A. Prochaska: Die Firma Johann David Starck, 1873

 

DIE
FIRMA JOH. DAV. STARCK
UND IHRE
Berg-, Mineral-Werke und Fabriken.


ZUSAMMENGESTELLT VON
A. PROCHASKA,
BERG- UND MINERALWERKS-DIRECTOR IN KASNAU.
1873
DRUCK VON CARL MAASCH IN PILSEN.

SELBSTVERLAG.

 

INHALTS -VERZEICHNISS.

I. Geschichte der Firma J. D. Starck.


Die Oleum-Fabrication 8
Die Thonwaaren-Fabrication 9
Die Caputmortuum-Erzeugung 10
Die Vitriolstein-Erzeugung 10
Die Schwefel-Erzeugung 12
Die Vitriol-Erzeugung 13
Die Alaun-Erzeugung 13
Die Salz-, Salpetersäure- und Glaubersalz-Erzeugung 15
Die Russ-Erzeugung 16
Die Phosphor-Fabrication 16
Die Kunstdünger-Erzeugung 17
Die Schwefelsäure-Erzeugung 18
Die Glas-Fabrication 18
Der Stein- und Braunkohlenbergbau 19
Bruderladen für die Arbeiter der Firma J. D. Starck 21
Consumvereine 22
Schulen 22


II. Beschreibung des Besitzes der Firma J. D. Starck.


Berg-, Mineralwerke und Fabriken der Firma J. D. Starck in Böhmen.

Gruppe I.

A. Complex Hromitz 29
B. Complex Bras 30
C. Complex Radnitz 30
D. Complex Tremosna 31
E. Complex Kokorov 31
F. Complex Kasnau 31
G. Complex Littau 31
H. Complex Draschen 32
J. Complex Mlatz 32
K. Complex der Thongruben 32


Gruppe II.


A. Complex Altsattl 32
B. Complex Davidsthal 33
C. Complex Reichenau 33
D. Complex Haberspirk 33
E. Complex Ober-Littmitz 34
F. Complex Unter-Littmitz 34
G. Complex Münchhof 34
H. Complex Thongruben 34

Detailbeschreibung.

Gruppe I


Complex Hromitz.
Ä. Mineralwerk Hromitz. 35
B. Oleumfabrik Bykow 37
C. Die Töpferei in Bykow 38
D. Ziegelhütte in Bykow 38
E. Steinkohlenzeche in Jalowcin 38
F. Die Dampfbrettsäge in Jalowcin 39
Complex Bras.
A. Sct. Georgi- und Josefizeche 40
B. Die vereinigten Oleumfabriken 41
C. Die Thonwaarenfabriken 42
D. Caputmortfabrik 43
E. Glasfabrik 43
F. Die chemische Fabrik 45
G. Die Dampfbrettsäge 45
H. Die Ziegelhütte 45
J. Die Pferdebahn 46
K. Die Sct. Bartholomäi- und Johanni-Steinkohlenzeche 46
Complex Radnitz 47
Complex Tremosna.
A. Die Steinkohlenzeche Tremosna 48
B. Die Glasfabrik 49
Complex Kokorov 51
Complex Kasnau.

A. Die Steinkohlenzeche 51
B. Die chemische Productenfabrik 53
C. Oleumfabriken 55
D. Die Thonwaarenfabrik 55
E. Die Ziegelhütte 56
Complex Littau.
Mineralwerk Littau 56
Complex Draschen.
Schwefelkiesbergbau "Frisch Glück" in der Gemeinde Draschen 57
Complex Mlatz 58
Complex der Thongruben 58


Gruppe II.


Complex Altsattl.
A. Mineralwerk Altsattl 59
B. Alaunwerk Altsattl 60
C. Die Allerheiligenzeche 61
D. Die David- und Carlzeche bei Grasseth 62 Grundbesitz beim Complex Altsattl 62
Complex Davidsthal.
A. Der Braunkohlenbergbau 63
B. Die Oleumfabrik. 64
C. Die chemische Productenfabrik 65
D. Die Glasfabrik 65
E. Die Thonwaarenfabrik 65
F. Die Ziegelhütten 66

Complex Reichenau.
A. Braunkohlenbergbau 67
B. Die Russhutten 68
C. Die Glasfabrik 68
Complex Haberspirk.
A. Der Braunkohlen- und Alaunminerabergbau 70
B. Alaunwerk 71
Complex Ober- und Unter-Littmitz.
A. Der Braunkohlen- und Schwefelkiesbergbau 72
B. Mineralwerk Ober-Littmitz 73
C. Mineralwerk Unter-Littmitz 73
Complex Münchhof.
Der Braunkohlenbergbau 74
Complex Thongruben.
A. Die Thongrube in der Gemeinde Wildstein 75
B. Die Thongrube bei Kinsberg 76
C. Die Thongrube bei Kloben. 76


III. Chronik der einzelneu Werke.

Chronik von Hromitz 79
Chronik von Bras 83
Chronik von Tremosna 87
Chronik von Kasnau 90
Chronik des Littauer Mineralwerkes 93
Chronik von Altsattl 94
Chronik von Davidsthal 95
Chronik von Reichenau 96
Chronik von Haberspirk 98
Chronik von Littmitz 98
Chronik von Münchhof 99

I.
GESCHICHTE DER FIRMA
JOH. DAV. STARCK.

Bereits vor mehreren Jahren fasste ich den Entschluss eine Beschreibung der Joh. Dav. Starck'schen Werke zusammen zu stellen, um die Thätigkeit und den Erfolg auf diesem Gebiete der menschlichen Arbeit für unsere Nachkommen in dem hiesigen Werksarchive aufzubewahren, verschiedene Umstände liessen aber diesen Entschluss bisher nicht zur Ausführung kommen.
Bei dem Heranrücken der Wiener Weltausstellung, bei der die Firma J. D. Starck nicht fehlen darf und würdig vertreten sein muss, hielt ich es nun für meine Pflicht diese Arbeit auszuführen.
Nur die feste Ueberzeugung, dass eine fremde Persönlichkeit nicht im Stande ist dieses in seiner Entstehung, in seiner Erweiterung und in seinem gegenwärtigen Bestande ganz eigenthümliche Unternehmen genügend zu beurtheilen und so zu beschreiben, wie es dem möglich ist, der durch eine lange Reihe von Jahren in allen Zweigen des Geschäftes gearbeitet hat, hat mich dazu bewogen, mit dieser Arbeit vor die Oeffentlichkeit zu treten.
Ich werde, um die nun folgende Abhandlung übersichtlich zu erhalten, mich nur wo nöthig auf die im Nachhange folgenden Betriebsund statistischen Tabellen berufen und beginne nun mit der Entstehung der Firma

JOH. DAV. STARCK.

Herr Joh. Dav. Starck, der Gründer dieser seinen Namen tragenden Firma, ist im Jahre 1770 am 1. Mai in Graslitz in Böhmen geboren. Er unterstützte als 14jähriger Knabe seinen Vater, der in Graslitz eine Brantweinbrennerei und einen Krämerhandel betrieb. In diesem Geschäfte besuchte der junge Mann die Märkte in dem nahen Sachsen und lernte in Plauen die Mousselinweberei kennen. Die Wichtigkeit dieses in Böhmen noch wenig bekannten Industriezweiges einsehend, gelang es ihm in Graslitz 2 Webstühle zur Mousellinweberei einzuführen. Diese wurden in einem Zeitraume von 10 Jahren auf 800 Webstühle

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vermehrt und trug diess wesentlich zur Ausbreitung der Stuhlweberei in der dortigen Gegend bei. Die Thätigkeit eines so regsamen Geistes, der von einem kräftigen gesunden Körper beherbergt wurde, konnte aber darin nicht Befriedigung finden und Herr J. D. Starck war bestrebt seinen Wirkungskreis fort und fort zu erweitern.
Im Jahre 1792 pachtete er das Messingwerk zu Silberbach uud brachte dasselbe nach Ueberwindung grosser Hindernisse in ordentlichen Gang und errichtete daselbst auch die erste Oleumhütte in Oesterreich. Dieser Industriezweig wurde hauptsächlich in der Gegend von Nordhausen betrieben und hatte von dort das Vitriolöl auch den Namen „Nordhäuser Oel." Von diesem Zeitpuncte begann die Thätigkeit der Firma J. D. Starck auf dem Gebiete der chemischen Industrie.
Die Oleumfabrication war anfänglich auf 10 Galeeren-Oefen eingerichtet und wurden im Jahre 1796 weitere 10 Oefen und im Jahre 1800 noch 15 Oefen zugebaut, so dass 35 Oleumöfen im Betriebe waren, welcher mit Holzfeuerung geschah. Das Rohproduct zur Oleumerzeugung war früher calcinirter Eisenvitriol und später Vitriolstein (schwefelsaures Eisenoxyd), welche von Altsattl angekauft wurden.
Herr J. D. Starck, bei dem schon dazumal der grosse Holzverbrauch bei der Oleumerzeugung das nicht unbegründete Bedenken eines einstigen Holzmangels erregte, war darauf bedacht, diesem seiner Industrie Gefahr drohenden Mangel durch Mineralkohlenfeuerung abzuhelfen und brachte zu diesem Zwecke im Jahre 1804 das Braunkohlenbergwerk zu Davidsthal, Bezirk Falkenau, käuflich an sich und errichtete daselbst eine Oleumfabrik auf 30 grössere Oleumöfen mit Braunkohlenfeuerung.
Zu gleicher Zeit erwarb er auch das Mineralwerk Hromitz im pilsner Kreise, das nur kümmerlich arbeitete und sicherte sich damit auch das Rohproduct, d. i. den Vitriolstein, in ausgezeichneter Qualität.
Auch hier, in einer sehr holzreichen Gegend, wurde anfänglich mit Holz-, dann aber mit Kohlenfeuerung gearbeitet. Aber dies Alles genügte Herrn J. D. Starck nicht. Noch war er vom Auslande mit seiner Industrie abhängig, da er von dort aus Waldenburg in Sachsen die Kolben und Vorlagen zur Erzeugung, sowie die Thonflaschen zur Verpackung des Vitriolöles beziehen musste. Auch diesem Uebelstande wurde durch Einführung einer eigenen Töpferei abgeholfen, wozu die Thonlager bei Wildstein das Materiale lieferten. Aus Waldenburg wurden auch die ersten Arbeiter

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hereingebracht und lebt heute noch einer von ihnen, der 82jährige Töpfermeister Heinrich Sieber, in Kasnau in Pension. Nun stand dieses Geschäft auf eigenen Füssen und es erübrigte nur noch in dem Betriebe selbst Verbesserungen zu machen, worauf ich später zurückkommen werde.
Zu gleicher Zeit war Herr J. D. Starck auch bei den Mineralwerken Altsattl und Littmitz als Gewerke eingetreten, die daselbst bestehende Misswirthschaft genügte aber nicht dem so rasch vorwärtsstrebenden Manne und er versuchte diese Werke an sich zu bringen. Diess war ihm endlich im Jahre 1816 durch Zusammenkauf der verschiedenen Cuxantheile gelungen und nun nahm er auch hier die Arbeit mit gewohnter Energie auf, steigerte und verbesserte die daselbst bestehende Schwefel- und Vitriol-Erzeugung.
Herr J. D. Starck verlegte nun seinen Wohnsitz von Graslitz, wo er durch eine Reihe von Jahren auch Bürgermeister war, nach Altsattl, in die Nähe seiner Werke, und lebte nur der Arbeit auf denselben. Im Jahre 1826 errichtete er in Altsattl ein Alaunwerk. Im Jahre 1809 hatte Herr J. D. Starck auch das Schmaltenwerk in Silberbach käuflich an sich gebracht und war dieses bis zum Jahre 1838 im Betriebe.
Dass man die grossen Verdienste dieses Mannes um die vaterländische Industrie schon zur damaligen Zeit anerkannte, beweist der mir vorliegende Bericht der Beurtheilungs-Commission über die Ausstellung der Industrieerzeugnisse Böhmens im Jahre 1831. Darin heisst es:
„Unter mehreren unserer ehrenwerthen Geschäftsmänner, die durch regen Eifer um die Förderung der einheimischen Gewerbsthätigkeit, durch emsiges Forschen zur Emporbringung und Vervollkommnung einzelner Geschäftszweige vorzüglich gewirkt und durch kluge Berechnung der Zeitverhältnisse, früher nicht beachtete Unternehmungen zu einem grossartigen Betriebe umgeschaffen haben, und daher in der Geschichte der Industrie Böhmens eben so merkwürdig, als des öffentlichen Dankes unseres Vaterlandes stets verdient bleiben werden, dürfte Herrn Starck einer der ersten Plätze eingeräumt werden, dessen Geschäftsleben reich an ermunternden Beweisen ist, wie weit Thätigkeit, Ordnungsliebe und Nachdenken über den betretenen Wirkungskreis zu eigenem und anderer Wohle, selbst bei beschränkten Mitteln und geringem Anfange führen kann, wenn sie von dem Erwerbsgeiste in seiner höheren Bedeutung geleitet werden."
Weiter sagt dieser Bericht, dem auch mehrere der früheren Daten entnommen sind:
„Die von diesen Erzeugnissen eingesandten Proben, welche der Catalog nachweist, waren, wie leicht zu erachten, von vorzüglich gelungener Darstellung, die Handelswelt hat ihre ausgezeichnete Güte längst anerkannt und anstatt über ihren inneren Gehalt ein Mehreres zu sagen, bedarf es nur der Erwähnung, dass die vorbenannten Erzeugungs-quantitäten auch im Durchschnitte jährlich abgesetzt werden. Bei der grossen Menge von ausgezeichnet schönen Gegenständen, welche die Ausstellung verherrlichten und die Sinne ergötzten, mögen wohl viele der Besuchenden die von Herrn Starck in unscheinbaren Fässchen und Kistchen ausgestellten Erzeugnisse kaum eines Blickes gewürdigt haben, und doch sind sie von der höchsten Wichtigkeit, besonders in Beziehung auf viele anderweitige Industrialanstalten. Zwar sind diese Artikel anderweitig schon lange vorher erzeugt worden, allein sie werden jetzt mit allen Hilfstheilen durch Herrn Starck im Lande erzeugt, und von ihm zu einem Preise verkauft; um welchen sie keine andere gleiche Anstalt zu liefern im Stande ist. Nicht besonderer wissenschaftlicher Intelligenz, aber der emsigen Betriebsamkeit, des Scharfblickes und muthvollen Unternehmungsgeistes eines Mannes bedurfte es, der die Localitätsverhältnisse zu erkennen, zu würdigen und zu benützen verstand und mit merkantilischer Geübtheit geltend zu machen wusste. Ob Herr Starck der erste in Böhmen war, der die Alaunschiefer statt, wie es bis zum Anfang dieses Jahrhundertes geschah, lediglich auf Alaun zu benützen, zur Erzeugung von Vitriol verwendete, liegt nicht ausgemittelt vor, allein gewiss hat man es nur ihm zu danken, dass der Preis des rauchenden Vitriolöls, der noch in den 90er Jahren 80 fl. C. M. pr. Ctr. betrug, gegenwärtig auf 8 fl. und noch tiefer heruntergebracht wurde. Bedenkt man, dass von unseren vielen Cattun-fabriken mehrere für sich allein nur an ordinärem Vitriol jährlich 1000 Ctr. verbrauchen, so ist der Einfluss desselben (in den Färbereien zur Beitze) auf die wohlfeilere Production schon in diesem Artikel unverkennbar, abgesehen von dem grossen Bedarf desselben in den Färbereien zur Beitze, zu Tingirungen in den Druckereien, zur Leder- und anderweitigen Schwärze, zur Lumpenbleiche und bei vielen anderen Erwerbszweigen. Berücksichtigt man nun die zweckmässige Beschaffenheit der vorliegenden Producte, ihre vorzügliche Erzeugung, das bedeutende Quantum, ihre "Wohlfeilheit, die Anzahl der dabei beschäftigten Menschen, ihren Einfluss auf die Förderung anderweitiger Geschäftszweige und die überwiegende Concurrenz, mit welcher sie einen bedeutenden Activhandel ins Ausland begründeten, so gestaltet sich die Sache so grossartig, dass wenig Industrialanstalten sich dieser gleichstellen können.

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In Erwägung dieser in staatswirthschaftlicher, commercieller, industrieller und politischer Beziehung gleich wichtigen Rücksichten mit Beachtung der hier obwaltenden seltenen, vielseitigen Verdienstlichkeit und des in der Einleitung dargestellten Grundsatzes, fand die Com-mission nach einstimmigem Beschluss die Erzeugnisse des Herrn Starck der Zuerkennung und Ertheilung der goldenen Medaille eben so würdig, als seine industrielle Wirksamkeit und die dafür sprechenden öffentlichen allgemeinen Vortheile ihn zur auszeichnenden Empfehlung an die Staatsverwaltung eignen."
Im Jahre 1836 wurde Herr J, D. Starck in Berücksichtigung seiner grossen Verdienste um den Staat, die vaterländische Industrie und den Bergbau von Sr. Majestät Kaiser Ferdinand I. für sich und seine Nachkommen in den Adelstand mit dem Prädikate „Edler von" erhoben.
Jedoch auch in der Gegenwart wird das Andenken dieses verdienten Mannes dadurch hochgeehrt, dass, wie mir mitgetheilt wurde, sein Portrait unter den Bildnissen jener Männer bei der wiener Weltausstellung prangen wird, welche sich die grössten Verdienste um den Aufschwung der Urproduction und der Industrie erworben haben.
Herr J. D. Edler von Starck starb am 10. November 1841 in Prag und hatte vor seinem Tode noch die Verfügung getroffen, dass die Werke als ein zusammenhängendes Ganzes weiter betrieben werden. Die Erben waren die Herren: Josef Carl Edler von Starck, Johann Anton Edler von Starck und in Repräsentation der Frau Elise Bischoff geb. Edlen von Starck deren Söhne, die Herren: Otto, Bruno, Beno, Leo, Hugo und Kuno Bischoff, in deren und ihrer Repräsentanten Besitz es sich noch befindet.
Die weitere Leitung der Werke übertrug er testamentarisch an seinen Sohn, Herrn Joh. Ant. Edlen von Starck.
Herr Joh. A. Edler von Starck wurde im Jahre 1808 am 4. De-cember in Graslitz geboren, studirte in Pilsen das Gymnasium, dann in Prag die Technik und war später zu seiner weiteren wissenschaftlichen Ausbildung in Leipzig und Berlin. Herr J. A. Edler von Starck zeigte schon in früher Jugend die grösste Theilnahme für das von seinem Vater gegründete Geschäft und es liegen Briefe aus dem Jahre 1826 vor, wo der damals im 18. Jahre stehende Jüngling dem Verwalter in Altsattl bei der Anlage des neuen Alaunwerkes daselbst Information ertheilt.
Im Jahre 1828 schon betheiligte sich Herr J. A. Edler von Starck thätig bei dem Geschäfte seines Vaters und im Jahre 1829 trat er ganz in dasselbe ein und ergriff an der Hand der Wissenschaft mit jugendlicher Energie die Leitung. Es müsste als unwürdige Lobhudelei erscheinen, wollte ich einem Manne hier seine Verdienste aufzählen, der jetzt, nach 44jähriger Thätigkeit im Geschäfte, noch im stärksten Strome seines Schaffens ist.
Ich will mich nur darauf beschränken, die einzelnen Industriezweige der Firma Job. Dav. Starck in der Reihe zu beschreiben, wie sie entstanden sind. Die im Nachhange angeführten Besitz- und Erzeugungsausweise sollen diese Beschreibung ziffermässig erläutern und dar-thun, was Herr J. A. Edler von Starck geschaffen hat. Das Werk wird seinen Meister selbst loben.

