Aus der Ahnenliste von Harald Stark
— Die Ahnengemeinschaft mit dem Großindustriellen
Johann David, Edler von Starck —

Stammvater der beiden im Nachfolgenden behandelten Familienstämme ist – nach den genealogischen Arbeiten von Dr. Gustav Treixler – der aus Thürigen stammende Matthäus Stark. Er war Köhler in Schwaderbach bei Graslitz und hatte vier Söhne: Den am 4. April 1613 geborenen und bereits in jungen Jahren verstorbenen Georg. Einen weiteren, am 15. August 1623 geborenen Sohn Georg, sowie die Knaben Johannes und Adam, welche am 15. April 1631 bzw. am 22. März 1633 das Licht der Welt erblickten. Matthäus Stark starb am 2. September 1661 in Graslitz. Seine Witwe Margarethe folgte ihm am 4. März 1670.
Die Stammreihe führt weiter über den am 15. August 1623 geborenen Sohn Georg. Er war Bergmann und Bürger in Graslitz und besaß dort das Haus Nr. 206. Seine am 13. Dezember 1695 verstorbenen Frau Barbara gebar ihm nicht weniger als neun Kinder. Darunter der am 26. Januar 1648 geborene Matthäus und der am 6. März 1662 zur Welt gekommene Johann Georg. Der neunfache Vater und Graslitzer Bergmann Georg Stark verstarb am 30. Mai 1680 in seinem Heimatort.
Johann Georg Stark war zunächst, ebenso wie sein Vater, Bergmann und Bürger, später trat er sogar als Bergwerkspächter in Graslitz auf. Durch den Sohn Hans Andreas, dem seine Frau Klara am 30. Dezember 1692 in Graslitz das Leben schenkte, wurde er Ahnherr des Großindustriellen Johann David Stark. Johann Georg Stark starb am 4. April 1722 in Graslitz, seine Ehefrau Klara war bereits am 31. Januar 1717 verstorben.
Auch Hans Andreas (* 30.12.1692 + 23.3.1739 in Graslitz) arbeitete als "Berggesell" unter Tage und war Bürger in Graslitz. Am 23. Oktober 1716 hatte er Maria Susanna Köhler zur Frau genommen. Sein am 31. Januar 1728 zur Welt gekommener Sohn Josef Karl wechselte die Profession und wurde Bäcker. Später ging er in das Textilgewerbe und gründete eine Musselinfabrik. Josef Karl Stark war zweimal verheiratet. Am 12. September 1753 ehelichte er Marie Rosine Schürer und nach deren Ableben am 13. August 1767 trat er am 24. November 1767 mit Maria Rosina Riedl in den Bund der Ehe. Mit seiner zweiten Ehefrau zeugte Josef Karl schließlich den erfolgreichen Geschäftsmann Johann David Stark, dem er nach seinem Tod am 3. August 1807 seine Graslitzer Textilfabrik hinterließ.
Johann David Stark (* l. Mai 1770 in Graslitz) hatte, wie Michael Pelleter berichtet, "anfangs die Mousselin-Weberei betrieben und in Flor gebracht. Im Jahre 1792 pachtete er das in Silberbach bei Graslitz bestehende Messingwerk und errichtete daselbst die l. Fabrik zur Erzeugung von Schwefelsäure. Die hiezu erforderlichen Rohprodukte bezog er aus Altsattl und später aus Hromitz im Pilsener Kreise. Da der Holzverbrauch bei der Oleum-Produktion ein großer war, suchte jeder Noth an Brennmaterial für die Zunkunft vorzubeugen (und kaufte) das Braunkohlenwerk bei der sogenannten Veitsmühle bei Zwodau, wo er eine zweite Oleumhütte errichtete. Die Ansiedlung daselbst vergrößerte sich zusehends und erhielt den Namen Davidsthal. Johann David Starks industrielle Thätigkeit fand allgemeine Anerkennung und Kaiser Ferdinand I. erhob ihn im Jahre 1836 in den Adelsstand mit dem Prädikat »Edler von Stark«.
