I.
GESCHICHTE DER FIRMA
JOH. DAV. STARCK.
Bereits vor mehreren Jahren fasste ich den
Entschluss eine Beschreibung der Joh. Dav. Starck'schen Werke
zusammen zu stellen, um die Thätigkeit und den Erfolg auf
diesem Gebiete der menschlichen Arbeit für unsere Nachkommen
in dem hiesigen Werksarchive aufzubewahren, verschiedene Umstände
liessen aber diesen Entschluss bisher nicht zur Ausführung
kommen.
Bei dem Heranrücken der Wiener Weltausstellung, bei der
die Firma J. D. Starck nicht fehlen darf und würdig vertreten
sein muss, hielt ich es nun für meine Pflicht diese Arbeit
auszuführen.
Nur die feste Ueberzeugung, dass eine fremde Persönlichkeit
nicht im Stande ist dieses in seiner Entstehung, in seiner Erweiterung
und in seinem gegenwärtigen Bestande ganz eigenthümliche
Unternehmen genügend zu beurtheilen und so zu beschreiben,
wie es dem möglich ist, der durch eine lange Reihe von
Jahren in allen Zweigen des Geschäftes gearbeitet hat,
hat mich dazu bewogen, mit dieser Arbeit vor die Oeffentlichkeit
zu treten.
Ich werde, um die nun folgende Abhandlung übersichtlich
zu erhalten, mich nur wo nöthig auf die im Nachhange folgenden
Betriebsund statistischen Tabellen berufen und beginne nun mit
der Entstehung der Firma
JOH. DAV. STARCK.
Herr Joh. Dav. Starck, der Gründer dieser
seinen Namen tragenden Firma, ist im Jahre 1770 am 1. Mai in
Graslitz in Böhmen geboren. Er unterstützte als 14jähriger
Knabe seinen Vater, der in Graslitz eine Brantweinbrennerei
und einen Krämerhandel betrieb. In diesem Geschäfte
besuchte der junge Mann die Märkte in dem nahen Sachsen
und lernte in Plauen die Mousselinweberei kennen. Die Wichtigkeit
dieses in Böhmen noch wenig bekannten Industriezweiges
einsehend, gelang es ihm in Graslitz 2 Webstühle zur Mousellinweberei
einzuführen. Diese wurden in einem Zeitraume von 10 Jahren
auf 800 Webstühle
[4]
vermehrt und trug diess wesentlich zur Ausbreitung
der Stuhlweberei in der dortigen Gegend bei. Die Thätigkeit
eines so regsamen Geistes, der von einem kräftigen gesunden
Körper beherbergt wurde, konnte aber darin nicht Befriedigung
finden und Herr J. D. Starck war bestrebt seinen Wirkungskreis
fort und fort zu erweitern.
Im Jahre 1792 pachtete er das Messingwerk zu Silberbach uud
brachte dasselbe nach Ueberwindung grosser Hindernisse in ordentlichen
Gang und errichtete daselbst auch die erste Oleumhütte
in Oesterreich. Dieser Industriezweig wurde hauptsächlich
in der Gegend von Nordhausen betrieben und hatte von dort das
Vitriolöl auch den Namen „Nordhäuser Oel."
Von diesem Zeitpuncte begann die Thätigkeit der Firma J.
D. Starck auf dem Gebiete der chemischen Industrie.
Die Oleumfabrication war anfänglich auf 10 Galeeren-Oefen
eingerichtet und wurden im Jahre 1796 weitere 10 Oefen und im
Jahre 1800 noch 15 Oefen zugebaut, so dass 35 Oleumöfen
im Betriebe waren, welcher mit Holzfeuerung geschah. Das Rohproduct
zur Oleumerzeugung war früher calcinirter Eisenvitriol
und später Vitriolstein (schwefelsaures Eisenoxyd), welche
von Altsattl angekauft wurden.
Herr J. D. Starck, bei dem schon dazumal der grosse Holzverbrauch
bei der Oleumerzeugung das nicht unbegründete Bedenken
eines einstigen Holzmangels erregte, war darauf bedacht, diesem
seiner Industrie Gefahr drohenden Mangel durch Mineralkohlenfeuerung
abzuhelfen und brachte zu diesem Zwecke im Jahre 1804 das Braunkohlenbergwerk
zu Davidsthal, Bezirk Falkenau, käuflich an sich und errichtete
daselbst eine Oleumfabrik auf 30 grössere Oleumöfen
mit Braunkohlenfeuerung.
Zu gleicher Zeit erwarb er auch das Mineralwerk Hromitz im pilsner
Kreise, das nur kümmerlich arbeitete und sicherte sich
damit auch das Rohproduct, d. i. den Vitriolstein, in ausgezeichneter
Qualität.
Auch hier, in einer sehr holzreichen Gegend, wurde anfänglich
mit Holz-, dann aber mit Kohlenfeuerung gearbeitet. Aber dies
Alles genügte Herrn J. D. Starck nicht. Noch war er vom
Auslande mit seiner Industrie abhängig, da er von dort
aus Waldenburg in Sachsen die Kolben und Vorlagen zur Erzeugung,
sowie die Thonflaschen zur Verpackung des Vitriolöles beziehen
musste. Auch diesem Uebelstande wurde durch Einführung
einer eigenen Töpferei abgeholfen, wozu die Thonlager bei
Wildstein das Materiale lieferten. Aus Waldenburg wurden auch
die ersten Arbeiter
[5]
hereingebracht und lebt heute noch einer von
ihnen, der 82jährige Töpfermeister Heinrich Sieber,
in Kasnau in Pension. Nun stand dieses Geschäft auf eigenen
Füssen und es erübrigte nur noch in dem Betriebe selbst
Verbesserungen zu machen, worauf ich später zurückkommen
werde.
Zu gleicher Zeit war Herr J. D. Starck auch bei den Mineralwerken
Altsattl und Littmitz als Gewerke eingetreten, die daselbst
bestehende Misswirthschaft genügte aber nicht dem so rasch
vorwärtsstrebenden Manne und er versuchte diese Werke an
sich zu bringen. Diess war ihm endlich im Jahre 1816 durch Zusammenkauf
der verschiedenen Cuxantheile gelungen und nun nahm er auch
hier die Arbeit mit gewohnter Energie auf, steigerte und verbesserte
die daselbst bestehende Schwefel- und Vitriol-Erzeugung.
Herr J. D. Starck verlegte nun seinen Wohnsitz von Graslitz,
wo er durch eine Reihe von Jahren auch Bürgermeister war,
nach Altsattl, in die Nähe seiner Werke, und lebte nur
der Arbeit auf denselben. Im Jahre 1826 errichtete er in Altsattl
ein Alaunwerk. Im Jahre 1809 hatte Herr J. D. Starck auch das
Schmaltenwerk in Silberbach käuflich an sich gebracht und
war dieses bis zum Jahre 1838 im Betriebe.
Dass man die grossen Verdienste dieses Mannes um die vaterländische
Industrie schon zur damaligen Zeit anerkannte, beweist der mir
vorliegende Bericht der Beurtheilungs-Commission über die
Ausstellung der Industrieerzeugnisse Böhmens im Jahre 1831.
Darin heisst es:
„Unter mehreren unserer ehrenwerthen Geschäftsmänner,
die durch regen Eifer um die Förderung der einheimischen
Gewerbsthätigkeit, durch emsiges Forschen zur Emporbringung
und Vervollkommnung einzelner Geschäftszweige vorzüglich
gewirkt und durch kluge Berechnung der Zeitverhältnisse,
früher nicht beachtete Unternehmungen zu einem grossartigen
Betriebe umgeschaffen haben, und daher in der Geschichte der
Industrie Böhmens eben so merkwürdig, als des öffentlichen
Dankes unseres Vaterlandes stets verdient bleiben werden, dürfte
Herrn Starck einer der ersten Plätze eingeräumt werden,
dessen Geschäftsleben reich an ermunternden Beweisen ist,
wie weit Thätigkeit, Ordnungsliebe und Nachdenken über
den betretenen Wirkungskreis zu eigenem und anderer Wohle, selbst
bei beschränkten Mitteln und geringem Anfange führen
kann, wenn sie von dem Erwerbsgeiste in seiner höheren
Bedeutung geleitet werden."
Weiter sagt dieser Bericht, dem auch mehrere der früheren
Daten entnommen sind:
„Die von diesen Erzeugnissen eingesandten Proben, welche
der Catalog nachweist, waren, wie leicht zu erachten, von vorzüglich
gelungener Darstellung, die Handelswelt hat ihre ausgezeichnete
Güte längst anerkannt und anstatt über ihren
inneren Gehalt ein Mehreres zu sagen, bedarf es nur der Erwähnung,
dass die vorbenannten Erzeugungs-quantitäten auch im Durchschnitte
jährlich abgesetzt werden. Bei der grossen Menge von ausgezeichnet
schönen Gegenständen, welche die Ausstellung verherrlichten
und die Sinne ergötzten, mögen wohl viele der Besuchenden
die von Herrn Starck in unscheinbaren Fässchen und Kistchen
ausgestellten Erzeugnisse kaum eines Blickes gewürdigt
haben, und doch sind sie von der höchsten Wichtigkeit,
besonders in Beziehung auf viele anderweitige Industrialanstalten.
Zwar sind diese Artikel anderweitig schon lange vorher erzeugt
worden, allein sie werden jetzt mit allen Hilfstheilen durch
Herrn Starck im Lande erzeugt, und von ihm zu einem Preise verkauft;
um welchen sie keine andere gleiche Anstalt zu liefern im Stande
ist. Nicht besonderer wissenschaftlicher Intelligenz, aber der
emsigen Betriebsamkeit, des Scharfblickes und muthvollen Unternehmungsgeistes
eines Mannes bedurfte es, der die Localitätsverhältnisse
zu erkennen, zu würdigen und zu benützen verstand
und mit merkantilischer Geübtheit geltend zu machen wusste.
Ob Herr Starck der erste in Böhmen war, der die Alaunschiefer
statt, wie es bis zum Anfang dieses Jahrhundertes geschah, lediglich
auf Alaun zu benützen, zur Erzeugung von Vitriol verwendete,
liegt nicht ausgemittelt vor, allein gewiss hat man es nur ihm
zu danken, dass der Preis des rauchenden Vitriolöls, der
noch in den 90er Jahren 80 fl. C. M. pr. Ctr. betrug, gegenwärtig
auf 8 fl. und noch tiefer heruntergebracht wurde. Bedenkt man,
dass von unseren vielen Cattun-fabriken mehrere für sich
allein nur an ordinärem Vitriol jährlich 1000 Ctr.
verbrauchen, so ist der Einfluss desselben (in den Färbereien
zur Beitze) auf die wohlfeilere Production schon in diesem Artikel
unverkennbar, abgesehen von dem grossen Bedarf desselben in
den Färbereien zur Beitze, zu Tingirungen in den Druckereien,
zur Leder- und anderweitigen Schwärze, zur Lumpenbleiche
und bei vielen anderen Erwerbszweigen. Berücksichtigt man
nun die zweckmässige Beschaffenheit der vorliegenden Producte,
ihre vorzügliche Erzeugung, das bedeutende Quantum, ihre
"Wohlfeilheit, die Anzahl der dabei beschäftigten
Menschen, ihren Einfluss auf die Förderung anderweitiger
Geschäftszweige und die überwiegende Concurrenz, mit
welcher sie einen bedeutenden Activhandel ins Ausland begründeten,
so gestaltet sich die Sache so grossartig, dass wenig Industrialanstalten
sich dieser gleichstellen können.
[6]
In Erwägung dieser in staatswirthschaftlicher,
commercieller, industrieller und politischer Beziehung gleich
wichtigen Rücksichten mit Beachtung der hier obwaltenden
seltenen, vielseitigen Verdienstlichkeit und des in der Einleitung
dargestellten Grundsatzes, fand die Com-mission nach einstimmigem
Beschluss die Erzeugnisse des Herrn Starck der Zuerkennung und
Ertheilung der goldenen Medaille eben so würdig, als seine
industrielle Wirksamkeit und die dafür sprechenden öffentlichen
allgemeinen Vortheile ihn zur auszeichnenden Empfehlung an die
Staatsverwaltung eignen."
Im Jahre 1836 wurde Herr J, D. Starck in Berücksichtigung
seiner grossen Verdienste um den Staat, die vaterländische
Industrie und den Bergbau von Sr. Majestät Kaiser Ferdinand
I. für sich und seine Nachkommen in den Adelstand mit dem
Prädikate „Edler von" erhoben.
Jedoch auch in der Gegenwart wird das Andenken dieses verdienten
Mannes dadurch hochgeehrt, dass, wie mir mitgetheilt wurde,
sein Portrait unter den Bildnissen jener Männer bei der
wiener Weltausstellung prangen wird, welche sich die grössten
Verdienste um den Aufschwung der Urproduction und der Industrie
erworben haben.
Herr J. D. Edler von Starck starb am 10. November 1841 in Prag
und hatte vor seinem Tode noch die Verfügung getroffen,
dass die Werke als ein zusammenhängendes Ganzes weiter
betrieben werden. Die Erben waren die Herren: Josef Carl Edler
von Starck, Johann Anton Edler von Starck und in Repräsentation
der Frau Elise Bischoff geb. Edlen von Starck deren Söhne,
die Herren: Otto, Bruno, Beno, Leo, Hugo und Kuno Bischoff,
in deren und ihrer Repräsentanten Besitz es sich noch befindet.
Die weitere Leitung der Werke übertrug er testamentarisch
an seinen Sohn, Herrn Joh. Ant. Edlen von Starck.
Herr Joh. A. Edler von Starck wurde im Jahre 1808 am 4. De-cember
in Graslitz geboren, studirte in Pilsen das Gymnasium, dann
in Prag die Technik und war später zu seiner weiteren wissenschaftlichen
Ausbildung in Leipzig und Berlin. Herr J. A. Edler von Starck
zeigte schon in früher Jugend die grösste Theilnahme
für das von seinem Vater gegründete Geschäft
und es liegen Briefe aus dem Jahre 1826 vor, wo der damals im
18. Jahre stehende Jüngling dem Verwalter in Altsattl bei
der Anlage des neuen Alaunwerkes daselbst Information ertheilt.
Im Jahre 1828 schon betheiligte sich Herr J. A. Edler von Starck
thätig bei dem Geschäfte seines Vaters und im Jahre
1829 trat er ganz in dasselbe ein und ergriff an der Hand der
Wissenschaft mit jugendlicher Energie die Leitung. Es müsste
als unwürdige Lobhudelei erscheinen, wollte ich einem Manne
hier seine Verdienste aufzählen, der jetzt, nach 44jähriger
Thätigkeit im Geschäfte, noch im stärksten Strome
seines Schaffens ist.
Ich will mich nur darauf beschränken, die einzelnen Industriezweige
der Firma Job. Dav. Starck in der Reihe zu beschreiben, wie
sie entstanden sind. Die im Nachhange angeführten Besitz-
und Erzeugungsausweise sollen diese Beschreibung ziffermässig
erläutern und dar-thun, was Herr J. A. Edler von Starck
geschaffen hat. Das Werk wird seinen Meister selbst loben.
Die Oleum-Fabrication.
Dieser, wie schon angeführt, im Jahre
1792 vom Herrn J. D. Starck in Oesterreich eingeführte
Industriezweig lieferte anfänglich der Industrie den Bedarf
an Schwefelsäure, welche durch trockene Destillation früher
aus calcinirtem Eisenvitriol, später aus schwefelsaurem
Eisenoxyd (Vitriolstein) gewonnen wurde.
Die Erzeugung war in Silberbach mit Holzfeuerung und vom Jahre
1804 in Davidsthal mit Braunkohlenfeuerung eingerichtet. Im
Jahre 1807 wurde in Hromitz eine Oleumhütte gebaut, jedoch
in dem Jahre 1824 wieder ausser Betrieb gesetzt, nachdem die
Oleum-Erzeugung in Bras und in Kasnau in grossartigem Massstabe,
unmittelbar an den Steinkohlengruben eingerichtet war.
Ueber die Verbesserungen in dieser Fabrication seit dem Jahre
1832 nur so viel: Im Jahre 1832 wurden 17308 Ctr. Oleum erzeugt,
mit denselben Leuten und Betriebsmitteln können heute 60.000
Ctr. Oleum erzeugt werden. Der Kohlenverbrauch hat sich heute
um 1/3gegen dazumal vermindert und statt verkäuflichen
Kohlen wird nur Kohlenklein zur Feuerung verwendet.
Die Oleum-Erzeugung hat im Auslande längst aufgehört
und im Inlande wird sie nur in der Nähe von Pilsen betrieben
und auch da sind schon die meisten Hütten eingegangen oder
mindestens sehr reducirt.
Die Firma J. D. Starck ist heute die einzige leistungsfähige
Firma in diesem Artikel in der Welt und hat, wo Andere die Erzeugung
sehr
[9]
reducirten oder ganz einstellten, ihre Production
verdreifacht. Dazu tragen wohl die sehr günstigen Localverhältnisse
mit bei, diese kommen aber Anderen ebenso zugute und das ist
eben die Kunst, dass man alle gegebenen Verhältnisse in
Rechnung zu ziehen und zu benützen weiss.
Wer die Oleum-Erzeugung kennt, wird wissen, wie viel da auf
die Geschicklichkeit und Gewandtheit der Arbeiter ankömmt,
diese müssen aber Alle nur im Geschäfte selbst erzogen
werden, da sie weder von Concurrentcn noch aus einer Schule
assentirt werden können.
Die Erhaltung dieses Industriezweiges allein würde schon
der Firma J. D. Starck den Dank des Vaterlandes sichern.
Die Thonwaaren-Fabrication.
Diese hatte Herr J. D. Starck schon 1797 eingerichtet,
um sich von dem Auslande unabhängig zu machen, und welche
Wichtigkeit dieser Industriezweig hat, möge daraus erhellen,
dass die Firma J. D. Starck pr. Jahr verbraucht:
724.000 Stück Oleumkolben,
40.000 „ Oleumvorlagen,
3.000 „ Schwefelröhren,
380.000 „ Flaschen,
4.000 „ andere Gefässe,
zusammen 1,151.000 Stück und circa 12.000 Centner Thon-
und Chamottesteine. Früher war der Verbrauch an Kolben
und Vorlagen bedeutend grösser, wurde aber durch sorgfältige
Erzeugung und durch Verbesserungen bei dem Betriebe auf 50%
herabgemindert.
Dem Auslande musste 1 Kolben mit 10 kr. C. M. gezahlt werden
und man kann daraus die Summen berechnen, die dem Vaterlande
durch Einführung der Thonwaaren-Erzeugung erspart wurden.
Auch mit dem Materialbedarf, Thon und Sand, ist die Firma J.
D. Starck unabhängig und hat Herr Job. Ant. Edler von Starck
so viele Thonfelder und Sandgruben angekauft, dass der Bedarf
auf lange Jahre hinaus gesichert ist. Nur ein geringer Theil
von Thon wird für die Glasfabrication aus dem Auslande
bezogen.
Die Thonwaaren-Erzeugung wird in Bras, Kasnau, Bykow, Davidsthal
und bei den Glasfabriken betrieben. In Bras ist eben eine grosse
Thonwaarenfabrik im Bau, welche auf Dampfbetrieb eingerichtet
wird.
Die Caputmortuum-Erzeugung.
Das Caputmortuum ist der Rückstand von
der Oleumfabrication, es ist Eisenoxyd von rother Farbe. Dieses
wurde früher als ordinär gesiebte Farbe zu sehr billigen
Preisen in den Handel gebracht und betrug der Absatz im Jahre
1832 circa 5000 Ctr. Es blieb alljährlich ein Ueberschuss,
welchen Herr J. A. Edler von Starck sorgfältig sammeln
und aufbewahren liess, fortwährend jedoch darauf bedacht,
dieses Pro-duct zu vervollkommnen und dadurch dessen Werth zu
erhöhen. Wie weit ihm dies gelungen, mag daraus beurtheilt
werden, dass im Jahre 1872 20000 Ctr. Caputmortuum in 19 Nuancen
und 41 Sorten in den Handel gebracht wurden. Der Werth dieses
Productes wurde durch die Arbeit auf mindestens das Vierfache
gegen früher erhöht. Wo ist da die Concurrenz geblieben?
Auch in diesem Artikel ist die Firma J. D. Starck allein leistungsfähig
und hat sein Absatzgebiet meist im Auslande.
Die Caputmortuum-Erzeugung befindet sich in Bras und ist dafür
im Jahre 1870 ein ganz neues Etablissement gegründet und
mit Dampfkraft versehen worden. Die Anlage ist derart gemacht,
dass jeder möglichen Anforderung Genüge geleistet
werden kann.
Die Vitriolstein-Erzeugung.
Der Vitriolstein ist das Rohproduct, aus welchem
durch trockene Destillation das Oleum und als Rückstand
das Caputmortuum gewonnen wird. Der Vitriolstein wurde früher
aus Eisenvitriol- und Alaunmutterlaugen gewonnen und ist diese
Erzeugung auch bis heute im kleinen Maassstabe auf dem J. D.
Starck'schen Werke zu Littmitz noch im Betriebe. Das eigentliche
Materiale zur Vitriolstein-Erzeugung liefert aber der Vitriolschiefer.
Der Vitriolschiefer ist ein bituminöser Thonschiefer, in
dem mehr oder weniger reich Schwefelkiese eingeschichtet sind.
Dieses Mineral kömmt besonders reich in der Begränzung
der pilsner Steinkohlenmulde vor und bildet da oft sehr mächtige
Lager.
Der Vitriolschiefer wird bergmännisch gewonnen, in möglichst
gleiche Stücke geschlagen und auf einem Thonbett auf Halden
aufgestürzt. Hier wird er drei Jahre der Verwitterung überlassen,
wobei sich die Erze erhitzen und die Schwefelkiese zu schwefelsaurem
Eisenoxydul und endlich zu schwefelsaurem Eisenoxyd sich oxydiren.
Dieses wird mit Wasser ausgelaugt und wird dann, erst auf gemauerten
Pfannen
und endlich auf Eisenkesseln bis zu Stein versotten, welcher
noch weiter in Flammöfen erhitzt wird, um ihn ganz von
Wasser zu befreien.
Die Firma J. D. Starck hat die Arbeit in diesem Industriezweige
im Jahre 1802 damit begonnen, dass Herr J. D. Starck das Mineralwerk
Hromitz käuflich an sich brachte, um sich den Vitriolstein
für die Oleumerzeugung zu sichern. Der Betrieb daselbst
war bisher ein sehr schwacher und irrationeller.
Herr J. D. Starck erkannte den Werth des hromitzer Werkes darin,
dass der dort gewonnene Vitriolstein 52 pct. Oleum liefert,
während der Stein auf anderen umliegenden Werken nur 40—48
pct. gibt.
Die Erzgewinnung wurde mit allem Eifer vom Herrn J. D. Starck
in die Hand genommen, und obwohl der Bergbau nur auf Strecken
betrieben wurde, so wurde doch schon jährlich ein Quantum
von 40— 50000 Ctr. Erz gefördert, welches im Jahre
1828 auf 100000 Ctr. pr. Jahr gesteigert worden ist.
Mit dem Eintritte des Herrn J. A. Edlen von Starck ins Geschäft
im Jahre 1829 trat auch hier ein grossartiger Umschwung ein.
Schon im Jahre 1828 wurde auf sein Anrathen in Hromitz ein Tagbau
begonnen und wurde im Jahre 1829 das Erz auf einer grossen Fläche
durch Abraum entblösst und in Abbau genommen. Die Erzeugung
wurde auf 300.000 Ctr. Erz pr. Jahr gesteigert, zur Förderung
der Erze wurde ein Pferdegöppel aufgestellt und die Erze
wurden auf Eisenbahnen auf die Halden gefahren.
Ich verweise hier auf die nachfolgenden statistischen Ausweise
und mache nur darauf aufmerksam, dass die Erzförderung
durch eine Reihe von Jahren in einem Maassstabe betrieben wurde,
dass das gewonnerie Erzquantum den Bedarf zu dem erzeugten Vitriolstein
weit übertraf.
Dieses in weiser Voraussicht angelegte grosse Capital hat schon
durch viele Jahre dadurch sich reichlich verzinst, dass die
Halden immer gleiche Mengen Laugen von der höchsten Concentration
liefern und dadurch einen geringen Brennstoffbedarf ermöglichen.
Am reichlichsten lohnt sich aber in den letzten Jahren die zu
einem Capital gesammelte billige Arbeit bei den jetzt auf das
Vierfache gesteigerten Arbeitslöhnen.
Der Bergbau in Hromitz ist einzig in seiner Art, der Abbau ist
in der Länge von 100 Klafter und in der Breite von 70°
auf eine Teufe von 23 Klafter niedergebracht, und soll jetzt
auf weitere 7 Klafter abgesunken werden. Neben dem Abraume liegen
die 9° hohen Halden als künstliche schwarze Berge.
Die Firma J. D. Starck hat sich da ein unvergängliches
Denkmal gesetzt, und unsere Nachkommen werden dieses Werk kühnen
Unter-
[12]
nehmungsgeistes, sachgemässer Beurtheilung
und ausdauernder menschlicher Arbeit noch nach Jahrhunderten
bewundern müssen, denn die Merkmale sind zu tief eingedrückt
und zu hoch aufgetragen, um so leicht verschwinden zu können.
Auch in Hromitz wurde vom Herrn J. A. Edlen von Starck unermüdet
an Verbesserungen gearbeitet, um mit den gleichen Hilfsmitteln
mehr zu leisten und verweise ich desswegen auf die Chronik von
Hromitz.
Die Vitriolstein-Erzeugung wurde auch auf mehreren anderen der
Firma J. D. Starck gehörigen Mineralwerken betrieben, jedoch
endlich nur in Hromitz concentrirt. Nur Littau ist in Betrieb
und liefert 6 bis 8000 Ctr. Vitriolstein pr. Jahr, der zur Erzeugung
einer reineren Sorte Vitriolöl verwendet wird.
Auch in diesem Producte hatte die Firma J. D. Starck früher
eine grosse Concurrenz zu bestehen, sie steht aber auch auf
diesem Felde heute siegreich da.
Die Schwefelerzeugung.
In der Braunkohlenformation bei Falkenau an
der Eger ist ein Hangendflötz von weichem Letten, in welchem
sehr reine und reichhaltige Schwefelkiese eingelagert sind.
Diese Kiese wurden bereits früher gewonnen und durch trockene
Destillation daraus Schwefel erzeugt. Die Destillation wird
in Galeerenöfen vorgenommen, in welchen Thonretorten eingelegt
sind. In diese Thonretorten wird der Schwefelkies eingesetzt
und der abgehende Rohschwefel in Gusseisenvorlagen aufgenommen.
Dieser Rohschwefel wird dann durch nochmalige Destillation in
Gusseisenretorten gereinigt und zu Läuterschwefel geformt.
Die Werke, auf denen diese Erzeugung hauptsächlich bestand,
waren Altsattl, Ober- und Unterlittmitz.
Herr J. D. Starck war, wie schon früher bemerkt, bei diesen
Werken als Gewerke eingetreten und da er den Werth dieser Objecte
erkannte und wusste, welchen Aufschwung die Werke bei einer
umsichtigen Leitung nehmen können, so kaufte er die Cuxe
zusammen und kam im Jahre 1816 in den Alleinbesitz.