Die Oleum-Fabrication.

Dieser, wie schon angeführt, im Jahre 1792 vom Herrn J. D. Starck in Oesterreich eingeführte Industriezweig lieferte anfänglich der Industrie den Bedarf an Schwefelsäure, welche durch trockene Destillation früher aus calcinirtem Eisenvitriol, später aus schwefelsaurem Eisenoxyd (Vitriolstein) gewonnen wurde.
Die Erzeugung war in Silberbach mit Holzfeuerung und vom Jahre 1804 in Davidsthal mit Braunkohlenfeuerung eingerichtet. Im Jahre 1807 wurde in Hromitz eine Oleumhütte gebaut, jedoch in dem Jahre 1824 wieder ausser Betrieb gesetzt, nachdem die Oleum-Erzeugung in Bras und in Kasnau in grossartigem Massstabe, unmittelbar an den Steinkohlengruben eingerichtet war.
Ueber die Verbesserungen in dieser Fabrication seit dem Jahre 1832 nur so viel: Im Jahre 1832 wurden 17308 Ctr. Oleum erzeugt, mit denselben Leuten und Betriebsmitteln können heute 60.000 Ctr. Oleum erzeugt werden. Der Kohlenverbrauch hat sich heute um 1/3gegen dazumal vermindert und statt verkäuflichen Kohlen wird nur Kohlenklein zur Feuerung verwendet.
Die Oleum-Erzeugung hat im Auslande längst aufgehört und im Inlande wird sie nur in der Nähe von Pilsen betrieben und auch da sind schon die meisten Hütten eingegangen oder mindestens sehr reducirt.
Die Firma J. D. Starck ist heute die einzige leistungsfähige Firma in diesem Artikel in der Welt und hat, wo Andere die Erzeugung sehr

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reducirten oder ganz einstellten, ihre Production verdreifacht. Dazu tragen wohl die sehr günstigen Localverhältnisse mit bei, diese kommen aber Anderen ebenso zugute und das ist eben die Kunst, dass man alle gegebenen Verhältnisse in Rechnung zu ziehen und zu benützen weiss.
Wer die Oleum-Erzeugung kennt, wird wissen, wie viel da auf die Geschicklichkeit und Gewandtheit der Arbeiter ankömmt, diese müssen aber Alle nur im Geschäfte selbst erzogen werden, da sie weder von Concurrentcn noch aus einer Schule assentirt werden können.
Die Erhaltung dieses Industriezweiges allein würde schon der Firma J. D. Starck den Dank des Vaterlandes sichern.

Die Thonwaaren-Fabrication.

Diese hatte Herr J. D. Starck schon 1797 eingerichtet, um sich von dem Auslande unabhängig zu machen, und welche Wichtigkeit dieser Industriezweig hat, möge daraus erhellen, dass die Firma J. D. Starck pr. Jahr verbraucht:
724.000 Stück Oleumkolben,
40.000 „ Oleumvorlagen,
3.000 „ Schwefelröhren,
380.000 „ Flaschen,
4.000 „ andere Gefässe,
zusammen 1,151.000 Stück und circa 12.000 Centner Thon- und Chamottesteine. Früher war der Verbrauch an Kolben und Vorlagen bedeutend grösser, wurde aber durch sorgfältige Erzeugung und durch Verbesserungen bei dem Betriebe auf 50% herabgemindert.
Dem Auslande musste 1 Kolben mit 10 kr. C. M. gezahlt werden und man kann daraus die Summen berechnen, die dem Vaterlande durch Einführung der Thonwaaren-Erzeugung erspart wurden.
Auch mit dem Materialbedarf, Thon und Sand, ist die Firma J. D. Starck unabhängig und hat Herr Job. Ant. Edler von Starck so viele Thonfelder und Sandgruben angekauft, dass der Bedarf auf lange Jahre hinaus gesichert ist. Nur ein geringer Theil von Thon wird für die Glasfabrication aus dem Auslande bezogen.
Die Thonwaaren-Erzeugung wird in Bras, Kasnau, Bykow, Davidsthal und bei den Glasfabriken betrieben. In Bras ist eben eine grosse Thonwaarenfabrik im Bau, welche auf Dampfbetrieb eingerichtet wird.

Die Caputmortuum-Erzeugung.

Das Caputmortuum ist der Rückstand von der Oleumfabrication, es ist Eisenoxyd von rother Farbe. Dieses wurde früher als ordinär gesiebte Farbe zu sehr billigen Preisen in den Handel gebracht und betrug der Absatz im Jahre 1832 circa 5000 Ctr. Es blieb alljährlich ein Ueberschuss, welchen Herr J. A. Edler von Starck sorgfältig sammeln und aufbewahren liess, fortwährend jedoch darauf bedacht, dieses Pro-duct zu vervollkommnen und dadurch dessen Werth zu erhöhen. Wie weit ihm dies gelungen, mag daraus beurtheilt werden, dass im Jahre 1872 20000 Ctr. Caputmortuum in 19 Nuancen und 41 Sorten in den Handel gebracht wurden. Der Werth dieses Productes wurde durch die Arbeit auf mindestens das Vierfache gegen früher erhöht. Wo ist da die Concurrenz geblieben?
Auch in diesem Artikel ist die Firma J. D. Starck allein leistungsfähig und hat sein Absatzgebiet meist im Auslande.
Die Caputmortuum-Erzeugung befindet sich in Bras und ist dafür im Jahre 1870 ein ganz neues Etablissement gegründet und mit Dampfkraft versehen worden. Die Anlage ist derart gemacht, dass jeder möglichen Anforderung Genüge geleistet werden kann.

Die Vitriolstein-Erzeugung.

Der Vitriolstein ist das Rohproduct, aus welchem durch trockene Destillation das Oleum und als Rückstand das Caputmortuum gewonnen wird. Der Vitriolstein wurde früher aus Eisenvitriol- und Alaunmutterlaugen gewonnen und ist diese Erzeugung auch bis heute im kleinen Maassstabe auf dem J. D. Starck'schen Werke zu Littmitz noch im Betriebe. Das eigentliche Materiale zur Vitriolstein-Erzeugung liefert aber der Vitriolschiefer.
Der Vitriolschiefer ist ein bituminöser Thonschiefer, in dem mehr oder weniger reich Schwefelkiese eingeschichtet sind. Dieses Mineral kömmt besonders reich in der Begränzung der pilsner Steinkohlenmulde vor und bildet da oft sehr mächtige Lager.
Der Vitriolschiefer wird bergmännisch gewonnen, in möglichst gleiche Stücke geschlagen und auf einem Thonbett auf Halden aufgestürzt. Hier wird er drei Jahre der Verwitterung überlassen, wobei sich die Erze erhitzen und die Schwefelkiese zu schwefelsaurem Eisenoxydul und endlich zu schwefelsaurem Eisenoxyd sich oxydiren. Dieses wird mit Wasser ausgelaugt und wird dann, erst auf gemauerten Pfannen
und endlich auf Eisenkesseln bis zu Stein versotten, welcher noch weiter in Flammöfen erhitzt wird, um ihn ganz von Wasser zu befreien.
Die Firma J. D. Starck hat die Arbeit in diesem Industriezweige im Jahre 1802 damit begonnen, dass Herr J. D. Starck das Mineralwerk Hromitz käuflich an sich brachte, um sich den Vitriolstein für die Oleumerzeugung zu sichern. Der Betrieb daselbst war bisher ein sehr schwacher und irrationeller.
Herr J. D. Starck erkannte den Werth des hromitzer Werkes darin, dass der dort gewonnene Vitriolstein 52 pct. Oleum liefert, während der Stein auf anderen umliegenden Werken nur 40—48 pct. gibt.
Die Erzgewinnung wurde mit allem Eifer vom Herrn J. D. Starck in die Hand genommen, und obwohl der Bergbau nur auf Strecken betrieben wurde, so wurde doch schon jährlich ein Quantum von 40— 50000 Ctr. Erz gefördert, welches im Jahre 1828 auf 100000 Ctr. pr. Jahr gesteigert worden ist.
Mit dem Eintritte des Herrn J. A. Edlen von Starck ins Geschäft im Jahre 1829 trat auch hier ein grossartiger Umschwung ein. Schon im Jahre 1828 wurde auf sein Anrathen in Hromitz ein Tagbau begonnen und wurde im Jahre 1829 das Erz auf einer grossen Fläche durch Abraum entblösst und in Abbau genommen. Die Erzeugung wurde auf 300.000 Ctr. Erz pr. Jahr gesteigert, zur Förderung der Erze wurde ein Pferdegöppel aufgestellt und die Erze wurden auf Eisenbahnen auf die Halden gefahren.
Ich verweise hier auf die nachfolgenden statistischen Ausweise und mache nur darauf aufmerksam, dass die Erzförderung durch eine Reihe von Jahren in einem Maassstabe betrieben wurde, dass das gewonnerie Erzquantum den Bedarf zu dem erzeugten Vitriolstein weit übertraf.
Dieses in weiser Voraussicht angelegte grosse Capital hat schon durch viele Jahre dadurch sich reichlich verzinst, dass die Halden immer gleiche Mengen Laugen von der höchsten Concentration liefern und dadurch einen geringen Brennstoffbedarf ermöglichen. Am reichlichsten lohnt sich aber in den letzten Jahren die zu einem Capital gesammelte billige Arbeit bei den jetzt auf das Vierfache gesteigerten Arbeitslöhnen.
Der Bergbau in Hromitz ist einzig in seiner Art, der Abbau ist in der Länge von 100 Klafter und in der Breite von 70° auf eine Teufe von 23 Klafter niedergebracht, und soll jetzt auf weitere 7 Klafter abgesunken werden. Neben dem Abraume liegen die 9° hohen Halden als künstliche schwarze Berge.
Die Firma J. D. Starck hat sich da ein unvergängliches Denkmal gesetzt, und unsere Nachkommen werden dieses Werk kühnen Unter-

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nehmungsgeistes, sachgemässer Beurtheilung und ausdauernder menschlicher Arbeit noch nach Jahrhunderten bewundern müssen, denn die Merkmale sind zu tief eingedrückt und zu hoch aufgetragen, um so leicht verschwinden zu können.
Auch in Hromitz wurde vom Herrn J. A. Edlen von Starck unermüdet an Verbesserungen gearbeitet, um mit den gleichen Hilfsmitteln mehr zu leisten und verweise ich desswegen auf die Chronik von Hromitz.
Die Vitriolstein-Erzeugung wurde auch auf mehreren anderen der Firma J. D. Starck gehörigen Mineralwerken betrieben, jedoch endlich nur in Hromitz concentrirt. Nur Littau ist in Betrieb und liefert 6 bis 8000 Ctr. Vitriolstein pr. Jahr, der zur Erzeugung einer reineren Sorte Vitriolöl verwendet wird.
Auch in diesem Producte hatte die Firma J. D. Starck früher eine grosse Concurrenz zu bestehen, sie steht aber auch auf diesem Felde heute siegreich da.

Die Schwefelerzeugung.

In der Braunkohlenformation bei Falkenau an der Eger ist ein Hangendflötz von weichem Letten, in welchem sehr reine und reichhaltige Schwefelkiese eingelagert sind. Diese Kiese wurden bereits früher gewonnen und durch trockene Destillation daraus Schwefel erzeugt. Die Destillation wird in Galeerenöfen vorgenommen, in welchen Thonretorten eingelegt sind. In diese Thonretorten wird der Schwefelkies eingesetzt und der abgehende Rohschwefel in Gusseisenvorlagen aufgenommen. Dieser Rohschwefel wird dann durch nochmalige Destillation in Gusseisenretorten gereinigt und zu Läuterschwefel geformt.
Die Werke, auf denen diese Erzeugung hauptsächlich bestand, waren Altsattl, Ober- und Unterlittmitz.
Herr J. D. Starck war, wie schon früher bemerkt, bei diesen Werken als Gewerke eingetreten und da er den Werth dieser Objecte erkannte und wusste, welchen Aufschwung die Werke bei einer umsichtigen Leitung nehmen können, so kaufte er die Cuxe zusammen und kam im Jahre 1816 in den Alleinbesitz.
Von dieser Zeit an nahm die Schwefelerzeugung in Altsattl und Littmitz einen grossen Aufschwung und verweise ich auf die statistischen Ausweise.
Im Jahre 1846 wurde vom Herrn J. A. Edlen von Starck das Mineralwerk Christinenthal bei Pilsen angekauft und bis zum Jahre 1862 daselbst die Schwefel-Erzeugung betrieben.

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Da die daselbst anstehenden Schwefelkiesmittel zu dieser Zeit erschöpft waren, so wurde dieses Werk im Jahre 1865 verkauft.
Jedoch auch in Littmitz und Altsattl geht die Schwefelerzeugung zurück, da die Kiesmittel, besonders bei dem ersten Werke, schon ziemlich ausgebaut sind. Auch rentirt die Schwefelerzeugung als solche schon längst nicht mehr, und wird nur desswegen betrieben, um die Schwefelabbrände für

Die Vitriol-Erzeugung

zu gewinnen. Der Rückstand bei der Schwefel-Erzeugung, der Schwefelabbrand, wird auf Halden gestürzt und verwittert daselbst zu schwefelsauerem Eisenoxydul, welches ausgelaugt, eingedampft und dann der Crystallisation überlassen wird. Das Product ist der Eisenvitriol.
Diese Erzeugung ging mit der Schwefel-Erzeugung Hand in Hand und zeigen ebenfalls die statistischen Tabellen die Veränderungen in dem Betriebe. Auch hier wurden vom Herrn J. A. Edlen von Starck wesentliche Verbesserungen eingeführt und damit ein geringerer Kohlenbedarf und eine grössere Ausbeute bei gleichen Mitteln erzielt.
Durch das Zurückgehen der Schwefel-Erzeugung war auch eine verminderte Eisenvitriol-Erzeugung zu befürchten, schon ist es aber gelungen, die aus den Vitriolschiefern resultirenden Eisenoxydlaugen zu desoxydiren und daraus einen sehr schönen Eisenvitriol zu gewinnen, es tritt daher die Firma J. D. Starck mit diesem Artikel nicht nur nicht in den Hintergrund, sondern wird die Erzeugung noch bedeutend vergrössern, was eben im Werke ist.
Neben der Eisenvitriol-Erzeugung wurde vom Herrn J. A. Edlen von Starck in Altsattl auch die Erzeugung von Kupfervitriol und von gemischten Vitriolen eingeführt und obwohl diese heute dadurch, dass mit dem Fortschritte in der Metallurgie der Kupfervitriol in grossen Mengen als Nebenproduct bei der Metallerzeugung gewonnen wird, an Wichtigkeit verloren hat, so kann doch nicht übergangen werden, dass sie seiner Zeit einem grossen Bedürfnisse der Industrie entsprochen hat.

Die Alaun-Erzeugung.

Diese scheint schon lange in Böhmen betrieben worden zu sein, worauf die alten in Altsattl vorfindlichen Halden hindeuten und dass das altsattler Mineralwerk schon im 17. Jahrhunderte bestanden hat.

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Das Materiale zu der Alaun-Erzeugung liefern die in der Braunkohlenformation vorkommenden bituminösen und schwefelkieshältigen Letten und die ebenfalls schwefelkieshältige Braunkohlenlösche. Diese Alaunerze kommen grösstentheils am Ausgehenden der Braunkohlenablagerung vor, werden da bergmännisch gewonnen und auf Halden gestürzt. Durch die rasche Oxydation erhitzen sich die Erze auf den Halden bis zur Entzündung, wodurch der Schwefel zu Schwefelsäure oxydirt und die Thonerde durch schwaches Brennen zur Verbindung mit Schwefelsäure disponirt wird. Die Verbrennung der Erze muss mit Vorsicht geleitet werden und ist die Bildung der schwefelsaueren Thonerde in 3—5 Jahren beendet. Nach dieser Zeit werden die Halden in Kästen eingelaufen und der Auslaugung übergeben, welche so geleitet wird, dass immer möglichst concentrirte Laugen zum Versieden kommen. Die Concentration der Laugen auf 30° wird in gemauerten Pfannen vorgenommen, die Lauge sodann in Kästen abgelassen und derselben ein Kali oder Amoniaksalz zugesetzt, wodurch das Doppelsalz, der Alaun, gebildet wird. Dieser schlägt sich in kleinen Crystallen als Alaunmehl nieder, welches durch mehrmaliges Waschen von dem anhaftenden und leichter löslichen Eisensalze gereinigt wird.
Das gereinigte Mehl wird dann abermals im Wasser aufgelöst und in grosse Bottiche zur Crystallisation abgelassen, wo der Alaun in grossen Crystallen anwächst und sodann in den Handel kömmt.
Herr J. D. Starck nahm die Alaunerzeugung im Jahre 1826 in die Hand, wo er in Altsattl das Alaunwerk einrichtete. Wie schon erwähnt, nahm Herr J. A. Edler von Starck an dieser Einrichtung den thätigsten Antheil und vervollkommnete, nach seinem Eintritte ins Geschäft, diesen Industriezweig immer mehr und mehr. Da das Alaunwerk Altsattl nicht mehr den Anforderungen entsprechen konnte, so wurde im Jahre 1838 das Alaunwerk Münchhof und im Jahre 1840 das Alaunwerk Haberspirk durch Herrn J. Ant. Edlen von Starck angekauft. Was diese beiden Werke unter Leitung des Herrn J. A. Edlen von Starck geworden sind, wolle aus der Chronik dieser Werke und aus den statistischen Erzeugungstabellen beurtheilt werden.
Die Alaun-Erzeugung wurde in Münchhof im Jahre 1869 aufgelassen und der Schwerpunct dieser Manipulation nach Haberspirk verlegt, das bedeutende und reiche Mittel hat, und im Jahre 1872 schon 20.000 Ctr. Alaun lieferte.
Der Alaun-Erzeugung drohte in dem vorigen Decennium Gefahr durch die rapide Vertheuerung der Niederschlagsmittel und die dadurch mögliche Concurrenz der schwefelsaueren Thonerde. Durch die Auffindung der reichen Kaliablagerungen bei Stassfurth und den damit in

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Verbindung stehenden wesentlichen Preisrückgang der Kalisalze wurde die Alaun-Erzeugung einem neuen grossen Aufschwunge entgegengeführt. Die Firma J. D. Starck benützte auch sofort die günstigeren Conjunc-turen und hat die Concurrenz auch in diesem Producte bedeutend überflügelt und ist heute in Oesterreich die einzige leistungsfähige Firma darin.

Die Salz-, Salpetersäure- und Glaubersalz-Erzeugung.

