen, 1765. Zum ruhm würdigen Andencken setzet dieses Carl Popp, I.V.C. hochfürstl. Brandenbl. Onolz. und Culmbl. Bergcom[m]iarius &c. 1769.

Der Verstorbene ist 1695 in Johanngeorgenstadt geboren und wurde 1717 als Obereinfahrer, Markscheider und Probier in den Sechsämtern verpflichtet. Neben seiner verdienstvollen Tätigkeit in Bergbausachen - zuletzt leitete er als Bergmeister die Bergämter Wunsiedel und Goldkronach - machte er sich vor allem als geschickter Kartograph einen Namen. Am 31.10.1719 verheiratete er sich mit der Wunsiedler Pfarrerstochter Eva Elisabeth Peuschel. (Jäger I, E 5; Röttger 495, 60; Vollet: Kartographie, S. 113 ff; Hempel: Sechsämterkärtchen)

 

[119] Margarethe Gropp

Der Grabstein zeigt im vertieften Feld das handwerkliche Flachrelief des stehenden Mädchens in einem vornehmen Renaissancekostüm. In den vier Ecken die Familienwappen Gropp (Lilie), Peuschel (ein mit drei Blumen bestecktes Herz), Kaiser (Handschuh) und Rösler (mit 3 Rosen belegter Sparren).

Umschrift: Anno 1616 den 3. Julii nachmittag umb 1 Uhr ist in Gott selig entschlaffen deß Erbarn Hern Adam Groppen Töchterlein Margaretha ihres alters 3 Jahr.

Das Kind war eine Tochter des Blech- und Zinnhändlers Adam Gropp (Sohn des Balthasar Gropp und der Juliana Kaiser vom Kaiserhammer) und der Magdalena Peuschel (Tochter des Friedrich Peuschen und der Barbara Rößler). (Jäger I, 52; Röttger 478, J 3)

 

Grabmäler im Fichtelgebirgsmuseum

[120] Anna Sabina Gropp

Stark verwitterter und beschädigter Marmorgrabstein. Oben die Ehewappen Gropp - Voll. Darunter folgende Inschrift:

Hier unten ruhet in Gott die weyl. Erbar und Tugendsame Frau Anna Sabina Groppin geborne Vollin von Eger Herrn ... Groppens des Raths und Leutenants im Ausschuss Hertzlibste welche geboren zu Eger Ao. 1635 den ... May früh umb 4 Uhr geheuratet alhie Ao. 16 ... den 26. Novembr. ... wider ... 1663 den 18. Jan. abends umb ... alters 27 Jahr 14 woch. 6 Tag u 1/2 stund. | Herr Jesu hülff! | Waren der Frau Groppin letzte Abschiedswort. Hülff Herr dass auch wir mit der gleichen abschid seöig von hinnen scheiden mögen. Amen.

Die Verstorbene war seit dem 26.11.1649 mit Ludwig, dem Sohn des Wunsiedler Zinnblechhänders Johann Gropp verheiratet. Sie war eine Tochter des Egerer Apothekers Hermann Voll.

 

[121] Katharina Margaretha Gropp

Fast quadratischer Marmorgrabstein. Im vertieften Feld qualitätvolle Reliefdarstellung des Mädchens in Renaissance-Kostüm. Zu beiden Seiten des Hauptes Wappen: Rechts das ältere Wappen der Familie Gropp (Lilie), linkes Wappen zerstört.

Umschrift: Anno 1597 den 2. ... vnd 8 wochen ... tag ist ... Katharina Margaretha, Balthasar Gropp Burger alhier ...

Die Verstorbene war am 17.04.1596 als Tochter des Wunsiedler Blechhändlers Balthasar Gropp und dessen Ehefrau Juliana, geb. Kaiser in Wunsiedel getauft worden.

 

[122] Hans Christoph Thanner

Marmorgrabstein mit zweizeiliger Umschrift. Oben im Feld ein noch ungeklärtes Ehewappen (Thanner - ?). Darunter geschweifte Inschriftkartusche mit Spruchinschrift.

Umschrift: ... Herr Hanss Christoph Thanner uff Reichendorff, gewester 20 Järiger (Exulant?) auss Eger ... Anno 1660.

Inschrift: 2. Timoth. 4 | V. 7. 8. 9. | ... wird der Gerechte nicht um ... aber alle(in, sondern) auch allen, die seine (Er)scheinung liebhaben.

 

 

[123] Heinrich und Ursula Roth

Marmorplatte mit vertieftem Feld. Oben die Ehewappen Roth und Strötz mit den Initialen H. R. (Heinrich Roth) und V.R.G.S. (Ursula Roth, geborene Strötz). Dazwischen eine Sanduhr. Darunter eine von Knorpelwerk eingerahmte Inschriftkartusche mit einem Totenkopf an der Unterseite. Darunter ein zweites, querovale schlichtes Inschriftfeld.