Von dieser Zeit an nahm die Schwefelerzeugung in Altsattl und
Littmitz einen grossen Aufschwung und verweise ich auf die statistischen
Ausweise.
Im Jahre 1846 wurde vom Herrn J. A. Edlen von Starck das Mineralwerk
Christinenthal bei Pilsen angekauft und bis zum Jahre 1862 daselbst
die Schwefel-Erzeugung betrieben.
[13]
Da die daselbst anstehenden Schwefelkiesmittel
zu dieser Zeit erschöpft waren, so wurde dieses Werk im
Jahre 1865 verkauft.
Jedoch auch in Littmitz und Altsattl geht die Schwefelerzeugung
zurück, da die Kiesmittel, besonders bei dem ersten Werke,
schon ziemlich ausgebaut sind. Auch rentirt die Schwefelerzeugung
als solche schon längst nicht mehr, und wird nur desswegen
betrieben, um die Schwefelabbrände für
Die Vitriol-Erzeugung
zu gewinnen. Der Rückstand bei der Schwefel-Erzeugung,
der Schwefelabbrand, wird auf Halden gestürzt und verwittert
daselbst zu schwefelsauerem Eisenoxydul, welches ausgelaugt,
eingedampft und dann der Crystallisation überlassen wird.
Das Product ist der Eisenvitriol.
Diese Erzeugung ging mit der Schwefel-Erzeugung Hand in Hand
und zeigen ebenfalls die statistischen Tabellen die Veränderungen
in dem Betriebe. Auch hier wurden vom Herrn J. A. Edlen von
Starck wesentliche Verbesserungen eingeführt und damit
ein geringerer Kohlenbedarf und eine grössere Ausbeute
bei gleichen Mitteln erzielt.
Durch das Zurückgehen der Schwefel-Erzeugung war auch eine
verminderte Eisenvitriol-Erzeugung zu befürchten, schon
ist es aber gelungen, die aus den Vitriolschiefern resultirenden
Eisenoxydlaugen zu desoxydiren und daraus einen sehr schönen
Eisenvitriol zu gewinnen, es tritt daher die Firma J. D. Starck
mit diesem Artikel nicht nur nicht in den Hintergrund, sondern
wird die Erzeugung noch bedeutend vergrössern, was eben
im Werke ist.
Neben der Eisenvitriol-Erzeugung wurde vom Herrn J. A. Edlen
von Starck in Altsattl auch die Erzeugung von Kupfervitriol
und von gemischten Vitriolen eingeführt und obwohl diese
heute dadurch, dass mit dem Fortschritte in der Metallurgie
der Kupfervitriol in grossen Mengen als Nebenproduct bei der
Metallerzeugung gewonnen wird, an Wichtigkeit verloren hat,
so kann doch nicht übergangen werden, dass sie seiner Zeit
einem grossen Bedürfnisse der Industrie entsprochen hat.
Die Alaun-Erzeugung.
Diese scheint schon lange in Böhmen betrieben
worden zu sein, worauf die alten in Altsattl vorfindlichen Halden
hindeuten und dass das altsattler Mineralwerk schon im 17. Jahrhunderte
bestanden hat.
[14]
Das Materiale zu der Alaun-Erzeugung liefern
die in der Braunkohlenformation vorkommenden bituminösen
und schwefelkieshältigen Letten und die ebenfalls schwefelkieshältige
Braunkohlenlösche. Diese Alaunerze kommen grösstentheils
am Ausgehenden der Braunkohlenablagerung vor, werden da bergmännisch
gewonnen und auf Halden gestürzt. Durch die rasche Oxydation
erhitzen sich die Erze auf den Halden bis zur Entzündung,
wodurch der Schwefel zu Schwefelsäure oxydirt und die Thonerde
durch schwaches Brennen zur Verbindung mit Schwefelsäure
disponirt wird. Die Verbrennung der Erze muss mit Vorsicht geleitet
werden und ist die Bildung der schwefelsaueren Thonerde in 3—5
Jahren beendet. Nach dieser Zeit werden die Halden in Kästen
eingelaufen und der Auslaugung übergeben, welche so geleitet
wird, dass immer möglichst concentrirte Laugen zum Versieden
kommen. Die Concentration der Laugen auf 30° wird in gemauerten
Pfannen vorgenommen, die Lauge sodann in Kästen abgelassen
und derselben ein Kali oder Amoniaksalz zugesetzt, wodurch das
Doppelsalz, der Alaun, gebildet wird. Dieser schlägt sich
in kleinen Crystallen als Alaunmehl nieder, welches durch mehrmaliges
Waschen von dem anhaftenden und leichter löslichen Eisensalze
gereinigt wird.
Das gereinigte Mehl wird dann abermals im Wasser aufgelöst
und in grosse Bottiche zur Crystallisation abgelassen, wo der
Alaun in grossen Crystallen anwächst und sodann in den
Handel kömmt.
Herr J. D. Starck nahm die Alaunerzeugung im Jahre 1826 in die
Hand, wo er in Altsattl das Alaunwerk einrichtete. Wie schon
erwähnt, nahm Herr J. A. Edler von Starck an dieser Einrichtung
den thätigsten Antheil und vervollkommnete, nach seinem
Eintritte ins Geschäft, diesen Industriezweig immer mehr
und mehr. Da das Alaunwerk Altsattl nicht mehr den Anforderungen
entsprechen konnte, so wurde im Jahre 1838 das Alaunwerk Münchhof
und im Jahre 1840 das Alaunwerk Haberspirk durch Herrn J. Ant.
Edlen von Starck angekauft. Was diese beiden Werke unter Leitung
des Herrn J. A. Edlen von Starck geworden sind, wolle aus der
Chronik dieser Werke und aus den statistischen Erzeugungstabellen
beurtheilt werden.
Die Alaun-Erzeugung wurde in Münchhof im Jahre 1869 aufgelassen
und der Schwerpunct dieser Manipulation nach Haberspirk verlegt,
das bedeutende und reiche Mittel hat, und im Jahre 1872 schon
20.000 Ctr. Alaun lieferte.
Der Alaun-Erzeugung drohte in dem vorigen Decennium Gefahr durch
die rapide Vertheuerung der Niederschlagsmittel und die dadurch
mögliche Concurrenz der schwefelsaueren Thonerde. Durch
die Auffindung der reichen Kaliablagerungen bei Stassfurth und
den damit in
[15]
Verbindung stehenden wesentlichen Preisrückgang
der Kalisalze wurde die Alaun-Erzeugung einem neuen grossen
Aufschwunge entgegengeführt. Die Firma J. D. Starck benützte
auch sofort die günstigeren Conjunc-turen und hat die Concurrenz
auch in diesem Producte bedeutend überflügelt und
ist heute in Oesterreich die einzige leistungsfähige Firma
darin.
Die Salz-, Salpetersäure- und Glaubersalz-Erzeugung.
Diese wurde im Jahre 1829 durch Herrn J. A.
Edlen von Starck in Altsattl eingerichtet und im Jahre 1833
desswegen nach Kasnau übertragen, weil dieses Werk die
dazu nöthige Schwefelsäure billiger lieferte und auch
den Absatzorten Pilsen und Prag näher lag.
Im Jahre 1842—43 entwickelte sich in Bras ein grösserer
Kohlenabsatz nach Budweis und die Frachter nahmen als Rückladung
Salz, da Budweis dazumal der Stappelplatz dieses Productes aus
dem Salzkammergute für ganz Böhmen war. Da der Bedarf
an Salz- und Salpetersäure bereits eine Vergrösserung
dieser Fabrication nöthig machte, so benützte Herr
J. A. Edler von Starck im Jahre 1844 die oben angeführte
Conjunctur und errichtete in Bras, nach dem damaligen Stande
der Industrie in Oesterreich, ein grossartiges Etablissement.
Die Erzeugung der Salzsäure geschah anfänglich in
Glasretorten, diese Ameisenarbeit genügte aber Herrn von
Starck nicht und bereits im Jahre 1848 wurden Versuche gemacht,
die Salzsäure in Bleikesseln zu erzeugen, welches auch
im Jahre 1849 durchgeführt wurde.
Diese Erzeugungs-Methode ist auch heute noch beibehalten, und
obwohl gegenwärtig durch Errichtung der grossen Sodafabriken
die Massenerzeugung in denselben den Erzeug der Firma J. D.
Starck in diesem Artikel geradezu verschwinden lässt, so
hält heute die Salzsäure doch noch die Concurrenz
und die Fabrication hat den Vortheil, dass sie den eigenen Glasfabriken
das nöthige Glaubersalz in vorzüglicher Qualität
liefert und damit diese Industrie unabhängig macht.
Dass die Firma J. D. Starck auch in der Erzeugung dieses Productes
nicht zurückgegangen, zeigen die statistischen Erzeugungsausweise.
Die Salpetersäure wird heute noch in Glasretorten sehr
rein dargestellt.
[16]
Die Russ-Erzeugung.
Herr J. A. Edler von Starck, immer bemüht
die ihm von der Natur gebotenen und auch die in seinen Werken
erzeugten Producte weiter selbst zu verwerthen und zu veredeln,
liess sich im Jahre 1834 die Erzeugung von Russ aus reichenauer
Braunkohlen für Oesterreich patentiren, um diese ausgezeichnete
Braunkohle, die jedoch dazumal gar keinen Absatz hatte, zu verwerthen.
Der Russ, als Farbe, besonders aber Buchdruckerschwärze
und zu schwarzen Lackfarben benützt, wurde früher
aus sehr pechhältigem Holz erzeugt und später grösstenteils
aus England bezogen. Herr J. A. Edler von Starck stellte ein
Product her, das in kürzester Zeit das englische, sowohl
in Oesterreich, wie auch in Deutschland, verdrängte.
Der Russ ist ein Product der unvollständigen Verbrennung
und wird dadurch gewonnen, dass die Braunkohle mit sehr wenig
Luft verbrannt und die Verbrennungsproducte in gemauerten Kammern
aufgefangen werden. Der Rückstand ist Koaks, der zu metallurgischen
Zwek-ken gesucht wird. Nachdem die Verbrennung, eigentlich Destillation,
11 Tage gedauert hat, wird die Kammer ausser Betrieb gesetzt
und der Russ ausgetragen.
Die Russerzeugung weist in dem letzten Jahrzehent einen Rückgang
aus und trägt daran die Russerzeugung aus Steinkohlentheer
die Schuld. Die Russerzeugung in Reichenau hat aber jetzt ihren
Zweck erfüllt, die Kohle, die früher keinen Absatz
finden konnte, ist seit Eröffnung der Bahn so gesucht als
Gaskohle und zum Schweissprocesse, dass Alles aufgeboten werden
muss, um den Anforderungen zu genügen.
Die Phosphor-Fabrication.
In den 40er Jahren gewann bereits die Erzeugung
der englischen Schwefelsäure immer mehr Eingang in Deutschland
und Oesterreich und damit entstand der rauchenden Schwefelsäure
(Oleum) eine grosse Concurrenz und es schien, als sollte letztere
dadurch ganz verdrängt werden.
Herr J. A. Edler von Starck liess sich dadurch nicht von seinem
Posten verdrängen, im Gegentheile, es war ihm nur ein Sporn,
die Oleum-Fabrication in allen Zweigen zu verbessern und zu
vervollkommnen, nebstbei erweiterte er aber jene Zweige der
bereits bestehenden Industrie, welche Oleum verbrauchten und
richtete neue ein und einer derselben war die Phosphor-Fabrication.
Diese wurde in Kasnau
[17]
im Jahre 1847 eingerichtet. Die Erzeugung des
Phosphors geschah ausKnochen, diese wurden zu Asche gebrannt,
zu Mehl gemahlen, dieses Mehl mit Schwefelsäure aufgeschlossen
und somit sauerer phosphorsauerer Kalk erzeugt, dieser wurde
dann ausgelaugt, bis zur Syrupconsistenz eingedampft, mit Holzkohlenpulver
gemengt und vollkommen getrocknet. Die so erhaltene Masse wurde
in Thonretorten gefüllt und in Galeerenöfen der trockenen
Destillation übergeben.
Das Product dieser Destillation war der rohe Phosphor, welcher
mittelst chromsaueren Kali und Schwefelsäure raffinirt
und dann geformt wurde und so in den Handel kam. Das bei der
Knochenmaceration erhaltene Nebenproduct war Gyps und der Rückstand
von der Phosphordestillation neutraler phosphorsauerer Kalk
mit etwas Kohle. Ersterer wurde direct als Düngungsmittel
verkauft, letzterer zu Superphosphat verarbeitet und ebenfalls
zur Düngung verkauft.
Auch in dieser Erzeugung wurden grosse Verbesserungen vorgenommen,
wodurch der Kohlen- und Retortenverbrauch um ein sehr Bedeutendes
verringert wurde, wie aus den statistischen Tabellen zu ersehen
ist.
Durch den grossen Aufschwung der Zuckerfabrication in Oester-reich
und insbesondere in Böhmen wurde auch der Bedarf an Spodium
ein ungewöhnlich grosser. Ebenso absorbirte die Landwirthschaft
ein grosses Quantum Knochen als Knochenmehl und Superphosphat.
Dadurch giengen die Knochenpreise in einer rapiden Weise in
die Höhe, und da auf 1 Ctr. Phosphor 25—26 Ctr. Knochen
verbraucht wurden, so mussten in demselben Verhältnisse
auch die Phosphorpreise steigen. England bezog zu dieser Zeit
die Knochen aus den grossen Schlächtereien und Fleischextractfabriken
in Südamerika als Ballast zu sehr billigen Preisen für
die Phosphorfabrication und konnte daher dieses Product zu einem
Preise verkaufen, zu welchem es in Böhmen kaum hergestellt
werden konnte. Dieses veranlasste im Jahre 1868 das Aufgeben
der Phosphor-Erzeugung. Die noch in Oesterreich bestandenen
zwei anderen Phosphorfabriken hatten schon einige Jahre zuvor
den Betrieb aufgegeben. Für die Phosphor-Erzeugung ist
jetzt
Die Kunstdünger-Erzeugung
eingerichtet und umfasst diese die Erzeugung
von Knochenmehl und von Superphosphaten.
[18]
Die Schwefelsäure-Erzeugung.
Die Befürchtung, dass die englische Schwefelsäure
das Oleum in der Industrie verdrängen wird, war nicht unbegründet
und wird auch heute der grösste Theil der Schwefelsäure
aus Schwefel oder Schwefelkiesen in Bleikammern erzeugt. Doch
auch die rauchende Schwefelsäure hat noch ihren grossen
Markt behalten und ist in mehreren Industriezweigen geradezu
unentbehrlich.
Dieses und dann die Absicht, sich für den eigenen Bedarf
eine billige Schwefelsäure zu verschaffen, veranlasste
Herrn J. A. Edlen von Starck im Jahre 1850 die Schwefelsäure-Fabrication
einzuführen und wurde eine Fabrik auf 25000 c' Kammerraum
in Kasnau und eine eben solche in Davidsthal gebaut. Im Jahre
1857 wurde eine 3. Fabrik in Bras mit 30000 c' Kammerraum eingerichtet,
im Jahre 1871 aber auf 100000 c' vergrössert. Die kasnauer
Kammer wurde im Jahre 1865 auf 40000 c' vergrössert und
beträgt nun der Gesammtraum der Bleikammern 165000 c'.
Der Betrieb geschah anfänglich mit Schwefel aus der eigenen
Erzeugung, wurde aber schon im Jahre 1852 in Davidsthal auf
Schwefelkiese eingerichtet, welche von Littmitz bezogen wurden.
Auch in Kasnau und Bras war die Erzeugung anfänglich auf
Schwefel eingerichtet, geschieht aber gegenwärtig auch
aus Schwefelkiesen, welche theils von eigenen Gruben, theils
aus dem Auslande bezogen werden. Jedoch auch da sind schon die
Einleitungen getroffen, sich unabhängig zu stellen, und
ist zu diesem Zwecke eine grossartige Anlage in der Ausführung.
Die Glasfabrication.
Diese Fabrication wurde im Jahre 1853 vom Herrn
J. Ant. Edlen von Starck in Reichenau auf Braunkohlenfeuerung,
die erste Fabrik dieser Art in Oesterreich, und im selben Jahre
in Bras auf Steinkohlenfeuerung eingeführt. Im Jahre 1858
wurde eine weitere Fabrik in Davidsthal auf Braunkohlenfeuerung
und im Jahre 1863 die 4. in Tre-mosna auf Steinkohlenfeuerung
gegründet.
Diese Fabrication wurde, hauptsächlich desswegen eingeführt,
um dem Stein- und Braunkohlenbergbaue durch den grossen Kohlenverbrauch
einen raschen Aufschwung zu geben. Diese Industrie wurde in
der Zeit eines zwanzigjährigen Bestandes zu einer Höhe
gebracht, welche ihres Gleichen sucht. Es sind jetzt 12 Glasöfen
auf den 4 Glasfabriken in Betrieb und werden 400.000 Schock
= 9,600.000 ?' Tafelglas und 108.000 Stück Spiegel erzeugt.
Der Betrieb der Glasöfen geschah gleich anfänglich
mit Gas, das Strecken mit Holz. Gegenwärtig wird nur mit
Stein- und Braunkohlengas gearbeitet und wurden bei dieser Manipulation
in der neuesten Zeit so bedeutende Verbesserungen gemacht, dass
nicht nur der Brennstoffbedarf sehr vermindert wurde, sondern
auch die Möglichkeit geschaffen ist, den Erzeug mit der
gleichen Betriebseiurichtung zu verdoppeln.
Die für den Betrieb nöthigen Materialien werden, mit
geringen Ausnahmen, aus den eigenen Gruben und Fabriken, bezogen
und steht die Firma J. D. Starck auch mit dieser Industrie unabhängig
da.
Der Stein- und Braunkohlenbergbau.
Obwohl die Firma J. D. Starck schon lange Stein-
und Braunkohlenbergbau betreibt, so führe ich diese erst
hier auf, da beide bis in die neueste Zeit blos eine künstliche
Existenz hatten.
Wie schon erwähnt war Herrn J. D. Starck der Mineralkohlenbergbau
anfänglich das Mittel, seine Industrie unabhängig
zu machen und sie zu vergrössern. Der Kohlenbergbau wurde
anfänglich auch sehr primitiv betrieben, da die Kohle so
zu sagen gar keinen Werth hatte. Erst Herr J. A. Edler von Starck
schenkte dem Kohlenbergbau als solchem mehr Aufmerksamkeit und
war Reichenau das erste Kohlenwerk, welches er im Jahre 1833,
ohne Rücksicht auf jede andere Industrie, für die
Firma J. D. Starck kaufte und durch neue Erwerbungen vergrösserte.
Reichenau hat eine ausgezeichnete Braunkohle und Herr J. A.
Edler von Starck sah schon dazumal die Wichtigkeit derselben
voraus und nahm den rationellen Aufschluss in die Hand. Das
Kohlenflötz, im Niveau des Egerflusses gelegen, hat einen
sehr grossen Wasserzugang und es wurde die Entwässerung
desselben anfänglich mit Dampfmaschinen versucht und wurden
nacheinander 4 Dampfmaschinen von 10, 24, 60 und 120 Pferdekraft
aufgestellt. Da auch diese letzte im Jahre 1840 aufgestellte
Maschine das Wasser nicht gewältigen konnte, so wurde im
Jahre 1844 die Concession zum Betriebe des Antoni-Erb-stollens
erworben und ausgeführt. Dieser ist 1530 Klafter lang,
auf eine Länge von 820 Klafter ausgemauert und bringt eine
Teufe von 8.9 Klafter, womit die höher gelegenen Flötztheile
zum Abbau gebracht werden konnten.
Die reichenauer Braunkohle hatte bereits dazumal einen kleinen
Absatz für den Hausbedarf im holzarmen Egerlande und in
der näch-
[20]
sten Umgebung, der grösste Theil des Erzeuges
wurde aber zur Russ-fabrication und später zur Glasfabrication
verwendet. Hatte schon diese ausgezeichnete Kohle keinen grossen
Absatz, so war bei den geringeren Sorten auf den anderen Werken
auf gar nichts zu rechnen.
Ebenso war es mit den Steinkohlen. Bis in die fünfziger
Jahre wurde in der pilsner Mulde nur auf den radnitzer Steinkohlenwerken
Kohle zum Verkaufe gefördert, alle übrigen jetzt bestehenden
Werke bestanden entweder nicht, oder waren sie lahm gelegt.
Nur auf einigen Werken der Firma J. D. Starck wurde Steinkohle
gefördert, welche nur bei den eigenen Fabriken Verwendung
fand.
Herr J. A. Edler von Starck war immer bemüht, auch dem
Kohlenbergbau aufzuhelfen, vergrösserte die Industrie,
welche viel Kohle verbrauchte, wie die Oleum-Erzeugung, und
gründete neue Industriezweige, wie die Russ-, Phosphor-
und Glasfabrication.
Erst im Jahre 1862 nahm der Kohlenabsatz in der pilsner Mulde
und damit auch in Bras einen Aufschwung und wurde in Folge dessen
auf den dortigen Zechen der Firma J. D. Starck der Kohlenerzeug
vergrössert.
In Bras, wo die Kohle 4—6° mächtig ist und theilweise
sehr seicht liegt, wurde schon lange Jahre Bergbau getrieben,
jedoch wurde das Flötz auf eine unverantwortliche Weise
durch den ungeregeltesten Pfeilerbau verhauen.
Herr J. Ant. Edler von Starck kaufte im Jahre 1840/41 die auf
diese Weise ebenfalls sehr verhauene Sct. Georgizeche, um mit
der Kohle für den Betrieb der eigenen Fabriken gedeckt
zu sein, schonte aber, solange Kleinkohlen und Kohlenklein billig
von den anderen Zechen zu haben waren, die eigene Zeche und
war auch darauf bedacht, die Sünden der früheren Besitzer
auszugleichen, damit nicht ein grosser Theil der noch anstehenden
Kohle in den Brüchen und den Brandfeldern verloren gehe.
Nach langen, mühevollen und kostspieligen Versuchen gelang
es endlich im Jahre 1858 dem Verwalter Josef Starck eine Abbaumethode
einzuführen, welche den Verhältnissen vollkommen entspricht.
Herr J. Ant. Edler von Starck liess sofort diese Abbaumethode,
trotzdem sie eine bedeutende Vorauslage erforderte, im grossen
Maassstabe zur Ausführung bringen und erhielt damit nicht
nur der Firma J. D. Starck, sondern auch den anderen Besitzern
der Kohleuwerke in Bras, welche diese Abbaumethode nachahmten,
ein bedeutendes Kohlenquantum.
In den Jahren 1866 und 1870 wurden zwei weitere Zechen in Bras
vom Herrn J. A. Edlen von Starck angekauft. In beiden wüthete
der Grubenbrand derart, dass Niemand mehr einen Werth auf diese
Schutthaufen legte. Durch die Thätigkeit der Firma J. D.
Starck ist nicht nur der Brand unterdrückt, es ist auch
sogar ein geregelter Bau eingeführt und ein nicht geringes
Kohlenquantum dem Allgemeinen erhalten.
Die übrigen Kohlenwerke erhielten ebenfalls erst mit den
Bahnverbindungen einen Aufschwung.
Zuerst wurde Tremosna in Angriff genommen, wegen der Nähe
der Stadt Pilsen und der Bahn, ein grosser Absatz war aber erst
möglich, nachdem die Bahn direct bis zur Grube geführt
war, was jetzt der Fall ist. Hierauf kam Reichenau an die Reihe,
welches wegen seiner ausgezeichneten Kohle auch immer einen
Absatz hatte, der sich in den letzten Jahren steigerte, ein
grösserer Verschleiss war aber auch erst in den letzten
Jahren durch die directe Verbindung mit der buschtehrader Bahn
ermöglicht.
Nach Reichenau kam Davidsthal, Kasnau und Münchhof zum
Aufschlusse und mit Eröffnung der diese Werke berührenden
Bahnen auch eine entsprechende Förderung.
Die Kohlenwerke, welche früher nur das Mittel zur Erhaltung
der übrigen Industrie waren, haben sich durch die Bahnverbindungen
zu ihrem wahren Werthe erhoben und muss die Industrie, die früher
alle, auch die schönste geförderte Kohle in Anspruch
nahm, sich gegenwärtig mit den Abfällen begnügen.
Es ist aber auch da Alles für den Verbrauch von Kohlenklein
eingerichtet und sieht man auf den neueren Kohlenwerken auch
nicht mehr einen Centner Kohlenstaub in Vorrath stürzen;
es wird Alles verbrannt.
Bruderladen für die Arbeiter der Firma
J. D. Starck.
Herr J. D. Edler von Starck und sein Sohn Herr
J. Ant. Edler von Starck waren von jeher darauf bedacht, das
Wohl ihrer Arbeiter zu fördern. Es wurden nicht nur die
Arbeiter in Krankheitsfällen auf Werkskösten behandelt
und verpflegt, sondern es wurden auch die Familien während
der Krankheit des Vaters unterstützt und arbeitsunfähige
Leute provisionirt. Noch heute werden bei den Werken im pilsner
Kreise an arbeitsunfähige Leute aus dieser Zeit oder deren
Witwen jährlich 891 fl. als Provision aus den Werkscassen
gezahlt. Ebenso
[22]
wird der Bruderlade bei den Werken im egerer
Kreise ein jährlicher Beitrag von 3500 fl. gegeben, damit
sie ihren Verpflichtungen nachkommen und sich ein Capital sammeln
kann.
Herr J. Ant. Edler von Starck gründete im Jahre 1844 für
die Arbeiter der Firma J. D. Starck Bruderladen, damit die Versorgung
eine geregelte werde und die Mitglieder sich einmal selbst versorgen
können.
Diese Bruderladen, welche bei den einzelnen Werken separat geführt
wurden, sind im Jahre 1862 zu zwei Bruderladen vereiniget worden,
wovon eine für die Werke im egerer und eine für die
Werke im pilsner Kreise besteht.
Ich führe unter den Beilagen in meiner Zusammenstellung
die Statuten der letzteren Bruderlade, dann die Rechenschaftsberichte
pro 1871 und 1872 auf und verweise auf diese wegen den Leistungen.
Die Bruderlade im pilsner Kreise besoldet zwei Med. Doctores,
jene im egerer Kreise ebenfalls zwei und einen Wundarzt.
Die Firma J. D. Starck war eine der ersten Privat-Bergbau- und
Industrieunternehmungen, welche Bruderladen gründete und
sie war die erste, welche die Freizügigkeit ihrer Bruderladenmitglieder
schützte. Im Jahre 1869 wurden von dem Vertreter der Firma
die §§ 5 und 8 der Bruderladenstatuten, welche die
Freizügigkeit der Arbeiter beschränkten, zur Abänderung
beantragt, diese angenommen und von der k. k. Bergbehörde
genehmiget.
Consumvereine.
Bei den Werken der Firma J. D. Starck bestehen
Consumvereine, aus welchen die Arbeiter mit billigen und guten
Waaren versorgt werden. Unter den Beilagen in dieser Zusammenstellung
finden sich auch die Statuten für einen Consumverein.