Diese wurde im Jahre 1829 durch Herrn J. A. Edlen von Starck in Altsattl eingerichtet und im Jahre 1833 desswegen nach Kasnau übertragen, weil dieses Werk die dazu nöthige Schwefelsäure billiger lieferte und auch den Absatzorten Pilsen und Prag näher lag.
Im Jahre 1842—43 entwickelte sich in Bras ein grösserer Kohlenabsatz nach Budweis und die Frachter nahmen als Rückladung Salz, da Budweis dazumal der Stappelplatz dieses Productes aus dem Salzkammergute für ganz Böhmen war. Da der Bedarf an Salz- und Salpetersäure bereits eine Vergrösserung dieser Fabrication nöthig machte, so benützte Herr J. A. Edler von Starck im Jahre 1844 die oben angeführte Conjunctur und errichtete in Bras, nach dem damaligen Stande der Industrie in Oesterreich, ein grossartiges Etablissement.
Die Erzeugung der Salzsäure geschah anfänglich in Glasretorten, diese Ameisenarbeit genügte aber Herrn von Starck nicht und bereits im Jahre 1848 wurden Versuche gemacht, die Salzsäure in Bleikesseln zu erzeugen, welches auch im Jahre 1849 durchgeführt wurde.
Diese Erzeugungs-Methode ist auch heute noch beibehalten, und obwohl gegenwärtig durch Errichtung der grossen Sodafabriken die Massenerzeugung in denselben den Erzeug der Firma J. D. Starck in diesem Artikel geradezu verschwinden lässt, so hält heute die Salzsäure doch noch die Concurrenz und die Fabrication hat den Vortheil, dass sie den eigenen Glasfabriken das nöthige Glaubersalz in vorzüglicher Qualität liefert und damit diese Industrie unabhängig macht.
Dass die Firma J. D. Starck auch in der Erzeugung dieses Productes nicht zurückgegangen, zeigen die statistischen Erzeugungsausweise. Die Salpetersäure wird heute noch in Glasretorten sehr rein dargestellt.

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Die Russ-Erzeugung.

Herr J. A. Edler von Starck, immer bemüht die ihm von der Natur gebotenen und auch die in seinen Werken erzeugten Producte weiter selbst zu verwerthen und zu veredeln, liess sich im Jahre 1834 die Erzeugung von Russ aus reichenauer Braunkohlen für Oesterreich patentiren, um diese ausgezeichnete Braunkohle, die jedoch dazumal gar keinen Absatz hatte, zu verwerthen.
Der Russ, als Farbe, besonders aber Buchdruckerschwärze und zu schwarzen Lackfarben benützt, wurde früher aus sehr pechhältigem Holz erzeugt und später grösstenteils aus England bezogen. Herr J. A. Edler von Starck stellte ein Product her, das in kürzester Zeit das englische, sowohl in Oesterreich, wie auch in Deutschland, verdrängte.
Der Russ ist ein Product der unvollständigen Verbrennung und wird dadurch gewonnen, dass die Braunkohle mit sehr wenig Luft verbrannt und die Verbrennungsproducte in gemauerten Kammern aufgefangen werden. Der Rückstand ist Koaks, der zu metallurgischen Zwek-ken gesucht wird. Nachdem die Verbrennung, eigentlich Destillation, 11 Tage gedauert hat, wird die Kammer ausser Betrieb gesetzt und der Russ ausgetragen.
Die Russerzeugung weist in dem letzten Jahrzehent einen Rückgang aus und trägt daran die Russerzeugung aus Steinkohlentheer die Schuld. Die Russerzeugung in Reichenau hat aber jetzt ihren Zweck erfüllt, die Kohle, die früher keinen Absatz finden konnte, ist seit Eröffnung der Bahn so gesucht als Gaskohle und zum Schweissprocesse, dass Alles aufgeboten werden muss, um den Anforderungen zu genügen.

Die Phosphor-Fabrication.

In den 40er Jahren gewann bereits die Erzeugung der englischen Schwefelsäure immer mehr Eingang in Deutschland und Oesterreich und damit entstand der rauchenden Schwefelsäure (Oleum) eine grosse Concurrenz und es schien, als sollte letztere dadurch ganz verdrängt werden.
Herr J. A. Edler von Starck liess sich dadurch nicht von seinem Posten verdrängen, im Gegentheile, es war ihm nur ein Sporn, die Oleum-Fabrication in allen Zweigen zu verbessern und zu vervollkommnen, nebstbei erweiterte er aber jene Zweige der bereits bestehenden Industrie, welche Oleum verbrauchten und richtete neue ein und einer derselben war die Phosphor-Fabrication. Diese wurde in Kasnau

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im Jahre 1847 eingerichtet. Die Erzeugung des Phosphors geschah ausKnochen, diese wurden zu Asche gebrannt, zu Mehl gemahlen, dieses Mehl mit Schwefelsäure aufgeschlossen und somit sauerer phosphorsauerer Kalk erzeugt, dieser wurde dann ausgelaugt, bis zur Syrupconsistenz eingedampft, mit Holzkohlenpulver gemengt und vollkommen getrocknet. Die so erhaltene Masse wurde in Thonretorten gefüllt und in Galeerenöfen der trockenen Destillation übergeben.
Das Product dieser Destillation war der rohe Phosphor, welcher mittelst chromsaueren Kali und Schwefelsäure raffinirt und dann geformt wurde und so in den Handel kam. Das bei der Knochenmaceration erhaltene Nebenproduct war Gyps und der Rückstand von der Phosphordestillation neutraler phosphorsauerer Kalk mit etwas Kohle. Ersterer wurde direct als Düngungsmittel verkauft, letzterer zu Superphosphat verarbeitet und ebenfalls zur Düngung verkauft.
Auch in dieser Erzeugung wurden grosse Verbesserungen vorgenommen, wodurch der Kohlen- und Retortenverbrauch um ein sehr Bedeutendes verringert wurde, wie aus den statistischen Tabellen zu ersehen ist.
Durch den grossen Aufschwung der Zuckerfabrication in Oester-reich und insbesondere in Böhmen wurde auch der Bedarf an Spodium ein ungewöhnlich grosser. Ebenso absorbirte die Landwirthschaft ein grosses Quantum Knochen als Knochenmehl und Superphosphat. Dadurch giengen die Knochenpreise in einer rapiden Weise in die Höhe, und da auf 1 Ctr. Phosphor 25—26 Ctr. Knochen verbraucht wurden, so mussten in demselben Verhältnisse auch die Phosphorpreise steigen. England bezog zu dieser Zeit die Knochen aus den grossen Schlächtereien und Fleischextractfabriken in Südamerika als Ballast zu sehr billigen Preisen für die Phosphorfabrication und konnte daher dieses Product zu einem Preise verkaufen, zu welchem es in Böhmen kaum hergestellt werden konnte. Dieses veranlasste im Jahre 1868 das Aufgeben der Phosphor-Erzeugung. Die noch in Oesterreich bestandenen zwei anderen Phosphorfabriken hatten schon einige Jahre zuvor den Betrieb aufgegeben. Für die Phosphor-Erzeugung ist jetzt

Die Kunstdünger-Erzeugung

eingerichtet und umfasst diese die Erzeugung von Knochenmehl und von Superphosphaten.

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Die Schwefelsäure-Erzeugung.

Die Befürchtung, dass die englische Schwefelsäure das Oleum in der Industrie verdrängen wird, war nicht unbegründet und wird auch heute der grösste Theil der Schwefelsäure aus Schwefel oder Schwefelkiesen in Bleikammern erzeugt. Doch auch die rauchende Schwefelsäure hat noch ihren grossen Markt behalten und ist in mehreren Industriezweigen geradezu unentbehrlich.
Dieses und dann die Absicht, sich für den eigenen Bedarf eine billige Schwefelsäure zu verschaffen, veranlasste Herrn J. A. Edlen von Starck im Jahre 1850 die Schwefelsäure-Fabrication einzuführen und wurde eine Fabrik auf 25000 c' Kammerraum in Kasnau und eine eben solche in Davidsthal gebaut. Im Jahre 1857 wurde eine 3. Fabrik in Bras mit 30000 c' Kammerraum eingerichtet, im Jahre 1871 aber auf 100000 c' vergrössert. Die kasnauer Kammer wurde im Jahre 1865 auf 40000 c' vergrössert und beträgt nun der Gesammtraum der Bleikammern 165000 c'.
Der Betrieb geschah anfänglich mit Schwefel aus der eigenen Erzeugung, wurde aber schon im Jahre 1852 in Davidsthal auf Schwefelkiese eingerichtet, welche von Littmitz bezogen wurden. Auch in Kasnau und Bras war die Erzeugung anfänglich auf Schwefel eingerichtet, geschieht aber gegenwärtig auch aus Schwefelkiesen, welche theils von eigenen Gruben, theils aus dem Auslande bezogen werden. Jedoch auch da sind schon die Einleitungen getroffen, sich unabhängig zu stellen, und ist zu diesem Zwecke eine grossartige Anlage in der Ausführung.

Die Glasfabrication.

Diese Fabrication wurde im Jahre 1853 vom Herrn J. Ant. Edlen von Starck in Reichenau auf Braunkohlenfeuerung, die erste Fabrik dieser Art in Oesterreich, und im selben Jahre in Bras auf Steinkohlenfeuerung eingeführt. Im Jahre 1858 wurde eine weitere Fabrik in Davidsthal auf Braunkohlenfeuerung und im Jahre 1863 die 4. in Tre-mosna auf Steinkohlenfeuerung gegründet.
Diese Fabrication wurde, hauptsächlich desswegen eingeführt, um dem Stein- und Braunkohlenbergbaue durch den grossen Kohlenverbrauch einen raschen Aufschwung zu geben. Diese Industrie wurde in der Zeit eines zwanzigjährigen Bestandes zu einer Höhe gebracht, welche ihres Gleichen sucht. Es sind jetzt 12 Glasöfen auf den 4 Glasfabriken in Betrieb und werden 400.000 Schock = 9,600.000 ?' Tafelglas und 108.000 Stück Spiegel erzeugt.
Der Betrieb der Glasöfen geschah gleich anfänglich mit Gas, das Strecken mit Holz. Gegenwärtig wird nur mit Stein- und Braunkohlengas gearbeitet und wurden bei dieser Manipulation in der neuesten Zeit so bedeutende Verbesserungen gemacht, dass nicht nur der Brennstoffbedarf sehr vermindert wurde, sondern auch die Möglichkeit geschaffen ist, den Erzeug mit der gleichen Betriebseiurichtung zu verdoppeln.
Die für den Betrieb nöthigen Materialien werden, mit geringen Ausnahmen, aus den eigenen Gruben und Fabriken, bezogen und steht die Firma J. D. Starck auch mit dieser Industrie unabhängig da.

Der Stein- und Braunkohlenbergbau.

Obwohl die Firma J. D. Starck schon lange Stein- und Braunkohlenbergbau betreibt, so führe ich diese erst hier auf, da beide bis in die neueste Zeit blos eine künstliche Existenz hatten.
Wie schon erwähnt war Herrn J. D. Starck der Mineralkohlenbergbau anfänglich das Mittel, seine Industrie unabhängig zu machen und sie zu vergrössern. Der Kohlenbergbau wurde anfänglich auch sehr primitiv betrieben, da die Kohle so zu sagen gar keinen Werth hatte. Erst Herr J. A. Edler von Starck schenkte dem Kohlenbergbau als solchem mehr Aufmerksamkeit und war Reichenau das erste Kohlenwerk, welches er im Jahre 1833, ohne Rücksicht auf jede andere Industrie, für die Firma J. D. Starck kaufte und durch neue Erwerbungen vergrösserte. Reichenau hat eine ausgezeichnete Braunkohle und Herr J. A. Edler von Starck sah schon dazumal die Wichtigkeit derselben voraus und nahm den rationellen Aufschluss in die Hand. Das Kohlenflötz, im Niveau des Egerflusses gelegen, hat einen sehr grossen Wasserzugang und es wurde die Entwässerung desselben anfänglich mit Dampfmaschinen versucht und wurden nacheinander 4 Dampfmaschinen von 10, 24, 60 und 120 Pferdekraft aufgestellt. Da auch diese letzte im Jahre 1840 aufgestellte Maschine das Wasser nicht gewältigen konnte, so wurde im Jahre 1844 die Concession zum Betriebe des Antoni-Erb-stollens erworben und ausgeführt. Dieser ist 1530 Klafter lang, auf eine Länge von 820 Klafter ausgemauert und bringt eine Teufe von 8.9 Klafter, womit die höher gelegenen Flötztheile zum Abbau gebracht werden konnten.
Die reichenauer Braunkohle hatte bereits dazumal einen kleinen Absatz für den Hausbedarf im holzarmen Egerlande und in der näch-

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sten Umgebung, der grösste Theil des Erzeuges wurde aber zur Russ-fabrication und später zur Glasfabrication verwendet. Hatte schon diese ausgezeichnete Kohle keinen grossen Absatz, so war bei den geringeren Sorten auf den anderen Werken auf gar nichts zu rechnen.
Ebenso war es mit den Steinkohlen. Bis in die fünfziger Jahre wurde in der pilsner Mulde nur auf den radnitzer Steinkohlenwerken Kohle zum Verkaufe gefördert, alle übrigen jetzt bestehenden Werke bestanden entweder nicht, oder waren sie lahm gelegt. Nur auf einigen Werken der Firma J. D. Starck wurde Steinkohle gefördert, welche nur bei den eigenen Fabriken Verwendung fand.
Herr J. A. Edler von Starck war immer bemüht, auch dem Kohlenbergbau aufzuhelfen, vergrösserte die Industrie, welche viel Kohle verbrauchte, wie die Oleum-Erzeugung, und gründete neue Industriezweige, wie die Russ-, Phosphor- und Glasfabrication.
Erst im Jahre 1862 nahm der Kohlenabsatz in der pilsner Mulde und damit auch in Bras einen Aufschwung und wurde in Folge dessen auf den dortigen Zechen der Firma J. D. Starck der Kohlenerzeug vergrössert.
In Bras, wo die Kohle 4—6° mächtig ist und theilweise sehr seicht liegt, wurde schon lange Jahre Bergbau getrieben, jedoch wurde das Flötz auf eine unverantwortliche Weise durch den ungeregeltesten Pfeilerbau verhauen.
Herr J. Ant. Edler von Starck kaufte im Jahre 1840/41 die auf diese Weise ebenfalls sehr verhauene Sct. Georgizeche, um mit der Kohle für den Betrieb der eigenen Fabriken gedeckt zu sein, schonte aber, solange Kleinkohlen und Kohlenklein billig von den anderen Zechen zu haben waren, die eigene Zeche und war auch darauf bedacht, die Sünden der früheren Besitzer auszugleichen, damit nicht ein grosser Theil der noch anstehenden Kohle in den Brüchen und den Brandfeldern verloren gehe. Nach langen, mühevollen und kostspieligen Versuchen gelang es endlich im Jahre 1858 dem Verwalter Josef Starck eine Abbaumethode einzuführen, welche den Verhältnissen vollkommen entspricht.
Herr J. Ant. Edler von Starck liess sofort diese Abbaumethode, trotzdem sie eine bedeutende Vorauslage erforderte, im grossen Maassstabe zur Ausführung bringen und erhielt damit nicht nur der Firma J. D. Starck, sondern auch den anderen Besitzern der Kohleuwerke in Bras, welche diese Abbaumethode nachahmten, ein bedeutendes Kohlenquantum.
In den Jahren 1866 und 1870 wurden zwei weitere Zechen in Bras vom Herrn J. A. Edlen von Starck angekauft. In beiden wüthete der Grubenbrand derart, dass Niemand mehr einen Werth auf diese Schutthaufen legte. Durch die Thätigkeit der Firma J. D. Starck ist nicht nur der Brand unterdrückt, es ist auch sogar ein geregelter Bau eingeführt und ein nicht geringes Kohlenquantum dem Allgemeinen erhalten.
Die übrigen Kohlenwerke erhielten ebenfalls erst mit den Bahnverbindungen einen Aufschwung.
Zuerst wurde Tremosna in Angriff genommen, wegen der Nähe der Stadt Pilsen und der Bahn, ein grosser Absatz war aber erst möglich, nachdem die Bahn direct bis zur Grube geführt war, was jetzt der Fall ist. Hierauf kam Reichenau an die Reihe, welches wegen seiner ausgezeichneten Kohle auch immer einen Absatz hatte, der sich in den letzten Jahren steigerte, ein grösserer Verschleiss war aber auch erst in den letzten Jahren durch die directe Verbindung mit der buschtehrader Bahn ermöglicht.
Nach Reichenau kam Davidsthal, Kasnau und Münchhof zum Aufschlusse und mit Eröffnung der diese Werke berührenden Bahnen auch eine entsprechende Förderung.
Die Kohlenwerke, welche früher nur das Mittel zur Erhaltung der übrigen Industrie waren, haben sich durch die Bahnverbindungen zu ihrem wahren Werthe erhoben und muss die Industrie, die früher alle, auch die schönste geförderte Kohle in Anspruch nahm, sich gegenwärtig mit den Abfällen begnügen. Es ist aber auch da Alles für den Verbrauch von Kohlenklein eingerichtet und sieht man auf den neueren Kohlenwerken auch nicht mehr einen Centner Kohlenstaub in Vorrath stürzen; es wird Alles verbrannt.

Bruderladen für die Arbeiter der Firma J. D. Starck.

Herr J. D. Edler von Starck und sein Sohn Herr J. Ant. Edler von Starck waren von jeher darauf bedacht, das Wohl ihrer Arbeiter zu fördern. Es wurden nicht nur die Arbeiter in Krankheitsfällen auf Werkskösten behandelt und verpflegt, sondern es wurden auch die Familien während der Krankheit des Vaters unterstützt und arbeitsunfähige Leute provisionirt. Noch heute werden bei den Werken im pilsner Kreise an arbeitsunfähige Leute aus dieser Zeit oder deren Witwen jährlich 891 fl. als Provision aus den Werkscassen gezahlt. Ebenso

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wird der Bruderlade bei den Werken im egerer Kreise ein jährlicher Beitrag von 3500 fl. gegeben, damit sie ihren Verpflichtungen nachkommen und sich ein Capital sammeln kann.
Herr J. Ant. Edler von Starck gründete im Jahre 1844 für die Arbeiter der Firma J. D. Starck Bruderladen, damit die Versorgung eine geregelte werde und die Mitglieder sich einmal selbst versorgen können.
Diese Bruderladen, welche bei den einzelnen Werken separat geführt wurden, sind im Jahre 1862 zu zwei Bruderladen vereiniget worden, wovon eine für die Werke im egerer und eine für die Werke im pilsner Kreise besteht.
Ich führe unter den Beilagen in meiner Zusammenstellung die Statuten der letzteren Bruderlade, dann die Rechenschaftsberichte pro 1871 und 1872 auf und verweise auf diese wegen den Leistungen.
Die Bruderlade im pilsner Kreise besoldet zwei Med. Doctores, jene im egerer Kreise ebenfalls zwei und einen Wundarzt.
Die Firma J. D. Starck war eine der ersten Privat-Bergbau- und Industrieunternehmungen, welche Bruderladen gründete und sie war die erste, welche die Freizügigkeit ihrer Bruderladenmitglieder schützte. Im Jahre 1869 wurden von dem Vertreter der Firma die §§ 5 und 8 der Bruderladenstatuten, welche die Freizügigkeit der Arbeiter beschränkten, zur Abänderung beantragt, diese angenommen und von der k. k. Bergbehörde genehmiget.

Consumvereine.

Bei den Werken der Firma J. D. Starck bestehen Consumvereine, aus welchen die Arbeiter mit billigen und guten Waaren versorgt werden. Unter den Beilagen in dieser Zusammenstellung finden sich auch die Statuten für einen Consumverein.
Der Umsatz in den Consumvereinen auf den Werken im pilsner Kreise beträgt pr. Jahr 120.000 fl.