An den großen Erfolgen nahm einen hervorragenden Antheil sein Sohn Johann Anton, welcher seit 1829 an der Leitung der Geschäfte sich betheiligte. Nach dem am 10. November 1841 erfolgten Tod seines Vaters übernahm er die Leitung der Firma Stark. Johann Anton Edler v. Starck ist am 4. Dec. 1808 zu Graslitz geboren, erhielt seine wissenschaftliche Vorbildung im Gymnasium zu Pilsen und an der Technik in Prag, worauf er sich behufs einer weiteren Ausbildung durch längere Zeit zu Leipzig und Berlin aufhielt. Rastlos arbeitete er nach seiner Rückkehr an der Vervollkommnung und Erweiterung der zahlreichen Geschäftszweige. Fast alle Artikel der chemisch-technischen Industrie wurden kultiviert. Alaun, Schwefel, Eisenvitriol, Kupfervitriol, Caput mortuum, Salzsäure, Salpetersäure, Glaubersalz, Phosphor, Ruß, Kunstdünger, Tafel- und Spiegelglas u.s.w. wurden in vorzüglicher Qualität erzeugt. Besonders gesucht ist die 90perzentige Schwefelsäure, welche in Oesterreich, Deutschland, auch in England und Amerika den Markt beherrscht und die wasserfreie Schwefelsäure ist als eine Specialität der Firma berühmt geworden. Zum Betriebe dieser ausgedehnten Etablissements wurden die Anlagen von Braunkohlewerken zusehends ausgedehnt und der Besitz von ausgezeichneter Schwarzkohle im Pilsener Kreise gestattete eine Auswahl des Brennstoffes zur Wiedervereinigung der an einem anderen Orte aufgelassenen Fabriken. Im Falkenau-Elbogener Becken besitzt die Firma Johann David Starck ausgedehnte Lager von Braunkohle, deren Gewinnung außerordentlich zunahm, als die Buschtiehrader Eisenbahn ein weiteres Absatzgebiet eröffnete. Sämtliche Braunkohlenlager von Unterreichenau, Davidsthal, Haberspirk und Münchhof stehen durch Schleppbahnen mit der Hauptbahn in Verbindung. Da Altsattl für die Leitung der Geschäfte nicht günstig gelegen war, so erbaute sich Johann Anton Edler v. Starck im Jahre 1843 in Unterreichenau ein Wohnhaus mit den entsprechenden Kanzleien. Er wurde in Würdigung seiner Verdienste um die Großindustrie nach der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 in den Freiherrnstand erhoben und ist als lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses im österreichischen Reichsrathe. Im Jahr 1877 hat er für die Firma seines Hauses die Mineralwerke Kahr und Boden von der Angloösterr. Bank angekauft und mit Haberspirk vereinigt.
" (Zitat aus: Mich. Pelleter, Denkwürdigkeiten der Stadt Falkenau, Tachau 1882, S. 148/149)