Der Umsatz in den Consumvereinen auf den Werken im pilsner Kreise
beträgt pr. Jahr 120.000 fl.
Schulen.
Die Firma J. D. Starck hat eine Fabriksschule,
mit deutscher Unterrichtssprache, in Bras für die Kinder
der dortigen deutschen Arbeiter. Lehrer, Lehrmittel und Brennstoff,
sowie alle Bedürfnisse für die Schule werden von der
Firma besorgt. Sonst hat die Firma keine ei-
gene Schule, Herr J. A. Edler von Starck hat aber sehr viel
für die Schulen in der Nähe der J. D. Starck'schen
Werke gethan.
Im Jahre 1836 wurde auf seinen Antrieb in dem Dorfe Littmitz
eine Schule erbaut, wozu die Gemeindemitglieder die Materialzufuhren
leisteten, alle übrigen Auslagen im Betrage von 3140 fl.
bestritt die Firma J. D. Starck. Diese Schule bezieht heute
noch von der Firma jährlich 160 Ctr. Braunkohle und eine
Subvention von 20 fl. für den Unterlehrer.
Im Jahre 1849 wurde in Altsattl ein neues und grosses Schulge-bäude
erbaut, wozu Herr J. A. Edler von Starck einen Beitrag von 5000
fl. für die Firma J. D. Starck leistete. Ferner wurden
jährlich als Beitrag für einen Unterlehrer 80 fl.
C. M., dann für Lehrmittel ein Beitrag von 20 fl. und ein
Quantum von 160 Ctr. Braunkohlen bewilliget. Der Beitrag von
80 fl. C. M. wurde im Jahre 1870 eingestellt, weil nach dem
neuen Schulgesetze der Bezirk die Besoldung der Lehrer zu übernehmen
hatte, die Leistung von 20 fl. für Lehrmittel und von 160
Ctr. Braunkohlen blieb aufrecht.
In dem Dorfe Münchhof erhält die Schule jährlich
zur Beheizung 360 Ctr. Braunkohlen und der betreffende Geistliche
ein Honorar von 20 fl. für den Religionsunterricht.
Im Dorfe Reichenau erhält der Unterlehrer ein jährliches
Honorar von 36 fl. und im Dorfe Tremosna der Lehrer 50 fl.
Im Jahre 1859 wurde zwischen den Gemeinden Hromitz und Zichlitz,
ebenfalls auf Antrieb des Herrn J. A. Edlen von Starck, ein
neues und schönes Schulhaus erbaut, wozu die Firma J. D.
Starck das nothwendige Glas und 840 fl. in Baarem beigetragen
und den beiden Gemeinden einen Betrag von 3000 fl. auf 6 Jahre
unverzinslich dargeliehen hat.
Ich habe hier eine kurze Zusammenstellung über die Leistungen
der Herren Edlen von Starck Vater und Sohn gegeben und überlasse
es jedem unbefangenen Fachmanne darüber ein Urtheil zu
fällen.
Heute werden Unternehmungen in's Leben gerufen, welche die Welt
anstaunt und gegen welche die Industrie der Firma J. D. Starck
in ihrem Beginne verschwindet. Wenn man jedoch in Betracht zieht,
wie leicht der heutigen Industrie durch die Eisenbahnverbindungen
die Zufrachtung ihrer Rohstoffe und die Abfrachtung ihrer Producte
ist und mit welchen Mühseligkeiten und Hindernissen die
J. D. Starck'sche Industrie zu einer Zeit zu kämpfen hatte,
wo weder ein gut fahrbarer
[24]
Weg, noch weniger aber eine Strasse vorhanden
war, so muss man staunen, wie diese Hindernisse überwunden
wurden.
Im Jahre 1812 wurde die Strasse von Pilsen nach Prag, im Jahre
1828 jene von Eger nach Prag, im Jahre 1856 die Strasse von
Pilsen nach Saaz und im Jahre 1862 jene von Kasnau über
Hromitz nach Bras gebaut. Unter diesen ungünstigen Verhältnissen
hatte die Firma J. D. Starck schon viele Tausende Centner zu-
und abzufrachten und es war ein Gebot der Notwendigkeit oft
gleichartige Etablissements zu trennen, die man, wenn sie heute
angelegt würden, auf einem Puncte concentriren würde.
Nachdem nun in der neuesten Zeit die meisten Werke in das grosse
Eisenbahnnetz einbezogen wurden, trat an die Firma J. D. Starck
die riesige Aufgabe heran, auf denselben leistungsfähig
aufzutreten, und diese Aufgabe wurde, wie aus dem Nachstehenden
zu ersehen ist, vollständig gelöst.
Im Jahre 1870 wurde die buschtehrader Bahn Prag-Eger eröffnet
und wurden damit die J. D. Starck'schen Werke Münchhof,
Reichenau und Davidsthal berührt. Münchhof und Reichenau
förderten sofort so viel Braunkohle als abging, und ebenso
Davidsthal, auf welchem Werke aber zum weiteren Aufschlusse
und zur Förderung auch sofort noch zwei Wasserhaltungs-
und zwei Fördermaschinen aufgestellt wurden. In den Jahren
1871 und 1872 wurden alle drei Werke durch Flügelbahnen
mit der buschtehrader Bahn verbunden und können heute jeder
Anforderung genügen.
Im Jahre 1871 wurde der Bau der Pilsen-Priesen-Komotauer Bahn
begonnen und berührt diese die Steinkohlenwerke Tremosna
und Kasnau. In Tremosna, wo die Maschinen schon früher
aufgestellt waren, wurde die Ausrichtung forcirt und wird heute
schon ein ganz anständiges Kohlenquantum gefördert;
in Kasnau wurde mit Beginn des Bahnbaues auch ein neuer Schacht
angelegt und daselbst eine lOOpferde-kräftige Wasserhaltungsmaschine
und eine 35pferdekräftige Fördermaschine aufgestellt.
Der Schacht ist jetzt 62° tief bis auf die Kohle niedergebracht
und wird bis zur Eröffnung der Bahn Pilsen-Priesen mit
der Ausrichtung so weit sein, um die volle Förderung aufnehmen
zu können.
Die Förderschächte in Tremosna und Kasnau sind durch
Flügelbahnen mit der Hauptbahn in Verbindung gesetzt. Von
Schlackenwerth bis Eger suchen wir vergebens eine Anlage, welche
die J. D. Starck'schen Anlagen in der dortigen Gegend an Grösse
oder Leistungsfähigkeit nur erreicht. Ebenso gehört
Alles, was man von Pilsen aus an der Pilsen-Priesner Bahn von
grösseren Bergbauanlagen sieht, J. D. Starck.
[25]
Wenn man das im Nachhange befindliche Summarium
über den Besitz und die Leistungen der Firma J. D. Starck
im Jahre 1872 prüft und mit jenem vom Jahre 1831 vergleicht,
so muss man über den Aufschwung staunen, den die Werke
genommen haben und muss sich gestehen, dass es der grossen Umsicht
und der vollen Energie des Herrn J. A. Edlen von Starck bedurfte,
um die Werke auf diese Höhe zu bringen.
Herr J. A. Edler von Starck wusste auch von jeher nicht nur
seine Beamten zu wählen und im Geschäfte zu schulen,
er wusste auch sie dem Geschäfte zu erhalten und für
dasselbe zu interessiren. Er behandelte die Beamten nie als
Diener, die aus Gnaden von der Firma genährt werden, sondern
als seine ersten Arbeiter, die für den Bestand des Geschäftes
eine Nothwendigkeit sind.
Der Ausweis über die bei der Firma J. D. Starck angestellten
Beamten bildet ein goldenes Blatt in der Geschichte der Firma
J. D. Starck.
Wer sein ganzes Leben so der Arbeit widmet und auch früher
gewidmet hat, wie Herr J. A. Edler von Starck, der weiss auch
die Arbeit zu schätzen und den Arbeiter zu ehren. Die früher
aufgeführten Daten über Bruderladen, Consumvereine,
Schulen etc. beweisen die humane Fürsorge des Herrn von
Starck für das Wohl der Arbeiter. In dem letzten Decennium
wurden durch die auftretende Concurrenz allerdings viele geschulte
Arbeiter, die nur bei der Firma J. D. Starck zu haben waren,
durch Zusage von hohen Löhnen entzogen; die Lücken
füllten sich aber immer rasch wieder und am ehesten durch
die wieder zurückgekehrten und klüger gewordenen Leute.
Die Leute lernen eben auch das Bessere von dem Guten unterscheiden
und strenge Ordnung schätzen.
Es ist auch unter den vielen Arbeitern der Firma J. D. Starck
noch nie eine Massen-Renitenz vorgekommen.
Ein grosser Theil der Arbeiter hat auf den Werken Naturalwohnungen.
Die Wohnungen sind unentgeltlich und beziehen die Leute auch
den Brennstoff.
Gegenwärtig wohnen auf allen Werken 596 Familien mit 2662
Köpfen, eine Anzahl, die die Einwohnerzahl mancher Landstadt
übertreffen dürfte.
Die Firma J. D. Starck wurde bei der Industrieausstellung im
Jahre 1831 in Prag, dann bei den Industrieausstellungen im Jahre
1839 und 1845 in Wien mit goldenen Medaillen und bei der pariser
Weltausstellung im Jahre 1855 mit der goldenen Ehren-Medaille
ausgezeichnet.
BESCHREIBUNG DES BESITZES
DER FIRMA
JOH. DAV. STARCK
Berg-, Mineralwerke und Fabriken der Firma
Joh. Dav. Starck in Böhmen.
Die Berg-, Mineralwerke und Fabriken der Firma
J. D. Starck bilden zwei Hauptgruppen, wovon die eine in dem
ehemaligen Kreise Pilsen, die andere in dem ehemaligen Kreise
Eger gelegen ist.
Die Gruppe I liegt in der Steinkohlenformation, die Gruppe II
in der Braunkohlenformation des westlichen Böhmens.
Gruppe I.
Diese besteht aus nachfolgenden Haupt-Complexen
mit ihren Unterabtheilungen, welche sämmtlich in dem ehemaligen
Kreise Pilsen liegen.
A. Complex Hromitz.
Dieser liegt in der Gemeinde Hromitz, Bezirk
Pilsen, und besteht aus:
a) Dem Mineralwerke Hromitz. Dieses liegt unmittelbar an dem
Dorfe Hromitz und an der Bezirksstrasse, welche von der Pilsen-Saazer
Aerarialstrasse über Hromitz, Schlitz, Nadrib, Krisch nach
Bras und Radnitz führt.
b) Die Oleumfabrik in Bykov mit der Töpferei und Ziegelhütte
liegen 1/2 Stunde westlich von Hromitz unweit der Hromitzer
Bezirksstrasse und sind mit dieser durch eine gute Strasse verbunden.Von
[30]
der zukünftigen Haltestation Jalovcin
der Eisenbahn Pilsen-Priesen ist diese Fabrik 1/4 Stunde entfernt.
c) Jalovcin der Steinkohlenbergbau und die Dampfbrettsäge
liegen in der unmittelbaren Nähe der hromitzer Bezirksstrasse
und der Haltc-station Jalovcin der Eisenbahn Pilsen-Priesen.
B. Complex Bras.
Bras ist der Sammelname für die in dem
westlichen Theile der radnitzer Kohlenmulde betriebenen Steinkohlenbergbaue
und Industrie-werke. Diese liegen in den Gemeinden Oberstupno,
Wranow, Wranowitz und Krisch, im Bezirke Rokytzan, an den Bezirksstrassen
Hromitz-Radnitz, Rokytzan-Kralowitz und Bras-Pilsen und an der
Eisenbahnstation Oberstupno-Radnitz der böhmischen Westbahn.
Von den hier bestehenden Berg- und Industrialwerkcn gehören
der Firma Joh. Dav. Starck:
a) die Sct. Georgi- und Josefi-Steinkohlenzeche in Bras, Gemeinde
Oberstupno.
b) Die vereinigten Oleumfabriken in den Gemeinden Oberstupno,
Wranow und Wranowitz.
c) Die Thonwaarenfabiken in denselben Gemeinden.
d) Die Caputmortfabrik in der Gemeinde Oberstupno.
e) Die Glasfabrik in der Gemeinde Wranow.
f) Die chemische Productenfabrik in der Gemeinde Wranow.
g) Die Dampfbrettsäge in der Gemeinde Oberstupno.
h) Die Ziegelhütte in der Gemeinde Oberstupno.
i) Die Pferde-Eisenbahn, welche von den vorgenannten Etablissements,
dann von der unter k) genannten Steinkohlenzeche zum Bahnhofe
Oberstupno führt.
k) 4/5 Antheile der gewerkschaftlichen Sct. Bartholomäi-
und Johanni-Steinkohlenzeche in der Gemeinde Wranowitz.
C. Complex Radnitz.
Dieser Maassen- und Freischurfcomplex schliesst
zusammen und bildet ein Ganzes, liegt in den Gemeinden Privetitz,
Radnitz und Heiligenkreuz, Bezirk Rokytzan, und besteht aus:
a) Der Antoni-, Martini- und Johanni-Steinkohlenzeche in der
Gemeinde Privetitz.
b) Der Leo-, Erwein- und Hedwig-Steinkohlenzeche bei Heiligenkreuz.
c) Dem Freischurfgebiet in der Steinkohlenformation bei Radnitz.
d) Dem Freischurfgebiet auf Schwefelkiese bei Radnitz.
D. Complex Tremosna.
Dieser liegt in der Gemeinde Tremosna, Bezirk
Pilsen, an der Pilsen-Saazer Aerarialstrasse und in der Nähe
des Stationsplatzes Tremosna, mit welchem er durch eine Flügelbahn
verbunden ist.
Dieser Complex umfasst:
a) den Steinkohlenbergbau,
b) die Glasfabrik.
E. Complex Kokorov.
Dieser liegt in der Gemeinde Nebrem, Bezirk
Pilsen, an der Tuschkau-Manetiner Bezirksstrasse und umfasst
die Steinkohlenzeche und das Freischurfgebiet daselbst.
F. Complex Kasnau.
Dieser liegt in der Gemeinde Kasnau, Bezirk
Manetin, an der Pilsen-Plasser Aerarialstrasse und in der unmittelbaren
Nähe des Stationsplatzes Kasnau der Eisenbahn Pilsen-Priesen,
mit welchem der Hauptförderschacht durch eine Flügelbahn
verbunden ist.
Dieser Complex umfasst:
a) Den Steinkohlenbergbau.
b) Die chemische Productenfabrik.
c) Die Oleumfabrik.
d) Die Thonwaarenfabrik.
e) Die Ziegelhütte.
G. Complex Littau.
Dieser liegt in der Gemeinde Littau, Bezirk
Manetin, 1/4 Stunde von der Tuschkau-Manetiner Bezirksstrasse
entfernt und umfasst das dortige Mineralwerk.
[32]
H. Complex Draschen.
Dieser liegt in der Gemeinde Draschen, Bezirk
Manetin, 1/4 Stunde von der Tuschkau-Manetiner und 5 Minuten
von der Manetin-PIasser Bezirksstrasse entfernt. Er umfasst
den Schwefelkiesbergbau „Frisch Glück."
J. Complex Mlatz.
Dieser Freischurfcomplex in der Steinkohlenforniation
liegt in den Gemeinden Zebnitz, Mlatz, Kraschtiowitz und Voitles,
kralowitzer und manetiner Bezirk, und wird von der Eisenbahn
Pilsen-Priesen durchschnitten.
K. Complex der Thongruben.
a) Die kozlaner Thongraben in den Gemeinden Kozlan und Dre-wetz,
Bezirk Kralowitz.
b) Die kociner Thongruben in der Gemeinde Kocin, Bezirk Kralowitz.
c) Die zebnitzer Thongruben in der Gemeinde Zebnitz, Bezirk
Kralowitz.
d) Die zichlitzer Thongruben in der Gemeinde Zichlitz, Bezirk
Pilsen.
Gruppe II.
Diese besteht aus nachfolgenden Haupt-Complexen
mit ihren Unterabtheilungen, welche sämmtlich in dem ehemaligen
Kreise Eger liegen.
A. Complex Altsattl.
Dieser liegt in der Gemeinde Altsattl, Bezirk
Falkenau, und besteht aus:
a) Dem Mineralwerke Altsattl. Dieses liegt unmittelbar an dem
Dorfe Altsattl und an der Carlsbad-egerer Aerarialstrasse. Von
der Bahnstation Falkenau ist es 1 Stunde, von der Bahnstation
Neusattl 3/4 Stunde entfernt.
[33]
b) Das Alaunwerk Altsattl. Dieses liegt ebenfalls
an der oben angegebenen Strasse 1/4 Stunde von dem Dorfe Altsattl
westlich entfernt.
c) Die Allerheiligen-Braunkohlen-, Alaun-, Mineral- und Schwefelkieszeche.
Diese liegt in der nächsten Nähe des obigen Alaunwerkes.
d) Die David- und Carl-Braunkohlenzeche bei Grasseth in der
Gemeinde Grasseth liegt 3/4 Stunde nördlich von Altsattl
und unmittelbar an der buschtehrader Bahn, welche die Zeche
durchschneidet.
B. Complex Davidsthal.
Dieser liegt in den Gemeinden Zwodau, Haselbach
und Lauterbach, im Bezirke Falkenau, an der von Falkenau nach
Schönbach führenden Bezirksstrasse und 1/2 Stunde
von der Eisenbahnstation Falkenau entfernt, mit welcher er durch
eine Schleppbahn in Verbindung ist. Dieser Complex umfasst:
a) den Braunkohlenbergbau,
b) die Oleumfabrik,
c) die chemische Productenfabrik,
d) die Glasfabrik,
e) die Thonwaarenfabrik,
f) die Ziegelhütte.
C. Complex Reichenau.
Dieser liegt in der Gemeinde Unter-Reichenau,
Bezirk Falkenau, an der Carlsbad-egerer Aerarialstrasse und
1/2 Stunde von der Eisenbahnstation Ziditz, mit welcher er durch
eine Schleppbahn in Verbindung steht. Dieser Complex umfasst:
a) den Braunkohlenbergbau,
b) die Russhütten,
c) die Glasfabrik.
D. Complex Haberspirk.
Dieser liegt in der Gemeinde Haberspirk, Bezirk
Falkenau, an der von Falkenau nach Maria-Culm führenden
Bezirksstrasse, 1 Stunde westlich von Davidsthal.
[34]
Dieser Complex umfasst:
a) den Braunkohlen- nebst Alaunminera-Bergbau,
b) das Alaunwerk.
E. Complex Oberlittmitz.
Dieser liegt in der Gemeinde Littmitz, Bezirk
Falkenau, an der Carlsbad-graslitzer Bezirksstrasse und von
der Eisenbahnstation Chodau 1 Stunde entfernt. Er umfasst:
a) den Braunkohlen- und Schwefelkies-Bergbau,
b) das Mineralwerk.
F. Complex Unterlittmitz.
Dieser liegt 1/4 Stunde südlich von dem
vorhergehenden in der Gemeinde Littmitz und an der gleichen
Bezirksstrasse und in gleicher Entfernung von der Eisenbahnstation
Chodau.
Er umfasst:
a) den Braunkohlen- und Schwefelkies-Bergbau,
b) das Mineralwerk.
G. Complex Münchhof.
Dieser liegt in den Gemeinden Münchhof,
Granesau, Grünlas und Doglasgrün, Bezirk Falkenau,
an der Carlsbad-graslitzer Bezirksstrasse und beinahe unmittelbar
an der Station Chodau der buschtehrader Bahn, mit welcher er
durch eine Schleppbahn in Verbindung gebracht ist. Er umfasst:
a) den Braunkohlenbergbau bei Münchhof.
H. Complex Thongruben.
Dieser umfasst:
a) die Thongruben in der Gemeinde Wildstein, Bezirk Wildstein,
b) die Thongruben in der Gemeinde Kinsberg, Bezirk Eger,
c) die Thongruben in der Gemeinde Kloben, Bezirk Falkenau.
Detailbeschreibung.
GRUPPE I.
Complex Hromitz.
A. Mineralwerk Hromitz.
Dieses Mineralwerk ist auf den daselbst vorkommenden
Vitriol-schiefer gegründet, aus dem hier der sogenannte
Vitriolstein zur Erzeugung des rauchenden Vitriolöles gewonnen
wird.
a) Bergbauobjecte.
Der Vitriolschiefer, der hier in einer Mächtigkeit
von 19° consta-tirt ist, ohne dass damit das Liegende erreicht
wurde, kommt in einem mächtigen Lager vor, das ein östliches
Streichen nach Stunde 5 hat und beinahe horizontal liegt.
Der Abbau geschieht mittelst Abraum und steht das Erz in einer
Mächtigkeit von 12° in Abbau; die weitere Mächtigkeit
von 7° wurde durch eine Bohrung unter der jetzigen Abbausohle
constatirt. Die Ueberlagerung des Erzes ist 11°.
Das belehnte Grubenfeld hat eine Gesammtfläche von 52.234?°
und davon ist in 32.634?° das Erz durch Versuche sichergestellt,
daher bei der Mächtigkeit von 19° ein Erzvolumen von
620.000 C.°
davon sind bereits abgebaut..............................................................95.000
C.°
verbleiben zum Abbau.....................................................................525.000
C.°
1 C.° Erz gibt 360 Ctr., daher verbleibt ein Abbauquantum
von 189,000.000 Ctr. Erz.
Das vom Jahre 1835 bis Ende 1871 geförderte Erzquantum
beträgt. 13 050 000 Ctr.
[36]
Die Förderung des Erzes geschieht auf
einem in der Abraumsohle befindlichen 66° langen Förderstollen,
der zu dem 22° tiefen Förderschachte führt, aus
dem das Erz mittelst Maschine auf die Halde gehoben wird.
b) Betriebsgebäude.
1. Das Maschinengebäude enthält eine
10pferdekräftige Dampfmaschine mit 1 Kessel von
18' Länge und 4' Durchmesser.
2. Der Förderthurm, durch welchen das Erz auf die Halden
gehoben wird.
3. Gebäude unter dem Zechenhause mit 1 Laugenreservoir.
4. Gebäude bei 6 Pfannen mit 1 Laugenreservoir.
5. Gebäude „ 3 „ „ 1 „
6. Sudhütte Nr. 1 mit 6'gemauerten Pfannen.
7. Sudhütte Nr. 2 „ 3 „
8. Sudhütte Nr. 3 „ 5 Schmandablagerungsstöcken,
„ 4 Speckstöcken,
„ 20 Kesselöfen mit 40 Kesseln,
„ 2 Calciniröfen.
9. Das Calcinirofengebäude mit 5 Calciniröfen.
10. Das Vitriolstein-Quetschwerk, betrieben durch eine 3pferde-kräftige
Maschine mit Kessel von 18' Länge und 3' Durchmesser, besteht
aus einem Rittinger'schen Quetschwerk mit 2 Walzen.
11. Das Rohsteinmagazin.
12. Die Binderwerkstatt.
13. Das Packhaus.
14. Badehaus mit 3 Wannen für die Arbeiter.
15. Eisenmagazin.
c) Wohngebäude.
1. Beamtenwohnung Nr. C. 26/c ebenerdig mit
6 Zimmern und 1 Küche. Dazu gehörig: 1 Hausgarten,
Rind- und Geflügelviehstallungen und 1 Holzschupfe.
2. Beamtenwohnung Nr. C. 25 ebenerdig mit 4 Zimmern uud 1 Küche.
Dazu gehörig: 1 Hausgärtchen, 1 Scheuer und 1 Stall
auf 2 Pferde.
3. Kanzlei mit 2 Zimmern.
4. Beamtenwohnung Nr. C. 26/f ebenerdig mit 3 Zimmern und 1
Küche. Hiezu gehörig: 1 Rind- und Geflügelviehstall
uud 1 Hausgärtchen.
5. Arbeiterwohnung Nr. C. 26/g bei der Schmiedwerkstatt mit
1 Zimmer.
[38]
2. Caputmortmagazin.
3. Die Tischlerwerkstatt.
b) Wohngebäude.
1. Arbeiterwohnung mit 7 Zimmern.
2. Arbeiterwohnung über dem Oleimrmagazin mit 2 Zimmern.
3. Arbeiterwohnung an der Oleumhütte mit 2 Zimmern.
C. Die Töpferei in Bykow.
Diese ist gegenwärtig mit 6 Personen in Betrieb und liefert
Drai-nageröhren und feuerfeste Ziegel.
a) Betriebsgebäude.
1. Die Töpferwerkstatt mit 5 Töpferscheiben
und 2 Thonsümpfen.
2. Der Trockenraum.
3. Das Brennhaus mit 2 Töpferöfen.
4. Die Thonmagazine.
b) Wohnungen.
Ueber der Werkstatt die Töpferswohnung
mit 1 Zimmer.
D. Ziegelhätte in Bykow.
1. Brennofen auf 20.000 Stück Mauerziegel.
2. 3. 4. 3 grosse Ziegeltrockenschupfen.
Diese Ziegelhütte liefert die für Hromitz und Jalowcin
nöthigen Ziegel.
E. Steinkohlenzeche in Jalowcin
.
Jalowcin liegt ca 1/2 Meile von Hromitz in nordwestlicher Richtung
entfernt und liefert für Hromitz die Steinkohle.
a) Bergbauobjecte.
Jalowcin hat 53 Grubenmaassen und 12 Ueberschaaren
mit einem Gesammtflächeninhalte von 786.784 1/2 ?°.
Die Kohlenablagerung kommt hier in 2 Flötzen vor, die eine
ziemlich gleiche Mächtigkeit von ca 30" haben und
durch ein Zwischenmittel von 2 bis 4 Klafter getrennt sind.
Das obere Flötz ist von schlechter Qualität und sehr
mit Schiefer-thonen verunreiniget und nur zum Hüttenbetrieb
oder zur Kesselheizung
[39]
zu verwenden; das untere oder Liegendflötz
ist aber rein und gibt eine schöne, theilweise auch ausgezeichnete
Kohle.
Der Abbau geschieht mittelst einem 36° tiefen Maschinenschachte.
Die Kohle wird trocken abgebaut und rentirt es sich desswegen
auch, verdrückte Flötzpartien bis zu 12" Mächtigkeit
abzubauen.
Die zum Abbau vorgerichtete Kohle ist mit 4 Millionen Ctr. geschätzt,
im ganzen belehnten Felde beträgt aber die anstehende Kohle,
wenn man die Hälfte auf Abbau, Flötzverdrückungen
und sonstige Störungen rechnet, 32 Millionen Ctr.
Bisher wurden pr. Jahr 150—175.000 Ctr. Kohle gefördert,
die grösstentheils nur in Hromitz Verwendung fanden.
b) Betriebsgebäude.
1. Das Maschinengebäude mit einer 6pferdekräftigen
liegenden Dampfmaschine zur Förderung und einem Dampfkessel
von 28' Länge und 4' Durchmesser.
2. Der Förderthurm über dem 36° tiefen Förderschachte.
3. Die Schmiedewerkstatt mit 1 Feuer und sämmtlicher Einrichtung.
4. Das Vorraths- und Gezähemagazin.
c) Wohngebäude.
1. Die Beamtenwohnung ebenerdig mit 3 Zimmern
und 1 Küche. Hiezu gehörig: 1 Hausgärtchen und
Geflügelviehstallungen.