Schulen.

Die Firma J. D. Starck hat eine Fabriksschule, mit deutscher Unterrichtssprache, in Bras für die Kinder der dortigen deutschen Arbeiter. Lehrer, Lehrmittel und Brennstoff, sowie alle Bedürfnisse für die Schule werden von der Firma besorgt. Sonst hat die Firma keine ei-
gene Schule, Herr J. A. Edler von Starck hat aber sehr viel für die Schulen in der Nähe der J. D. Starck'schen Werke gethan.
Im Jahre 1836 wurde auf seinen Antrieb in dem Dorfe Littmitz eine Schule erbaut, wozu die Gemeindemitglieder die Materialzufuhren leisteten, alle übrigen Auslagen im Betrage von 3140 fl. bestritt die Firma J. D. Starck. Diese Schule bezieht heute noch von der Firma jährlich 160 Ctr. Braunkohle und eine Subvention von 20 fl. für den Unterlehrer.
Im Jahre 1849 wurde in Altsattl ein neues und grosses Schulge-bäude erbaut, wozu Herr J. A. Edler von Starck einen Beitrag von 5000 fl. für die Firma J. D. Starck leistete. Ferner wurden jährlich als Beitrag für einen Unterlehrer 80 fl. C. M., dann für Lehrmittel ein Beitrag von 20 fl. und ein Quantum von 160 Ctr. Braunkohlen bewilliget. Der Beitrag von 80 fl. C. M. wurde im Jahre 1870 eingestellt, weil nach dem neuen Schulgesetze der Bezirk die Besoldung der Lehrer zu übernehmen hatte, die Leistung von 20 fl. für Lehrmittel und von 160 Ctr. Braunkohlen blieb aufrecht.
In dem Dorfe Münchhof erhält die Schule jährlich zur Beheizung 360 Ctr. Braunkohlen und der betreffende Geistliche ein Honorar von 20 fl. für den Religionsunterricht.
Im Dorfe Reichenau erhält der Unterlehrer ein jährliches Honorar von 36 fl. und im Dorfe Tremosna der Lehrer 50 fl.
Im Jahre 1859 wurde zwischen den Gemeinden Hromitz und Zichlitz, ebenfalls auf Antrieb des Herrn J. A. Edlen von Starck, ein neues und schönes Schulhaus erbaut, wozu die Firma J. D. Starck das nothwendige Glas und 840 fl. in Baarem beigetragen und den beiden Gemeinden einen Betrag von 3000 fl. auf 6 Jahre unverzinslich dargeliehen hat.
Ich habe hier eine kurze Zusammenstellung über die Leistungen der Herren Edlen von Starck Vater und Sohn gegeben und überlasse es jedem unbefangenen Fachmanne darüber ein Urtheil zu fällen.
Heute werden Unternehmungen in's Leben gerufen, welche die Welt anstaunt und gegen welche die Industrie der Firma J. D. Starck in ihrem Beginne verschwindet. Wenn man jedoch in Betracht zieht, wie leicht der heutigen Industrie durch die Eisenbahnverbindungen die Zufrachtung ihrer Rohstoffe und die Abfrachtung ihrer Producte ist und mit welchen Mühseligkeiten und Hindernissen die J. D. Starck'sche Industrie zu einer Zeit zu kämpfen hatte, wo weder ein gut fahrbarer


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Weg, noch weniger aber eine Strasse vorhanden war, so muss man staunen, wie diese Hindernisse überwunden wurden.
Im Jahre 1812 wurde die Strasse von Pilsen nach Prag, im Jahre 1828 jene von Eger nach Prag, im Jahre 1856 die Strasse von Pilsen nach Saaz und im Jahre 1862 jene von Kasnau über Hromitz nach Bras gebaut. Unter diesen ungünstigen Verhältnissen hatte die Firma J. D. Starck schon viele Tausende Centner zu- und abzufrachten und es war ein Gebot der Notwendigkeit oft gleichartige Etablissements zu trennen, die man, wenn sie heute angelegt würden, auf einem Puncte concentriren würde.
Nachdem nun in der neuesten Zeit die meisten Werke in das grosse Eisenbahnnetz einbezogen wurden, trat an die Firma J. D. Starck die riesige Aufgabe heran, auf denselben leistungsfähig aufzutreten, und diese Aufgabe wurde, wie aus dem Nachstehenden zu ersehen ist, vollständig gelöst.
Im Jahre 1870 wurde die buschtehrader Bahn Prag-Eger eröffnet und wurden damit die J. D. Starck'schen Werke Münchhof, Reichenau und Davidsthal berührt. Münchhof und Reichenau förderten sofort so viel Braunkohle als abging, und ebenso Davidsthal, auf welchem Werke aber zum weiteren Aufschlusse und zur Förderung auch sofort noch zwei Wasserhaltungs- und zwei Fördermaschinen aufgestellt wurden. In den Jahren 1871 und 1872 wurden alle drei Werke durch Flügelbahnen mit der buschtehrader Bahn verbunden und können heute jeder Anforderung genügen.
Im Jahre 1871 wurde der Bau der Pilsen-Priesen-Komotauer Bahn begonnen und berührt diese die Steinkohlenwerke Tremosna und Kasnau. In Tremosna, wo die Maschinen schon früher aufgestellt waren, wurde die Ausrichtung forcirt und wird heute schon ein ganz anständiges Kohlenquantum gefördert; in Kasnau wurde mit Beginn des Bahnbaues auch ein neuer Schacht angelegt und daselbst eine lOOpferde-kräftige Wasserhaltungsmaschine und eine 35pferdekräftige Fördermaschine aufgestellt. Der Schacht ist jetzt 62° tief bis auf die Kohle niedergebracht und wird bis zur Eröffnung der Bahn Pilsen-Priesen mit der Ausrichtung so weit sein, um die volle Förderung aufnehmen zu können.
Die Förderschächte in Tremosna und Kasnau sind durch Flügelbahnen mit der Hauptbahn in Verbindung gesetzt. Von Schlackenwerth bis Eger suchen wir vergebens eine Anlage, welche die J. D. Starck'schen Anlagen in der dortigen Gegend an Grösse oder Leistungsfähigkeit nur erreicht. Ebenso gehört Alles, was man von Pilsen aus an der Pilsen-Priesner Bahn von grösseren Bergbauanlagen sieht, J. D. Starck.

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Wenn man das im Nachhange befindliche Summarium über den Besitz und die Leistungen der Firma J. D. Starck im Jahre 1872 prüft und mit jenem vom Jahre 1831 vergleicht, so muss man über den Aufschwung staunen, den die Werke genommen haben und muss sich gestehen, dass es der grossen Umsicht und der vollen Energie des Herrn J. A. Edlen von Starck bedurfte, um die Werke auf diese Höhe zu bringen.
Herr J. A. Edler von Starck wusste auch von jeher nicht nur seine Beamten zu wählen und im Geschäfte zu schulen, er wusste auch sie dem Geschäfte zu erhalten und für dasselbe zu interessiren. Er behandelte die Beamten nie als Diener, die aus Gnaden von der Firma genährt werden, sondern als seine ersten Arbeiter, die für den Bestand des Geschäftes eine Nothwendigkeit sind.
Der Ausweis über die bei der Firma J. D. Starck angestellten Beamten bildet ein goldenes Blatt in der Geschichte der Firma J. D. Starck.
Wer sein ganzes Leben so der Arbeit widmet und auch früher gewidmet hat, wie Herr J. A. Edler von Starck, der weiss auch die Arbeit zu schätzen und den Arbeiter zu ehren. Die früher aufgeführten Daten über Bruderladen, Consumvereine, Schulen etc. beweisen die humane Fürsorge des Herrn von Starck für das Wohl der Arbeiter. In dem letzten Decennium wurden durch die auftretende Concurrenz allerdings viele geschulte Arbeiter, die nur bei der Firma J. D. Starck zu haben waren, durch Zusage von hohen Löhnen entzogen; die Lücken füllten sich aber immer rasch wieder und am ehesten durch die wieder zurückgekehrten und klüger gewordenen Leute.
Die Leute lernen eben auch das Bessere von dem Guten unterscheiden und strenge Ordnung schätzen.
Es ist auch unter den vielen Arbeitern der Firma J. D. Starck noch nie eine Massen-Renitenz vorgekommen.
Ein grosser Theil der Arbeiter hat auf den Werken Naturalwohnungen. Die Wohnungen sind unentgeltlich und beziehen die Leute auch den Brennstoff.
Gegenwärtig wohnen auf allen Werken 596 Familien mit 2662 Köpfen, eine Anzahl, die die Einwohnerzahl mancher Landstadt übertreffen dürfte.
Die Firma J. D. Starck wurde bei der Industrieausstellung im Jahre 1831 in Prag, dann bei den Industrieausstellungen im Jahre 1839 und 1845 in Wien mit goldenen Medaillen und bei der pariser Weltausstellung im Jahre 1855 mit der goldenen Ehren-Medaille ausgezeichnet.


BESCHREIBUNG DES BESITZES
DER FIRMA
JOH. DAV. STARCK

Berg-, Mineralwerke und Fabriken der Firma Joh. Dav. Starck in Böhmen.

Die Berg-, Mineralwerke und Fabriken der Firma J. D. Starck bilden zwei Hauptgruppen, wovon die eine in dem ehemaligen Kreise Pilsen, die andere in dem ehemaligen Kreise Eger gelegen ist.
Die Gruppe I liegt in der Steinkohlenformation, die Gruppe II in der Braunkohlenformation des westlichen Böhmens.

Gruppe I.

Diese besteht aus nachfolgenden Haupt-Complexen mit ihren Unterabtheilungen, welche sämmtlich in dem ehemaligen Kreise Pilsen liegen.

A. Complex Hromitz.

Dieser liegt in der Gemeinde Hromitz, Bezirk Pilsen, und besteht aus:
a) Dem Mineralwerke Hromitz. Dieses liegt unmittelbar an dem Dorfe Hromitz und an der Bezirksstrasse, welche von der Pilsen-Saazer Aerarialstrasse über Hromitz, Schlitz, Nadrib, Krisch nach Bras und Radnitz führt.
b) Die Oleumfabrik in Bykov mit der Töpferei und Ziegelhütte liegen 1/2 Stunde westlich von Hromitz unweit der Hromitzer Bezirksstrasse und sind mit dieser durch eine gute Strasse verbunden.Von

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der zukünftigen Haltestation Jalovcin der Eisenbahn Pilsen-Priesen ist diese Fabrik 1/4 Stunde entfernt.
c) Jalovcin der Steinkohlenbergbau und die Dampfbrettsäge liegen in der unmittelbaren Nähe der hromitzer Bezirksstrasse und der Haltc-station Jalovcin der Eisenbahn Pilsen-Priesen.

B. Complex Bras.

Bras ist der Sammelname für die in dem westlichen Theile der radnitzer Kohlenmulde betriebenen Steinkohlenbergbaue und Industrie-werke. Diese liegen in den Gemeinden Oberstupno, Wranow, Wranowitz und Krisch, im Bezirke Rokytzan, an den Bezirksstrassen Hromitz-Radnitz, Rokytzan-Kralowitz und Bras-Pilsen und an der Eisenbahnstation Oberstupno-Radnitz der böhmischen Westbahn.
Von den hier bestehenden Berg- und Industrialwerkcn gehören der Firma Joh. Dav. Starck:
a) die Sct. Georgi- und Josefi-Steinkohlenzeche in Bras, Gemeinde Oberstupno.
b) Die vereinigten Oleumfabriken in den Gemeinden Oberstupno, Wranow und Wranowitz.
c) Die Thonwaarenfabiken in denselben Gemeinden.
d) Die Caputmortfabrik in der Gemeinde Oberstupno.
e) Die Glasfabrik in der Gemeinde Wranow.
f) Die chemische Productenfabrik in der Gemeinde Wranow.
g) Die Dampfbrettsäge in der Gemeinde Oberstupno.
h) Die Ziegelhütte in der Gemeinde Oberstupno.
i) Die Pferde-Eisenbahn, welche von den vorgenannten Etablissements, dann von der unter k) genannten Steinkohlenzeche zum Bahnhofe Oberstupno führt.
k) 4/5 Antheile der gewerkschaftlichen Sct. Bartholomäi- und Johanni-Steinkohlenzeche in der Gemeinde Wranowitz.

C. Complex Radnitz.

Dieser Maassen- und Freischurfcomplex schliesst zusammen und bildet ein Ganzes, liegt in den Gemeinden Privetitz, Radnitz und Heiligenkreuz, Bezirk Rokytzan, und besteht aus:
a) Der Antoni-, Martini- und Johanni-Steinkohlenzeche in der Gemeinde Privetitz.
b) Der Leo-, Erwein- und Hedwig-Steinkohlenzeche bei Heiligenkreuz.
c) Dem Freischurfgebiet in der Steinkohlenformation bei Radnitz.
d) Dem Freischurfgebiet auf Schwefelkiese bei Radnitz.

D. Complex Tremosna.

Dieser liegt in der Gemeinde Tremosna, Bezirk Pilsen, an der Pilsen-Saazer Aerarialstrasse und in der Nähe des Stationsplatzes Tremosna, mit welchem er durch eine Flügelbahn verbunden ist.
Dieser Complex umfasst:
a) den Steinkohlenbergbau,
b) die Glasfabrik.

E. Complex Kokorov.

Dieser liegt in der Gemeinde Nebrem, Bezirk Pilsen, an der Tuschkau-Manetiner Bezirksstrasse und umfasst die Steinkohlenzeche und das Freischurfgebiet daselbst.

F. Complex Kasnau.

Dieser liegt in der Gemeinde Kasnau, Bezirk Manetin, an der Pilsen-Plasser Aerarialstrasse und in der unmittelbaren Nähe des Stationsplatzes Kasnau der Eisenbahn Pilsen-Priesen, mit welchem der Hauptförderschacht durch eine Flügelbahn verbunden ist.
Dieser Complex umfasst:
a) Den Steinkohlenbergbau.
b) Die chemische Productenfabrik.
c) Die Oleumfabrik.
d) Die Thonwaarenfabrik.
e) Die Ziegelhütte.

G. Complex Littau.

Dieser liegt in der Gemeinde Littau, Bezirk Manetin, 1/4 Stunde von der Tuschkau-Manetiner Bezirksstrasse entfernt und umfasst das dortige Mineralwerk.

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H. Complex Draschen.

Dieser liegt in der Gemeinde Draschen, Bezirk Manetin, 1/4 Stunde von der Tuschkau-Manetiner und 5 Minuten von der Manetin-PIasser Bezirksstrasse entfernt. Er umfasst den Schwefelkiesbergbau „Frisch Glück."

J. Complex Mlatz.

Dieser Freischurfcomplex in der Steinkohlenforniation liegt in den Gemeinden Zebnitz, Mlatz, Kraschtiowitz und Voitles, kralowitzer und manetiner Bezirk, und wird von der Eisenbahn Pilsen-Priesen durchschnitten.
K. Complex der Thongruben.
a) Die kozlaner Thongraben in den Gemeinden Kozlan und Dre-wetz, Bezirk Kralowitz.
b) Die kociner Thongruben in der Gemeinde Kocin, Bezirk Kralowitz.
c) Die zebnitzer Thongruben in der Gemeinde Zebnitz, Bezirk Kralowitz.
d) Die zichlitzer Thongruben in der Gemeinde Zichlitz, Bezirk Pilsen.


Gruppe II.

Diese besteht aus nachfolgenden Haupt-Complexen mit ihren Unterabtheilungen, welche sämmtlich in dem ehemaligen Kreise Eger liegen.

A. Complex Altsattl.

Dieser liegt in der Gemeinde Altsattl, Bezirk Falkenau, und besteht aus:
a) Dem Mineralwerke Altsattl. Dieses liegt unmittelbar an dem Dorfe Altsattl und an der Carlsbad-egerer Aerarialstrasse. Von der Bahnstation Falkenau ist es 1 Stunde, von der Bahnstation Neusattl 3/4 Stunde entfernt.

[33]

b) Das Alaunwerk Altsattl. Dieses liegt ebenfalls an der oben angegebenen Strasse 1/4 Stunde von dem Dorfe Altsattl westlich entfernt.
c) Die Allerheiligen-Braunkohlen-, Alaun-, Mineral- und Schwefelkieszeche. Diese liegt in der nächsten Nähe des obigen Alaunwerkes.
d) Die David- und Carl-Braunkohlenzeche bei Grasseth in der Gemeinde Grasseth liegt 3/4 Stunde nördlich von Altsattl und unmittelbar an der buschtehrader Bahn, welche die Zeche durchschneidet.

B. Complex Davidsthal.

Dieser liegt in den Gemeinden Zwodau, Haselbach und Lauterbach, im Bezirke Falkenau, an der von Falkenau nach Schönbach führenden Bezirksstrasse und 1/2 Stunde von der Eisenbahnstation Falkenau entfernt, mit welcher er durch eine Schleppbahn in Verbindung ist. Dieser Complex umfasst:
a) den Braunkohlenbergbau,
b) die Oleumfabrik,
c) die chemische Productenfabrik,
d) die Glasfabrik,
e) die Thonwaarenfabrik,
f) die Ziegelhütte.

C. Complex Reichenau.

Dieser liegt in der Gemeinde Unter-Reichenau, Bezirk Falkenau, an der Carlsbad-egerer Aerarialstrasse und 1/2 Stunde von der Eisenbahnstation Ziditz, mit welcher er durch eine Schleppbahn in Verbindung steht. Dieser Complex umfasst:
a) den Braunkohlenbergbau,
b) die Russhütten,
c) die Glasfabrik.


D. Complex Haberspirk.

Dieser liegt in der Gemeinde Haberspirk, Bezirk Falkenau, an der von Falkenau nach Maria-Culm führenden Bezirksstrasse, 1 Stunde westlich von Davidsthal.

[34]

Dieser Complex umfasst:
a) den Braunkohlen- nebst Alaunminera-Bergbau,
b) das Alaunwerk.

E. Complex Oberlittmitz.

Dieser liegt in der Gemeinde Littmitz, Bezirk Falkenau, an der Carlsbad-graslitzer Bezirksstrasse und von der Eisenbahnstation Chodau 1 Stunde entfernt. Er umfasst:
a) den Braunkohlen- und Schwefelkies-Bergbau,
b) das Mineralwerk.

F. Complex Unterlittmitz.

Dieser liegt 1/4 Stunde südlich von dem vorhergehenden in der Gemeinde Littmitz und an der gleichen Bezirksstrasse und in gleicher Entfernung von der Eisenbahnstation Chodau.
Er umfasst:
a) den Braunkohlen- und Schwefelkies-Bergbau,
b) das Mineralwerk.

G. Complex Münchhof.

Dieser liegt in den Gemeinden Münchhof, Granesau, Grünlas und Doglasgrün, Bezirk Falkenau, an der Carlsbad-graslitzer Bezirksstrasse und beinahe unmittelbar an der Station Chodau der buschtehrader Bahn, mit welcher er durch eine Schleppbahn in Verbindung gebracht ist. Er umfasst:
a) den Braunkohlenbergbau bei Münchhof.

H. Complex Thongruben.

Dieser umfasst:
a) die Thongruben in der Gemeinde Wildstein, Bezirk Wildstein,
b) die Thongruben in der Gemeinde Kinsberg, Bezirk Eger,
c) die Thongruben in der Gemeinde Kloben, Bezirk Falkenau.