Umschrift: Hier liegen begraben der weyland Ehrnveste Hochachtbare Vorsichtig und Wolweyse Herr Heinrich Roth gewester 35 Jähriger Rathherr, Bürgermeister u. Hospital Vorsteher allhier seines Alters 61 Jahr 8 Wochen 5 Tag. Und neben ihm

Im querovalen Inschriftfeld: seine geliebte Haussfrau die weyland Erbare u. viel Ehrentugentsame Frau Ursula Rothin gebohrne Strötzin Ihres Alters 58 Jahr 23 Wochen u. 4 Tag. Ihr beeder seel. Abschied ist geschehen den 31. Marty und 23. Decemb. Anno 1659.

 

[124] N. Schlumpff

Großer Marmorgrabstein mit teilweise zerstörter Umschrift. Im Feld das sehr handwerklich gearbeitete Relief eines Engels der ein Wappenschild mit drei Hifthörnern vor sich hält. Darunter von Rollwerk eingerahmtes Inschriftfeld.

Umschrift: Anno 1616 Midwoch den ... der Erbar Herr ... Schlumpff Burger alhie. Der (Herr) verleihe Im die ewige freudt und seligkeitt. Amen.

Inschrift: Leben wir, so leben wir dem Herrn | Sterben wir, so sterben wir dem Herrn. | Darumb wir leben oder sterben, so sindt | wir dess Herrn. Amen.

 

[125] Christoph Hammer

Große Marmorplatte, oben im Feld Rollwerkkartusche mit Spruchinschrift, darunter - mit einigem ungenutzten Zwischenraum - die Ehewappen Hammer und v. Schönstatt.

Umschrift: ... 22. Mai 1655 ... in dem 72 Jahr seines Alters von dieser Welt seelig abgeschieden weil ... fürsichtige ... Christoph Hammer gewesener Rathsfreund von Eger u. 26jähriger (Exulant?) ...

Der vormalige Egerer Ratsherr Christoph Hammer war mit seiner Familie als Exulant nach Wunsiedel gekommen. An seine Ehefrau Sabina, geborene v. Schönstatt erinnert Grabstein Nr. 41 und an seinen Sohn Johann Martin Hammer der Grabstein Nr. 113. Anna Maria Hammer (Grabstein Nr. 39) war seine Schwiegertochter. (Jäger II, 29

 

Historische Grabdenkmäler aus Wunsiedel im Steinzentrum Wunsiedel

[126] Margaretha Gropp

In zwei Teile zerbrochene Grabplatte. Oben die Ehewappen Gropp - Zobel. Unten Inschrift in Rollwerkkartusche.

Umschrift: 1607 den 8. Februarii ist in gott Seliglich entschlaffen die Erbare u[n]d tuge[n]haffte Frau Margaretha Herr Hansen Groppen deß elttern v[n]d deß Raths alhier erste liebe haus ... eine geborne Zobeltin Ihres alters 47 Jahr. Der Gott gnad.

Inschrift: Herr wan ich Nur dich habe | so frage ich nichts nach Himmel | und erden Wann mir gleich leib | und Seel verschmacht so bistu doch Gott | mein Trost und mein Teil.

Die Verstorbene war eine Tochter des Wunsiedler Bürgermeisters Georg Zobold und wurde am 21.11.1581 mit dem Wunsiedler Blechzinnhändler Hans Gropp getraut. (Jäger II, 20; Röttger 509, F 40)

 

[127] Friedrich Gropp

Das untere Teil einer zerbrochenen Marmorplatte zeigt die Ehewappen Gropp und Zobel. Von der Umschrift ist zu lesen:

... und Acht Bar Friderich Gropp Burger alhie seins alters im 52 iahr dem Gott und unz ein frölich ...

Der Verstorbene, Bürger und Blechzinnhändler in Wunsiedel, ist 1565 in Wunsiedel geboren und heiratete 1594 Eva Zobolt. Er starb um 1617. (Jäger II, 24; Röttger 510, F 44)

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Literatur:

Dieter Hempel: Sechsämterkärtchen von Johann Georg Ullmann (1695-1765), Wunsiedel o. J.

Elisabeth Jäger: Wunsiedel 1810 - 1932, III. Band einer Geschichte der Stadt Wunsiedel, Wunsiedel 1983

Elisabeth Jäger: Ein neu aufgefundener Grabstein (Dr. Paul Francisci), in: Der Erzähler vom Gabelmannsplatz 1961, Nr. 2 (Jäger III)

Elisabeth Jäger: Die neu aufgefundenen Grabsteinplatten im Friedhof, in: Der Erzähler vom Gabelmannsplatz 1953, Nr. 4 & 5 (Jäger II)

Esther Luise Jäger: Die Grabsteine an der Friedhofskirche Wunsiedel, in: Wunsiedler ev. Kirchenbote, 11. Jg. Nr. 10 [Okt. 1937] - 13. Jg. Nr. 6 [Juni 1939] (Jäger I)

Bernhard Hermann Röttger: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Oberfranken, Bd. I. Landkreis Wunsiedel und Stadtkreis Marktredwitz, München 1954.

Karl Sitzmann: Heimische Marmorbildnerei in alter Zeit, in: Der Siebenstern 8. Jg. (1934), S. 2 - 8

Hans Vollet: Abriß der Kartographie des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, Kulmbach 1977

Weigel, Wopper, Ammon: Ambergisches Pfarrerbuch, Kallmünz 1967