2. Das Zechenhaus mit einer Wohnuug bestehend aus 1 Küche
und 2 Zimmern, dann 1 Krankenzimmer und einer grossen Zechenstube
für die auswärtigen Bergarbeiter. Hiezu gehörig:
1 freistehender Bierkeller, 1 Stall auf mehrere Stücke
Rindvieh und 1 Hausgärtchen.
3. Die Steigerswohnung, angebaut an der Schmiedwerkstatt, bestehend
aus einem Zimmer.
d) Grundstücke
besitzt die Zeche keine.
Die zum Bergbau benutzten Flächen werden gegen jährliche
Entschädigung in Gebrauch genommen.
F. Die Dampfbrettsäge in Jalowcin.
Mit 2 Gattern und 3 Sägeblättern
wird von der dastehenden 6pferdekräftigen Dampfmaschine
betrieben.
[40]
Allgemeine Bemerkungen.
Die Zeche in Jalowcin wurde bis nun nur immer
so betrieben, um den Kohlenbedarf von Hromitz zu decken und
wurden die Aufschlüsse derart gemacht, dass immer der 10jährige
Bedarf für Hromitz zum Abbau vorgerichtet war. Nun wird
sich dies ändern; die Pilsen-Priesner Bahn führt unmittelbar
über die Grubenfelder von Jalowcin, und es ist bereits
durch eine eingelegte Horizontale Rücksicht auf einen hier
zu erbauenden Stationsplatz genommen.
Die Aufschlussarbeiten müssen nun rascher betrieben werden,
damit an dieser Grube auch der Kohlenverschleiss eingerichtet
werden kann.
Die Leitung dieser Grube hat der Schichtmeister von Hromitz,
dem hier 1 Obersteiger und 1 Steiger beigegeben sind.
Complex Bras.
A. Sct. Georgi- und Josefizeche.
a) Bergbauobjecte.
Die Sct. Georgi- und Josefizeche liegt im östlichen
Theile der Braser Mulde und umfasst 3 Doppel- und 21 kleine
Maassen = 83496?0.
Das hier anstehende Kohlenflötz ist 4 Klafter mächtig,
ist aber schon ziemlich abgebaut und enthält nur noch 8
Millionen Ctr. Kohle.
Die Kohle ist von sehr guter Qualität.
Der Abbau beträgt pr. Jahr 500.000 Centner Kohle, welche
gröss-tentheils verkauft wird, nur die Abfälle werden
zu den eigenen Fabriken verwendet.
b) Betriebsgebäude.
1. Das Maschinengebäude enthält die
12pferdekräftige Dampfmaschine zur Wasserhaltung und Förderung,
dann zwei Dampfkessel. Ferner eine 10pferdekräftige Maschine
zum Betriebe der Brettsäge.
2. Das Schachtgebäude über dem 35° tiefen Schachte
mit 2— 9"igen Pumpen und einer vollständigen
Fördereinrichtung.
3. Das Magazingebäude mit der Sortirungseinrichtung.
4. Die Schmiedewerkstatt mit 2 Feuern.
c) Wohngebäude.
1. Die Beamtenwohnung mit 6 Zimmern. Hiezu
gehörig 1 Rindviehstall, dann 1 Hausgarten.
[41]
2. Beamtenwohnung Nr. C. 73 Gemeinde Krisch
mit 6 Zimmern. Hiezu gehörig Geflügelviehstallungen
und 1 Hausgärtchen.
3. Arbeiterwohnung mit 3 Zimmern. Hiezu gehörig Rindviehstallung.
4. Arbeiterwohnung mit 4 Zimmern. Hiezu gehörig 1 Stall
und 1 Scheuer.
5. Arbeiterwohnung mit 2 Zimmern.
d) Grundstücke.
1. Urbarer Grund 1 Joch 815 ?°.
2. Bauparzellen, Abräume, Haldenplätze etc. 33 Joch
997?°.
Allgemeine Bemerkungen.
Der Abbau der Kohle geschieht mittelst dem
Versatz und Etagenbau und ist desswegen ein sehr schwieriger,
weil die früheren Besitzer einen sehr unregelmässigen
Bau führten und das ganze Feld quadrirten.
Die Oberleitung bei der Zeche hat der Verwalter, dem ein Schichtmeister,
1 Markscheider, 1 Assistent und 1 Rechnungsführer beigegeben
sind.
B. Die vereinigten Oleumfabriken.
a) Betriebsgebäude.
1. Die Metschirhütte mit 32 Oleumöfen
und den nöthigen Magazinen.
2. Die Wrbnahütte mit 10 Oleumöfen und den nöthigen
Magazinen.
3. Die Bureschhütte mit 16 Oleumöfen und den dazu
gehörigen Magazinen.
4. und 5. Die zwei neuen Hütten mit 18 Oleumöfen und
den nöthigen Magazinen.
b) Wohngebäude.
1. Beamtenwohnhaus mit 4 Zimmern und Hausgarten.
2. Beamtenwohnhaus mit 2 Wohnungen zu drei Zimmern und 2 Hausgartchen.
3. Amthaus mit 3 Kanzleizimmern und 1 Wohnzimmer.
4. Beamtenwohnuug an der Metschirhütte mit 5 Zimmern.
5. Beamtenwohnung bei der Metschirhütte mit 2 Zimmern.
6. Beamtenwohnung bei der Wrbnahütte mit 4 Zimmern und
1 Hausgartchen.
7. Arbeiterwohnung daselbst mit 2 Zimmern.
8. Arbeiterwohnung bei der Metschirhütte mit 2 Zimmern.
[42]
9. Arbeiterwohnung bei der Bureschhütte
mit 1 Zimmer.
10. Arbeiterwohnungen bei der Neuhütte mit 2 Zimmern.
c) Grundstücke.
1. Urbarer Grund 1 Joch 1276?°.
2. Bauparzellen 800?°.
Der grösste Theil der Bauparzellen befindet sich unter
denen bei der Sct. Georgizeche.
Allgemeine Bemerkungen. Die Oberleitung der Oleumfabriken hat
der Verwalter, der zugleich die Oberleitung bei den Steinkohlengruben
hat und sind ihm für diese Fabriken ein Factor und ein
Cassier zugetheilt.
C. Die Thonwaarenfabriken.
a) Betriebsgebäude.
1. Die Metschirtöpferei mit 4 Brennöfen
und 7 Töpferscheiben, dann den nöthigen Thonsümpfen
und Trockenlocalitäten. Nebst einem Pferdegöppel mit
Kollergang zum Thonquetschen.
2. Die Wrbnatöpferei mit 1 Geschirrbrennofen und 3 Töpferscheiben,
dann den zugehörigen Thonsümpfen, Trockenlocalitäten
etc.
3. Die neue Töpferei mit 3 Geschirrbrennöfen und 7
Töpferscheiben. Hierbei befindet sich ein Pochwerk mit
16 Stämpfeln zum Thon-pochen und alle nöthigen Thonsümpfe
und Trockenlocalitäten.
4. Zwei gepachtete Töpfereien mit 4 Brennöfen und
8 Töpferscheiben nebst den nöthigen Trockenlocalitäten
und Thonsümpfen.
b) Wohnungen.
1. Arbeiterwohnung bei der Metschirtöpferei
mit 2 Zimmern.
2. Arbeiterwohnung bei der neuen Töpferei mit 1 Zimmer.
Allgemeine Bemerkungen.
Die Bauparzellen sind unter jenen bei der Sct.
Georgizeche aufgeführten.
Die Leitung der Thonwaarenfabriken geschieht von der Oleumfa-briksleitung.
D. Caputmortfabrik.
a) Betriebsgebäude.
1. Das Maschinen- und Mühlgebäude
enthält eine 6pferdekräftige Dampfmaschine, dann eine
Feinmühle mit französischen Steinen, ferner 2 grosse
Trockenherde. Diese Maschine betreibt auch eine Pumpe, mittelst
welcher reines Wasser für sämmtliche Etablissements
aus dem grossen Wasserreservoir gehoben wird.
2. Die Fassdaubenerzeugung mit zwei Circularsägen, welche
von der obigen Maschine getrieben werden.
3. Die Caputmortausglühhütte mit 2 Galeerenöfen
á 60 Stück Röhren.
4. Die Schlemmhütte mit 10 Schlemmherden und 4 Mischstöcken.
5. und 6. Die Trockenhütte mit 4 Trockenherden. 7. Die
Binderwerkstatt.
8., 9., 10. und 11. Magazine. 12. Waghäuschen.
b) Wohnungen.
2 Arbeiterwohnungen á 1 Zimmer.
c) Grundstücke.
1. Urbarer Grund 1 Joch 400?°.
2. Bauparzellen, Höfe etc. 3 Joch 425?°.
Allgemeine Bemerkungen.
Den Betrieb leitet ein Factor, dem ein Aufseher
beigegeben ist.
E. Glasfabrik.
a) Betriebsgebäude.
1. Hütte I. mit zwei Glasschmelzöfen
Nr. 1 und 2, 9 Gasgeneratoren, zwei Temperöfen, 8 Strecköfen,
2 Walzen-, 4 Schneid-, 1 Pack-und 1 Gemengkammer.
2. Hütte II. mit Glasschmelzofen Nr. 3, 5 Gasgeneratoren,
1 Temper- und 1 Streckofen. Nebstdem die nöthigen Magazine
und Kammern.
3. Hütte III. mit Schmelzofen Nr. 4, 5 Gasgeneratoren,
1 Temper-und 3 Strecköfen. Nebstdem die nöthigen Magazine,
und Kammern.
4. Das Maschinengebäude mit zwei 6pferdekräftigen
Dampfmaschinen, welche 2 Kollergänge, 1 Steinbrecher, 1
Quetschwerk, 1 Feinmühle und 1 Pochwerk mit 8 Pocheisen
betreiben.
[44]
5. 4 Hafenstuben mit der nöthigen Einrichtung.
6. Brennhaus mit einem Thonbrennofen.
7. Magazin auf Eisen und Eisenwaaren.
8. Magazin auf Holzkohle.
9. Magazin auf Holz- und Brettergegenstände.
10. Magazin auf Kalk.
11. Magaziu auf Stroh.
12. Wagenremise.
13. Tischlerwerkstatt.
14. Sandbrennofen.
b) Wohngebäude.
1. Beamtenwohnung Nr. C. 30 in Wranowek mit
4 Zimmern und der Kanzlei. Hiezu gehörig 1 Stall und 1
Hausgärtchen.
2. Coloniehaus Nr. 53 in Oberstupno mit 3 Beamtenwohnungen und
12 Zimmern, dann 12 Arbeiterwohnungen. Hiezu gehörig 3
Rindvieh- und Borstenviehstallungen und 3 Hausgärtchen.
3. Coloniehaus Nr. C. 37 in Wranowek mit einem grossen Schulzimmer,
Lehrerswohnung mit 3 Zimmern und 2 Arbeiterwohnungen. Hiezu
gehörig ein Hausgärtchen.
4. Coloniehaus Nr. C. 44 in Wranowek mit 5 Arbeiterwohnungen.
Hiezu gehörig ein Rindvieh- und Borstenviehstall und ein
Hausgärtchen.
5. Coloniehaus Nr. C. 49 in Wranowek mit 6 Arbeiterwohnungen,
Rind- und Borstenviehstall und 1 Hausgärtchen.
6. Coloniehaus Nr. C. 52 in Wranowek mit 10 Arbeiterwohnungen.
7. Coloniehaus Nr. C. 53 in Wranowek mit 9 Arbeiterwohnungen.
8. Coloniehaus Nr. C. 54 in Wranowek mit 6 Arbeiterwohnungen.
9. Coloniehaus Nr. C. 55 in Wranowek mit 6 Arbeiterwohnungen,
Rind- und Borstenviehstallungen und Hausgarten.
10. Coloniehaus Nr. C. 71 in Wranowek mit 7 Arbeiterwohnungen,
Borsten- und Geflügelviehstallungen.
11. In Nr. C. 30 2 Arbeiterwohnungen.
c) Grundstücke.
1. Urbarer Grand 637?°.
2. Bauparzellen, Höfe und Hüttenplätze 4 Joch
1381?°.
Allgemeine Bemerkungen.
Die Leitung der Fabrik hat ein Verwalter und
sind ihm ein Buchhalter, ein Rechnungsführer und ein Assistent
zugetheilt.
F. Die chemische Fabrik.
a) Betriebsgebäude.
1. Die Salzsäurefabrik mit 6 Bleiapparaten,
3 Flammöfen, 1 Gradirkammer, 3 Salzmagazinen und 1 Packkammer.
2. Die Schwefelsäurefabrik mit 2 Bleikammern von 103000
C' Kammerraum mit Gay-Lussak-Apparat und Luftpumpen.
3. Das Schwefelkiesofengebäude mit 12 Oefen.
4. Das Maschinengebäude mit einer 10pferdekräftigen
Maschine und Kessel, 1 Steinbrecher, Sortierwerk und 1 Feinmühle.
5. Das Concentrationsgebäude mit 6 Pfannensystemen und
1 Platinapparat.
6. Die Salpetersäurefabrik mit 18 Kapellenöfen, Füllkammer
und Gradirkammer.
7. Das Glaubersalzmagazin.
b) Wohngebäude.
1. Beamtenwohnung mit 6 Zimmern und Hausgarten.
2. Chaluppe Nr. C. 41 in Wranowek mit 3 Arbeiterwohnungen.
c) Grundstücke.
1. Urbarer Grund 2 Joch.
2. Bauparzellen, Hüttenhöfe, Haldenplätze etc.
7 Joch 527 ?°.
Allgemeine Bemerkungen.
Diese Fabrik umfasst die Schwefelsäure-,
Salzsäure- und Salpetersäure-Erzeugung und wird von
einem Verwalter geleitet, dem 1 Rechnungsführer und 1 Assistent
beigegeben sind.
G. Die Dampfbrettsäge.
Dieses auf 6 Blätter eingerichtete Sägewerk
ist an das Dampfmaschinengebäude der Sct. Georgizeche angebaut
und wird von der in diesem Gebäude aufgestellten 10pferdekräftigen
Dampfmaschine betrieben. Die Leitung und Verrechnung geschieht
bei der Sct. Georgizeche.
H. Die Ziegelhütte.
Betriebsgebäude.
1. 2. 3. 4. Ziegelschlagschupfen. 5. und 6.
Zwei Brennöfen.
[46]
Allgemeine Bemerkungen.
Diese Ziegelhütte liefert alle Bau- und
Faconziegel für die Etablissements und hat auf lange Jahre
den Bedarf an Lehm gedeckt. Die Leitung und Verrechnung geschieht
bei der Sct. Georgizeche.
J. Die Pferdebahn.
Diese wurde im Jahre 1871 gebaut und verbindet
die Steinkohlengruben und mehrere Fabriks-Etablissements unter
einander und mit dem Stationsplatze Radnitz. Diese Bahn ist
2090 Klafter lang und hat einen Bremsberg.
K. Die Sct. Bartkolomäi- und Johanni-Steinkohlenzeche.
a) Bergbauobjecte.
Diese Zeche liegt im nördlichen Theile
der braser Steinkohlen-mulde und besteht aus 1 Doppel- und 39
1/2 kleinen Maassen mit einem Gesammtflächeninhalte von
40.572?°. Die Kohle ist 4° mächtig, jedoch schon
grösstentheils abgebaut und stehen noch 17 Millionen Ctr.
Kohle au.
Die Kohle ist von guter Qualität und beträgt die Jahresförderung
500.000 Ctr., wovon circa 300.000 Ctr. zu den eigenen Fabriken,
der Ueberrest aber zum Verkaufe geht.
b) Betriebsgebäude.
1. Das Maschinengebäude in der Gemeinde
Krisch mit einer 12pfer-dekräftigen Wasserhaltungs- und
einer 8pferdekräftigen Fördermaschine, dann zwei Dampfkesseln.
2. Der Schachtthurm über dem 41° tiefen Maschinenschachte,
in welchem zwei 7"ige Plungerpumpen eingebaut sind.
3. Das Kohlenmagazin mit der Sortirvorrichtung.
4. Die Schmiedewerkstatt mit 1 Feuer.
c) Wohngebäude.
1. Das Amthaus mit 2 Kanzleien und 2 Beamtenwohnungen
mit 6 Zimmern. Hiezu gehörig Rindviehstall und Hausgarten.
2. Zechenhaus mit 4 Zimmern. Hiezu gehörig ein Stall und
eine Schupfe.
d) Wirthschaftsgebäude. Pferdestall auf 3 Paar Pferde.
[47]
e) Grundstücke.
1. Urbarer Grund 2 Joch 800 ?°.
2. Bauparzellen, Halden, Abräume etc. 15 Joch 800 ?°.
Allgemeine Bemerkungen. Die Zeche wird von einem Schichtmeister
geleitet, dem 1 Rechnungsführer und 1 Obersteiger beigegeben
sind.
Complex Radnitz.
Bergbauobjecte.
1. Die Antoni-, Martini- und Joachimi-Steinkohlenzechen
bei Priwetitz bestehend in 5 Maassen = 62.700 ?° enthalten
ein Kohlenflötz von 1° 3' Mächtigkeit und guter
Qualität.
Das anstehende Kohlenquantum beträgt 4 Millionen Ctr.
2. Die Leo-, Erwein-, Hedwig-Steinkohlenzechen bei Heiligenkreuz
bestehend in 6 Maassen = 75.240?° enthalten 2 Kohlenflötze
von 4' Mächtigkeit und mittlerer Qualität.
Diese Zeche ist noch zu wenig aufgeschlossen, um das anstehende
Kohlenquantum bestimmen zu können.
3. Das zwischen diesen beiden Objecten 1 und 2 liegende Frei-schurfterrain
von 5,221.840 ?° liegt theils in der Kohlenformation und
theils am Thonschiefergebirge, welches sehr hoffnungsvolle Schwefel-kiesgänge
und Vitriolschieferlager enthält.
Ein 24" mächtiges Lager von 40% Schwefel haltenden
Schwefelkiesen ist bereits aufgeschlossen.
Allgemeine Bemerkungen.
Die Kohle in den angegebenen Zechen wird erst
dann zum Aufschlüsse gebracht werden, wenn die Kohlen in
Bras abgebaut sind. Vorerst werden jedoch die Schürfungen
in dem Freischurfterrain fortgesetzt.
Complex Tremosna.
Das tremosnaer Werk liegt 3/4 Meile nördlich
von Pilsen entfernt an der Pilsen-Saazer Aerarialstrasse und
wird von der Eisenbahn Pilsen-Priesen unmittelbar berührt,
und ist in nächster Nähe der Stationsplatz.
[48]
A. Die Steinkohlenzeche Tremosna.
a) Bergbauobjecte.
Tremosna hat 60 belehnte Grubenmaassen und
2 Ueberschaaren mit einem Gesammtflächeninhalte von 766.781?°.
Die Kohlenablagerung besteht in einem Flötz von 6—10'
Mächtigkeit; die Qualität dieses Flötzes ist
eine ausgezeichnete, die Kohle ist eine nicht backende, aber
fette mit muschligem Bruch.
Der Abbau geschieht gegenwärtig durch 3 offene Schächte,
wovon der tiefste 62° ist.
Die durch diese 3 Schächte zum Abbau vorgerichtete Kohle
beträgt 172.000 ?° = 30 Millionen Ctr.
Das Fortsetzen des Flötzes in dem weiteren belehnten Felde
und den anstossenden Freischürfen, welche einen Flächeninhalt
von 2,020.000?° haben, ist theils durch Bohrungen sichergestellt,
theils - durch die angrenzenden offenen Baue mit Sicherheit
als vorhanden anzunehmen; wenn man jedoch nur in der Hälfte
dieses Kohlenfeldes die Kohle als vorhanden annimmt, so beträgt
das anstehende Kohlenquantum 210 Millionen Ctr.
Bisher wurden pr. Jahr 2 bis 250.000 Ctr. Kohle gefördert,
wovon ein Theil bei der hier etablirten Glasfabrik in Verwendung
kam, der Ueberrest aber zu sehr guten Preisen verkauft wurde.
Durch den nun abgeteuften grossen Förderschacht soll die
jährliche Kohlenförderung auf 1 Million Ctr. gebracht
werden, und ist der Absatz dieses Quantums durch die Pilsen-Priesner
Eisenbahn vollständig gesichert.
b) Betriebsgebäude.
1. Das Maschinenhaus am Ignazischacht enthält
eine 50pferde-kräftige liegende und direct wirkende Wasserhaltungsmaschine.
2. Das Kesselhaus mit 4 Dampfkesseln von 28' Länge und
4' Durchmesser.
3. Das Schachthaus über dem 62° tiefen Wasserhaltungsschachte,
in welchen 4 Stück 12"ige Druckpumpen mit den nöthigen
Steig- und Saugröhren eingebaut sind.
4. Die Schmiedewerkstatt mit 2 Feuern.
5. Das Maschinenhaus zum Agnes-Förderschacht enthält
eine 15-pferdekräftige liegende Fördermaschine.
6. Das Kesselhaus mit einem Dampfkessel 27' lang, 31/4' Durchmesser
mit Boulier von 20' Länge, 2]/2' Durchmesser.
7. Das Schachthaus mit dem Förderthurme über dem 62°
tiefen Förderschachte; an denselben ist die Kohlenseparation
angebaut.
[49]
8. Das Maschinengebäude beim Antonischachte
enthält eine 24pfer-dekräftige liegende Wasserhaltungsmaschine
und eine 8pferdekräftige liegende Fördermaschine.
9. Das Kesselhaus mit einem Dampfkessel von 30' Länge und
5' Durchmesser; dann 1 Kornwallkessel von 25' Länge 5'6"Durchmesser
mit 2 Feuerrohren.
10. Das Schachthaus über dem 36° tiefen Wasserhaltungs-
und Förderschachte, worin zwei 9"ige Druckpumpen mit
den nöthigen Steig-und Saugröhren eingebaut sind.
c) Wohngebäude.
1. Die Beamtenwohnungen, bestehend in einer
Wohnung mit Küche und 4 Zimmern; eine zweite Wohnung bestehend
in 2 Zimmern; zwei Wohnungen aus je einem Zimmer und der Kanzlei
aus 2 Zimmern.
2. Zechenhaus mit 8 Arbeiterwohnungen zu je 1 Zimmer und einer
Zechenstube für die Bergarbeiter.
3. Wohnhaus beim ehemaligen Ignaziförderschachte mit 2
Wohnungen zu je 1 Zimmer und 1 Küche.
4. Wohnung im 1. Stock des Schmiedgebäudes mit 2 Wohnungen
zu je 1 Zimmer.
5. Wohnhaus beim Ignazihauptschachte bestehend in einer Wohnung
mit 1 Küche und zwei Zimmern, dann 1 Zechenstube für
fremde Bergleute.
6. Wohnhaus beim Agnesschachte enthält eine Wohnung mit
1 Küche und 1 Zimmer, dann 1 Krankenzimmer für fremde
Arbeiter.
7. Wohnung beim Antonischacbte bestehend in 1 Zimmer und 1 Kammer.
d) Grundstücke.
An Bauparzellen und öden Grund 1 Joch
484?°.
Allgemeine Bemerkungen.
Die Leitung der Grube hat der Schichtmeister,
dem 1 Rechnungsführer, 1 Assistent und 1 Steiger beigegeben
sind.
B. Die Glasfabrik.
Diese wurde hier etablirt, um theils die Abfallkohle
von der Grube zu verwerthen, theils einen grösseren Kohlenerzeug
zu ermöglichen, da der Kohlenabsatz bei grösserem
Erzeuge zur Zeit der Eröffnung des Werkes geradezu unmöglich
war.
[50]
a) Betriebsgebäude.
1. Die Schmelzhütte mit 3 Schmelzöfen
auf je 10 Häfen, die auf Gasbetrieb eingerichtet sind,
und 2 Temperöfen.
2. Das Gasofengebäude mit 2 Doppelgasöfen.
3. Das Gasofengebäude mit 4 Doppelgasöfen.
4. Die Hafnerei mit einer Hafnerstube, 2 Gemengkammern und 1
Trockenofen.
5. Die Streckhütte mit 6 Strecköfen.
6. Das Schneidkammergebäude mit den Schneidkammern.
7. Das Glasmagazin.
8. Das Maschinengebäude enthält eine 12pferdekräftige
liegende Dampfmaschine mit einem Boliér-Kessel von 18'Länge
und 3 1/2' Durchmesser bei dem obern, und 12' Länge und
3' Durchmesser bei dem untern Kessel.
9. Das Mühlgebäude enthält ein Pochwerk mit 15
Pochstämpfeln, einen Kollergang und eine gewöhnliche
Mahlmühle mit französischen Steinen.
10. Das Thonbrennhaus mit dem Thonbrennofen und dem Thon-magazin.
11. Die Tischlerei mit der Werkstatt und dem Kistenmagazin.
b) Wohngebäude.
1. Beamtenwohnung Nr. C. 74 enthält eine
Wohnung mit 1 Küche und 3 Zimmern, dann eine zweite Wohnung
mit l Zimmer und die Kanzlei mit 1 Zimmer.
2. Zechenhaus Nr. C. 64 mit einer Arbeiterwohnung zu 2 und einer
zu 1 Zimmer.
3. Zechenhaus Nr. C. 65 mit 4 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
4. Zechenhaus Nr. C. 75 mit 5 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
5. Zechenhaus Nr. C. 76 mit 5 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
6. Zechenhaus Nr. C. 77 mit 5 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
7. Zechenhaus Nr. C. 78 mit 5 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
8. Wohnung beim Pferdestall mit 1 Zimmer.
c) Wirthschaftsgebäude.
Pferdestall auf 1 Paar Pferde und Rindviehstall.
d) Grundstücke.
An Hutweiden 3 Joch 1426 ?°. Bauparzellen,
Höfe und Materialplätze 9 Joch 607 ?°.
[51]
Allgemeine Bemerkungen.
Von den 3 Schmelzöfen sind 2 in Betrieb,
der 3. ist zur Verhütung einer Betriebsstörung in
Reserve. Der Erzeug hat bisher pr. Jahr 50.000 Schock Glas betragen,
nachdem aber die Oefen nach einem neuen System betrieben werden,
wodurch nicht nur an Brennstoff, sondern auch an Zeit sehr gespart
wird, so wird der Erzeug mindestens um 1/3 sich vermehren. Die
Fabrik leitet ein Factor, dem 1 Rechnungsführer und 1 Assistent
beigegeben sind.
Complex Kokorow.
Diese im westlichen Theile der pilsner Mulde
gelegene Steinkohlenzeche umfasst 27 belehnte Grubenmaassen
und 14 Freischürfe mit einer Gesammtfläche von 1,046.221
?°.
Die Kohle ist hier in einer Mächtigkeit von 3—4'
und in einer Teufe von 8—16° durch mehrere Schächte
und Bohrlöcher aufgeschlossen und ist von guter Qualität.
Durch die eigenen und die anrainenden Aufschlüsse ist das
Vorkommen der Kohle in dem occupirten Felde mit Sicherheit zu
erwarten und beträgt das anstehende Kohlenquantum, wenn
man die Hälfte des Feldes auf Störungen und Verwerfungen
abrechnet, 55,000.000 Ctr.