Detailbeschreibung.

GRUPPE I.

Complex Hromitz.

A. Mineralwerk Hromitz.

Dieses Mineralwerk ist auf den daselbst vorkommenden Vitriol-schiefer gegründet, aus dem hier der sogenannte Vitriolstein zur Erzeugung des rauchenden Vitriolöles gewonnen wird.

a) Bergbauobjecte.

Der Vitriolschiefer, der hier in einer Mächtigkeit von 19° consta-tirt ist, ohne dass damit das Liegende erreicht wurde, kommt in einem mächtigen Lager vor, das ein östliches Streichen nach Stunde 5 hat und beinahe horizontal liegt.
Der Abbau geschieht mittelst Abraum und steht das Erz in einer Mächtigkeit von 12° in Abbau; die weitere Mächtigkeit von 7° wurde durch eine Bohrung unter der jetzigen Abbausohle constatirt. Die Ueberlagerung des Erzes ist 11°.
Das belehnte Grubenfeld hat eine Gesammtfläche von 52.234?° und davon ist in 32.634?° das Erz durch Versuche sichergestellt, daher bei der Mächtigkeit von 19° ein Erzvolumen von 620.000 C.°
davon sind bereits abgebaut..............................................................95.000 C.°
verbleiben zum Abbau.....................................................................525.000 C.°
1 C.° Erz gibt 360 Ctr., daher verbleibt ein Abbauquantum von 189,000.000 Ctr. Erz.
Das vom Jahre 1835 bis Ende 1871 geförderte Erzquantum beträgt. 13 050 000 Ctr.

[36]

Die Förderung des Erzes geschieht auf einem in der Abraumsohle befindlichen 66° langen Förderstollen, der zu dem 22° tiefen Förderschachte führt, aus dem das Erz mittelst Maschine auf die Halde gehoben wird.

b) Betriebsgebäude.

1. Das Maschinengebäude enthält eine 10pferdekräftige Dampfmaschine mit 1 Kessel von
18' Länge und 4' Durchmesser.
2. Der Förderthurm, durch welchen das Erz auf die Halden gehoben wird.
3. Gebäude unter dem Zechenhause mit 1 Laugenreservoir.
4. Gebäude bei 6 Pfannen mit 1 Laugenreservoir.
5. Gebäude „ 3 „ „ 1 „
6. Sudhütte Nr. 1 mit 6'gemauerten Pfannen.
7. Sudhütte Nr. 2 „ 3 „
8. Sudhütte Nr. 3 „ 5 Schmandablagerungsstöcken,
„ 4 Speckstöcken,
„ 20 Kesselöfen mit 40 Kesseln,
„ 2 Calciniröfen.
9. Das Calcinirofengebäude mit 5 Calciniröfen.
10. Das Vitriolstein-Quetschwerk, betrieben durch eine 3pferde-kräftige Maschine mit Kessel von 18' Länge und 3' Durchmesser, besteht aus einem Rittinger'schen Quetschwerk mit 2 Walzen.
11. Das Rohsteinmagazin.
12. Die Binderwerkstatt.
13. Das Packhaus.
14. Badehaus mit 3 Wannen für die Arbeiter.
15. Eisenmagazin.

c) Wohngebäude.

1. Beamtenwohnung Nr. C. 26/c ebenerdig mit 6 Zimmern und 1 Küche. Dazu gehörig: 1 Hausgarten, Rind- und Geflügelviehstallungen und 1 Holzschupfe.
2. Beamtenwohnung Nr. C. 25 ebenerdig mit 4 Zimmern uud 1 Küche. Dazu gehörig: 1 Hausgärtchen, 1 Scheuer und 1 Stall auf 2 Pferde.
3. Kanzlei mit 2 Zimmern.
4. Beamtenwohnung Nr. C. 26/f ebenerdig mit 3 Zimmern und 1 Küche. Hiezu gehörig: 1 Rind- und Geflügelviehstall uud 1 Hausgärtchen.
5. Arbeiterwohnung Nr. C. 26/g bei der Schmiedwerkstatt mit 1 Zimmer.

[38]

2. Caputmortmagazin.
3. Die Tischlerwerkstatt.

b) Wohngebäude.

1. Arbeiterwohnung mit 7 Zimmern.
2. Arbeiterwohnung über dem Oleimrmagazin mit 2 Zimmern.
3. Arbeiterwohnung an der Oleumhütte mit 2 Zimmern.
C. Die Töpferei in Bykow.
Diese ist gegenwärtig mit 6 Personen in Betrieb und liefert Drai-nageröhren und feuerfeste Ziegel.

a) Betriebsgebäude.

1. Die Töpferwerkstatt mit 5 Töpferscheiben und 2 Thonsümpfen.
2. Der Trockenraum.
3. Das Brennhaus mit 2 Töpferöfen.
4. Die Thonmagazine.

b) Wohnungen.

Ueber der Werkstatt die Töpferswohnung mit 1 Zimmer.

D. Ziegelhätte in Bykow.

1. Brennofen auf 20.000 Stück Mauerziegel.
2. 3. 4. 3 grosse Ziegeltrockenschupfen.
Diese Ziegelhütte liefert die für Hromitz und Jalowcin nöthigen Ziegel.

E. Steinkohlenzeche in Jalowcin
.
Jalowcin liegt ca 1/2 Meile von Hromitz in nordwestlicher Richtung entfernt und liefert für Hromitz die Steinkohle.

a) Bergbauobjecte.

Jalowcin hat 53 Grubenmaassen und 12 Ueberschaaren mit einem Gesammtflächeninhalte von 786.784 1/2 ?°.
Die Kohlenablagerung kommt hier in 2 Flötzen vor, die eine ziemlich gleiche Mächtigkeit von ca 30" haben und durch ein Zwischenmittel von 2 bis 4 Klafter getrennt sind.
Das obere Flötz ist von schlechter Qualität und sehr mit Schiefer-thonen verunreiniget und nur zum Hüttenbetrieb oder zur Kesselheizung

[39]

zu verwenden; das untere oder Liegendflötz ist aber rein und gibt eine schöne, theilweise auch ausgezeichnete Kohle.
Der Abbau geschieht mittelst einem 36° tiefen Maschinenschachte.
Die Kohle wird trocken abgebaut und rentirt es sich desswegen auch, verdrückte Flötzpartien bis zu 12" Mächtigkeit abzubauen.
Die zum Abbau vorgerichtete Kohle ist mit 4 Millionen Ctr. geschätzt, im ganzen belehnten Felde beträgt aber die anstehende Kohle, wenn man die Hälfte auf Abbau, Flötzverdrückungen und sonstige Störungen rechnet, 32 Millionen Ctr.
Bisher wurden pr. Jahr 150—175.000 Ctr. Kohle gefördert, die grösstentheils nur in Hromitz Verwendung fanden.

b) Betriebsgebäude.

1. Das Maschinengebäude mit einer 6pferdekräftigen liegenden Dampfmaschine zur Förderung und einem Dampfkessel von 28' Länge und 4' Durchmesser.
2. Der Förderthurm über dem 36° tiefen Förderschachte.
3. Die Schmiedewerkstatt mit 1 Feuer und sämmtlicher Einrichtung.
4. Das Vorraths- und Gezähemagazin.

c) Wohngebäude.

1. Die Beamtenwohnung ebenerdig mit 3 Zimmern und 1 Küche. Hiezu gehörig: 1 Hausgärtchen und Geflügelviehstallungen.
2. Das Zechenhaus mit einer Wohnuug bestehend aus 1 Küche und 2 Zimmern, dann 1 Krankenzimmer und einer grossen Zechenstube für die auswärtigen Bergarbeiter. Hiezu gehörig: 1 freistehender Bierkeller, 1 Stall auf mehrere Stücke Rindvieh und 1 Hausgärtchen.
3. Die Steigerswohnung, angebaut an der Schmiedwerkstatt, bestehend aus einem Zimmer.

d) Grundstücke

besitzt die Zeche keine.
Die zum Bergbau benutzten Flächen werden gegen jährliche Entschädigung in Gebrauch genommen.

F. Die Dampfbrettsäge in Jalowcin.

Mit 2 Gattern und 3 Sägeblättern wird von der dastehenden 6pferdekräftigen Dampfmaschine betrieben.

[40]

Allgemeine Bemerkungen.

Die Zeche in Jalowcin wurde bis nun nur immer so betrieben, um den Kohlenbedarf von Hromitz zu decken und wurden die Aufschlüsse derart gemacht, dass immer der 10jährige Bedarf für Hromitz zum Abbau vorgerichtet war. Nun wird sich dies ändern; die Pilsen-Priesner Bahn führt unmittelbar über die Grubenfelder von Jalowcin, und es ist bereits durch eine eingelegte Horizontale Rücksicht auf einen hier zu erbauenden Stationsplatz genommen.
Die Aufschlussarbeiten müssen nun rascher betrieben werden, damit an dieser Grube auch der Kohlenverschleiss eingerichtet werden kann.
Die Leitung dieser Grube hat der Schichtmeister von Hromitz, dem hier 1 Obersteiger und 1 Steiger beigegeben sind.

Complex Bras.

A. Sct. Georgi- und Josefizeche.

a) Bergbauobjecte.

Die Sct. Georgi- und Josefizeche liegt im östlichen Theile der Braser Mulde und umfasst 3 Doppel- und 21 kleine Maassen = 83496?0.
Das hier anstehende Kohlenflötz ist 4 Klafter mächtig, ist aber schon ziemlich abgebaut und enthält nur noch 8 Millionen Ctr. Kohle.
Die Kohle ist von sehr guter Qualität.
Der Abbau beträgt pr. Jahr 500.000 Centner Kohle, welche gröss-tentheils verkauft wird, nur die Abfälle werden zu den eigenen Fabriken verwendet.

b) Betriebsgebäude.

1. Das Maschinengebäude enthält die 12pferdekräftige Dampfmaschine zur Wasserhaltung und Förderung, dann zwei Dampfkessel. Ferner eine 10pferdekräftige Maschine zum Betriebe der Brettsäge.
2. Das Schachtgebäude über dem 35° tiefen Schachte mit 2— 9"igen Pumpen und einer vollständigen Fördereinrichtung.
3. Das Magazingebäude mit der Sortirungseinrichtung.
4. Die Schmiedewerkstatt mit 2 Feuern.

c) Wohngebäude.

1. Die Beamtenwohnung mit 6 Zimmern. Hiezu gehörig 1 Rindviehstall, dann 1 Hausgarten.

[41]

2. Beamtenwohnung Nr. C. 73 Gemeinde Krisch mit 6 Zimmern. Hiezu gehörig Geflügelviehstallungen und 1 Hausgärtchen.
3. Arbeiterwohnung mit 3 Zimmern. Hiezu gehörig Rindviehstallung.
4. Arbeiterwohnung mit 4 Zimmern. Hiezu gehörig 1 Stall und 1 Scheuer.
5. Arbeiterwohnung mit 2 Zimmern.

d) Grundstücke.

1. Urbarer Grund 1 Joch 815 ?°.
2. Bauparzellen, Abräume, Haldenplätze etc. 33 Joch 997?°.

Allgemeine Bemerkungen.

Der Abbau der Kohle geschieht mittelst dem Versatz und Etagenbau und ist desswegen ein sehr schwieriger, weil die früheren Besitzer einen sehr unregelmässigen Bau führten und das ganze Feld quadrirten.
Die Oberleitung bei der Zeche hat der Verwalter, dem ein Schichtmeister, 1 Markscheider, 1 Assistent und 1 Rechnungsführer beigegeben sind.

B. Die vereinigten Oleumfabriken.

a) Betriebsgebäude.

1. Die Metschirhütte mit 32 Oleumöfen und den nöthigen Magazinen.
2. Die Wrbnahütte mit 10 Oleumöfen und den nöthigen Magazinen.
3. Die Bureschhütte mit 16 Oleumöfen und den dazu gehörigen Magazinen.
4. und 5. Die zwei neuen Hütten mit 18 Oleumöfen und den nöthigen Magazinen.

b) Wohngebäude.

1. Beamtenwohnhaus mit 4 Zimmern und Hausgarten.
2. Beamtenwohnhaus mit 2 Wohnungen zu drei Zimmern und 2 Hausgartchen.
3. Amthaus mit 3 Kanzleizimmern und 1 Wohnzimmer.
4. Beamtenwohnuug an der Metschirhütte mit 5 Zimmern.
5. Beamtenwohnung bei der Metschirhütte mit 2 Zimmern.
6. Beamtenwohnung bei der Wrbnahütte mit 4 Zimmern und 1 Hausgartchen.
7. Arbeiterwohnung daselbst mit 2 Zimmern.
8. Arbeiterwohnung bei der Metschirhütte mit 2 Zimmern.

[42]

9. Arbeiterwohnung bei der Bureschhütte mit 1 Zimmer.
10. Arbeiterwohnungen bei der Neuhütte mit 2 Zimmern.

c) Grundstücke.

1. Urbarer Grund 1 Joch 1276?°.
2. Bauparzellen 800?°.
Der grösste Theil der Bauparzellen befindet sich unter denen bei der Sct. Georgizeche.
Allgemeine Bemerkungen. Die Oberleitung der Oleumfabriken hat der Verwalter, der zugleich die Oberleitung bei den Steinkohlengruben hat und sind ihm für diese Fabriken ein Factor und ein Cassier zugetheilt.

C. Die Thonwaarenfabriken.

a) Betriebsgebäude.

1. Die Metschirtöpferei mit 4 Brennöfen und 7 Töpferscheiben, dann den nöthigen Thonsümpfen und Trockenlocalitäten. Nebst einem Pferdegöppel mit Kollergang zum Thonquetschen.
2. Die Wrbnatöpferei mit 1 Geschirrbrennofen und 3 Töpferscheiben, dann den zugehörigen Thonsümpfen, Trockenlocalitäten etc.
3. Die neue Töpferei mit 3 Geschirrbrennöfen und 7 Töpferscheiben. Hierbei befindet sich ein Pochwerk mit 16 Stämpfeln zum Thon-pochen und alle nöthigen Thonsümpfe und Trockenlocalitäten.
4. Zwei gepachtete Töpfereien mit 4 Brennöfen und 8 Töpferscheiben nebst den nöthigen Trockenlocalitäten und Thonsümpfen.

b) Wohnungen.

1. Arbeiterwohnung bei der Metschirtöpferei mit 2 Zimmern.
2. Arbeiterwohnung bei der neuen Töpferei mit 1 Zimmer.

Allgemeine Bemerkungen.

Die Bauparzellen sind unter jenen bei der Sct. Georgizeche aufgeführten.
Die Leitung der Thonwaarenfabriken geschieht von der Oleumfa-briksleitung.


D. Caputmortfabrik.

a) Betriebsgebäude.

1. Das Maschinen- und Mühlgebäude enthält eine 6pferdekräftige Dampfmaschine, dann eine Feinmühle mit französischen Steinen, ferner 2 grosse Trockenherde. Diese Maschine betreibt auch eine Pumpe, mittelst welcher reines Wasser für sämmtliche Etablissements aus dem grossen Wasserreservoir gehoben wird.
2. Die Fassdaubenerzeugung mit zwei Circularsägen, welche von der obigen Maschine getrieben werden.
3. Die Caputmortausglühhütte mit 2 Galeerenöfen á 60 Stück Röhren.
4. Die Schlemmhütte mit 10 Schlemmherden und 4 Mischstöcken.
5. und 6. Die Trockenhütte mit 4 Trockenherden. 7. Die Binderwerkstatt.
8., 9., 10. und 11. Magazine. 12. Waghäuschen.

b) Wohnungen.

2 Arbeiterwohnungen á 1 Zimmer.

c) Grundstücke.

1. Urbarer Grund 1 Joch 400?°.
2. Bauparzellen, Höfe etc. 3 Joch 425?°.

Allgemeine Bemerkungen.

Den Betrieb leitet ein Factor, dem ein Aufseher beigegeben ist.

E. Glasfabrik.

a) Betriebsgebäude.

1. Hütte I. mit zwei Glasschmelzöfen Nr. 1 und 2, 9 Gasgeneratoren, zwei Temperöfen, 8 Strecköfen, 2 Walzen-, 4 Schneid-, 1 Pack-und 1 Gemengkammer.
2. Hütte II. mit Glasschmelzofen Nr. 3, 5 Gasgeneratoren, 1 Temper- und 1 Streckofen. Nebstdem die nöthigen Magazine und Kammern.
3. Hütte III. mit Schmelzofen Nr. 4, 5 Gasgeneratoren, 1 Temper-und 3 Strecköfen. Nebstdem die nöthigen Magazine, und Kammern.
4. Das Maschinengebäude mit zwei 6pferdekräftigen Dampfmaschinen, welche 2 Kollergänge, 1 Steinbrecher, 1 Quetschwerk, 1 Feinmühle und 1 Pochwerk mit 8 Pocheisen betreiben.

[44]

5. 4 Hafenstuben mit der nöthigen Einrichtung.
6. Brennhaus mit einem Thonbrennofen.
7. Magazin auf Eisen und Eisenwaaren.
8. Magazin auf Holzkohle.
9. Magazin auf Holz- und Brettergegenstände.
10. Magazin auf Kalk.
11. Magaziu auf Stroh.
12. Wagenremise.
13. Tischlerwerkstatt.
14. Sandbrennofen.

b) Wohngebäude.

1. Beamtenwohnung Nr. C. 30 in Wranowek mit 4 Zimmern und der Kanzlei. Hiezu gehörig 1 Stall und 1 Hausgärtchen.
2. Coloniehaus Nr. 53 in Oberstupno mit 3 Beamtenwohnungen und 12 Zimmern, dann 12 Arbeiterwohnungen. Hiezu gehörig 3 Rindvieh- und Borstenviehstallungen und 3 Hausgärtchen.
3. Coloniehaus Nr. C. 37 in Wranowek mit einem grossen Schulzimmer, Lehrerswohnung mit 3 Zimmern und 2 Arbeiterwohnungen. Hiezu gehörig ein Hausgärtchen.
4. Coloniehaus Nr. C. 44 in Wranowek mit 5 Arbeiterwohnungen. Hiezu gehörig ein Rindvieh- und Borstenviehstall und ein Hausgärtchen.
5. Coloniehaus Nr. C. 49 in Wranowek mit 6 Arbeiterwohnungen, Rind- und Borstenviehstall und 1 Hausgärtchen.
6. Coloniehaus Nr. C. 52 in Wranowek mit 10 Arbeiterwohnungen.
7. Coloniehaus Nr. C. 53 in Wranowek mit 9 Arbeiterwohnungen.
8. Coloniehaus Nr. C. 54 in Wranowek mit 6 Arbeiterwohnungen.
9. Coloniehaus Nr. C. 55 in Wranowek mit 6 Arbeiterwohnungen, Rind- und Borstenviehstallungen und Hausgarten.
10. Coloniehaus Nr. C. 71 in Wranowek mit 7 Arbeiterwohnungen, Borsten- und Geflügelviehstallungen.
11. In Nr. C. 30 2 Arbeiterwohnungen.

c) Grundstücke.

1. Urbarer Grand 637?°.
2. Bauparzellen, Höfe und Hüttenplätze 4 Joch 1381?°.

Allgemeine Bemerkungen.

Die Leitung der Fabrik hat ein Verwalter und sind ihm ein Buchhalter, ein Rechnungsführer und ein Assistent zugetheilt.