Der von Hans Georg Starks Bruder, dem am 26. Januar 1648 geborenen Matthäus Stark, ausgehenden und im Fichtelgebirge ansässig gewordenen Linie der Familie war keine solche Karriere sondern im Laufe der Jahrhunderte der soziale Abstieg von dem wohl doch besser verdienenden Bergmann zum Taglöhner vorbeschieden.
Aus nicht näher bestimmten, wahrscheinlich jedoch aus Glaubensgründen, hatte sich der der protestantischen Konfession anhängende Bergmann Matthäus Stark um 1670 entschlossen seine Heimat zu verlassen, um anderswo sein Auskommen zu finden. 1672 findet er sich in Naila, wo er am 29. Oktober die einheimische Bergmannstochter Anna Maria Schwaner heitratete. In der Nailaer Traumatrikel für die Jahre 1633 bis 1720 findet sich auf S. 34 (Jg. 1672, Nr. 3) folgender Eintrag: "Mattaeus Starck, Bergknapp, Georg Starckens, Bergman(n)s zum Gräßlitz ehel. Sohn, mit Anna Maria, Tobiae Schwaners, Bergman(n)s allhier, ehel. Tochter, den 29. 8ber." Zwei seiner Söhne, Nicolaus Caspar am 13. Juli 1675 und Johann Heinrich am 29. Mai 1676, wurden noch in Naila geboren. Wahrscheinlich ab 1684/85 war er dann als Bergmann auf der Eulenloh bei Tröstau tätig. Am 19. April 1685, anläßlich der Taufe seines Sohnes Andreas, wurde er im Wunsiedler Kirchenbuch als "Mattheo Starck, Bergmann Zu Trösta" bezeichnet. Im nächsten Jahr erscheint er als Steiger auf dem Bergwerk zu der Eulenlohe. Matthäus starb am 3. September 1693 in Tröstau und wurde in Schönbrunn bei Wunsiedel begraben.
Der erwähnte, am 19. April 1685 getaufte Andreas Stark findet sich 1710 als Bergmann in Holenbrunn. Nach Mitteilung der emeritierten Wunsiedler Stadtarchivarin Elisabeth Jäger war Andreas Stark zu dieser Zeit Bergknappe in Meußelsdorf bei Marktredwitz, wohnte jedoch in Holenbrunn östlich von Wunsiedel. Am 8. September 1710 war er nach ausgestandener Kirchenbuße mit Catharina Rieß aus Holenbrunn getraut worden. Beide hatten "in Unehren sich vergangen". Kurze Zeit später, am 29. November 1710, erblickte dann ihr Sohn Hans das Licht der Welt. In späteren Jahren arbeitete auch Andreas Stark auf der Eulenlohe, wo er 1734 bei der Trauung seines Sohnes Hans, als "Bergsteiger" Erwähnung findet. Drei Jahre später, am 31. März 1737, starb "Andreas Starck, Bergmann bey S. T. H. Müllern auf der Eulenlohe" im Alter von 52 Jahren und wurde auf dem Schönbrunner Friedhof beigesetzt.
Andreas Starks Sohn Hans war ebenfalls Bergmann auf der Eulenloh. Am 28. Oktober 1734 wurde er mit "Margaretha Barbara Illingin, weiland Michael Illings, Hammerschmidt(s) auf dem Ameißhübel, hinterlaßener einiger Tochter ... nebst einer Predigt copulirt". Er starb am 15. Februar 1760 und wurde mit einer Predigt in Schönbrunn bestattet. Georg Stark, Hans Starks Sohn, war am Abend des 5. September 1746 geboren worden. Sein Taufpate war "Georg Starck, Inwohner zu Breitenbrunn, des Kinds-Vaters Bruder". Es ist anzunehmen daß auch er zunächst als Bergmann auf der Eulenloh arbeitete, jedoch enthält sein Traueintrag im Schönbrunner Kirchenbuch leider keine Berufsangabe. Am 10. November 1771 hatte er die aus Vordorf stammende Barbara Schörner geheiratet. Anläßlich der Hochzeit seines Sohnes Johann Nicol im Jahre 1798 findet er sich als Tagarbeiter und Einwohner in Hildenbach. So hatte sich in der gleichen Zeit, als in Böhmen die Nachkommen des Hans Georg Stark zu erfolgreichen Geschäftsleuten wurden, der Abstieg meiner von Matthäus Stark abstammenden Vorfahren vom Beruf des Bergmannes zum Taglöhner vollzogen. Der Sterbeort von Georg Stark ist bisher ebensowenig auszumachen, wie sein Todesdatum.

Literatur und Quellen:


Pelleter Michael: Denkwürdigkeiten der Stadt Falkenau, Tachau 1882
Dr. Gustav Treixler: Graslitzer Familien des 17. Jahrhunderts, l. Starck - maschinenschriftl. Text, übermittelt von Herrn Joachim Kohlert, Erlangen (Forschungsgruppe Graslitz).
Dr. Gustav Treixler: Ahnentafeln bekannter Sudetendeutscher; Ahnentafel 21: Johann David Starck, Großindustrieller in Graslitz - wahrscheinlich aus der Zeitschrift "Unser Egerland" (um 1930), Fotokopie übermittelt vom Stadtarchiv Wunsiedel.
Die Kirchenbücher der ev.-luth. Pfarreien Naila, Wunsiedel und Schönbrunn sowie die genealogischen Aufzeichnungen von Elisabeth Jäger im Stadtarchiv Wunsiedel.


Harald Stark, Kulmbach 8/94