In diesem Complex konnte noch kein grösserer Aufschlussbau
angelegt werden, da dieser wegen der grossen Entfernung von
der Bahn sich nicht auszahlen würde.
Complex Kasnau.
A. Die Steinkohlenzeche.
Dieselbe bewegt sich auf dem nordöstlichen
Rande der pilsner Steinkohlenmulde und liegt an der Pilsen-Saazer
Aerarialstrasse und an der Eisenbahnstation Kasnau der Pilsen-Priesner
Bahn.
a) Bergbauobjecte.
Hier ist ein Flötz von circa 10' Mächtigkeit
im Abbau und gegenwärtig durch einen Hauptschacht im weiteren
Aufschluss begriffen. Der Schacht ist nun auf das Liegende niedergebracht
und ist in 61° 4' Teufe ein Flötz von 1° 3' Kohle
dann in 63° 2' 3" Teufe ein Flötz von 0° 4'
„ und in 65° 3' 0" Teufe ein Flötz von 0°
3' „ Ganze Mächtigkeit 2° 4' Kohle.
[52]
Der belehnte Grubenbesitz umfasst 53 Maassen
uud 1 Ueberschaar mit.............668.862 ?°.
Das daran stossende und in der Kohlenformation
befindliche Schurfgebiet, Freischürfe mit .......................2,428.679
?°.
Summa der Fläche 3,097.541 ?°.
Es ist nicht zu zweifeln, dass in dieser grossen Fläche
die Kohle ansteht, wird aber zur Berechnung des Kohlenquautums
nur die Hälfte des Flächenraumes und nur 1° Mächtigkeit
der Kohle angenommen, so ergibt dies ein Abbauquantum von 1,548.771
C° á 180 Ctr. Kohlen = 270,000.000 Ctr.
Gegenwärtig ist ein Schacht im Baue, der in der 62. Klafter
das Kohlenflötz trifft uud durch den, nach ausgeführten
Bohrungen, circa 32 Millionen Ctr. Kohle zum Abbau gebracht
werden.
Die Kohle ist eine Schieferkohle von sehr guter Qualität
und zu allen Feuerungszwecken sehr gut zu verwenden.
Die Förderung war gegenwärtig nur eine geringe, circa
180.000-Ctr. pr. Jahr, und da kein Verschleiss an die Bahn möglich
war, wurde obiges Kohlenquantum nur bei der hiesigen chemischen
Productenfabrik und bei dem Mineralwerke Littau verbraucht.
Nun ändert sich durch die Nähe der Pilsen-Priesner
Bahn dieses Verhältniss und wird mindestens 1 Million Ctr.
pr. Jahr zur Förderung kommen.
Der Bahnflügel vom Bahnhofe Kasnau zum Förderschachte
ist bereits im Baue.
Der Schacht ist jetzt 56° tief und wird bis Ende Jänner
1873 auf die Kohle niedergebracht.
b) Betriebsgebäude.
Kunstschacht.
1. Förderthurm mit Maschinenbaus für
eine 100pferdekräftige, di-rect wirkende Wasserhaltungsmaschine
über dem 62° tiefen, gemeinschaftlichen Kunstschachte,
mit vollständiger Fördereinrichtung und Was-serhaltungseinrichtung,
bestehend aus vier 13"igen Druckpumpen mit den nöthigen
Steig- und Saugröhren.
2. Fördermaschinengebäude mit einer 35pferdekräftigen
liegenden Fördermaschine, dann 3 Speisepumpenmaschinen
und einem Vorwärmer von 30' Länge und 3' 6" Durchmesser.
3. Kesselhaus mit 6 Dampfkesseln von 42' Länge und 4' 3"
Durchmesser.
4. Fördermaschinenhaus mit einer 8pferdekräftigeu
liegenden Fördermaschine zur Förderung der Berge aus
dem Schachte beim Abteufen.
[53]
5. Die Schmiede- uud Schlosserwerkstatt mit
4 Schmiedefeuera und der nöthigen Einrichtung, dann Magazin.
c) Wohngebäude.
1. Chaluppe Nr. C. 30/a mit 2 Arbeiterwohuungen
á 2 Zimmern.
2. Haus Nr. C. 30/b mit 1 Arbeiterwohnung á 2 Zimmern
und 1 Zechenstube für fremde Arbeiter.
3. Beim Schachte 1 Arbeiterwohnung mit 2 Zimmern. Hiezu gehört
Rindviehstallung, Scheuer und 1 Hausgärtchen.
4. Beim Schachte 1 Beamtenwohnung mit 4 Zimmern.
5. Zechenhaus beim Schachte mit 1 Zechenstube für die auswärtigen
Arbeiter, dann 1 Wohnung mit 2 Zimmern.
d) Grundstücke.
Urbarer Grund 1260 ?°.
Werksräume und Bauparzellen 6 Joch.
Allgemeine Bemerkungen.
Im Freischurfterrain ist gegenwärtig der
Bohrversuch Nr. 36 bis auf die Teufe von 121 Klafter niedergebracht
und steht in einem sehr viel Hoffnung auf Kohle versprechenden
Sandstein an. Dieser Bohrversuch wird für das ganze Schurfterrain
einen Anhaltspunct bieten. Die Betriebsleitung hat der Markscheider
und ist ihm ein Steiger beigegeben.
B. Die chemische Productenfabrik.
Diese besteht:
a) Aus der Schwefelsäurefabrik.
b) „ „ Kunstdüngerfabrik.
c) „ „ Eisenvitriolfabrik.
a) Betriebsgebäude.
1. Das Oefengebäude mit 6 Schachtöfen
zur Kiesverbrennung.
2. Das Bleikammergebäude mit einem Bleikammcrsystem von
44.000 C' Inhalt.
3. Das Concentrationsgebäude mit 2 Bleipfanncnsystemen
á 3 Pfannen, Magazin und Hüttenstube.
4. Das Concentrationsgebäude für 66° Schwefelsäure
mit 2 Oefen á 6 Capellen.
5. Das Mühlgebäude mit einer 6pferdekräftigen
Dampfmaschine,
[54]
welche einen Steinbrecher, 2 Walzquetschen,
1 Pochwerk mit 6 Stäm-pfeln und eine Mühle mit französischen
Steinen betreibt. Der Dampfkessel ist 18' lang und 3' Durchmesser.
Dabei sind 2 Magazine.
6. Die Calcinirhütte mit einem Flammofen.
7. Die Kunstdüngerfabrik mit dem Ansatzlocale für
30 Bottiche, dem Trockenlocale mit 3 Pfannenöfen &
2 Pfannen, 2 Productenmaga-zinen und 1 Materialmagazin.
8. Die Vitriolfabrik mit 1 Dampfkessel, 2 ausgebleiten Kochern,
8 ausgebleiten Crystallisationskästen und 1 Productenmagazin.
9. Knochenmagazin.
10. Schwefelkiesmagazin.
11. Eisenmagazin bei der Vitriolfabrik.
12. Binderwerkstatt.
b) Wohngebäude.
1. Amtshaus Nr. C. 34 mit 3 Zimmern für
Kanzleien und einer Beamtenwohnung mit 6 Zimmern. Hiezu gehörig:
1 Pferdestall, 1 Bindviehstall, Geflügelstall, Wagenremise,
Scheuer und 1 Hausgarten.
2. Beamtenwohnung im Dorfe Kasnau für 2 Beamte mit 8 Zimmern.
3. Zechenhaus Nr. C. 31 mit 2 Beamtenwohnungen á 1 Zimmer
und 15 Arbeiterwohnungen á 1 Zimmer.
4. Bei der Calcinirhütte 1 Arbeiterwohnung mit 1 Zimmer.
5. Bei der Binderei 1 Arbeiterwohnung mit 1 Zimmer.
6. Bei der Mühle 1 Arbeiterwohnung mit 1 Zimmer.
7. Wohnhaus bei der Vitriolfabrik mit 3 Arbeiterwohnungen in
5 Zimmer.
c) Grundstücke.
Productiver Boden 140 ?°.
Unproductiver Boden, Halden und Hüttenplätze, Bauparzellen
etc. 6 Joch 133 ?°.
Allgemeine Bemerkungen.
a) Die Schwefelsäurefabrik wurde im Jahre
1870 auf den Betrieb mit Schwefelkiesen eingerichtet und wurde
theils Kies von „Frisch Glück" bei Draschen,
theils rheinischer Kies verbrannt. Es werden pr. Jahr 14.000
Ctr. 60° Schwefelsäure erzeugt, welche zur Dünger-,
Vitriol- und Oleum-Erzeugung verwendet und theilweise als 66°
Schwefelsäure direct versandt wird. An 66° Schwefelsäure
werden 2400 Ctr. pr. Jahr versandt.
b) Die Kunstdüngerfabrik. In dieser wird rohes und aufgeschlossenes
Knochenmehl und Superphosphat aus Phosphoriten und aus Guano
erzeugt.
c) Die Eisenvitriolfabrik. Der Vitriol wird aus Eisenabfällen
mit Schwefelsäure erzeugt und liefert die Fabrik 8000 Ctr.
Vitriol. Dieses Werk hatte mit grossen Hindernissen bisher dadurch
zu kämpfen, dass alle Rohproducte und alle erzeugten Producte
von und nach Pilsen pr. Achse verfrachtet werden mussten, was
nicht nur grosse Auslagen verursachte, sondern einen Betrieb
im grossen Masstabe geradezu unmöglich machte. Nun ändert
sich dies aber; durch die Bahn Pilsen-Priesen wird das Werk
unmittelbar berührt und wird die Erzeugung einen raschen
Aufschwung nehmen. Die Leitung des Werkes hat der Schichtmeister,
dem 1 Rechnungsführer, 1 Assistent und 1 Hüttenaufseher
beigegeben sind.
C. Oleumfabriken.
Diese bestehen aus der:
1. Fabrik Nr. 1 mit 8 Oefen, Stein- und Oleummagazin, dann
2. Fabrik Nr. 2 mit 14 Oleumöfen, Stein- und Oleummagazin.
Allgemeine Bemerkungen.
Diese Fabriken werden mit der früher aufgeführten
chemischen Productenfabrik unter Einem verwaltet und sind die
hiezu gehörigen Gebäude unter Einem aufgeführt.
In der Fabrik Nr. 1 wird wasserhelles 78° und 80° Oleum
erzeugt und pr. Jahr 6000 Ctr. littauer Vitriolstein und 1410
Ctr. 66° Schwefelsäure verarbeitet und daraus 1363
Ctr. 78° und 2000 Ctr. 80° Oleum erzeugt.
In der Fabrik Nr. 2 werden 9072 Ctr. hromitzer Vitriolstein
verarbeitet und 4717 Ctr. ordinäres Oleum erzeugt.
Das rückständige Caputmortuum wird theils von hier
als ordinäres in Handel gebracht, theils in die Caputmortuum-Fabrik
zu Bras zur weiteren Verarbeitung versandt.
D. Die Thonwaarenfabrik.
Diese liefert das für die Oleum- und chemische
Fabrik nöthige Destillationsgeschirr und die Flaschen zur
Versendung.
a) Betriebsräume.
1. Die Töpferwerkstatt mit 7 Drehscheiben
und 2 Thonsümpfen.
[56]
2. und 3. Trockenräume mit den Stellagen.
4. und 5. Brennhäuser, das eine mit 2, das andere mit 1
Brennofen.
b) Wohnungen.
Ueber der Werkstatt die Töpferwohnung
mit 1 Zimmer.
E. Die Ziegelhütte.
Diese liefert die für Kasnau nöthigen
Ziegel.
Betriebsgebäude.
1. Ziegelofen auf 20.000 Stück Mauerziegel.
2. 3. 4. Trockenschupfen.
Complex Littau.
Mineralwerk Littau.
Dieses, 2 Stunden westlich von Kasnau gelegen,
ist auf den daselbst vorkommenden Vitriolschiefer gegründet,
aus dem der Vitriolstein für wasserhelles 78° und 80°
Vitriolöl gewonnen wird.
a) Bergbauobjecte.
Der Vitriolschiefer ist hier mit einer Mächtigkeit
von 8° im Abbaue, ohne dass das Liegende des Lagers erreicht
wäre. Die Gewinnung geschieht mittelst Abraum und beträgt
die Ueberlagerung von 6 bis 8 Klafter.
Das belehnte Grubenfeld beträgt 2 grosse Grubenfeldmaassen
mit
einem Flächeninhalte von............50.156 ?°.
davon sind bereits abgebaut........... 2.120 ?°.
bleiben 48.036 ?°. Abbaufeld mit einer Mächtigkeit
von 8°, daher ein Abbauquantum von 384.000 C° á
360 Ctr. Erz = 138,000.000 Ctr. Erz.
Die Erzförderung wurde früher hier stark betrieben,
ist aber seit dem Jahre 1845 eingestellt. Auf Halden wurden
bis dahin 6,105.000 Ctr. Erz gefördert.
Die Erzförderung wurde desswegen eingestellt, weil der
Vitriolstein gegen den hromitzer zu theuer kam und nur 33% Vitriolöl
gab.
Die Erzeugung wurde aber im Jahre 1866 wieder aufgenommen, da
durch eine Manipulationsverbesscrung der Stein 40% Vitriolöl
gibt.
[57]
Die vorräthigen Halden aber reichen bei
dem laufenden Erzeug noch auf mindestens 20 Jahre.
b) Betriebsgebäude.
1. Die Siederei mit 2 gemauerten Pfannen.
2. Die Sudhütte mit 10 Sudkesseln und dem Kuttraum für
den rohen Vitriolstein.
3. Die Calcinirhütte mit 2 Flammöfen zum Calciniren
des Vitriolsteines.
4. Die Steinpocherei.
5. Das Sumpfgebäude mit 2 grossen Laugensümpfen und
1 grossen Vorrathsmagazin.
c) Wohngebäude.
1. Die Steigerswohnung mit 2 Zimmern und 2
Bodenzimmern, Stall und Gärtchen.
2. Arbeiterwohnung mit 2 Wohnungen á 2 Zimmer, Stall
und Hausgärtchen.
8. Arbeiterwohnung mit 2 Zimmern.
d) Grundstücke.
Auf Werksdauer gepachtete Grundstücke
2 Joch 548 ?° Aecker und 10 Joch Hütten- und Haldenplätze.
Allgemeine Bemerkungen.
Die jährliche Vitriolsteinerzeugung beträgt
6000 Ctr., welche in der Vitriolfabrik in Kasnau verarbeitet
werden. Die Leitung des Werkes hat 1 Steiger, der vom Schichtmeister
in Kasnau inspicirt wird.
Complex Draschen.
Schwefelkiesbergbau „Frisch Glück"
in der Gemeinde Draschen.
a) Bergbauobjecte.
Der Schwefelkies kommt hier auf einem Lager
im Thonschiefer vor, ist theils in Letten eingelagert, theils
steht er gediegen an, und hat eine Mächtigkeit von 3—18'.
Das Lager hat ein steiles südliches Verflächen und
ein Streichen von West nach Ost. Das Lager ist bisher auf eine
Länge von 300° aufgeschlossen und in einer Teufe von
4—10
[53]
Klafter und sind circa 140.000 Ctr. Schwefelkies
zum Abbau vorgerichtet.
Dieses Lager ist mit 4 Grubenmaassen belehnt.
b) Wohngebäude.
Arbeiterwohnung mit 1 Zimmer.
c) Grundstücke.
Haldenplätze und Bauparzellen von der
Gemeinde Draschen auf Zeit des Werksbestandes gemiethet.
Allgemeine Bemerkungen.
Es wurden bis nun hier 20.000 Ctr. Schwefelkies
gefördert und auf der Bleikammer in Kasnau direct auf Schwefelsäure
verarbeitet. Im Jahre 1873 wird daselbst eine Wasserhaltungsmaschine
aufgestellt, um das Lager in grösserer Teufe zum Abbau
bringen zu können, und wird dann mindestens das Doppelte
an Kies gefördert.
Complex Mlatz.
Dieser Schurfcomplex umfasst 32 Freischttrfe
mit 2,205.728?°. Flächenraum und liegt durchaus in
der Steinkohlenformation, in welcher die Steinkohle in einer
Mächtigkeit von 30—40" bereits an mehreren Stellen
aufgeschlossen und im Abbaue ist.
Die im Betriebe stehenden Schürfungen berechtigen zu den
besten Hoffnungen.
Complex der Thongruben.
1. Die Thonfelder in den Gemeinden Kozlan und
Drewetz umfassen einen Flächenraum von 1593 ?° und
steht der Thon daselbst 3° mächtig an und ist noch
ein Quantum von 500.000 Ctr. zu gewinnen. Die jährliche
Gewinnung von diesem Thone beträgt 20.000 Ctr.
2. Die Thongruben in der Gemeinde Kocin umfassen einen Flächenraum
von 2400 ?°. Der Thon steht 1 Klafter mächtig und ist
daselbst ein Quantum von 500.000 Ctr. Thon anstehend, der aber
erst zum Abbaue kommt, wenn die kozlaner Thonfelder ausgebeutet
sind.
3. Die Thongrube in der Gemeinde Schlitz hat einen Flächenraum
von 400?°. und ist der Thon 3° mächtig. Das anstehende
Quan-
[59]
um beträgt 300.000 Ctr. Thon, der ebenfalls
für spätere Zeiten reser-virt ist.
4. Die Thongrube bei Zebnitz hat einen Flächenraum Ton
400 ?° und steht der Thon 1° mächtig. Es ist hier
noch ein Quantum von 100.000 Ctr. zu gewinnen. Die jährliche
Erzeugung auf dieser Grube beträgt 3000 Ctr. Dieser Thon
wird dem kozlaner beigemischt, um ihn magerer zu machen.
GRUPPE II.
Complex Altsattl.
A. Mineralwerk Altsattl.
Dieses Mineralwerk ist auf die, in den weiter
unten beschriebenen Maassen vorkommenden Schwefelkiese gegründet
und umfasst: Die Sehwefelerzeugung, die Eisenvitriolerzeugung
und die Erzeugung von Kupfer- und von gemischten Vitriolen.
a) Betriebsgebäude.
1. Die Schwefeltreibhütte enthält
2 Schwefelöfen und 1 Hüttenstube.
2. Die Schwefelläuterhütte enthält 1 Läuterofen
mit 8 Retorten und 1 Hüttenstube.
3. Die Eisenvitriolsudhütte mit 4 Pfannen und 33 Crystallisations-stöcken
und 1 Hüttenstube.
4. Die Kupfervitriolhütte mit 4 Kupferbrennöfen, 2
Bleipfannen und 29 bleiernen Crystallisationsstöcken mit
2 Trockenstuben.
5. Das Maschinengebäude mit einer 5pferdekräftigen
Dampfmaschine und 2 Kessel.
6. Das Waschhaus mit 2 Waschherden.
7. Das Weichwaschhaus mit 5 Weichkästen.
Bei dieser Maschine befindet sich auch eine Kreissäge.
8. Schwefelmagazin.
9. Schwefelkiesmagazin.
10. und 11. Vitriolmagazine.
12. und 13. Eisenvitriol-Crystallisationshütten mit 32
Crystallisationsstöcken.
14. Brettermagazin.
[60]
15. Magazin für verschiedene Gegenstände.
16. Altes Kieswaschhaus.
17. Schmiedewerkstatt mit 1 Feuer und Drehbank.
b) Wohngebäude.
1. Das Schlossgebäude mit 14 Zimmern,
hiezu 1 Hausgarten.
2. Das Amthaus mit 2 Beamtenwohnungen und 8 Zimmern, dann 2
Kanzleien; hiezu 2 Hausgärten.
3. Beamtenwohnung bei der Hütte mit 4 Zimmern und 1 Hausgarten.
4. Das Zechenhaus mit einer Beamtenwohnung mit 4 Zimmern und
6 Arbeiterwohnungen; hiezu gehörig 6 Hausgärtchen
und 6 Stallungen.
5. Arbeiterhaus Nr. 0. 10 mit 10 Arbeiterwohnungen; hiezu gehörig
8 Stallungen und 1 Scheuer.
6. Arbeiterwohnhaus beim Werk mit 1 Zimmer und Magazinen.
c) Wirthschaftsgebäude.
1. Der Pferdestall für 16 Pferde.
2. Die Wagenremise,
3. Schupfen.
B. Alaunwerk Altsattl.
Dieses ist auf die hier vorkommende Alaunerde
gegründet und umfasst:
a) Betriebsgebäude.
1. Die Alaunhütte mit 4 gemauerten Pfannen
und 2 bleiernen Läuterpfannen.
2. und 3. Crystallisationshütten mit 22 Crystallisationskästen,
112 Crystallisationsbottichen.
4. Wachskammer mit 18 Bottichen.
5. Im Freien aufgestellt 32 Waschherde und 5 Sümpfe.
6. Alaunmagazin.
7. Niederschlagsmagazin.
8. Alaunmühle mit 1 Kollergang.
9. Gusshaus.
10. Vorrathsschupfe.
11. Binderei.
12. Schmiedewerkstatt mit 1 Feuer und 1 Magazin.
[61]
b) Wohngebäude.
1. Das Zechenhaus mit 8 Arbeiterwohnungen;
hiezu gehörig 1 Hausgärtchen und 1 Stall.
2. Arbeiterwohnhaus mit 2 Arbeiterwohnungen und 3 Zimmern; hiezu
Hausgärtchen und Stall.
3. Vorderes Zechenhaus mit 2 Arbeiterwohnungen und 3 Zimmern;
hiezu 1 Stall.
4. Arbeiterwohnbaus mit 1 Wohnung und Stall.
5. Bei der Werksschmiede 1 Arbeiterwohnung mit Stall.
C. Die Allerheiligenzeche.
a) Bergbauobjecte.
Das Vorkommen in dieser Zeche ist: In einer
Teufe von 14—18° ein 2' mächtiges Lettenflötz,
in welchem ganz reine Schwefelkiese eingelagert sind.
Unmittelbar unter diesem ein 5' mächtiges Flötz von
sehr schwefelkieshältigen Letten und schwefelkieshältiger
Braunkohlenlösche, welche zusammen die Alaunerde sind und
endlich in der Teufe von 20° ein 12' mächtiges Braunkohlenflötz.
Das Flötz wird in die Teufe mächtiger und besser.
Die Schwefelkiese und die Alaunerde werden mit Versatz abgebaut,
die Braunkohle wird mit Bruchbau gewonnen. Die Braunkohle ist
von minderer Qualität und wird bisher nur bei dem Mineralwerke
und bei dem Alaunwerke verbraucht.
Das belehnte Grubenfeld umfasst 4 Doppelmaassen, 36 einfache
Maassen und 13 Ueberschaaren mit einer Gesammtfläche von
632.249 ?°.
Die noch darin anstehenden Mittel betragen 6,000.000 Ctr. Schwefelkiese,
45,000.000 Ctr. Alaunerze und 32,000.000 Ctr. Braunkohlen.
Die Jahresförderung beträgt 12.000 Ctr. Schwefelkiese,
186.000 Ctr. Alaunerze und 60.000 Ctr. Braunkohlen.
Die Wasserlösung geschieht durch einen Stollen, die Förderung
der Alaunerze und Kohlen durch eine Dampfmaschine, jene der
Schwefelkiese durch den Stollen unmittelbar ins Waschhaus.
b) Betriebsgebäude.
1. Das Maschinenhaus mit einer 10pferdekräftigen
Dampfmaschine zur Förderung sammt 1 Dampfkessel.
2. Der Förderthurm über dem 18 Klafter tiefen Förderschachte.
3. Das Separationsgebäude mit Sortirvorrichtung.
[62]
D. Die David- und Carlzeche bei Grasseth.
a) Bergbauobjecte.
In dieser Zeche ist abgelagert: In der Teufe
von 20—45° ein 48—90 wiener Fuss mächtiges
Lignitflötz, darunter in der Teufe von 13° ein Braunkohlenflötz
von 18' und in einer Teufe von weiteren 23 Klaftern ein zweites
Braunkohlen-flötz von 39' Mächtigkeit.
Das Lignitflötz wird bereits durch längere Jahre gebaut
und liefert eine Kohle von guter Qualität, welche in Altsattl
Verwendung findet. Die beiden Braunkohlenflötze sind durch
Bohrungen constatirt.
Das belehnte Grubenfeld umfasst 9 einfache Maassen und mehrere
Ueberschaaren mit dem Flächeninhalte von 119.481 ?Klaftern.
Die hier anstehenden Kohlenmittel betragen: 60,000.000 Ctr.
Lignit- und 40,000.000 Ctr. Braunkohlen.
Die Gewinnung beträgt gegenwärtig pr. Jahr 3000 Ctr.
Lignit und geschieht die Förderung mittelst Haspeln.
Grundbesitz beim Complex Altsattl.
An productivem Boden........20 Joch 1393 ?°.
An Bauparzellen, Hütten- und Haldenplätzen 12 „
1320 ?°.
Zusammen 33 Joch 1113 ?°
Allgemeine Bemerkungen.
Die Braunkohlen in Altsattl haben wegen ihrer
geringeren Qualität und wegen der Entfernung von der Bahn
für die nächste Zeit keine besondere Bedeutung, ausser
für den Betrieb des Mineral- und Alaunwerkes, für
welche sie durch die Nähe und billige Gewinnung von besonderem
Werthe sind.
Hingegen hat die Lignit- und Braunkohle bei Grasseth durch ihre
Lage an der Bahn schon für die nächste Zukunft einen
grossen Werth und wird der Tiefbau in dieser Zeche sofort in
Angriff genommen werden, wenn der Kohlenbedarf so gross wird,
dass er durch die anderen, bereits in flottem Betriebe stehenden
Braunkohlenbergbaue der Firma J. D. Starck nicht gedeckt werden
kann. Die Leitung des Complexes Altsattl hat der Director, dem
ein Factor, 1 Schichtmeister, 1 Ingenieur und 1 Rechnungsführer
für die specielle Werksleitung zugetheilt sind.
[63]
Complex Davidsthal.
A. Der Braunkohlenbergbau.
a) Bergbauobjecte.
Die Braunkohlenablagerung bei Davidsthal ist
wohl eine der grossartigsten in der böhmischen Braunkohlenformation.
Das in einer Teufe von 3—10 Klaftern vorkommende Lignitflötz
hat eine durchschnittliche Mächtigkeit von 14 Klaftern;
unter diesem liegt, durch ein 4 Klafter mächtiges Zwischenmittel
getrennt, ein Braunkohlenflötz von 1°4', dann unter
einem Zwischenmittel von 12 Klafter ein zweites Kohlenflöz
von 1° 1', hierauf wieder ein 1° 3' mächtiges Zwischenmittel
und darunter das dritte Braunkohlenflötz von 1° 1'
und endlich unter diesem, wieder durch ein 4' mächtiges
Zwischenmittel getrennt, das vierte Braunkohlenflötz von
1° 4' Mächtigkeit. t
Sowohl die Lignit- als auch die Braunkohlen sind von sehr guter
Qualität.
Das belehnte Grubenfeld umfasst 94 Gruben-
maassen mit..............1,179.136 ?°
und Ueberschaaren........... 103.918 ?°
daher in Summa 1,283.054 ?° und darin ein anstehendes Kohlenquantum
von 1072,000.000 Ctr. Lignit, und von 462,000.000 Ctr. Braunkohlen.