F. Die chemische Fabrik.

a) Betriebsgebäude.

1. Die Salzsäurefabrik mit 6 Bleiapparaten, 3 Flammöfen, 1 Gradirkammer, 3 Salzmagazinen und 1 Packkammer.
2. Die Schwefelsäurefabrik mit 2 Bleikammern von 103000 C' Kammerraum mit Gay-Lussak-Apparat und Luftpumpen.
3. Das Schwefelkiesofengebäude mit 12 Oefen.
4. Das Maschinengebäude mit einer 10pferdekräftigen Maschine und Kessel, 1 Steinbrecher, Sortierwerk und 1 Feinmühle.
5. Das Concentrationsgebäude mit 6 Pfannensystemen und 1 Platinapparat.
6. Die Salpetersäurefabrik mit 18 Kapellenöfen, Füllkammer und Gradirkammer.
7. Das Glaubersalzmagazin.

b) Wohngebäude.

1. Beamtenwohnung mit 6 Zimmern und Hausgarten.
2. Chaluppe Nr. C. 41 in Wranowek mit 3 Arbeiterwohnungen.

c) Grundstücke.

1. Urbarer Grund 2 Joch.
2. Bauparzellen, Hüttenhöfe, Haldenplätze etc. 7 Joch 527 ?°.

Allgemeine Bemerkungen.

Diese Fabrik umfasst die Schwefelsäure-, Salzsäure- und Salpetersäure-Erzeugung und wird von einem Verwalter geleitet, dem 1 Rechnungsführer und 1 Assistent beigegeben sind.

G. Die Dampfbrettsäge.

Dieses auf 6 Blätter eingerichtete Sägewerk ist an das Dampfmaschinengebäude der Sct. Georgizeche angebaut und wird von der in diesem Gebäude aufgestellten 10pferdekräftigen Dampfmaschine betrieben. Die Leitung und Verrechnung geschieht bei der Sct. Georgizeche.

H. Die Ziegelhütte.

Betriebsgebäude.

1. 2. 3. 4. Ziegelschlagschupfen. 5. und 6. Zwei Brennöfen.

[46]

Allgemeine Bemerkungen.

Diese Ziegelhütte liefert alle Bau- und Faconziegel für die Etablissements und hat auf lange Jahre den Bedarf an Lehm gedeckt. Die Leitung und Verrechnung geschieht bei der Sct. Georgizeche.

J. Die Pferdebahn.

Diese wurde im Jahre 1871 gebaut und verbindet die Steinkohlengruben und mehrere Fabriks-Etablissements unter einander und mit dem Stationsplatze Radnitz. Diese Bahn ist 2090 Klafter lang und hat einen Bremsberg.

K. Die Sct. Bartkolomäi- und Johanni-Steinkohlenzeche.

a) Bergbauobjecte.

Diese Zeche liegt im nördlichen Theile der braser Steinkohlen-mulde und besteht aus 1 Doppel- und 39 1/2 kleinen Maassen mit einem Gesammtflächeninhalte von 40.572?°. Die Kohle ist 4° mächtig, jedoch schon grösstentheils abgebaut und stehen noch 17 Millionen Ctr. Kohle au.
Die Kohle ist von guter Qualität und beträgt die Jahresförderung 500.000 Ctr., wovon circa 300.000 Ctr. zu den eigenen Fabriken, der Ueberrest aber zum Verkaufe geht.

b) Betriebsgebäude.

1. Das Maschinengebäude in der Gemeinde Krisch mit einer 12pfer-dekräftigen Wasserhaltungs- und einer 8pferdekräftigen Fördermaschine, dann zwei Dampfkesseln.
2. Der Schachtthurm über dem 41° tiefen Maschinenschachte, in welchem zwei 7"ige Plungerpumpen eingebaut sind.
3. Das Kohlenmagazin mit der Sortirvorrichtung.
4. Die Schmiedewerkstatt mit 1 Feuer.

c) Wohngebäude.

1. Das Amthaus mit 2 Kanzleien und 2 Beamtenwohnungen mit 6 Zimmern. Hiezu gehörig Rindviehstall und Hausgarten.
2. Zechenhaus mit 4 Zimmern. Hiezu gehörig ein Stall und eine Schupfe.
d) Wirthschaftsgebäude. Pferdestall auf 3 Paar Pferde.

[47]

e) Grundstücke.

1. Urbarer Grund 2 Joch 800 ?°.
2. Bauparzellen, Halden, Abräume etc. 15 Joch 800 ?°.
Allgemeine Bemerkungen. Die Zeche wird von einem Schichtmeister geleitet, dem 1 Rechnungsführer und 1 Obersteiger beigegeben sind.

 

Complex Radnitz.

Bergbauobjecte.

1. Die Antoni-, Martini- und Joachimi-Steinkohlenzechen bei Priwetitz bestehend in 5 Maassen = 62.700 ?° enthalten ein Kohlenflötz von 1° 3' Mächtigkeit und guter Qualität.
Das anstehende Kohlenquantum beträgt 4 Millionen Ctr.
2. Die Leo-, Erwein-, Hedwig-Steinkohlenzechen bei Heiligenkreuz bestehend in 6 Maassen = 75.240?° enthalten 2 Kohlenflötze von 4' Mächtigkeit und mittlerer Qualität.
Diese Zeche ist noch zu wenig aufgeschlossen, um das anstehende Kohlenquantum bestimmen zu können.
3. Das zwischen diesen beiden Objecten 1 und 2 liegende Frei-schurfterrain von 5,221.840 ?° liegt theils in der Kohlenformation und theils am Thonschiefergebirge, welches sehr hoffnungsvolle Schwefel-kiesgänge und Vitriolschieferlager enthält.
Ein 24" mächtiges Lager von 40% Schwefel haltenden Schwefelkiesen ist bereits aufgeschlossen.

Allgemeine Bemerkungen.

Die Kohle in den angegebenen Zechen wird erst dann zum Aufschlüsse gebracht werden, wenn die Kohlen in Bras abgebaut sind. Vorerst werden jedoch die Schürfungen in dem Freischurfterrain fortgesetzt.

Complex Tremosna.

Das tremosnaer Werk liegt 3/4 Meile nördlich von Pilsen entfernt an der Pilsen-Saazer Aerarialstrasse und wird von der Eisenbahn Pilsen-Priesen unmittelbar berührt, und ist in nächster Nähe der Stationsplatz.

[48]

A. Die Steinkohlenzeche Tremosna.

a) Bergbauobjecte.

Tremosna hat 60 belehnte Grubenmaassen und 2 Ueberschaaren mit einem Gesammtflächeninhalte von 766.781?°.
Die Kohlenablagerung besteht in einem Flötz von 6—10' Mächtigkeit; die Qualität dieses Flötzes ist eine ausgezeichnete, die Kohle ist eine nicht backende, aber fette mit muschligem Bruch.
Der Abbau geschieht gegenwärtig durch 3 offene Schächte, wovon der tiefste 62° ist.
Die durch diese 3 Schächte zum Abbau vorgerichtete Kohle beträgt 172.000 ?° = 30 Millionen Ctr.
Das Fortsetzen des Flötzes in dem weiteren belehnten Felde und den anstossenden Freischürfen, welche einen Flächeninhalt von 2,020.000?° haben, ist theils durch Bohrungen sichergestellt, theils - durch die angrenzenden offenen Baue mit Sicherheit als vorhanden anzunehmen; wenn man jedoch nur in der Hälfte dieses Kohlenfeldes die Kohle als vorhanden annimmt, so beträgt das anstehende Kohlenquantum 210 Millionen Ctr.
Bisher wurden pr. Jahr 2 bis 250.000 Ctr. Kohle gefördert, wovon ein Theil bei der hier etablirten Glasfabrik in Verwendung kam, der Ueberrest aber zu sehr guten Preisen verkauft wurde.
Durch den nun abgeteuften grossen Förderschacht soll die jährliche Kohlenförderung auf 1 Million Ctr. gebracht werden, und ist der Absatz dieses Quantums durch die Pilsen-Priesner Eisenbahn vollständig gesichert.

b) Betriebsgebäude.

1. Das Maschinenhaus am Ignazischacht enthält eine 50pferde-kräftige liegende und direct wirkende Wasserhaltungsmaschine.
2. Das Kesselhaus mit 4 Dampfkesseln von 28' Länge und 4' Durchmesser.
3. Das Schachthaus über dem 62° tiefen Wasserhaltungsschachte, in welchen 4 Stück 12"ige Druckpumpen mit den nöthigen Steig- und Saugröhren eingebaut sind.
4. Die Schmiedewerkstatt mit 2 Feuern.
5. Das Maschinenhaus zum Agnes-Förderschacht enthält eine 15-pferdekräftige liegende Fördermaschine.
6. Das Kesselhaus mit einem Dampfkessel 27' lang, 31/4' Durchmesser mit Boulier von 20' Länge, 2]/2' Durchmesser.
7. Das Schachthaus mit dem Förderthurme über dem 62° tiefen Förderschachte; an denselben ist die Kohlenseparation angebaut.

[49]

8. Das Maschinengebäude beim Antonischachte enthält eine 24pfer-dekräftige liegende Wasserhaltungsmaschine und eine 8pferdekräftige liegende Fördermaschine.
9. Das Kesselhaus mit einem Dampfkessel von 30' Länge und 5' Durchmesser; dann 1 Kornwallkessel von 25' Länge 5'6"Durchmesser mit 2 Feuerrohren.
10. Das Schachthaus über dem 36° tiefen Wasserhaltungs- und Förderschachte, worin zwei 9"ige Druckpumpen mit den nöthigen Steig-und Saugröhren eingebaut sind.

c) Wohngebäude.

1. Die Beamtenwohnungen, bestehend in einer Wohnung mit Küche und 4 Zimmern; eine zweite Wohnung bestehend in 2 Zimmern; zwei Wohnungen aus je einem Zimmer und der Kanzlei aus 2 Zimmern.
2. Zechenhaus mit 8 Arbeiterwohnungen zu je 1 Zimmer und einer Zechenstube für die Bergarbeiter.
3. Wohnhaus beim ehemaligen Ignaziförderschachte mit 2 Wohnungen zu je 1 Zimmer und 1 Küche.
4. Wohnung im 1. Stock des Schmiedgebäudes mit 2 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
5. Wohnhaus beim Ignazihauptschachte bestehend in einer Wohnung mit 1 Küche und zwei Zimmern, dann 1 Zechenstube für fremde Bergleute.
6. Wohnhaus beim Agnesschachte enthält eine Wohnung mit 1 Küche und 1 Zimmer, dann 1 Krankenzimmer für fremde Arbeiter.
7. Wohnung beim Antonischacbte bestehend in 1 Zimmer und 1 Kammer.

d) Grundstücke.

An Bauparzellen und öden Grund 1 Joch 484?°.

Allgemeine Bemerkungen.

Die Leitung der Grube hat der Schichtmeister, dem 1 Rechnungsführer, 1 Assistent und 1 Steiger beigegeben sind.


B. Die Glasfabrik.

Diese wurde hier etablirt, um theils die Abfallkohle von der Grube zu verwerthen, theils einen grösseren Kohlenerzeug zu ermöglichen, da der Kohlenabsatz bei grösserem Erzeuge zur Zeit der Eröffnung des Werkes geradezu unmöglich war.

[50]

a) Betriebsgebäude.

1. Die Schmelzhütte mit 3 Schmelzöfen auf je 10 Häfen, die auf Gasbetrieb eingerichtet sind, und 2 Temperöfen.
2. Das Gasofengebäude mit 2 Doppelgasöfen.
3. Das Gasofengebäude mit 4 Doppelgasöfen.
4. Die Hafnerei mit einer Hafnerstube, 2 Gemengkammern und 1 Trockenofen.
5. Die Streckhütte mit 6 Strecköfen.
6. Das Schneidkammergebäude mit den Schneidkammern.
7. Das Glasmagazin.
8. Das Maschinengebäude enthält eine 12pferdekräftige liegende Dampfmaschine mit einem Boliér-Kessel von 18'Länge und 3 1/2' Durchmesser bei dem obern, und 12' Länge und 3' Durchmesser bei dem untern Kessel.
9. Das Mühlgebäude enthält ein Pochwerk mit 15 Pochstämpfeln, einen Kollergang und eine gewöhnliche Mahlmühle mit französischen Steinen.
10. Das Thonbrennhaus mit dem Thonbrennofen und dem Thon-magazin.
11. Die Tischlerei mit der Werkstatt und dem Kistenmagazin.

b) Wohngebäude.

1. Beamtenwohnung Nr. C. 74 enthält eine Wohnung mit 1 Küche und 3 Zimmern, dann eine zweite Wohnung mit l Zimmer und die Kanzlei mit 1 Zimmer.
2. Zechenhaus Nr. C. 64 mit einer Arbeiterwohnung zu 2 und einer zu 1 Zimmer.
3. Zechenhaus Nr. C. 65 mit 4 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
4. Zechenhaus Nr. C. 75 mit 5 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
5. Zechenhaus Nr. C. 76 mit 5 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
6. Zechenhaus Nr. C. 77 mit 5 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
7. Zechenhaus Nr. C. 78 mit 5 Wohnungen zu je 1 Zimmer.
8. Wohnung beim Pferdestall mit 1 Zimmer.

c) Wirthschaftsgebäude.

Pferdestall auf 1 Paar Pferde und Rindviehstall.

d) Grundstücke.

An Hutweiden 3 Joch 1426 ?°. Bauparzellen, Höfe und Materialplätze 9 Joch 607 ?°.

[51]

Allgemeine Bemerkungen.

Von den 3 Schmelzöfen sind 2 in Betrieb, der 3. ist zur Verhütung einer Betriebsstörung in Reserve. Der Erzeug hat bisher pr. Jahr 50.000 Schock Glas betragen, nachdem aber die Oefen nach einem neuen System betrieben werden, wodurch nicht nur an Brennstoff, sondern auch an Zeit sehr gespart wird, so wird der Erzeug mindestens um 1/3 sich vermehren. Die Fabrik leitet ein Factor, dem 1 Rechnungsführer und 1 Assistent beigegeben sind.

Complex Kokorow.

Diese im westlichen Theile der pilsner Mulde gelegene Steinkohlenzeche umfasst 27 belehnte Grubenmaassen und 14 Freischürfe mit einer Gesammtfläche von 1,046.221 ?°.
Die Kohle ist hier in einer Mächtigkeit von 3—4' und in einer Teufe von 8—16° durch mehrere Schächte und Bohrlöcher aufgeschlossen und ist von guter Qualität. Durch die eigenen und die anrainenden Aufschlüsse ist das Vorkommen der Kohle in dem occupirten Felde mit Sicherheit zu erwarten und beträgt das anstehende Kohlenquantum, wenn man die Hälfte des Feldes auf Störungen und Verwerfungen abrechnet, 55,000.000 Ctr.
In diesem Complex konnte noch kein grösserer Aufschlussbau angelegt werden, da dieser wegen der grossen Entfernung von der Bahn sich nicht auszahlen würde.

Complex Kasnau.

A. Die Steinkohlenzeche.

Dieselbe bewegt sich auf dem nordöstlichen Rande der pilsner Steinkohlenmulde und liegt an der Pilsen-Saazer Aerarialstrasse und an der Eisenbahnstation Kasnau der Pilsen-Priesner Bahn.

a) Bergbauobjecte.

Hier ist ein Flötz von circa 10' Mächtigkeit im Abbau und gegenwärtig durch einen Hauptschacht im weiteren Aufschluss begriffen. Der Schacht ist nun auf das Liegende niedergebracht und ist in 61° 4' Teufe ein Flötz von 1° 3' Kohle dann in 63° 2' 3" Teufe ein Flötz von 0° 4' „ und in 65° 3' 0" Teufe ein Flötz von 0° 3' „ Ganze Mächtigkeit 2° 4' Kohle.

[52]

Der belehnte Grubenbesitz umfasst 53 Maassen uud 1 Ueberschaar mit.............668.862 ?°.
Das daran stossende und in der Kohlenformation
befindliche Schurfgebiet, Freischürfe mit .......................2,428.679 ?°.
Summa der Fläche 3,097.541 ?°.
Es ist nicht zu zweifeln, dass in dieser grossen Fläche die Kohle ansteht, wird aber zur Berechnung des Kohlenquautums nur die Hälfte des Flächenraumes und nur 1° Mächtigkeit der Kohle angenommen, so ergibt dies ein Abbauquantum von 1,548.771 C° á 180 Ctr. Kohlen = 270,000.000 Ctr.
Gegenwärtig ist ein Schacht im Baue, der in der 62. Klafter das Kohlenflötz trifft uud durch den, nach ausgeführten Bohrungen, circa 32 Millionen Ctr. Kohle zum Abbau gebracht werden.
Die Kohle ist eine Schieferkohle von sehr guter Qualität und zu allen Feuerungszwecken sehr gut zu verwenden.
Die Förderung war gegenwärtig nur eine geringe, circa 180.000-Ctr. pr. Jahr, und da kein Verschleiss an die Bahn möglich war, wurde obiges Kohlenquantum nur bei der hiesigen chemischen Productenfabrik und bei dem Mineralwerke Littau verbraucht. Nun ändert sich durch die Nähe der Pilsen-Priesner Bahn dieses Verhältniss und wird mindestens 1 Million Ctr. pr. Jahr zur Förderung kommen.
Der Bahnflügel vom Bahnhofe Kasnau zum Förderschachte ist bereits im Baue.
Der Schacht ist jetzt 56° tief und wird bis Ende Jänner 1873 auf die Kohle niedergebracht.

b) Betriebsgebäude.

Kunstschacht.

1. Förderthurm mit Maschinenbaus für eine 100pferdekräftige, di-rect wirkende Wasserhaltungsmaschine über dem 62° tiefen, gemeinschaftlichen Kunstschachte, mit vollständiger Fördereinrichtung und Was-serhaltungseinrichtung, bestehend aus vier 13"igen Druckpumpen mit den nöthigen Steig- und Saugröhren.
2. Fördermaschinengebäude mit einer 35pferdekräftigen liegenden Fördermaschine, dann 3 Speisepumpenmaschinen und einem Vorwärmer von 30' Länge und 3' 6" Durchmesser.
3. Kesselhaus mit 6 Dampfkesseln von 42' Länge und 4' 3" Durchmesser.
4. Fördermaschinenhaus mit einer 8pferdekräftigeu liegenden Fördermaschine zur Förderung der Berge aus dem Schachte beim Abteufen.

[53]

5. Die Schmiede- uud Schlosserwerkstatt mit 4 Schmiedefeuera und der nöthigen Einrichtung, dann Magazin.

c) Wohngebäude.

1. Chaluppe Nr. C. 30/a mit 2 Arbeiterwohuungen á 2 Zimmern.
2. Haus Nr. C. 30/b mit 1 Arbeiterwohnung á 2 Zimmern und 1 Zechenstube für fremde Arbeiter.
3. Beim Schachte 1 Arbeiterwohnung mit 2 Zimmern. Hiezu gehört Rindviehstallung, Scheuer und 1 Hausgärtchen.
4. Beim Schachte 1 Beamtenwohnung mit 4 Zimmern.
5. Zechenhaus beim Schachte mit 1 Zechenstube für die auswärtigen Arbeiter, dann 1 Wohnung mit 2 Zimmern.

d) Grundstücke.

Urbarer Grund 1260 ?°.
Werksräume und Bauparzellen 6 Joch.

Allgemeine Bemerkungen.

Im Freischurfterrain ist gegenwärtig der Bohrversuch Nr. 36 bis auf die Teufe von 121 Klafter niedergebracht und steht in einem sehr viel Hoffnung auf Kohle versprechenden Sandstein an. Dieser Bohrversuch wird für das ganze Schurfterrain einen Anhaltspunct bieten. Die Betriebsleitung hat der Markscheider und ist ihm ein Steiger beigegeben.

B. Die chemische Productenfabrik.

Diese besteht:
a) Aus der Schwefelsäurefabrik.
b) „ „ Kunstdüngerfabrik.
c) „ „ Eisenvitriolfabrik.

a) Betriebsgebäude.

1. Das Oefengebäude mit 6 Schachtöfen zur Kiesverbrennung.
2. Das Bleikammergebäude mit einem Bleikammcrsystem von 44.000 C' Inhalt.
3. Das Concentrationsgebäude mit 2 Bleipfanncnsystemen á 3 Pfannen, Magazin und Hüttenstube.
4. Das Concentrationsgebäude für 66° Schwefelsäure mit 2 Oefen á 6 Capellen.
5. Das Mühlgebäude mit einer 6pferdekräftigen Dampfmaschine,

[54]

welche einen Steinbrecher, 2 Walzquetschen, 1 Pochwerk mit 6 Stäm-pfeln und eine Mühle mit französischen Steinen betreibt. Der Dampfkessel ist 18' lang und 3' Durchmesser. Dabei sind 2 Magazine.
6. Die Calcinirhütte mit einem Flammofen.
7. Die Kunstdüngerfabrik mit dem Ansatzlocale für 30 Bottiche, dem Trockenlocale mit 3 Pfannenöfen & 2 Pfannen, 2 Productenmaga-zinen und 1 Materialmagazin.
8. Die Vitriolfabrik mit 1 Dampfkessel, 2 ausgebleiten Kochern, 8 ausgebleiten Crystallisationskästen und 1 Productenmagazin.
9. Knochenmagazin.
10. Schwefelkiesmagazin.
11. Eisenmagazin bei der Vitriolfabrik.
12. Binderwerkstatt.

b) Wohngebäude.

1. Amtshaus Nr. C. 34 mit 3 Zimmern für Kanzleien und einer Beamtenwohnung mit 6 Zimmern. Hiezu gehörig: 1 Pferdestall, 1 Bindviehstall, Geflügelstall, Wagenremise, Scheuer und 1 Hausgarten.
2. Beamtenwohnung im Dorfe Kasnau für 2 Beamte mit 8 Zimmern.
3. Zechenhaus Nr. C. 31 mit 2 Beamtenwohnungen á 1 Zimmer und 15 Arbeiterwohnungen á 1 Zimmer.
4. Bei der Calcinirhütte 1 Arbeiterwohnung mit 1 Zimmer.
5. Bei der Binderei 1 Arbeiterwohnung mit 1 Zimmer.
6. Bei der Mühle 1 Arbeiterwohnung mit 1 Zimmer.
7. Wohnhaus bei der Vitriolfabrik mit 3 Arbeiterwohnungen in 5 Zimmer.

c) Grundstücke.

Productiver Boden 140 ?°.
Unproductiver Boden, Halden und Hüttenplätze, Bauparzellen etc. 6 Joch 133 ?°.

Allgemeine Bemerkungen.

a) Die Schwefelsäurefabrik wurde im Jahre 1870 auf den Betrieb mit Schwefelkiesen eingerichtet und wurde theils Kies von „Frisch Glück" bei Draschen, theils rheinischer Kies verbrannt. Es werden pr. Jahr 14.000 Ctr. 60° Schwefelsäure erzeugt, welche zur Dünger-, Vitriol- und Oleum-Erzeugung verwendet und theilweise als 66° Schwefelsäure direct versandt wird. An 66° Schwefelsäure werden 2400 Ctr. pr. Jahr versandt.
b) Die Kunstdüngerfabrik. In dieser wird rohes und aufgeschlossenes Knochenmehl und Superphosphat aus Phosphoriten und aus Guano erzeugt.
c) Die Eisenvitriolfabrik. Der Vitriol wird aus Eisenabfällen mit Schwefelsäure erzeugt und liefert die Fabrik 8000 Ctr. Vitriol. Dieses Werk hatte mit grossen Hindernissen bisher dadurch zu kämpfen, dass alle Rohproducte und alle erzeugten Producte von und nach Pilsen pr. Achse verfrachtet werden mussten, was nicht nur grosse Auslagen verursachte, sondern einen Betrieb im grossen Masstabe geradezu unmöglich machte. Nun ändert sich dies aber; durch die Bahn Pilsen-Priesen wird das Werk unmittelbar berührt und wird die Erzeugung einen raschen Aufschwung nehmen. Die Leitung des Werkes hat der Schichtmeister, dem 1 Rechnungsführer, 1 Assistent und 1 Hüttenaufseher beigegeben sind.

C. Oleumfabriken.

Diese bestehen aus der:
1. Fabrik Nr. 1 mit 8 Oefen, Stein- und Oleummagazin, dann
2. Fabrik Nr. 2 mit 14 Oleumöfen, Stein- und Oleummagazin.

Allgemeine Bemerkungen.

Diese Fabriken werden mit der früher aufgeführten chemischen Productenfabrik unter Einem verwaltet und sind die hiezu gehörigen Gebäude unter Einem aufgeführt.
In der Fabrik Nr. 1 wird wasserhelles 78° und 80° Oleum erzeugt und pr. Jahr 6000 Ctr. littauer Vitriolstein und 1410 Ctr. 66° Schwefelsäure verarbeitet und daraus 1363 Ctr. 78° und 2000 Ctr. 80° Oleum erzeugt.
In der Fabrik Nr. 2 werden 9072 Ctr. hromitzer Vitriolstein verarbeitet und 4717 Ctr. ordinäres Oleum erzeugt.
Das rückständige Caputmortuum wird theils von hier als ordinäres in Handel gebracht, theils in die Caputmortuum-Fabrik zu Bras zur weiteren Verarbeitung versandt.

D. Die Thonwaarenfabrik.

Diese liefert das für die Oleum- und chemische Fabrik nöthige Destillationsgeschirr und die Flaschen zur Versendung.

a) Betriebsräume.

1. Die Töpferwerkstatt mit 7 Drehscheiben und 2 Thonsümpfen.

[56]

2. und 3. Trockenräume mit den Stellagen.
4. und 5. Brennhäuser, das eine mit 2, das andere mit 1 Brennofen.

b) Wohnungen.

Ueber der Werkstatt die Töpferwohnung mit 1 Zimmer.

E. Die Ziegelhütte.

Diese liefert die für Kasnau nöthigen Ziegel.

Betriebsgebäude.

1. Ziegelofen auf 20.000 Stück Mauerziegel.
2. 3. 4. Trockenschupfen.

Complex Littau.

Mineralwerk Littau.

Dieses, 2 Stunden westlich von Kasnau gelegen, ist auf den daselbst vorkommenden Vitriolschiefer gegründet, aus dem der Vitriolstein für wasserhelles 78° und 80° Vitriolöl gewonnen wird.

a) Bergbauobjecte.

Der Vitriolschiefer ist hier mit einer Mächtigkeit von 8° im Abbaue, ohne dass das Liegende des Lagers erreicht wäre. Die Gewinnung geschieht mittelst Abraum und beträgt die Ueberlagerung von 6 bis 8 Klafter.
Das belehnte Grubenfeld beträgt 2 grosse Grubenfeldmaassen mit
einem Flächeninhalte von............50.156 ?°.
davon sind bereits abgebaut........... 2.120 ?°.
bleiben 48.036 ?°. Abbaufeld mit einer Mächtigkeit von 8°, daher ein Abbauquantum von 384.000 C° á 360 Ctr. Erz = 138,000.000 Ctr. Erz.
Die Erzförderung wurde früher hier stark betrieben, ist aber seit dem Jahre 1845 eingestellt. Auf Halden wurden bis dahin 6,105.000 Ctr. Erz gefördert.
Die Erzförderung wurde desswegen eingestellt, weil der Vitriolstein gegen den hromitzer zu theuer kam und nur 33% Vitriolöl gab.
Die Erzeugung wurde aber im Jahre 1866 wieder aufgenommen, da durch eine Manipulationsverbesscrung der Stein 40% Vitriolöl gibt.

[57]

Die vorräthigen Halden aber reichen bei dem laufenden Erzeug noch auf mindestens 20 Jahre.

b) Betriebsgebäude.

1. Die Siederei mit 2 gemauerten Pfannen.
2. Die Sudhütte mit 10 Sudkesseln und dem Kuttraum für den rohen Vitriolstein.
3. Die Calcinirhütte mit 2 Flammöfen zum Calciniren des Vitriolsteines.
4. Die Steinpocherei.
5. Das Sumpfgebäude mit 2 grossen Laugensümpfen und 1 grossen Vorrathsmagazin.

c) Wohngebäude.

1. Die Steigerswohnung mit 2 Zimmern und 2 Bodenzimmern, Stall und Gärtchen.
2. Arbeiterwohnung mit 2 Wohnungen á 2 Zimmer, Stall und Hausgärtchen.
8. Arbeiterwohnung mit 2 Zimmern.

d) Grundstücke.

Auf Werksdauer gepachtete Grundstücke 2 Joch 548 ?° Aecker und 10 Joch Hütten- und Haldenplätze.

Allgemeine Bemerkungen.

Die jährliche Vitriolsteinerzeugung beträgt 6000 Ctr., welche in der Vitriolfabrik in Kasnau verarbeitet werden. Die Leitung des Werkes hat 1 Steiger, der vom Schichtmeister in Kasnau inspicirt wird.

Complex Draschen.

Schwefelkiesbergbau „Frisch Glück" in der Gemeinde Draschen.

a) Bergbauobjecte.

Der Schwefelkies kommt hier auf einem Lager im Thonschiefer vor, ist theils in Letten eingelagert, theils steht er gediegen an, und hat eine Mächtigkeit von 3—18'. Das Lager hat ein steiles südliches Verflächen und ein Streichen von West nach Ost. Das Lager ist bisher auf eine Länge von 300° aufgeschlossen und in einer Teufe von 4—10

[53]

Klafter und sind circa 140.000 Ctr. Schwefelkies zum Abbau vorgerichtet.
Dieses Lager ist mit 4 Grubenmaassen belehnt.

b) Wohngebäude.

Arbeiterwohnung mit 1 Zimmer.

c) Grundstücke.

Haldenplätze und Bauparzellen von der Gemeinde Draschen auf Zeit des Werksbestandes gemiethet.

Allgemeine Bemerkungen.

Es wurden bis nun hier 20.000 Ctr. Schwefelkies gefördert und auf der Bleikammer in Kasnau direct auf Schwefelsäure verarbeitet. Im Jahre 1873 wird daselbst eine Wasserhaltungsmaschine aufgestellt, um das Lager in grösserer Teufe zum Abbau bringen zu können, und wird dann mindestens das Doppelte an Kies gefördert.

Complex Mlatz.

Dieser Schurfcomplex umfasst 32 Freischttrfe mit 2,205.728?°. Flächenraum und liegt durchaus in der Steinkohlenformation, in welcher die Steinkohle in einer Mächtigkeit von 30—40" bereits an mehreren Stellen aufgeschlossen und im Abbaue ist.
Die im Betriebe stehenden Schürfungen berechtigen zu den besten Hoffnungen.

Complex der Thongruben.

1. Die Thonfelder in den Gemeinden Kozlan und Drewetz umfassen einen Flächenraum von 1593 ?° und steht der Thon daselbst 3° mächtig an und ist noch ein Quantum von 500.000 Ctr. zu gewinnen. Die jährliche Gewinnung von diesem Thone beträgt 20.000 Ctr.
2. Die Thongruben in der Gemeinde Kocin umfassen einen Flächenraum von 2400 ?°. Der Thon steht 1 Klafter mächtig und ist daselbst ein Quantum von 500.000 Ctr. Thon anstehend, der aber erst zum Abbaue kommt, wenn die kozlaner Thonfelder ausgebeutet sind.
3. Die Thongrube in der Gemeinde Schlitz hat einen Flächenraum von 400?°. und ist der Thon 3° mächtig. Das anstehende Quan-

[59]

um beträgt 300.000 Ctr. Thon, der ebenfalls für spätere Zeiten reser-virt ist.
4. Die Thongrube bei Zebnitz hat einen Flächenraum Ton 400 ?° und steht der Thon 1° mächtig. Es ist hier noch ein Quantum von 100.000 Ctr. zu gewinnen. Die jährliche Erzeugung auf dieser Grube beträgt 3000 Ctr. Dieser Thon wird dem kozlaner beigemischt, um ihn magerer zu machen.


GRUPPE II.

Complex Altsattl.

A. Mineralwerk Altsattl.

Dieses Mineralwerk ist auf die, in den weiter unten beschriebenen Maassen vorkommenden Schwefelkiese gegründet und umfasst: Die Sehwefelerzeugung, die Eisenvitriolerzeugung und die Erzeugung von Kupfer- und von gemischten Vitriolen.

a) Betriebsgebäude.

1. Die Schwefeltreibhütte enthält 2 Schwefelöfen und 1 Hüttenstube.
2. Die Schwefelläuterhütte enthält 1 Läuterofen mit 8 Retorten und 1 Hüttenstube.
3. Die Eisenvitriolsudhütte mit 4 Pfannen und 33 Crystallisations-stöcken und 1 Hüttenstube.
4. Die Kupfervitriolhütte mit 4 Kupferbrennöfen, 2 Bleipfannen und 29 bleiernen Crystallisationsstöcken mit 2 Trockenstuben.
5. Das Maschinengebäude mit einer 5pferdekräftigen Dampfmaschine und 2 Kessel.
6. Das Waschhaus mit 2 Waschherden.
7. Das Weichwaschhaus mit 5 Weichkästen.
Bei dieser Maschine befindet sich auch eine Kreissäge.
8. Schwefelmagazin.
9. Schwefelkiesmagazin.
10. und 11. Vitriolmagazine.
12. und 13. Eisenvitriol-Crystallisationshütten mit 32 Crystallisationsstöcken.
14. Brettermagazin.

[60]

15. Magazin für verschiedene Gegenstände.
16. Altes Kieswaschhaus.
17. Schmiedewerkstatt mit 1 Feuer und Drehbank.

b) Wohngebäude.

1. Das Schlossgebäude mit 14 Zimmern, hiezu 1 Hausgarten.
2. Das Amthaus mit 2 Beamtenwohnungen und 8 Zimmern, dann 2 Kanzleien; hiezu 2 Hausgärten.
3. Beamtenwohnung bei der Hütte mit 4 Zimmern und 1 Hausgarten.
4. Das Zechenhaus mit einer Beamtenwohnung mit 4 Zimmern und 6 Arbeiterwohnungen; hiezu gehörig 6 Hausgärtchen und 6 Stallungen.
5. Arbeiterhaus Nr. 0. 10 mit 10 Arbeiterwohnungen; hiezu gehörig 8 Stallungen und 1 Scheuer.
6. Arbeiterwohnhaus beim Werk mit 1 Zimmer und Magazinen.

c) Wirthschaftsgebäude.

1. Der Pferdestall für 16 Pferde.
2. Die Wagenremise,
3. Schupfen.

B. Alaunwerk Altsattl.

Dieses ist auf die hier vorkommende Alaunerde gegründet und umfasst:

a) Betriebsgebäude.

1. Die Alaunhütte mit 4 gemauerten Pfannen und 2 bleiernen Läuterpfannen.
2. und 3. Crystallisationshütten mit 22 Crystallisationskästen, 112 Crystallisationsbottichen.
4. Wachskammer mit 18 Bottichen.
5. Im Freien aufgestellt 32 Waschherde und 5 Sümpfe.
6. Alaunmagazin.
7. Niederschlagsmagazin.
8. Alaunmühle mit 1 Kollergang.
9. Gusshaus.
10. Vorrathsschupfe.
11. Binderei.
12. Schmiedewerkstatt mit 1 Feuer und 1 Magazin.

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b) Wohngebäude.

1. Das Zechenhaus mit 8 Arbeiterwohnungen; hiezu gehörig 1 Hausgärtchen und 1 Stall.
2. Arbeiterwohnhaus mit 2 Arbeiterwohnungen und 3 Zimmern; hiezu Hausgärtchen und Stall.
3. Vorderes Zechenhaus mit 2 Arbeiterwohnungen und 3 Zimmern; hiezu 1 Stall.
4. Arbeiterwohnbaus mit 1 Wohnung und Stall.
5. Bei der Werksschmiede 1 Arbeiterwohnung mit Stall.

C. Die Allerheiligenzeche.

a) Bergbauobjecte.

Das Vorkommen in dieser Zeche ist: In einer Teufe von 14—18° ein 2' mächtiges Lettenflötz, in welchem ganz reine Schwefelkiese eingelagert sind.
Unmittelbar unter diesem ein 5' mächtiges Flötz von sehr schwefelkieshältigen Letten und schwefelkieshältiger Braunkohlenlösche, welche zusammen die Alaunerde sind und endlich in der Teufe von 20° ein 12' mächtiges Braunkohlenflötz. Das Flötz wird in die Teufe mächtiger und besser.
Die Schwefelkiese und die Alaunerde werden mit Versatz abgebaut, die Braunkohle wird mit Bruchbau gewonnen. Die Braunkohle ist von minderer Qualität und wird bisher nur bei dem Mineralwerke und bei dem Alaunwerke verbraucht.
Das belehnte Grubenfeld umfasst 4 Doppelmaassen, 36 einfache Maassen und 13 Ueberschaaren mit einer Gesammtfläche von 632.249 ?°.
Die noch darin anstehenden Mittel betragen 6,000.000 Ctr. Schwefelkiese, 45,000.000 Ctr. Alaunerze und 32,000.000 Ctr. Braunkohlen.
Die Jahresförderung beträgt 12.000 Ctr. Schwefelkiese, 186.000 Ctr. Alaunerze und 60.000 Ctr. Braunkohlen.
Die Wasserlösung geschieht durch einen Stollen, die Förderung der Alaunerze und Kohlen durch eine Dampfmaschine, jene der Schwefelkiese durch den Stollen unmittelbar ins Waschhaus.

b) Betriebsgebäude.

1. Das Maschinenhaus mit einer 10pferdekräftigen Dampfmaschine zur Förderung sammt 1 Dampfkessel.
2. Der Förderthurm über dem 18 Klafter tiefen Förderschachte.
3. Das Separationsgebäude mit Sortirvorrichtung.

[62]

D. Die David- und Carlzeche bei Grasseth.

a) Bergbauobjecte.

In dieser Zeche ist abgelagert: In der Teufe von 20—45° ein 48—90 wiener Fuss mächtiges Lignitflötz, darunter in der Teufe von 13° ein Braunkohlenflötz von 18' und in einer Teufe von weiteren 23 Klaftern ein zweites Braunkohlen-flötz von 39' Mächtigkeit.
Das Lignitflötz wird bereits durch längere Jahre gebaut und liefert eine Kohle von guter Qualität, welche in Altsattl Verwendung findet. Die beiden Braunkohlenflötze sind durch Bohrungen constatirt.
Das belehnte Grubenfeld umfasst 9 einfache Maassen und mehrere Ueberschaaren mit dem Flächeninhalte von 119.481 ?Klaftern.
Die hier anstehenden Kohlenmittel betragen: 60,000.000 Ctr. Lignit- und 40,000.000 Ctr. Braunkohlen.
Die Gewinnung beträgt gegenwärtig pr. Jahr 3000 Ctr. Lignit und geschieht die Förderung mittelst Haspeln.