Die Wasserhaltung geschieht durch zwei 24pferdekräftige
Dampfmaschinen, die Förderung durch 3 Fördermaschinen,
1 zu 16 und 2 zu je 10 Pferdekraft, 1 Pferdegöppel, 3 Förderstollen
und 1 Haspelschacht.
Die Kohlenförderung beträgt gegenwärtig 3 Millionen
Ctr., kann aber, wie der Bedarf sich steigert, auf 10 Millionen
Ctr. gesteigert werden.
Zwischen dem 1. und 2. Braunkohlenflötze liegt ein 5' mächtiger
Letten, welcher Schwefelkiese enthält. Dieses Flötz
ist aber nicht in Abbau, weil das Waschen der Kiese nicht gut
hier möglich ist.
b) Betriebsgebäude.
1. Das Maschinengebäude mit zwei 28pferdekräftigen
Dampfmaschinen und 3 Dampfkesseln.
2. Das Schachthaus über dem 36 Klafter tiefen Maschinenschachte.
3. Maschinengebäude mit einer 16pferdekräftigen Fördermaschine
und einer 3pferdekräftigen Maschine zur Sortirung, mit
1 Dampfkessel.
4. Das Schachthaus über dem 36 Klafter tiefen Förderschachte.
Dabei 1 Anstaltsstube.
:
[64]
5. Maschinengebäude mit einer 10pferdekräftigen
Fördermaschine und 1 Dampfkessel.
6. Schachthaus über dem 18 Klafter tiefen Förderschachte.
7. Maschinenhaus beim Antonischachte mit der 10pferdekräftigen
Fördermaschine und 1 Dampfkessel.
8. Schachthaus beim Antonischachte über dem 28 Klafter
tiefen Förderschachte.
9. Göppelhaus auf der Sct. Josefizeche mit 1 Pferdegöppel
zur Förderung über dem 16 Klafter tiefen Schachte.
10. Förderanlage beim 2. Josefistollen mit 1 Bremsberg,
einer 3pferdekräftigen Locomobile zur Förderung und
Sortirung.
11. Gebäude für die Kohlensortirung beim 2. Josefistollen.
c) Wohngebäude.
1. Beamtenwohnung Nr. C. 54 mit 4 Zimmern,
dazu: Stall, Hausgarten und Schupfe.
2. Zechenhaus Nr. C. 33 mit 2 Arbeiterwohnungen.
3. Wohnhaus beim Antonischachte mit 4 Arbeiterwohnungen.
4. Zechenhaus Nr. C. 24 in Lauterbach mit 1 Arbeiterwohnung.
5. Josefizeche bei Lauterbach Nr. C. 27 mit 2 Arbeiterwohnungen.
6. In Lauterbach Nr. C. 29 mit 12 Arbeiterwohnungen.
7. Josefigöppelgebäude Nr. C. 31 mit 1 Arbeiterwohnung.
8. Nr. C. 55 mit 6 Arbeiterwohnungen.
9. „ 56 „ 4 „
10. „ 57 „ 6 „
11. „ ohne „ 4 „
12. „ 27 „ 9 „
Allgemeine Bemerkungen.
Der Braunkohlenbergbau war hier nur im kleinen
Maassstabe betrieben und lieferte den Brennstoff für die
anderen Industrie-Etablissements. Seitdem das Werk aber die
Bahnverbindung hat, nimmt es einen ungeheueren Aufschwung und
ist eines noch grösseren fähig.
Die Leitung des Grubenbaues hat der Schichtmeister, dem 1 Obersteiger,
1 Steiger und 2 Oberhäuer zugetheilt sind.
B. Die Oleumfabrik.
a) Betriebsgebäude.
1. Die Oleumhütte mit 8 Galeerenöfen.
2. Die Vitriolsteincalcinirhütte mit 2 Calciniröfen.
[65]
3. Das Magazinsgebäude mit Vitriolstein-,
Oleum-Magazin und Brennerstube.
C. Die chemische Productenfabrik.
a) Die Schwefelsäurefabrik.
1. Das Bleikammergebäude mit einem Bleikammersystem
von 25.000 C.' Inhalt, Schwefelverbrennungsofen und 3 Concentrationspfannen.
2. Concentrationsgebäude mit 6 Capellenöfen und 48
Capellen.
b) Die Salzsäurefabrik.
Das Fabriksgebäude mit zwei Bleiapparaten
und zwei Glauber-salz-Calciniröfen und Magazinen.
c) Die Salpetersäurefabrik.
1. Das Fabriksgebäude mit 4 Capellen und
32 Capellenöfen und Magazin.
2. Tischlerwerkstatt.
3. Schmiedewerkstatt mit 3 Feuern.
D. Die Glasfabrik.
Betriebsgebäude.
1. Die Hütte Nr. 1 mit 1 Schmelzofen auf
8 Häfen, 4 Strecköfen, 1 Temperofen, 4 Kühlöfen,
1 Schneidkammer, 1 Packkammer, Gemengkammer und Magazine, 4
Gasgeneratoren; mit 1 Hafenstube.
2. Die Hütte Nr. 2 mit 1 Schmelzofen und wie Nr. 1.
3. Pochwerksgebäude mit einer 4pferdekräftigen Maschine,
30 Pochstämpfel, 2 Quetschmühlen, dann 3pferdekräftige
Maschine zum Speisewasserheben und 2 Dampfkessel. In diesem
Gebäude ein Flammofen zum Sand- Calciniren.
4. Ofenzeugwerkstatt mit Stellage und Trockenherd. Dazu gehörig
Sandmagazine.
15. Die Thonwaarenfabrik.
Betriebsgebäude.
1. Die Töpferwerkstatt mit 4 Scheiben
und Trockenräumen.
2. Das Brennhaus Nr. 1 mit 1 Brennofen.
3. Das Brennhaus Nr. 2 mit 1 Brennofen.
[66]
F. Die Ziegelhütten.
Betriebsgebäude.
1. Die alte Ziegelhütte mit 1 Brennofen.
2. Dazu gehörig 3 Ziegelschlag- und Trockenschupfen.
3. Die neue Ziegelhütte mit 2 Brennöfen.
4. Dazu gehörig 2 Ziegelschlag- und Trockenschupfen.
Bei den Ziegelhütten ist eine Ziegelpresse, welche durch
eine 10-pferdekräftige Locomobile betrieben wird und pr.
Tag 10.000 Ziegel liefert.
Wohngebäude bei Davidsthal.
1. Die Beamtenwohnung Nr. C. 25 mit 7 Zimmern.
Hiezu gehörig 1 Hausgärtchen, Scheuer, Pferde- und
Kuhstallungen.
2. Das Kanzleigebäude mit 1 Zimmer und 1 Arbeiterwohnuug.
3. Nr. C. 40 mit 2 Arbeiterwohnungen. 4. „ 26 „
2 „
5. „ 41 „ 4 „
6. Bei der Schmiedewerkstatt Nr. 49 mit 3 Wohnungen.
7. Nr. C. 44 mit 1 Wohnung.
8. „ 51 „ 4 Arbeiterwohnungen.
9. „ 52 „ 1 Arbeiterwohnung.
10. „ 53 „ 4 Arbeiterwohnungen.
11. „ 32 „ 1 Arbeiterwohnung.
12. „ — bei der Ziegelhütte mit 1 Arbeiterwohnung.
13. „ 42 mit 2 Arbeiterwohnungen.
14. „ 45 „ 8
15. „ — (neues Wirthshaus) mit 6 Arbeiterwohnungen.
Dazu gehörig 6 Stallungen.
Grundbesitz bei Davidsthal.
1. Productiver Boden 53 Joch 513 ?°.
2. Bauparzellen, Hütten- und Haldenplätze, Abräume
etc. 20 Joch 1075 ?°.
Allgemeine Bemerkungen So wie der Bergbau in
Davidsthal einen ausserordentlich grossen Aufschwung nehmen
wird, ebenso ist auch die Ausbreitung der bestehenden Industrie
in grossartigstem Massstabe und die Gründung neuer Zweige
möglich und auch bereits in Aussicht genommen.
Der grosse Besitz an Kohlenfeldern und an Baugrund, so wie die
[67]
günstige Lage an der Zwodau, dann an der
eben zum Bau kommenden Eisenbahn Falkenau-Graslitz, bieten die
Mittel dazu.
Das Werk leitet der Verwalter, dem 1 Rechnungsführer und
1 Assistent zugetheilt sind.
Complex Reichenau.
A. Braunkohlenbergbau.
Die Braunkohlenablagerung bei Reichenau steht
wohl mit jener bei Davidsthal in directer Verbindung, nur sind
bei dem letzteren Werke 4 Flötze, hier aber nur eines von
3° Mächtigkeit.
Die Qualität der Kohle übertrifft jene bei Davidsthal
sehr und ist die reichenauer eine gesuchte und bekannte Gaskohle.
Theilweise ist die Braunkohle, ebenfalls wie in Davidsthal,
von Ligniten in einer Mächtigkeit von 4—15 Klaftern
überlagert.
Das belehnte Grubenfeld umfasst 68 Maassen und 20 Ueberschaa-ren
mit der Gesammtfläche von 959.625 ?°.
Das noch anstehende Kohlenquantum beträgt 9,000.000 Ctr.
Lignit und 183,000.000 Ctr. Braunkohle.
Die bisherige Förderung beträgt 940.000 Ctr. und wird
im Jahre 1873 eine neue Schachtanlage gemacht und kann damit
die Erzeugung auf 1,500.000 Ctr. gesteigert werden.
Die Wasserhaltung geschieht durch eine 24- und eine 60pferde-kräftige
Dampfmaschine, die Förderung durch 2 Fördermaschinen
zu 6 und 10 Pferdekräften.
Der Abbau der Lignite geschieht mit Abraum, jener der Braunkohlen
mit Versatz, in zwei Etagen.
Die Zeche ist durch eine Schleppbahn mit der buschtehrader Bahn
in directer Verbindung.
Betriebsgebäude.
1. Das Maschinengebäude mit einer 60-
und einer 24pferdekräf-tigen Wasserhaltungsmaschine, 5
Dampfkesseln und Kohlenschupfen.
2. Das Schachthans über den zwei 20° tiefen Kunstschächten
mit der Werksschmiede, Schmiedwohnung und Maschinenwärterwohnung.
3. Das Fördermaschinengebäude mit der 10pferdekräftigen
Fördermaschine und Dampfkessel.
4. Das Schachthaus über dem 20° tiefen Förderschachte
sammt Kohlenmagazin und Verladerampe.
[68]
5. Das Fördermaschinengebäude mit
der 6pferdekräftigen Fördermaschine und Dampfkessel
mit Kohlenmagazin.
6. Die Brettsäge mit 2 Fournir- und einer Kreissäge,
dann einem Pochwerke für die Glashütte, betrieben
durch eine 10pferdekräftige Dampfmaschine mit 1 Dampfkessel.
Allgemeine Bemerkungen.
Die reichenauer Braunkohle ist, wie schon erwähnt,
eine ausgezeichnete Gaskohle und wird mit hohen Preisen bezahlt
und daher weniger zu Heizzwecken verwendet, wesswegen der Absatz
und die Erzeugung immer eine beschränkte sein wird.
Die Leitung der Grube hat der Schichtmeister, dem 1 Rechnungsführer
zugetheilt ist.
B. Die Russhütten.
Betriebsgebäude.
1. Die Russbütte mit 25 Russöfen
und 25 Kammern.
2. Die Russ-Calcinirhütte mit einem Calcinirofen.
3. Die Packkammer.
4. Das Russ-Magazinsgebäude.
5. Das Coaks-Vorrathsgebäude.
6. Die Binderwerkstatt mit den Wohnungen des Russhütten-Aufsehers
und des Werksbinders.
Allgemeine Bemerkungen.
Die Russerzeugung beträgt circa 2000 Ctr.
pr. Jahr und werden dazu 66.000 Ctr. Braunkohle verwendet; daher
pr. Centner Kohle eine Ausbeute von 3 Pfund.
Die Leitung der Russhütte hat der Schichtmeister.
C. Die Glasfabriken.
a) Betriebsgebäude.
1. Die Hütte Nr. 1 mit 2 Glasschmelzöfen
und 2 Temperöfen.
2. Die Gashütte Nr. 1 mit 2 Gasgeneratoren.
3. Die Gashütte Nr. 2 mit 2 Gasgeneratoren.
4. Die Gemengekammer.
5. Die Ofenzeugstube und das Scherbenmagazin.
6. Schneidkammergebäude mit der Schneidkammer und Magazinen.
7. Streckhütte mit 4 Strecköfen, dann Schneid- und
Packkammer.
[69]
8. Sandmagaziu mit Sandbrennofen.
9. Sandmagazin.
10. Pochwerksgebäude mit 21 Stampfen.
11. Thonmagazin mit Thonbrennofen.
12. Thonmagazin mit Thonbrennofen.
13. Sandwäsche mit Sandgarten dabei.
14. Hütte Nr. 2 mit 1 Glasschmelzofen und 2 Temperöfen.
15. Gashütte mit 3 Gasgeneratoren.
16. Gemengkammer und Kalkmagazin.
17. Streckofengebäude mit 4 Strecköfen und Walzenstellagen.
18. Hafenstube mit Trockenherd und Scherbenmagazin.
19. Packkammergebäude.
20. Kohlenschupfe.
b) Wohngebäude.
1. Beamtenwohnungen mit 11 Zimmern; dazu gehörig
Stall und Schupfen.
2. Wohnhaus mit Comptoir, Magazin und 4 Arbeiterwohnungen.
3. Arbeiterhaus mit 3 Wohnungen.
4. Bei der Streckhütte 3 Arbeiterwohnungen.
5. Bei der Hafenstube 8 Arbeiterwohnungen.
6. Arbeiterhaus mit 8 Arbeiterwohnungen.
7. Beim Sandmagazin 2 Arbeiterwohnungen.
8. Bei der 2. Hütte beim Streckofengebäude 4 Arbeiterwohnungen.
9. Bei der Hafenstube 9 Arbeiterwohnungen.
Allgemeine Bemerkungen.
Die Oefen sind jetzt alle nach dem Gasregenerativsystem
eingerichtet, wodurch an Zeit und Kohle gespart wird.
Die Leitung der Fabrik hat der Factor, dem 1 Rechnungsführer
und 1 Assistent zugetheilt sind.
Wohngebäude bei Reichenau.
1. Das Schloss mit 20 Zimmern. Bei dem Schlosse
sind Parkanlagen und mehrere Gemüsegärten.
2. Das Amtshaus mit 12 Zimmern.
3. Das Gärtnerhaus mit 5 Zimmern.
4. Das ehemalige Contributions-Schüttbodengebäude
mit 16
Arbeiterwohnungen und 16 Stallungen.
5. Das Haus Nr. C. 74 mit 4 Arbeiterwohnungen.
6. " " " 60 " 5 "
[70]
7. Das Haus Nr. C. 15 mit 2 Arbeiterwohnungen.
8. „ „ „ 16 „ 1 Arbeiterwohnung.
9. „ „ „ 19 „ 1 „
10. „ „ „ 21 „ 2 Arbeiterwohnungen.
11. „ „ „ 22 „ 2 „
12. Zechenhaus Nr. 87/92 mit 12 Arbeiterwohnungen; dazu gehörig
12 Stallungen.
13. Das Zechenhaus Nr. 94 mit 12 Arbeiterwohnungen; dazu gehörig
12 Stallungen.
14. Das Zechenhaus Nr. 99 mit 8 Arbeiterwohnungen; dazu gehörig
8 Stallungen.
15. Das Zechenhaus Nr. 55 mit 4 Arbeiterwohnungen.
16. „ „ 98 „ 4 „
17. Einstöckiges Gebäude; jm Erdgeschoss Verkaufslocale
und Waarenmagazin des hiesigen Arbeiter-Consum-Vereins; im 1.
Stockwerke Wohnung für den Verschleisser und 2 Arbeiterwohnungen.
Wirthschaftsgebäude.
1. Wirthschaftsgebäude beim Schloss.
2. Ebendaselbst Stallungen auf 12 Paar Pferde.
3. Wirthschaftsgebäude zum Haus Nr. 15.
4. „ „ „ 16.
5. „ „ „ 19.
Grundbesitz bei Reichenau.
1. Productiver Boden.........50 Joch
2. Bauparzellen, Hütten- und Haldenplätze,
Abräume etc. 36 „ 3100 ?°
Zusammen 86 Joch 3100?°
Complex Haberspirk.
A. Der Braunkohlen- und Alaunminerabergbau.
Bergbauobjecte.
Haberspirk, welches westlich von Davidsthal
liegt, schliesst mit seinen Grubenmaassen an die davidsthaler
an und hat grösstentheils die gleichen Verhältnisse,
nur ist die Braunkohle bei Haberspirk, wo sie sich nördlich
an das Grundgebirge anlehnt, sehr löschig und führen
dabei die Lösche und auch die Lettenzwischenmittel sehr
viel Schwefelkies, was auch Veranlassung zur Alaunerzeugung
aus diesen Mitteln gab.
[71]
Die belehnten Grubenfelder umfassen 34 Maassen
mit 426.496 ?°
und Ueberschaaren...................8.569 ?°
Summa 435.065 ?°
Die noch anstehenden Mittel betragen :
92,000.000 Ctr. Alaunminera.
236,000.000 „ Lignitkohlen.
152,000.000 „ Braunkohlen.
Der Abbau geschieht theils durch Abraum, theils durch Bruchbau
und die Förderung am Stollen und mittelst Pferdegöppel.
Die Jahreserzeugung beträgt: 300.000 Ctr. Alaunminera.
40.000 „ Braunkohlen. Die Kohlenerzeugung wird nur mit
der Erzeugung von Alaun gesteigert werden, nachdem die Kohle
hier weniger Absatz finden wird als in Davidsthal, wo die Hauptschächte
unmittelbar an der Bahn liegen, nur wenn Davidsthal nicht hinreichend
Kohle erzeugen wird, wird der Abbau in Haberspirk in Angriff
genommen werden.
B. Alaunwerk.
a) Betriebsgebäude.
1. und 2. Die Sudhütte mit 4 gemauerten
Pfannen, 1 Dampfkessel, 4 bleiernen Auflösekästen,
Rohmehl-Crystallisationskästen, 3 Läutermehlkästen,
80 Abwässerungsbottiche, 50 Crystallisationsbottiche, 6
Mutterlaugensümpfe.
3. Im Freien stehend 42 Wäschen.
4.—16. 12 Rohlaugensümpfe.
17. Gusshaus.
18. Materialkammer.
19. Göppelhaus mit Pferdegöppel über dem 17°
tiefen Schachte.
b) Wohngebäude.
1. Das Amthaus mit 9 Zimmern. Dazu gehörig
ein Hausgarten, Pferde- und Rindviehstallungen.
2. Zechenhaus Nr. C. 105 mit 5 Arbeiterwohnungen.
3. Zechenhaus Nr. C. 24 in der Gemeinde Bukwa mit 2 Arbeiterwohnungen.
4. Nr. C. 152 mit 2 Arbeiterwohnungen.
5. „ 153 „ 2 „
6. „ 154 „ 2 „
7. „ 157 ,, 2 „
8. „ 158 „ 2 „
[72]
9. Nr. C. 159 mit 2 Arbeiterwohnungen.
10. „ 160 „ 2 „
c) Grundbesitz.
Bauparzellen, Halden- und Hüttenplätze,
Abräume etc. 20 Joch 335 ?°.
Allgemeine Bemerkungen.
Das Alaunwerk Haberspirk hat ausgezeichnete
Mittel und ist dadurch die Möglichkeit geboten den Erzeug
noch sehr zu vergrössern.
Die Leitung des Werkes hat der Verwalter, dem 1 Rechnungsführer
beigegeben ist.
Complex Ober- und Unter-Littmitz.
Diese zwei Complexe sind nun zu Einem vereiniget
und umfassen:
A. Den Braunkohlen- und Schwefelkiesbergbau.
a) Bergbauobjecte.
Die Ablagerung bei Littmitz ist ähnlich,
wie jene bei Altsattl, es kommt in einer Teufe von 8—14°
ein 1' mächtiges Lettenflötz vor, in dem sehr reich
Schwefelkiese eingelagert sind, unmittelbar unter diesem kommen
5' Alaunminera (schwefelkieshältige Braunkohle und schwefel-kieshältiger
Letten) und dann kömmt die Braunkohle in einer Mächtigkeit
von 2 Klaftern.
Das belehnte Feld umfasst:
34 Maassen mit........426.496 ?°
170 kleine Maassen mit...... 66.640 „
5 Ueberschaaren........ 13.240 „
und in den Gemeinden Albernhof und Wintersgrün
4 Maassen mit . . . 50.176 „
Summa 556.552 ?° In den letzteren 4 Maassen ist die Braunkohle
in einer Teufe von 11 — 17 und 20 Klafter und 8 Klafter
mächtig. Die noch anstehenden Mittel betragen:
240.000 Ctr. Schwefelkiese. 45,000.000 „ Braunkohle. In
Littmitz wird der gewonnene Schwefelkies zur Schwefel- und Vitriolerzeugung
und die Kohle ebenfalls zu diesen Manipulationen verwendet.
[73]
Der Braunkohlenbergbau wird hier, wegen der
Entfernung von der Bahn und bevor nicht ein grösserer Bedarf
eintritt, sich nicht so rasch emporschwingen, zum Hüttenbetrieb
hat aber die Kohle, wegen ihrer Nähe und billigen Gewinnung,
einen grossen Werth.
Der Abbau geschieht durch Bruchbau. Gegenwärtig werden
pr. Jahr gewonnen 5000 Ctr. Schwefelkiese und 70000 „
Braunkohlen.
Die Wasserlösung geschieht durch einen Stollen, die Förderung
durch Haspelschächte.
B. Mineralwerk Oberlittmitz.
Ist zur Schwefel-, Vitriol- und Vitrioisteinerzeugung
eingerichtet.
a) Betriebsgebäude.
1. Die Schwefelhütte mit 2 Schwefelöfen.
2. Die Schwefelläuterhütte mit 4 Läuteröfen
und 16 Retorten.
3. Die Vitriolsudhütte mit 2 Pfannen.
4. Die Crystallisationshütte mit 20 Crystallisationskästen.
5. Die Vitriolsteinsudhütte mit 2 Sudkesseln.
6. Das Sehwefelmagazin.
7. und 8. Das Vitriolmagazin.
b) Wohngebäude.
1. Beamtenwohnung mit 4 Zimmern. Dazu gehörig
2 Hausgärt-chen und Rindviehstall.
2. Arbeiterwohnung mit 2 Wohnungen.
3. „ „ 2 „
4. Zechenhaus „ 3 „
5 und 6. Alte Maschinenanlage mit 6 Wohnungen.
C. Mineralwerk Unterlittmitz.
a) Betriebsgebäude.
1. Die Schwefelhütte Nr. 1 mit 1 Ofen.
2. „ „ „ 2 „ 1 „
3. Die Vitriolsudhütte mit 2 Pfannen.
4. Die Crystallisationshütte mit 20 Crystallisationskästen.
5. Die Vitriolsteinsudhüttc mit 1 Pfanne,' 2 Sudkesseln
und 1 Plattenofen.
6. Das Schwefelmagazin.
[74]
7. und 8. Das Vitriolmagazin. 9. Die Schmiede
mit 1 Feuer.
b) Wohngebäude.
1. Das Amthaus mit 5 Zimmern. Dazu gehörig
Pferde- und Rindviehstallungen und 2 Hausgärtchen.
c) Grundstücke.
1. Productiver Boden......... 5 Joch 1332 ?°
2. Bauparzellen, Hütten- und Haldenplätze etc. 35
„ 1243 „
Summa 41 Joch 975 ?°
Allgemeine Bemerkungen.
Die Leitung des Werkes hat der Schichtmeister.
Complex Münchhof.
Der Braunkohlenbergbau.
a) Bergbauobjecte.
Die hier in einer Teufe von 7—45°
abgelagerte Braunkohle is 3° mächtig und von guter
Qualität. Am nördlichen Ausgehenden wird das Flötz
löschig und sehr schwelelkieshältig und wurde eine
Reihe von Jahren hier daraus Alaun erzeugt. Das belehnte Feld
umfasst:
64 Grubenmaassen mit . 802.816 ?°
36 kleine Maassen „ . 14.110
36 Ueberschaaren mit . 50.072 „
Summa . 866.998 ?°
Das noch anstehende Kohlenquantum beträgt 64 Millionen
Ctr. Braunkohle.
Der Abbau geschieht mittelst Bruchbau, die Förderung durch
eine 10pferdekräftige Fördermaschine, die Wasserhaltung
durch eine 12pfer-dekräftige Maschine.
Der Jahreserzeug hat bisher 500.000 Ctr. betragen und hat sich
seit Eröffnung der buschtehrader Bahn sehr vermehrt.
Um den Erzeug noch weiter vergrössern zu können, wird
gegenwärtig ein neuer Schacht geteuft und ist auf demselben
eine 25pferde-kräftige Wasserhaltungs- und eine 10pferdekräftige
Fördermaschine aufgestellt.
[75]
b) Betriebsgebäude.
1. Das Maschinenhaus mit einer 12pferdekräftigen
Wasserhaltungsund einer 10pferdekräftigen Fördermaschine
und 2 Kesseln.
2. Der Förderthurm über dem 26 Klafter tiefen Hauptschachte.
3. Das Maschinenhaus mit der 25pferdekräftigen Wasserhaltungs-und
der 10pferdekräftigen Fördermaschine, dann 3 Dampfkesseln.
4. Das Schachthaus über dem 28 Klafter tiefen Hauptschachte.
5. Separationsgebäude mit Sortirmaschine.
6. Separationsgebäude mit Sortirmaschine.
7. Werksschmiede mit 1 Feuer.
c) Wohngebäude.
1. Beamtenwohnung mit 4 Zimmern. Dazu gehörig
ein Hausgarten und Rindviehstallung.
2. Das Zechenhaus in Münchhof mit 4 Zimmern; hiebei eine
Scheuer.
3. Bei der Schmiede 1 Arbeiterwohnung.
4. Neues Arbeiterhaus mit 8 Wohnungen; dazu gehörig 8 Stallungen.
5. Neues Arbeiterhaus mit 4 Wohnungen.
8. Zechenhaus mit 2 Wohnungen; dazu gehörig 1 Stall.
7. Arbeiterhaus mit 12 Wohnungen.
8. Bei der 12pferdekräftigen Maschine 1 Wohnung.
9. „ „ Fördermaschine 1 Wohnung und die Kanzlei.
10. Zechenhaus in Grünlas 1 Wohnung; hiezu 1 Stall.
d) Grundbesitz.
1. Productiver Boden...... 12 Joch
2. Bauparzellen, Haldenplätze etc. . . . — „
1461?°
Summa 12 Joch 1461?°
Allgemeine Bemerkungen. Die Leitung des Werkes
hat der Schichtmeister, dem 1 Rechnungs-führer zugetheilt
ist.
Complex Thongruben.
A. Die Thongrube in der Gemeinde Wildstein.
Diese umfasst einen Flächenraum von 750
?° mit einem 6' mächtigen Thonlager und enthält
noch 190.000 Ctr. Thon.
[76]
Hier werden jährlich 8000 Ctr. Thon gewonnen
und zu Geschirr bei der chemischen Fabrik in Davidsthal und
zur Erzeugung der Glashäfen und Chamottesteine verwendet.
Der Thon ist von vorzüglicher Qualität.
B. Die Thongrube bei Kinsberg.
Diese umfasst einen Flächenraum von 1289
?° mit einem 5' mächtigen Thonlager und enthält
noch 116.000 Ctr. Thon.
Der Jahreserzeug beträgt hier 5000 Ctr. Thon und wird der
Thon, der ebenfalls von vorzüglicher Qualität ist,
zur Thongeschirrerzeugung verwendet.
C. Die Thongrube bei Kloben.
Diese umfasst einen Flächenraum von 1311
?° mit einem 8' mächtigen Thonlager und enthält
noch 105.000 Ctr. Thon.
Dieser Thon wird zu Feuergeschirr verwendet und ist der jährliche
Bedarf 5000 Ctr.
III.
CHRONIK
DER EINZELNEN WERKE.
[79]
Chronik von Hromitz.
Das Mineralwerk Hromitz bestand schon im Jahre
1578, wie ein altes Grundbuch der Herrschaft Plass nachweist.
Es heisst darin in böhmischer Sprache wörtlich: „Im
Jahre 1578 verkaufte der gestrenge Ritter Herr von Katzerow
nächst der Alaunhütte in Hromitz dem. Bartl Brunner
Weber eine Chaluppe um 12 Schock meiss. Groschen." Von
dieser Zeit an ist über das hro-mitzer Mineralwerk wenig
bekannt und ist dieses wohl längere Zeit ausser Betrieb
gewesen, weil es im Jahre 1770 erst neuerdings von einem plasser
Ordensgeistlichen dem Apotheker Pater Lukas geöffnet und
in Betrieb gesetzt wurde. Unter der Leitung dieses Geistlichen
wurde Anfangs Alaun erzeugt, und da sich wahrscheinlich diese
Manipulation nicht rentirt hat, ist selbe si-stirt und die Hütte
zur Flusssiederei eingerichtet worden, welche sich endlich auch
behob.
Nach der Säcularisirung des Cisterzienserstiftes Plass
im Jahre 1786 wurde das Mineralwerk Hromitz im öffentlichen
Versteigerungswege an Herrn Jordan verkauft. Von diesem wurde
es im Jahre 1792 an den plasser Justiziär Pollak, dann
Franz Becher, Kaufmann in Pilsen und Hermann Auerswald, Bürger
in Rokytzan, verkauft.
Diese verkauften das Werk im Jahre 1796 abermals an den Bürger
Brosch in Pilsen.
Von Brosch kaufte im Jahre 1802 Herr J. D. Starck das Mineralwerk
Hromitz um den Preis von 7500 fl. CM.
Der Betrieb in Hromitz war bis zu dieser Zeit ein sehr schwacher,
was daraus zu ersehen war, dass nur drei kleine Halden bei Uebernahme
des Werkes aufgestürzt waren. Die Ursache des schwachen
Betriebes war unstreitig die gewesen, dass man aus dem fälschlich
Alaunschiefer genannten Erze Alaun erzeugen wollte, was jedoch
nur in einer nicht rentablen Weise der Fall sein konnte, weil
das Erz in seiner Zusammensetzung nicht ge-
[80]
eignet ist, schwefelsauere Thonerde zur Alaunerzeugung
zu liefern. Dagegen liefert der in dem Erze sehr fein vertheilte
Schwefelkies durch Verwitterung auf Halden saueres schwefelsaueres
Eisenoxyd und etwas schwefelsaueres Eisenoxydul.
Herr J. D. Starck kaufte das Mineralwerk Hromitz, um sich das
Rohproduct für die von ihm in Böhmen eingeführte
Oleumfabrication, den Vitriolstein, zu sichern.
Von dieser Zeit an beginnt auch ein stärkerer und rationeller
Betrieb in Hromitz. Es wurde die Vitriolschiefer-Förderung
vergrössert und damit der Grund zur grösseren Vitriolerzeugung
gelegt.
Im Jahre 1805 wurde die Fundgrube und 68 kleine Maassen als
Jacobi I. Grubenfeld belehnt.
Der Vitriolstein, wurde Anfangs nach Davidsthal, Bezirk Falkenau,
versandt und dort auf Vitriolöl verarbeitet.
Im Jahre 1807 wurde aber auch in Hromitz eine Oleum-hütte
errichtet und wurden die Arbeiter dazu aus Sachsen und von Davidsthal
verschrieben.
Da die Erzeugung von Vitriolstein und von Oleum viel Holz consumirte,
so war schon dazumal ein Holzmangel zu befürchten und Herr
J. D. Starck war darauf bedacht, auch hier mit Mineralkohle
zu arbeiten, welche im Jahre 1809 eine Stunde von Hromitz in
der Waldstrecke Spalenka und im Jahre 1810 in der Waldstrecke
Watinka, Gemeinde Wobora, erschürft wurde. Diese Steinkohle
war aber sehr schlecht und wurde bis zum Jahre 1819 immer noch
ein Theil Holz mit zur Feuerung verwendet. In diesem Jahre wurde
die Steinkohle bei Kasnau erschürft und nach Hromitz zur
Vitriolerzeugung verfrachtet.
Im Jahre 1824 wurde die Oleumhütte in Hromitz aufgelassen
und die Oleumerzeugung nach Bras verlegt, wo die Hütten
unmittelbar an den Steinkohlengruben standen.
Im Jahre 1828 wurde die Vitriolschiefergewinnung bis auf 100.000
Ctr. gebracht und da man dieses Quantum mit Streckenbetrieb
nur schwer gewinnen konnte, wurde ein Abraum angelegt.
Im Jahre 1829 wurde das Erz durch den Abraum entblösst
und die Förderung auf 300.000 Ctr. gesteigert.
Die Förderung der Erze war früher mit Haspeln und
Kübeln geschehen, im Jahre 1832 wurde ein Pferdegöppel
dazu gebaut und wurden Tonnen von 15 Ctr. Inhalt verwendet.
Das Erz wurde vom Schachte aus mit zweirädrigen Wagen auf
Eisenbahnen auf die Halden verführt.
[81]
Im Jahre 1835 wurde ein in der Waldstrecke
Wesseletz entspringendes Wasser dem hromitzer Werke zugeleitet,
wo die Wasserfrage wegen dem erhöhten Betriebe bereits
eine dringende geworden war. Diese Wasserleitung hat 4000 Klafter
Holzröhren.
Der Weg zwischen Kasnau und Hromitz war ein so schlechter, dass
er bei ungünstiger Witterung unfahrbar war. Auf diesem
Wege mussten Tausende von Centnern verfrachtet werden und Herr
J. A. Edler von Starck baute desswegen im Jahre 1835 eine Strasse
vom rothen Kreuze bis zum bykower Hegerhause in der Länge
von 650 Klaftern auf eigene Kosten.
Von da baute im Jahre 1837 Se. Durchlaucht der Fürst Metternich,
als Besitzer der Herrschaft Plass, die Strasse bis zum Meierhofe
Bykow 700° lang und im gleichen Jahre Herr J. A. Edler von
Starck die Fortsetzung in der Länge von 1050 Klaftern bis
Hromitz.
Im Jahre 1838 wurden statt den früher in Verwendung gewesenen
bleiernen Sudpfannen gemauerte Pfannen gebaut, in denen die
Flamme über die Flüssigkeit streicht. Dadurch wurde
viel an Anlagscapital und an Brennstoff gespart.
Im Jahre 1840 wurde die Erzförderung auf 506.000 Ctr. gesteigert.
Im Jahre 1842 wurde das Steinkohlenflötz in der Waldstrecke
Jalowcin 1 Stunde von Hromitz geöffnet und daselbst nun
der Steinkohlenbedarf für das Mineralwerk Hromitz gefördert.
Im Jahre 1843 betrug die Erzförderung 529.000 Ctr., das
Höchste, was bisher erreicht wurde.
Im Jahre 1848 wurde die Erzförderung in Folge der politischen
Ereignisse und in Folge eines grossen Wolkenbruches, der den
Abraum sehr beschädigte, auf 237.711 Ctr. reducirt und
diese geringe Erzförderung auch in den Jahren 1849—1852
beibehalten, da sowohl die politischen wie auch die geschäftlichen
Verhältnisse für den Aufschwung der Oleumerzeugung
keine günstige Aussicht boten.
Erst im Jahre 1853 wurde das Oleumgeschäft wieder günstiger
und es wurde auch in Folge dessen die Erzförderung in Hromitz
wieder gesteigert.
Eine Dampffördermaschine wurde gebaut und mit dieser die
Erze auf die Halde gefördert.
Bei dieser Fördermaschine wurde auch eine Brettsäge
erbaut, welche die für die Oleumfabriken nöthigen
Bretter lieferte.
[82]
Im Jahre 1854 wurden bei den Pfannen Treppenroste
gebaut, um die in Jalowcin vorkommende schlechtere Kohle verwenden
zu können.
Für die Verwendung der besseren Kohle wurde in Bykow eine
Oleumhütte auf 18 Oefen eingerichtet.
Im Jahre 1858 wurden Versuche gemacht, den Vitriolstein, der
bisher, mit der Hand mit grosser Mühe und unter grossen
Beschwerden der Arbeiter zerkleinert wurde, mit Maschinen zu
zerkleinern. Dieser Versuch ist vollständig gelungen und
wurde im selben Jahre eine Dampfmaschine mit einem Quetschwerke
zu diesem Zwecke aufgestellt.
Im Jahre 1859 wurde zwischen Hromitz und Zichlitz eine Schule
für diese beiden Gemeinden erbaut. Der damalige Mi-neralwerks-Verwalter
machte dazu alle Voreinleitungen und Herr J. A. Edler von Starck
unterstützte dieses Unternehmen auf die edelste Weise.
Die Firma J. D. Starck gab das nöthige Glas zu diesem Baue
unentgeltlich, dazu noch 840 fl. in Baarem und den beiden Gemeinden
einen unverzinslichen Vorschuss von 3000 fl. auf 6 Jahre.
Im Jahre 1860 wurde diese Schule eingeweiht und gestaltete sich
dieses Fest, da auch die Fahnenweihe der Starck'schen Knappschaft
damit verbunden wurde, zu einem sehr schönen Volksfeste.
Im Jahre 1860 wurde in Jalowcin eine Beamtenwohnung erbaut.
Im selben Jahre wurde in Folge der Initiative des Herrn J. A.
Edlen von Starck die Strasse von Hromitz nach Bras in Angriff
genommen und im Jahre 1862 vollendet. Die Firma J. D. Starck
hat für das Zustandekommen dieser Strasse grosse Opfer
gebracht und haben die Gemeinden nur die Materialien dazu geliefert,
den Bau selbst besorgte die Firma J. D. Starck.
Diese Strasse wurde bis zur Einmündung in die Pilsen-Saazer
Aerarialstrasse als Bezirksstrasse erklärt und vom Bezirke
Pilsen übernommen.
In diesem Jahre wurde in Bykow auch eine Töpferei gebaut.
Im Jahre 1862 wurde das Jacobi II. und III. Grubenfeld in Hromitz
freigefahren und belehnt.
Im Jahre 1863 wurde ein Stollen zum Abfördern des Abraumschotters
gebaut.
Am 28. Juli 1865 wurde durch einen Wolkenbruch der Abraum überschwemmt,
wobei 2 Bergleute, die im Förderstollen beschäftigt
waren, ums Leben kamen.
[83]
Im Jahre 1868 wurde zum Schutze des Abraumes
ein grosser und langer Wasserleitungscanal gebaut.
Im Jahre 1870 brannte das Kanzleigebäude ab und wurde im
Jahre 1871 neu aufgebaut.
Im Jahre 1871 wurde von der Firma J. D. Starck über die
Beraun eine fliegende Brücke gebaut und damit ein grosses
Verkehrshinderniss beseitigt.
Im Jahre 1872 wurde zum Zerkleinern des Erzes eine 10pferdekräftige
Locomobile mit zwei Steinbrechern aufgestellt.
Chronik von Bras.
Bras ist der Name eines Industrieortes, dessen
einzelne Objecte in den Gemeinden Oberstupno, Krisch, Wranowitz
und Wranowek vertheilt sind. Dieser Industrieort umfasst die
altberühmten radnitzer Steinkohlengruben der Grafen Sternberg
und Dominik Wrbna, der Firma J. D. Starck, der Maxgewerkschaft
etc., die Fabriksetablissements der Firma J. D. Starck, das
Walzwerk des Fürsten Fürstenberg, den Hochofen und
die Glasfabrik des Grafen Sternberg, die Oleumfabriken der Fürstin
Auersperg etc.
Die radnitzer Steinkohlenwerke sind die ältesten in Böhmen
und sind die Kohlen jedenfalls schon länger bekannt, als
sie gebaut werden, weil sie in einer bedeutenden Mächtigkeit
an mehreren Stellen zu Tage lagen.
Wir haben es hier nicht mit der Chronik des ganzen Industrieortes
Bras zu thun, sondern nur mit dem Eintreten der Firma J. D.
Starck in denselben.
Dieses geschah im Jahre 1826 durch den Ankauf einer kleinen
Oleumhütte mit 6 Oefen von Wenzel Metschir.
In Bras bestanden schon dazumal mehrere Oleumhütten, von
kleinen Unternehmern erbaut und betrieben, welche den Vitriolstein
von den umliegenden Mineralwerken ankauften und ebenso die dazumal
unverkäufliche Steinkohle von den Steinkohlenwerken sehr
billig erhielten.
Herr J. D. Starck lieferte vom Jahre 1826 bis zum Jahre 1828
den beiden Oleumhüttenbesitzern Josef Buresch und Christian
Vieweg Vitriolstein und übernahm von ihnen das erzeugte
Oleum gegen Vergütung der Erzeugungskosten.
[84]
Im Jahre 1828 wurde jedoch die Oleumhütte
mit 16 Oefenund Töpferei von Christian Vieweg und im Jahre
1829 jene des Josef Buresch mit 16 Oefen und Hafnerei gekauft.
Zu gleicher Zeit wurde auch die im Jahre 1826 von Wenzel Metschir
angekaufte Hütte umgebaut und auf 32 Oefen eingerichtet,
und auch die Töpferei dem entsprechend angelegt.
Vom Jahre 1832—1834 wurden die Oleumhütten des Herrn
Baron Riese-Stallburg bei Wranowitz gepachtet. Vor Ablauf dieses
Pachtes wurde die Oleumfabrik in Kasnau angelegt und die Oleumerzeugung
dann theilweise dahin verlegt.
Im Jahre 1836 brach in der Sct. Georgizeche ein grosser Grubenbrand
aus, der die Töpferei bei der Metschirhütte gefährdete,
und musste diese an einem sicheren Platze eingerichtet werden,
was im Jahre 1839 geschah.
Im Jahre 1840 wurden 37 1/3 Cuxe der Sct. Georgizeche von Wenzel
Metschir, dann 42 4/6 Cuxe der Sct. Johanni- und 28 8/l8 Cuxe
der Sct. Bartholomäizeche von Josef Klement gekauft. Zugleich
wurden auch 40 Cuxe der Joachimi-Doppelmaass bei Priwetitz erkauft.
Im Jahre 1841 wurden die weiteren 902/3 Cuxe der Sct. Georgizeche
angekauft und die Firma J. D. Starck hatte damit den ersten
selbstständigen Steinkohlenwerksbesitz in der radnitzer
Mulde erworben.
In diesem Jahre wurde auch eine neue Ziegelhütte mit zwei
Ziegelbrennöfen erbaut.
Im Jahre 1844 wurde die Salz- und Salpetersäurefabrik hier
eingerichtet und geschah die Erzeugung in Glasretorten; 1845
begann der Betrieb dieser Fabrik.
Im Jahre 1845 wurde bei der Sct. Georgizeche ein Pferde-göppel
zur Kohlen- und Wasserförderung aufgestellt.
Im Jahre 1846 wurde von dem Grafen Wurmbrand das Mineralwerk
Weisgrün sammt den dazu gehörigen Oleumhütten
auf 6 Jahre in Pacht genommen. Im selben Jahre wurde auch die
Oleumhütte des Martin Kottas mit 10 Oefen angekauft.
Im Jahre 1848 wurde bei der Sct. Georgizeche eine 12pfer-dekräftige
Dampfmaschine zur Wasserhaltung und Förderung aufgestellt
und der Göppel ausser Betrieb gesetzt.
In diesem Jahre wurde auch die Martini-Steinkohlenzeche bei
Priwetitz vom Justiziär Geiger aus Prag angekauft.
Im Jahre 1849 wurde die Erzeugung der Salpetersäure in
Bleikästen eingerichtet.
[85]
Im Jahre 1851 ging die Pachtung des Mineralwerkes
Weisgrün und der dazu gehörigen Oleumhütten zu
Ende.
Im Jahre 1852 wurde die Antoni-Steinkohlenzeche bei Priwetiz
von Johann Wyslischel angekauft.
Ebenso wurden in diesem Jahre die übrigen Cuxe der Johannizeche
angekauft.
Im Jahre 1853 wurde in dem früheren Salzsäure-Fabriksgebäude
eine Glasfabrik eingerichtet und in derselben am 1. September
1853 das erste Glas erzeugt. Der Ofen war nach französischem
System auf 8 Häfen mit Rostfeuerung.
Im Jahre 1854 wurde ein zweiter 8häfiger Ofen in dieser
Hütte in Betrieb gesetzt.
Im Jahre 1855 und 1856 wurden weitere 64 Cuxe der Johannizeche
und 74 12/18 Cuxe der Bartholomäizeche angekauft.
Diese vereinigte Johanni- und Bartholomäi-Steinkohlenzeche
war schon sehr lange Jahre am Ausgehenden im Betriebe, jetzt
wurde auch das Tiefere aufgeschlossen und im Jahre 1857 ein
tiefer Schacht abgeteuft und eine 10pferdekräftige Förder-
und Wasserhaltungsmaschine aufgestellt.
Im Jahre 1857 wurde auch eine Schwefelsäurefabrik mit 3
Bleikammern und dem Inhalte von 33.000 C' Kammerraum erbaut
und kam im Jahre 1858 in Betrieb. Die Schwefelsäureerzeugung
geschah aus Schwefel.
In diesem Jahre wurden bei der Sct. Georgizeche eine Dampfbrettsäge
mit 6 Blättern und bei der vereinigten Johanni-und Bartholomäizeche
2 Oleumhütten mit 18 Oefen und eine Töpferei erbaut.
Die im Jahre 1846 angekaufte Kottashütte wurde aus Sa-nitätsrücksichten
freiwillig ausser Betrieb gesetzt und behufs Umbau zu Arbeiterwohnungen
grösstenteils demolirt.
Bereits seit dem Jahre 1856 wurden in der Sct. Georgizeche Abbauversuche
gemacht und endlich im Jahre 1858 mit grossen Opfern an Geld
und Mühe glücklich zu Ende geführt.
Im Jahre 1859 wurde der nun auf allen Gruben in Bras nachgeahmte
Versatz- und Etagenabbau auf den J. D. Starck'schen Werken definitiv
eingeführt.
Im Jahre 1860 wurde ein dritter Glasofen mit 10 Häfen sammt
allen Nebengebäuden eingerichtet und Ofen I. von 8 auf
10 Häfen vergrössert.
Am 14. Jänner 1861 brannte die Glasfabrik mit Ofen I. und
II. nieder. Trotz der herrschenden strengen Kälte und dem
[86]
andauernden Winter wurde der Bau, obwohl mit
grosser Anstrengung, dennoch so gefördert, dass im Monate
April beide Oefen schon wieder in Betrieb kommen konnten. Bei
diesem Umbau wurde auch Ofen II. auf 10 Häfen eingerichtet.
Im Jahre 1864 wurde der 4. Glasofen mit 10 Häfen sammt
allen Nebengebäuden neu errichtet.
Durch die vielen und grossen neuen Anlagen in Bras war bereits
ein Mangel von reinem Wasser zum Speisen der Dampfkessel eingetreten
und es wurde desswegen im Jahre 1864 ein grosser Teich angelegt,
in welchem die Regen- und Schneewässer von einem ausgedehnten
Terrain zusammengeleitet werden, und aus welchem eine Dampfmaschine
sie wieder den verschiedenen Etablissements zuführt.
Im Jahre 1866 wurde die Allerheiligen-Steinkohlenzeche, welche
an die Sct. Georgizeche angränzt, angekauft.
Im Jahre 1869 wurde die Sct. Josefizeche, ebenfalls au die Sct.
Georgizeche angränzend, angekauft. Beide diese Zechen waren
an vielen Stellen in Brand und wurden als wahre Schutthaufen
übernommen, sind aber heute in ganz werthvolle Objecte
umgestaltet.
Im Jahre 1870 wurde die Caputmortfabrik ganz neu hergestellt
und auf einen grossen Betrieb eingerichtet.
In diesem Jahre wurde auch eine Oleumhütte vom Grafen Wrbna
angekauft.
Im Jahre 1871 wurde die Schwefelsäurefabrik auf einen Kammerraum
von 100.000 C' vergrössert und auf den Betrieb mit Schwefelkiesen
eingerichtet. Auch die Salpetersäurefabrik wurde ganz neu
gebaut und bedeutend vergrössert.
In diesem Jahre wurde auch eine Pferde-Eisenbahn von der vereinigten
Johanni- und Bartholomäizeche zu der Glasfabrik und mit
einer Verbindung über die Georgizeche zum Bahnhofe Radnitz
hergestellt.
Im Jahre 1872 wurden alle 4 Glasöfen auf das Gasregenerativsystem
eingerichtet.
Die von Christian Vieweg erkaufte Oleumhütte wurde wegen
Baufälligkeit und weil sie am Kohlenfelde stand, abgetragen.
Von der Maxgewerkschaft wurden drei Oleumhütten und das
Mineralwerk Chotina auf 10 Jahre gepachtet.
[87]
Chronik von Tremosna.
Die Steinkohle bei Tremosna wurde im Jahre
1817 erschürft und dem August Königsdorf darauf die
Mariamaass freigefahren.
Die Sct. Ignazizeche bestehend in 2 Maassen wurde im Jahre 1818
am 22. April freigefahren.
Der Bergbau auf diese Kohle bewegte sich nur auf dem östlichen
und nordöstlichen Ausgehenden und war der Betrieb jedenfalls
ein sehr beschränkter, weil dazumal die Kohle gar keinen
Werth hatte und ist über den Kohlenbau aus dieser Zeit
auch sehr wenig bekannt.
Die Ignazizeche gehörte einer Gewerkschaft, welche im Jahre
1830 bestand aus den pilsner Bürgern Dlouhy, Carl Ferdinand
Lenk, David und der Frau Josefa Pytlik.
Im Jahre 1832 kaufte Herr J. A. Edler von Starck für die
Firma J. D. Starck von der Frau Pytlik 253/5 Cuxe der Ignazizeche
um den Betrag von 500 fl. CMze.
Die anderen Cuxe kaufte Herr J. A. Edler von Starck im Jahre
1842 um 4000 fl. CMze.; ferner die Mariamaass im Jahre 1843
um 400 fl. CMze.
Im Jahre 1842 hatte Herr J. A. Edler von Starck auch die Franciscizeche
von Maschauer um 2000 fl. gekauft.
Der Abbau war bisher immer ein sehr beschränkter gewesen,
da aber die wasserfreien Flötzpartien keine grosse Ausdehnung
hatten, so kam man überall dem Wasser nahe, und da das
Flötz ein sehr starkes Verflachen hatte, so war voraus
zu sehen, dass mit kleinen Anlagen hier nicht viel auszurichten
sein wird. Eine grössere Maschine zu dieser Zeit aufzustellen,
hätte sich aber unbedingt nicht rentirt, da die Kohle keinen
Absatz hatte und es wurde demnach der Betrieb gänzlich
eingestellt.
Im Jahre 1853 wurde damit begonnen das Flötz durch Bohrungen
zu erforschen. Es war hier ein Bohrer in ununterbrochenem Gange
und war im Jahre 1857 eine grössere Ausdehnung des Kohlenflötzes
constatirt. Die Bohrfunde waren grösstentheils noch in
unbelehntem Felde und es war die Aufgabe, ein möglichst
grosses Feld zu erringen. Da nahe Anrainer waren, so wurde,
um ihnen zuvorzukommen, an einem seichteren Puncte im Jahre
1859 ein Schacht abgeteuft und eine 10pferdekräftige Wasserhaltungsmaschine
aufgestellt.
[88]
Im Jahre 1860 wurde in der Teufe von 19 Klafter
das Kohlenflötz angefahren und wurde am 1. November 1860
darauf die Freifahrung und Belehnung der Prokopi-Grubenfelder
I. und II vorgenommen. Von hier aus wurde nun das Flötz
weiter ausgerichtet und auch zum Abbau gebracht, zu welchem
Zwecke ein eigener Förderschacht abgeteuft und mit einer
8pferdekräftigen Dampfmaschine versehen wurde.
Zur Complettirung des bereits errungenen Besitzes wurde im Jahre
1861 die anrainende Aloisiamaass des Fürsten Lobkowitz
um 2000 fl. ö. W. und im Jahre 1862 die Rudolfimaass des
Fürsten Metternich um 10.000 fl. ö. W. angekauft.
Um eine grössere Abbaufläche zu gewinnen, wurden beide
Schächte im Liegenden weiter bis auf 36° geteuft und
die Kohle durch einen Querschlag aufgeschlossen und zum Abbau
gebracht.
Da die geförderte Kohle, trotz ihrer ausgezeichneten Qualität,
beinahe keinen Absatz hatte, so wurde der Bau einer Glasfabrik
im Jahre 1862 in Angriff genommen und im Jahre 1863 vollendet.
In demselben Jahre wurde westlich vom Ignazihauptschachte mit
einem 18° tiefen Versuchschachte die Kohle erschürft
und wurden auf diesen Fund die Prokopi-Grubenfelder III bis
VIII belehnt.
Im Februar 1864 wurde der Betrieb der Glasfabrik mit einem Ofen
eröffnet.
Beim Nachteufen des Ignazischachtes fand man, dass das Liegende
der Kohlenformation aus Thonschiefer besteht und ganz trocken
ist, und da 90° vom Ignazischachte entfernt, das Tiefste
der Mulde erbohrt wurde, so entschloss man sich, den Schacht
bis auf 64°, dem erforschten Tiefsten, nach zu teufen und
quer-schlägig in die Kohle zu gehen.
Diese Arbeit wurde im Jahre 1865 in Angriff genommen und zu
gleicher Zeit eine 60pferdekräftige Dampfmaschine aufgestellt.
Im gleichen Jahre wurde auch der 2. Glasofen in Betrieb gesetzt.
Bis Ende October 1866 war der Ingnazischacht bis auf die Teufe
von 64 Klafter niedergebracht und wurden die Pumpen eingesetzt
und der Querschlag im Liegenden begonnen.
Im Februar 1867 wurde das Abteufen des Agnesförderschachtes
begonnen, musste aber in der Teufe von 18° wegen starken
Wasserzugang eingestellt werden.
[89]
Zu gleicher Zeit wurde das Maschinengebäude
und der Förderthurm gebaut und die 15pferdekräftige
Fördermaschine aufgestellt.
Im Jahre 1868 wurde zur Wasserlösung im Agnesschachte ein
Bohrloch auf den Querschlag begonnen und am 3. Juli durchgeschlagen.
Dadurch ging so viel Wasser in den Kohlenbau, dass ein Ersäufen
der Grube zu befürchten war und wurde dess-wegen das Bohrloch
verstürzt. Nachdem nun das Wasser aus dem Ignazischachte
wieder entfernt war, wurde in dem Querschlage ein Schutzdamm
eingebaut, um den Wasserzugang reguliren zu können. Das
verstürzte Bohrloch war nicht mehr frei zu machen und es
wurde im Jahre 1869 ein neues Bohrloch begonnen, verunglückte
aber 6' über der First des Querschlages in Folge einer
Meisseleinklemmung und konnte ebenfalls nicht mehr frei gemacht
werden.
Da nicht vorauszusehen war, wenn bei diesen immerwährenden
Calamitäten der Agnesschacht niedergebracht werden kann,
so entschloss sich Herr von Starck am östlichen Theile
der Kohlenmulde den Antonischacht abzuteufen und wurde dieser
im Feber 1869 begonnen und im August die 24pferdekräftige
Maschine aufgestellt.
Im Mai 1870 wurde die Kohle im Antonischachte in der Teufe von
30° 5' - 1° 2' mächtig überfahren und die
Ausrichtung begonnen.
Am Agnesschachte wurde wieder ein neues Bohrloch begonnen und
endlich im Juni 1870 glücklich durchgestossen und das Schachtabteufen
in Angriff genommen.
Im Jahre 1870 wurden auch die Mariamaassen I und II sammt Ueberschaar
belehnt.
Im November 1870 wurde der Glaserzeug auf einem Ofen eingestellt
und mit dem Umbau desselben nach dem Regenerativsystem begonnen.
Dieser Ofen wurde im Jahre 1871 in Betrieb gesetzt und lieferte
so günstige Resultate, dass der Umbau aller Oefen nach
diesem System beschlossen wurde.
Im Jahre 1871 wurde auch der Agnesschacht auf die Kohle niedergebracht
und mit dem Querschlage verbunden und wurde die Ausrichtung
begonnen.
Im Jahre 1872 wurden wieder zwei Glasöfen nach dem Regenerativsystem
in Betrieb gesetzt.
In diesem Jahre wurde auch eine neue Arbeiterwohnung und eine
kleine Dampfmaschine zum Heben von reinem Wasser erbaut.
[90]
Chronik von Kasnau.
Im Jahre 1819 erschürften die Bergbauunternehmer
Franz Prusik und Josef Gitter bei dem Dorfe Kasnau das Steinkohlen-flötz,
worauf sie am 22. September 1819 mit der Francisci-Doppelmaass
belehnt wurden. Diesen zwei Lehensträgern waren als Mitgewerken
beigetreten: Theodor Gitter, Anton Krittner und Herr J. D. Starck.
Die hier geförderte Kohle wurde zur Vitriolsteinerzeugung
nach Hromitz verfrachtet.
Im Jahre 1821 wurde von Herrn J. D. Starck in Gemeinschaft mit
Martin Schebek ein zweiter Fund gemacht und darauf die Adalberti-Doppelmaass
belehnt.
Im Jahre 1822 kaufte Herr J. D. Starck sämmtliche Cuxe
von den anderen Gewerken und wurde damit alleiniger Besitzer
dieser Kohlenzeche.
Die Kohlenförderung wurde nun vergrössert, zur Wasser-lösung
wurde ein Stollen angelegt, der unterhalb des Teichdammes ausmündete
und die Förderung geschah mittelst Haspelschächten.
Im Jähre 1833 wurde zur rascheren Ausbeutung des Koh-lenflötzes
in Kasnau, da an einen Verschleiss zu dieser Zeit nicht zu denken
war, eine Oleumfabrik auf 52 Galeerenöfen nebst Magazinen
und einer Töpferei mit 2 Brennöfen gebaut.
Ferner wurde eine Salz- und Salpetersäurefabrik daselbst
eingerichtet und auch die nöthigen Beamten- und Arbeiterwohnungen
erbaut.
Im Jahre 1837 wurde ein neues Amtshaus erbaut und bei der Grube
eine l0pferdekräftige Wasserhaltungsmaschine, die erste
im pilsner Kreise, aufgestellt.
Im Jahre 1839 wurde zur Kohlenförderung ein Pferde-göppel
erbaut.
Im Jahre 1844 wurde die in Kasnau etablirte Salz- und Salpetersäurefabrik
nach Bras verlegt.
Da Hromitz seinen Kohlenbedarf jetzt von Jalowcin deckte und
in Kasnau kein anderer Absatz war, als für die eigenen
Fabriken, anderseits die Kohlenförderung nicht beschränkt
werden wollte, so wurde im Jahre 1847 vom Herrn J. A. Edlen
von Starck die Phosphorfabrication eingerichtet, welche ein
grosses Kohlenquantum consumirte.
[91]
Im Jahre 1850 wurde eine Schwefelsäurefabrik,
die erste der Firma J. D. Starck, erbaut und im Jahre 1851 in
Betrieb gesetzt.
Im Jahre 1852 wurde eine 6pferdekräftige Dampfmaschine
mit Mühlen zum Knochenmahlen aufgestellt.
Im Jahre 1854 wurden die I. und II. Barbaramaass und im Jahre
1855 die III. Barbaramaass in Kasnau freigefahren und belehnt.
Bei der Phosphormanipulation wurde das Pressverfahren eingeführt
und sonstige Verbesserungen wurden gemacht und dadurch grosse
Ersparungen an Kohle und Geschirr erzielt.
Da die Phosphorerzeugung fortwährend vergrössert wurde,
so wurden die Arbeiter von der Oleumfabrik mit zur Phosphorerzeugung
verwendet und wurde die Oleumfabrication im Jahre 1856 sehr
reducirt und im Jahre 1857 in Kasnau gänzlich eingestellt.
Da auch die Mühlen und sonstigen Einrichtungen zum Mahlen
der Knochen nicht mehr ausreichten, so wurden im Jahre 1858
zwei Bittinger'sche Quetschmühlen aufgestellt und die im
Jahre 1852 aufgestellte Maschine in ein anderes Locale übertragen.
Da die Steinkohle in dem oberen Muldentheile schon zur Neige
ging, so wurde bereits durch längere Jahre consequent die
Fortsetzung des Kohlenflötzes in der weiter westlich gelegenen
Ablagerung durch Bohrungen untersucht, welche auch ein günstiges
Resultat ergaben. Es wurde vorerst ein Punct zum Aufschlüsse
dieses Muldentheiles in Aussicht genommen, wo die Kohle in 32°
Teufe erreicht wurde.
Im Jahre 1861 wurde auf diesem Puncte ein Schacht begonnen und
im Jahre 1862 eine 12pferdekräftige Wasserhaltungsmaschine
aufgestellt.
Diese Maschine erwies sich aber, nachdem damit die Kohlen aufgeschlossen
waren, als zu schwach und es musste im Jahre 1863 eine andere
24pferdekräftige Maschine aufgestellt werden, welche vier
9"ige Pumpen betreibt.
Die Kohle wurde in einer Teufe von 32° mit 1° 4' Mächtigkeit
durchfahren und vorerst in dieser Teufe ausgerichtet.
Dann wurde der Schacht um weitere 14° nachgeteuft und in
der Teufe von 46° das Flötz durch einen Querschlag
im Liegenden weiter ausgerichtet.
In diesem Jahre wurde das Martinigrubenfeld mit 48 Maassen belehnt.
[92]
Durch den Aufschwung der Zuckerfabrication
in Böhmen war auch der Bedarf an Knochenkohle ein sehr
grosser geworden und die Rohknochen stiegen so im Preise, dass
es angezeigt war, die gebrannten Knochen von weiterher zu beziehen
und wurde der ganze Bedarf für die Phosphorfabrication
von Wien, Pest, Pressburg und Passau bezogen. Die Amoniakerzeugung,
welche beim Knochenbrennen seit dem Jahre 1855 als Nebenzweig
eingeführt war, wurde desswegen im Jahre 1863 aufgelassen.
Im Jahre 1864 wurde in Kasnau auch die Oleumerzeugung wieder
eingerichtet und wurde wasserhelles Oleum aus littauer Vitriolstein
erzeugt.
Im Jahre 1868 wurde die Phosphorfabrication aufgelassen, da
die Knochen derart im Preise gestiegen waren, dass die Con-currenz
mit den englischen Fabriken, welche die Knochen aus den südamerikanischen
Schlächtereien und Fleischextractfabriken billig beziehen,
nicht mehr möglich war.
In diesem Jahre wurde hier ein zweites Bleikammersystem mit
20.000 C Inhalt auf Schwefelkiese von Draschen erbaut.
Die Superphosphaterzeugung wurde als neuer Industriezweig eingerichtet.
Im Februar 1869 waren in Plass die ersten Vorbesprechungen wegen
dem Bau der Pilsen-Priesner Bahn, welche auch Kasnau berühren
sollte. Der Bau dieser Bahn war im Herbste gesichert und es
wurden nun sofort 3 Bohrer in Betrieb gesetzt, um das Tiefste
des Kohlenflötzes zu eruiren, was auch im Jahre 1870 gelungen
ist.
Hierauf wurde im April 1871 an das Abteufen eines neuen Schachtes,
des Davidschachtes, gegangen und eine ganz neue Maschinenanlage
gemacht. Es wurden in diesem Jahre die Gebäude errichtet,
die provisorische Wasserhaltungsmaschine aufgestellt und der
Schacht 18° 5' abgeteuft. Im Mai dieses Jahres wurde auch
der Bau der Pilsen-Priesener Bahn begonnen.
Der Schacht wurde im Jahre 1872 fortgesetzt, eine direct wirkende
l00pferdekräftige Wasserhaltungsmaschine aufgestellt und
in der 63. Klafter das Kohlenflötz überfahren.
Am 16. October traf die erste Locomotive auf der Pilsen-Priesner
Bahn in Kasnau ein.
[93]
Chronik des Littauer Mineralwerkes.
Im Jahre 1808 wurde in der Gemeinde Littau,
manetiner Bezirk, durch den Steiger Heimerl ein Vitriolschiefer
erschürft und darauf wurden von Josef Scharf, Verwalter
in Manetin, zu Händen dieser Herrschaft am 9. und 31. Mai
Muthungen eingebracht, worauf am 6. October die Freifahrung
und am 22. Jänner 1809 die Belehnung erfolgte.
Der Besitzer der Herrschaft Manetin, Graf Lazansky, liess den
Vitriolschiefer, der hier in grosser Mächtigkeit ansteht,
öffnen und gründete darauf das Mineralwerk Elisabethenthal,
um das Holz in seinen ausgedehnten Waldungen, das nicht an Mann
zu bringen war und wegen Ueberständigkeit zum Abtrieb kommen
musste, zu verwerthen.
Es wurde hier die Eisenvitriol-, die Vitriolstein- und Oleumerzeugung
eingerichtet und bis zum Jahre 1839 mit Holz betrieben, in welchem
Jahre Herr J. A. Edler von Starck das Mineralwerk für die
Firma J. D. Starck ankaufte.
Es wurde hier sofort der Betrieb auf Steinkohle eingerichtet,
die Vitriol- und Vitriolsteinerzeugung wurde vergrössert
und die Oleumerzeugung aufgelassen. Die Kohle wurde von Kasnau
bezogen und dafür Vitriolstein zurückgenommen, der
in der kas-nauer Oleumfabrik zur Verwendung kam.
Die hier vorhandenen Bleipfannen wurden beseitigt und dafür
gemauerte Pfannen eingerichtet, u. z. zwei zu Vitriol und drei
zu Vitriolstein. Weiter sind 12 Eisensudkessel und 3 Calciniröfen
erbaut worden.
Das Werk war bis zum Jahre 1846 in Betrieb.
In diesem Jahre wurde vom Grafen Wurmbrand das Mineralwerk Weisgrün
sammt Oleumhütten in Pacht genommen, und da der daselbst
erzeugte Vitriolstein eine grössere Ausbeute an Oleum gab,
als der littauer und auch sonst günstigere Verhältnisse
waren, so wurde die Vitriolsteinerzeugung in Littau ausser Betrieb
gesetzt.
In demselben Jahre hat Herr J. A. Edler von Starck auch das
Mineralwerk Christinenthal bei Boschkow angekauft, und da dieses
Werk sehr schöne Schwefelkiesmittel hatte, so wurde auch
die Vitriolerzeugung in Littau aufgelassen und nach Boschkow
übertragen.
Im Jahre 1850 wurde, weil der Pacht von Weisgrün im Jahre
1851 zu Ende ging, in Littau wieder Vitriolstein erzeugt.
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Der Vitriolstein war aber, wie früher
forwährend schlecht, gab blos 33 Pfd. Oleum pr. Centner
und da er auch sehr porös und leicht war, so konnten pr.
Ofen nur 350 Pfd. versetzt werden. Dies Alles vertheuertc die
Oleumerzeugung sehr und wurde dess-wegen im Jahre 1852 die Vitriolsteinerzeugung
abermals eingestellt. Nun war Littau ausser Betrieb bis zum
Jahre 1865, in welchem Jahre durch ein verbessertes Manipulationsverfahren
der Vitriolstein in bedeutend besserer Qualität dargestellt
wurde, so dass er 40 Pfd. Oleum gibt, und 5 Ctr. Stein pr. Ofen
versetzt werden können. Das erhaltene Oleum ist rein und
von heller Farbe. In Folge dessen wurde der vorräthige
Vitriolstein übersotten und im Jahre 1867 auch die Siederei
wieder in Betrieb gesetzt, und ist bis heute in ununterbrochenem
Gange.
Chronik von Altsattl.
Weder über die Zeit noch die Art der Entstehung
dieses Mineralwerkes ist etwas Näheres bekannt. Es soll
im Jahre 1500 errichtet worden sein.
Dass es bereits im Jahre 1673 bestanden ist, darüber gibt
ein Bild aus diesem Jahre, welches sich in der altsattler Kirche
befindet, Zeugniss. Der erste Bergbau war im Dorfe Altsattl,
ein Tagebau, und ist die zurückgebliebene Binge noch vorhanden
und mit Wasser gefüllt.
Nach den vorgefundenen alten Halden scheint früher nur
Alaun erzeugt worden zu sein.
Im Anfänge des 19. Jahrhundertes war das Werk in dem Besitze
einer Gewerkschaft, der auch Herr J. D. Starck beigetreten war.
Herr J. D. Starck kaufte die Cuxe zusammen und kam damit im
Jahre 1815 in den Alleinbesitz des Werkes.
Im Jahre 1816 wurde der Erbstollen gebaut, der heute noch besteht
und zur Entwässerung der Gruben dient.
Das Werk wurde bis zum Jahre 1815 mit Holzfeuerung betrieben;
Herr J. D. Starck richtete aber nach Uebernahme des Werkes die
Braunkohlenfeuerung ein und verbesserte und vergrösserte
den Betrieb.
Im Jahre 1826 wurde an der Eger ein Alaunwerk eingerichtet und
daselbst im Jahre 1828 eine Dampfmaschine, die erste in Böhmen,
zur Wasserhaltung aufgestellt.
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Im Jahre 1829 wurde die Kupfervitriol-Erzeugung
und die Erzeugung von gemischten Vitriolen eingeführt.
Im Jahre 1834 wurde das im Jahre 1826 an der Eger erbaute Alaunwerk
aufgegeben und dafür an einem günstigeren Platze ein
neues im grösseren Massstabe eingerichtet.
Die bei Altsattl vorkommende Lignitkohle ist eine sehr schlechte
und musste desswegen früher gute Kohle zum Werksbetriebe
von Grünlas bezogen werden.
Um den Weg zu diesem Werke abzukürzen, wurde im Jahre 1835
eine Brücke über die Eger gebaut.
Die Alaun-, und Vitriollaugen wurden früher in Bleipfannen
eingedampft, im Jahre 1838 wurden aber gemauerte Pfannen eingerichtet,
in welchen die Flamme über die Flüssigkeit streicht.
Am 10. November 1841 starb Herr Johann David Edler von Starck
in Prag und wurde in Altsattl beerdigt.
Im Jahre 1850 wurde, grösstentheils durch die Firma J.
D. Starck, in Altsattl ein schönes und grosses Schulhaus
erbaut.
Im Jahre 1853 wurden bei sämmtlichen Sudpfannen und Schwefelöfen
Treppenroste eingeführt und wurde es mit denselben möglich
auch die schlechteste altsattler Lignitkohle zum Betriebe zu
verwenden, was auch noch bisher geschieht.
Im Jahre 1861 brannte in Altsattl das Dach des neuer-bauten
Zechenhauses ab, wodurch ein grosser Theil des Dorfes Altsattl
in Asche gelegt wurde. Die Firma J. D. Starck brachte grosse
Opfer zur Unterstützung der Abbrändler und machte
es möglich, dass Altsattl heute ein freundliches Dorf ist.
Chronik von Davidsthal.
Der Bergbau bei Davidsthal in der Gemeinde
Zwodau wurde im 18. Jahrhunderte aufgeschlossen und von einigen
Gewerkschaften sehr schwach betrieben. Der Bergbau hat mehr
den über der Braunkohle im Letten eingelagerten Schwefelkiesen
als der Kohle gegolten und wurde anfänglich aus diesen
Schwefel gewonnen und dabei Holz zur Feuerung verwendet.
Im Jahre 1804 wurde der Grubenbesitz der Dörfler'schen
Gewerkschaft von Gossengrün und im Jahre 1807 jener von
Adam Wartus & Cons. aus Zwodau durch Herrn J. D. Starck
angekauft.
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Auch Herr J. D. Starck hat anfänglich
hier Schwefel aufzwei Schwefelöfen erzeugt, dann aber im
Jahre 1808 den Bau der Oleumfabrik begonnen, welche im Jahre
1810 mit allen Nebengebäuden beendet war und in Betrieb
kam. Zur Feuerung wurde Braunkohle verwendet.
Von dieser Zeit an wurde in Davidsthal nur Oleum erzeugt, der
Vitriolstein hiezu anfänglich von Hromitz, dann aber von
Altsattl und endlich von Littmitz bezogen.
Im Jahre 1836 wurden zwei Kammern zur Erzeugung von Schwefelblüthe
eingerichtet.
Im Jahre 1848 wurde hier auch eine Phosphorfabrik errichtet
und im Jahre 1851 eine Schwefelsäurefabrik.
Im Jahre 1853 wurde die Phosphorfabrication hier aufgelassen
und in Kasnau concentrirt und dafür wurden in Davidsthal
zwei Bleiapparate zur Salzsäureerzeugung eingerichtet.
Im Jahre 1857 wurde eine Glasfabrik zur Erzeugung von Spiegelglas
eingerichtet und im Jahre 1858 in Betrieb gesetzt.
Der Braunkohlenbergbau wurde hier immer nur zu dem Zwecke betrieben,
um den Fabriken den billigen Brennstoff zu liefern.
Erst im Jahre 1870, mit Eröffnung der buschtehrader Bahn,
nimmt der Braunkohlenbergbau einen Aufschwung und wurden in
diesem Jahre zwei Wasserhaltungsmaschinen mit 1 Fördermaschine
und im Jahre 1871 zwei weitere Fördermaschinen aufgestellt.
Auch wurden Arbeiterwohnungen neu gebaut.
Im Jahre 1872 wurde das Werk durch eine 1200 Klafter lange Schleppbahn
mit der Station Falkenau, der buschtehrader Bahn, in Verbindung
gebracht.
Chronik von Reichenau.
Das Kohlenflötz in Reichenau wurde im
Jahre 1813 beim Graben eines Brunnens entdeckt und in der Mächtigkeit
von 3 Klaftern aufgeschlossen, worauf dann von einigen Gemeindemitgliedern
daselbst die ersten Belehnungen erworben wurden.
Diese Gewerkschaft baute nur an hochgelegenen Puncten des Kohlenfeldes
und hatte zur Entwässerung der Grube ein Wasserrad. Der
Kohlenbergbau wurde zu dieser Zeit schon desswegen schwach betrieben,
weil die Kohle gar keinen Absatz hatte und endlich waren auch
die seichter gelegenen Kohlen theils abgebaut, theils verhauen
und die Grube war in einem
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elenden Zustande, als Herr Joh. Ant. Edler
von Starck im Jahre 1833 dieselbe für die Firma J. D. Starck
käuflich erwarb.
Im Jahre 1834 wurde die erste Dampfmaschine zur Wasserhaltung
mit 10 Pferdekraft aufgestellt, und da diese nicht genügte,
so wurde eine 24pferdekräftige und endlich im Jahre 1837
eine 60pferdekräftige und noch später im Jahre 1840
eine 120pferdekräftige Dampfmaschine zur Wasserhaltung
aufgestellt. Im Jahre 1835 hatte Herr von Starck auch die Russfabrication
in Reichenau eingeführt, um die erzeugte Braunkohle zu
verwerthen.
Im Jahre 1843 wurde das reichenauer Schloss erbaut. Da auch
die im Jahre 1840 aufgestellte Maschine von 120 Pferdekraft
die Wässer nicht gewältigte, so wurde im Jahre 1844
die Concession zum Betriebe des Antoni-Erbstollens erworben.
Das Mundloch desselben ist oberhalb des Dorfes Teschwitz am
rechten Ufer der Eger angesetzt und nach einer aufgefahrenen
Länge von 1530 Klafter mit dem reichenauer Abraum gelocht.
Dieser Stollen ist in einer Länge von 820 Klafter ausgemauert
und bringt bei den jetzigen Hauptschächten eine Teufe von
9 Klafter.
Im Jahre 1853 wurde der Bau der Glasfabrik begonnen und diese
im Jahre 1854 in Betrieb gesetzt.
Da der Stollen nicht mehr hinreichende Teufe einbrachte, so
wurde im Jahre 1858 eine 24pferdekräftige Wasserhaltungsmaschine
aufgestellt.
Im Jahre 1866 wurde eine 6pferdekräftige Fördermaschine
aufgestellt.
Im Jahre 1868 war auch in dem, durch die 24pferdekräf-tige
Maschine entwässerten Horizonte die Kohle schon ziemlich
abgebaut und musste der Schacht nachgeteuft werden, wozu die
Maschine nicht mehr ausreichte, es wurde daher eine 60pferde-kräftige
Maschine zu der 24pferdekräftigen aufgestellt, und heben
nun beide 120 C' Wasser pr. Minute, 11 Klafter hoch auf den
Stollen.
Im Jahre 1869 wurde eine l0pferdekräftige Fördermaschine
aufgestellt.
Im Jahre 1870, mit Eröffnung der buschtehrader Bahn, nahm
auch hier der Bergbau einen bedeutenden Aufschwung, und im Jahre
1871 wurde das Werk durch eine 1100 Klafter lange Schleppbahn
mit der Station Ziditz der buschtehrader Eisenbahn verbunden.
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Chronik von Haberspirk.
Das Mineralwerk Haberspirk wurde im Jahre 1830
von einer Gewerkschaft gegründet, welcher drei Grubenmaasse
auf Braunkohle verliehen waren. Die Kohlengewinnung wurde bis
zum Jahre 1835 betrieben.
Durch die hier sehr reichhaltigen Schwefelkiesflötze und
die im Ausgehenden vorkommende stark mit Schwefelkies im-prägnirte
Braunkohlenlösche wurde die Gewerkschaft veranlasst, ein
Alaunwerk zu errichten, auf welchem bis zum Jahre 1840 jährlich
circa 500 Ctr. Alaun erzeugt wurden.
Im Jahre 1840 kaufte Herr J. A. Edler von Starck dieses Werk
an und errichtete hier im Jahre 1841 ein grosses Alaunwerk,
welches im Jahre 1842 in Betrieb kam.
Durch immerwährende Ausdehnung des Bergbaues wurde es nach
und nach zu einer Höhe gebracht, dass gegenwärtig
20.000 Ctr. Alaun erzeugt werden können.
Chronik von Littmitz.
Der Anfang von Ober- und Unterlittmitz datirt
aus dem Jahre 1800, wo bei dem Graben eines Brunnens der Schwefelkies
und die darunter aufgeschlossene Kohle entdeckt wurden.
Die beiden Werke gehörten zwei getrennten Gewerkschaften,
bei denen auch Herr J. D. Starck betheiliget war.
Herr J. D. Starck kaufte im Jahre 1815 die Cuxe von Unterlittmitz
zusammen und kam damit in den Alleinbesitz dieses Werkes. Auch
hier wurde erst die Braunkohlenfeuerung eingeführt und
die Schwefel- und Vitriolerzeugung verbessert und vergrössert.
Im Jahre 1831 kaufte Herr J. A. Edler von Starck auch das oberlittmitzer
Mineralwerk und auch hier wurde der Betrieb vergrössert
und verbessert.
Im Jahre 1836 wurde in Folge der Anregung des Herrn J. Ant.
Edlen von Starck in dem Dorfe Littmitz eine Schule erbaut, wozu
die Gemeinde nur die Materialzufuhren leistete, alle übrigen
Auslagen bestritt die Firma J. D. Starck. Auch wird die Schule
noch bis heute von der Firma unterstützt.
Im Jahre 1861 brannte der grösste Theil des Dorfes Littmitz
ab. Die Firma J. D. Starck unterstützte die Abbrändler
auf die ausgiebigste Weise.
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Chronik von Münchhof.
Dieses Mineralwerk wurde im 1. Decennium dieses
Jahrhundertes errichtet und wurde die Alaunerde am Ausgehenden
erschürft und daraus Alaun erzeugt.
Es fristete bis zum Jahre 1838 nur kümmerlich sein Dasein;
in diesem Jahre wurde es vom Herrn J. A. Edlen von Starck käuflich
erworben und wurden daselbst neue Manipulationsgebäude
für die Alaunerzeugung errichtet und der Betrieb vergrössert
und verbessert.
Die Alaunerzeugung dauerte bis zum Jahre 1869 und wurde in diesem
Jahre desswegen eingestellt, weil die Förderung der Alaunerze
nicht mehr mit Tagbau geschehen konnte und im Verhältnisse
zu Haberspirk zu theuer kam, wo nun die Alaunerzeugung in grossartigem
Massstabe betrieben wird.
Im Laufe der Jahre war das Braunkohlenflötz ausgerichtet
worden und hatte sich hier auch ein kleiner Kohlenabsatz entwickelt
und wurde im Jahre 1867 eine Wasserhaltungs- und eine Fördermaschine
aufgestellt. Jedoch erst im Jahre 1870, mit Eröffnung der
buschtehrader Bahn, welche das Werk unmittelbar berührt,
konnte auf einen grösseren Absatz gerechnet werden, welcher
auch eintrat.
Im Jahre 1872 wurde der Hauptförderschacht durch eine 400
Klafter lange Locomotivschleppbahn mit dem Stationsplatze Chodau
in Verbindung gebracht und in demselben Jahre ein neuer Hauptschacht
begonnen, auf welchem eine 24pferdekräftige Wasserhaltungs-
und eine 8pferdekräftige Fördermaschine aufgestellt
wird.