Grundbesitz beim Complex Altsattl.

An productivem Boden........20 Joch 1393 ?°.
An Bauparzellen, Hütten- und Haldenplätzen 12 „ 1320 ?°.
Zusammen 33 Joch 1113 ?°

Allgemeine Bemerkungen.

Die Braunkohlen in Altsattl haben wegen ihrer geringeren Qualität und wegen der Entfernung von der Bahn für die nächste Zeit keine besondere Bedeutung, ausser für den Betrieb des Mineral- und Alaunwerkes, für welche sie durch die Nähe und billige Gewinnung von besonderem Werthe sind.
Hingegen hat die Lignit- und Braunkohle bei Grasseth durch ihre Lage an der Bahn schon für die nächste Zukunft einen grossen Werth und wird der Tiefbau in dieser Zeche sofort in Angriff genommen werden, wenn der Kohlenbedarf so gross wird, dass er durch die anderen, bereits in flottem Betriebe stehenden Braunkohlenbergbaue der Firma J. D. Starck nicht gedeckt werden kann. Die Leitung des Complexes Altsattl hat der Director, dem ein Factor, 1 Schichtmeister, 1 Ingenieur und 1 Rechnungsführer für die specielle Werksleitung zugetheilt sind.

[63]

Complex Davidsthal.

A. Der Braunkohlenbergbau.

a) Bergbauobjecte.

Die Braunkohlenablagerung bei Davidsthal ist wohl eine der grossartigsten in der böhmischen Braunkohlenformation. Das in einer Teufe von 3—10 Klaftern vorkommende Lignitflötz hat eine durchschnittliche Mächtigkeit von 14 Klaftern; unter diesem liegt, durch ein 4 Klafter mächtiges Zwischenmittel getrennt, ein Braunkohlenflötz von 1°4', dann unter einem Zwischenmittel von 12 Klafter ein zweites Kohlenflöz von 1° 1', hierauf wieder ein 1° 3' mächtiges Zwischenmittel und darunter das dritte Braunkohlenflötz von 1° 1' und endlich unter diesem, wieder durch ein 4' mächtiges Zwischenmittel getrennt, das vierte Braunkohlenflötz von 1° 4' Mächtigkeit. t
Sowohl die Lignit- als auch die Braunkohlen sind von sehr guter Qualität.
Das belehnte Grubenfeld umfasst 94 Gruben-
maassen mit..............1,179.136 ?°
und Ueberschaaren........... 103.918 ?°
daher in Summa 1,283.054 ?° und darin ein anstehendes Kohlenquantum von 1072,000.000 Ctr. Lignit, und von 462,000.000 Ctr. Braunkohlen.
Die Wasserhaltung geschieht durch zwei 24pferdekräftige Dampfmaschinen, die Förderung durch 3 Fördermaschinen, 1 zu 16 und 2 zu je 10 Pferdekraft, 1 Pferdegöppel, 3 Förderstollen und 1 Haspelschacht.
Die Kohlenförderung beträgt gegenwärtig 3 Millionen Ctr., kann aber, wie der Bedarf sich steigert, auf 10 Millionen Ctr. gesteigert werden.
Zwischen dem 1. und 2. Braunkohlenflötze liegt ein 5' mächtiger Letten, welcher Schwefelkiese enthält. Dieses Flötz ist aber nicht in Abbau, weil das Waschen der Kiese nicht gut hier möglich ist.

b) Betriebsgebäude.

1. Das Maschinengebäude mit zwei 28pferdekräftigen Dampfmaschinen und 3 Dampfkesseln.
2. Das Schachthaus über dem 36 Klafter tiefen Maschinenschachte.
3. Maschinengebäude mit einer 16pferdekräftigen Fördermaschine und einer 3pferdekräftigen Maschine zur Sortirung, mit 1 Dampfkessel.
4. Das Schachthaus über dem 36 Klafter tiefen Förderschachte. Dabei 1 Anstaltsstube.
:
[64]

5. Maschinengebäude mit einer 10pferdekräftigen Fördermaschine und 1 Dampfkessel.
6. Schachthaus über dem 18 Klafter tiefen Förderschachte.
7. Maschinenhaus beim Antonischachte mit der 10pferdekräftigen Fördermaschine und 1 Dampfkessel.
8. Schachthaus beim Antonischachte über dem 28 Klafter tiefen Förderschachte.
9. Göppelhaus auf der Sct. Josefizeche mit 1 Pferdegöppel zur Förderung über dem 16 Klafter tiefen Schachte.
10. Förderanlage beim 2. Josefistollen mit 1 Bremsberg, einer 3pferdekräftigen Locomobile zur Förderung und Sortirung.
11. Gebäude für die Kohlensortirung beim 2. Josefistollen.

c) Wohngebäude.

1. Beamtenwohnung Nr. C. 54 mit 4 Zimmern, dazu: Stall, Hausgarten und Schupfe.
2. Zechenhaus Nr. C. 33 mit 2 Arbeiterwohnungen.
3. Wohnhaus beim Antonischachte mit 4 Arbeiterwohnungen.
4. Zechenhaus Nr. C. 24 in Lauterbach mit 1 Arbeiterwohnung.
5. Josefizeche bei Lauterbach Nr. C. 27 mit 2 Arbeiterwohnungen.
6. In Lauterbach Nr. C. 29 mit 12 Arbeiterwohnungen.
7. Josefigöppelgebäude Nr. C. 31 mit 1 Arbeiterwohnung.
8. Nr. C. 55 mit 6 Arbeiterwohnungen.
9. „ 56 „ 4 „
10. „ 57 „ 6 „
11. „ ohne „ 4 „
12. „ 27 „ 9 „

Allgemeine Bemerkungen.

Der Braunkohlenbergbau war hier nur im kleinen Maassstabe betrieben und lieferte den Brennstoff für die anderen Industrie-Etablissements. Seitdem das Werk aber die Bahnverbindung hat, nimmt es einen ungeheueren Aufschwung und ist eines noch grösseren fähig.
Die Leitung des Grubenbaues hat der Schichtmeister, dem 1 Obersteiger, 1 Steiger und 2 Oberhäuer zugetheilt sind.

B. Die Oleumfabrik.

a) Betriebsgebäude.

1. Die Oleumhütte mit 8 Galeerenöfen.
2. Die Vitriolsteincalcinirhütte mit 2 Calciniröfen.

[65]

3. Das Magazinsgebäude mit Vitriolstein-, Oleum-Magazin und Brennerstube.

C. Die chemische Productenfabrik.

a) Die Schwefelsäurefabrik.

1. Das Bleikammergebäude mit einem Bleikammersystem von 25.000 C.' Inhalt, Schwefelverbrennungsofen und 3 Concentrationspfannen.
2. Concentrationsgebäude mit 6 Capellenöfen und 48 Capellen.

b) Die Salzsäurefabrik.

Das Fabriksgebäude mit zwei Bleiapparaten und zwei Glauber-salz-Calciniröfen und Magazinen.

c) Die Salpetersäurefabrik.

1. Das Fabriksgebäude mit 4 Capellen und 32 Capellenöfen und Magazin.
2. Tischlerwerkstatt.
3. Schmiedewerkstatt mit 3 Feuern.

D. Die Glasfabrik.

Betriebsgebäude.

1. Die Hütte Nr. 1 mit 1 Schmelzofen auf 8 Häfen, 4 Strecköfen, 1 Temperofen, 4 Kühlöfen, 1 Schneidkammer, 1 Packkammer, Gemengkammer und Magazine, 4 Gasgeneratoren; mit 1 Hafenstube.
2. Die Hütte Nr. 2 mit 1 Schmelzofen und wie Nr. 1.
3. Pochwerksgebäude mit einer 4pferdekräftigen Maschine, 30 Pochstämpfel, 2 Quetschmühlen, dann 3pferdekräftige Maschine zum Speisewasserheben und 2 Dampfkessel. In diesem Gebäude ein Flammofen zum Sand- Calciniren.
4. Ofenzeugwerkstatt mit Stellage und Trockenherd. Dazu gehörig Sandmagazine.

15. Die Thonwaarenfabrik.

Betriebsgebäude.

1. Die Töpferwerkstatt mit 4 Scheiben und Trockenräumen.
2. Das Brennhaus Nr. 1 mit 1 Brennofen.
3. Das Brennhaus Nr. 2 mit 1 Brennofen.

[66]

F. Die Ziegelhütten.

Betriebsgebäude.

1. Die alte Ziegelhütte mit 1 Brennofen.
2. Dazu gehörig 3 Ziegelschlag- und Trockenschupfen.
3. Die neue Ziegelhütte mit 2 Brennöfen.
4. Dazu gehörig 2 Ziegelschlag- und Trockenschupfen.
Bei den Ziegelhütten ist eine Ziegelpresse, welche durch eine 10-pferdekräftige Locomobile betrieben wird und pr. Tag 10.000 Ziegel liefert.

Wohngebäude bei Davidsthal.

1. Die Beamtenwohnung Nr. C. 25 mit 7 Zimmern. Hiezu gehörig 1 Hausgärtchen, Scheuer, Pferde- und Kuhstallungen.
2. Das Kanzleigebäude mit 1 Zimmer und 1 Arbeiterwohnuug.
3. Nr. C. 40 mit 2 Arbeiterwohnungen. 4. „ 26 „ 2 „
5. „ 41 „ 4 „
6. Bei der Schmiedewerkstatt Nr. 49 mit 3 Wohnungen.
7. Nr. C. 44 mit 1 Wohnung.
8. „ 51 „ 4 Arbeiterwohnungen.
9. „ 52 „ 1 Arbeiterwohnung.
10. „ 53 „ 4 Arbeiterwohnungen.
11. „ 32 „ 1 Arbeiterwohnung.
12. „ — bei der Ziegelhütte mit 1 Arbeiterwohnung.
13. „ 42 mit 2 Arbeiterwohnungen.
14. „ 45 „ 8
15. „ — (neues Wirthshaus) mit 6 Arbeiterwohnungen. Dazu gehörig 6 Stallungen.

Grundbesitz bei Davidsthal.

1. Productiver Boden 53 Joch 513 ?°.
2. Bauparzellen, Hütten- und Haldenplätze, Abräume etc. 20 Joch 1075 ?°.

Allgemeine Bemerkungen So wie der Bergbau in Davidsthal einen ausserordentlich grossen Aufschwung nehmen wird, ebenso ist auch die Ausbreitung der bestehenden Industrie in grossartigstem Massstabe und die Gründung neuer Zweige möglich und auch bereits in Aussicht genommen.
Der grosse Besitz an Kohlenfeldern und an Baugrund, so wie die

[67]

günstige Lage an der Zwodau, dann an der eben zum Bau kommenden Eisenbahn Falkenau-Graslitz, bieten die Mittel dazu.
Das Werk leitet der Verwalter, dem 1 Rechnungsführer und 1 Assistent zugetheilt sind.


Complex Reichenau.

A. Braunkohlenbergbau.

Die Braunkohlenablagerung bei Reichenau steht wohl mit jener bei Davidsthal in directer Verbindung, nur sind bei dem letzteren Werke 4 Flötze, hier aber nur eines von 3° Mächtigkeit.
Die Qualität der Kohle übertrifft jene bei Davidsthal sehr und ist die reichenauer eine gesuchte und bekannte Gaskohle.
Theilweise ist die Braunkohle, ebenfalls wie in Davidsthal, von Ligniten in einer Mächtigkeit von 4—15 Klaftern überlagert.
Das belehnte Grubenfeld umfasst 68 Maassen und 20 Ueberschaa-ren mit der Gesammtfläche von 959.625 ?°.
Das noch anstehende Kohlenquantum beträgt 9,000.000 Ctr. Lignit und 183,000.000 Ctr. Braunkohle.
Die bisherige Förderung beträgt 940.000 Ctr. und wird im Jahre 1873 eine neue Schachtanlage gemacht und kann damit die Erzeugung auf 1,500.000 Ctr. gesteigert werden.
Die Wasserhaltung geschieht durch eine 24- und eine 60pferde-kräftige Dampfmaschine, die Förderung durch 2 Fördermaschinen zu 6 und 10 Pferdekräften.
Der Abbau der Lignite geschieht mit Abraum, jener der Braunkohlen mit Versatz, in zwei Etagen.
Die Zeche ist durch eine Schleppbahn mit der buschtehrader Bahn in directer Verbindung.

Betriebsgebäude.

1. Das Maschinengebäude mit einer 60- und einer 24pferdekräf-tigen Wasserhaltungsmaschine, 5 Dampfkesseln und Kohlenschupfen.
2. Das Schachthans über den zwei 20° tiefen Kunstschächten mit der Werksschmiede, Schmiedwohnung und Maschinenwärterwohnung.
3. Das Fördermaschinengebäude mit der 10pferdekräftigen Fördermaschine und Dampfkessel.
4. Das Schachthaus über dem 20° tiefen Förderschachte sammt Kohlenmagazin und Verladerampe.

[68]

5. Das Fördermaschinengebäude mit der 6pferdekräftigen Fördermaschine und Dampfkessel mit Kohlenmagazin.
6. Die Brettsäge mit 2 Fournir- und einer Kreissäge, dann einem Pochwerke für die Glashütte, betrieben durch eine 10pferdekräftige Dampfmaschine mit 1 Dampfkessel.

Allgemeine Bemerkungen.

Die reichenauer Braunkohle ist, wie schon erwähnt, eine ausgezeichnete Gaskohle und wird mit hohen Preisen bezahlt und daher weniger zu Heizzwecken verwendet, wesswegen der Absatz und die Erzeugung immer eine beschränkte sein wird.
Die Leitung der Grube hat der Schichtmeister, dem 1 Rechnungsführer zugetheilt ist.

B. Die Russhütten.

Betriebsgebäude.

1. Die Russbütte mit 25 Russöfen und 25 Kammern.
2. Die Russ-Calcinirhütte mit einem Calcinirofen.
3. Die Packkammer.
4. Das Russ-Magazinsgebäude.
5. Das Coaks-Vorrathsgebäude.
6. Die Binderwerkstatt mit den Wohnungen des Russhütten-Aufsehers und des Werksbinders.

Allgemeine Bemerkungen.

Die Russerzeugung beträgt circa 2000 Ctr. pr. Jahr und werden dazu 66.000 Ctr. Braunkohle verwendet; daher pr. Centner Kohle eine Ausbeute von 3 Pfund.
Die Leitung der Russhütte hat der Schichtmeister.

C. Die Glasfabriken.

a) Betriebsgebäude.

1. Die Hütte Nr. 1 mit 2 Glasschmelzöfen und 2 Temperöfen.
2. Die Gashütte Nr. 1 mit 2 Gasgeneratoren.
3. Die Gashütte Nr. 2 mit 2 Gasgeneratoren.
4. Die Gemengekammer.
5. Die Ofenzeugstube und das Scherbenmagazin.
6. Schneidkammergebäude mit der Schneidkammer und Magazinen.
7. Streckhütte mit 4 Strecköfen, dann Schneid- und Packkammer.

[69]

8. Sandmagaziu mit Sandbrennofen.
9. Sandmagazin.
10. Pochwerksgebäude mit 21 Stampfen.
11. Thonmagazin mit Thonbrennofen.
12. Thonmagazin mit Thonbrennofen.
13. Sandwäsche mit Sandgarten dabei.
14. Hütte Nr. 2 mit 1 Glasschmelzofen und 2 Temperöfen.
15. Gashütte mit 3 Gasgeneratoren.
16. Gemengkammer und Kalkmagazin.
17. Streckofengebäude mit 4 Strecköfen und Walzenstellagen.
18. Hafenstube mit Trockenherd und Scherbenmagazin.
19. Packkammergebäude.
20. Kohlenschupfe.

b) Wohngebäude.

1. Beamtenwohnungen mit 11 Zimmern; dazu gehörig Stall und Schupfen.
2. Wohnhaus mit Comptoir, Magazin und 4 Arbeiterwohnungen.
3. Arbeiterhaus mit 3 Wohnungen.
4. Bei der Streckhütte 3 Arbeiterwohnungen.
5. Bei der Hafenstube 8 Arbeiterwohnungen.
6. Arbeiterhaus mit 8 Arbeiterwohnungen.
7. Beim Sandmagazin 2 Arbeiterwohnungen.
8. Bei der 2. Hütte beim Streckofengebäude 4 Arbeiterwohnungen.
9. Bei der Hafenstube 9 Arbeiterwohnungen.

Allgemeine Bemerkungen.

Die Oefen sind jetzt alle nach dem Gasregenerativsystem eingerichtet, wodurch an Zeit und Kohle gespart wird.
Die Leitung der Fabrik hat der Factor, dem 1 Rechnungsführer und 1 Assistent zugetheilt sind.

Wohngebäude bei Reichenau.

1. Das Schloss mit 20 Zimmern. Bei dem Schlosse sind Parkanlagen und mehrere Gemüsegärten.
2. Das Amtshaus mit 12 Zimmern.
3. Das Gärtnerhaus mit 5 Zimmern.
4. Das ehemalige Contributions-Schüttbodengebäude mit 16
Arbeiterwohnungen und 16 Stallungen.
5. Das Haus Nr. C. 74 mit 4 Arbeiterwohnungen.
6. " " " 60 " 5 "

[70]

7. Das Haus Nr. C. 15 mit 2 Arbeiterwohnungen.
8. „ „ „ 16 „ 1 Arbeiterwohnung.
9. „ „ „ 19 „ 1 „
10. „ „ „ 21 „ 2 Arbeiterwohnungen.
11. „ „ „ 22 „ 2 „
12. Zechenhaus Nr. 87/92 mit 12 Arbeiterwohnungen; dazu gehörig 12 Stallungen.
13. Das Zechenhaus Nr. 94 mit 12 Arbeiterwohnungen; dazu gehörig 12 Stallungen.
14. Das Zechenhaus Nr. 99 mit 8 Arbeiterwohnungen; dazu gehörig 8 Stallungen.
15. Das Zechenhaus Nr. 55 mit 4 Arbeiterwohnungen.
16. „ „ 98 „ 4 „
17. Einstöckiges Gebäude; jm Erdgeschoss Verkaufslocale und Waarenmagazin des hiesigen Arbeiter-Consum-Vereins; im 1. Stockwerke Wohnung für den Verschleisser und 2 Arbeiterwohnungen.


Wirthschaftsgebäude.

1. Wirthschaftsgebäude beim Schloss.
2. Ebendaselbst Stallungen auf 12 Paar Pferde.
3. Wirthschaftsgebäude zum Haus Nr. 15.
4. „ „ „ 16.
5. „ „ „ 19.

Grundbesitz bei Reichenau.

1. Productiver Boden.........50 Joch
2. Bauparzellen, Hütten- und Haldenplätze,
Abräume etc. 36 „ 3100 ?°
Zusammen 86 Joch 3100?°


Complex Haberspirk.

A. Der Braunkohlen- und Alaunminerabergbau.

Bergbauobjecte.

Haberspirk, welches westlich von Davidsthal liegt, schliesst mit seinen Grubenmaassen an die davidsthaler an und hat grösstentheils die gleichen Verhältnisse, nur ist die Braunkohle bei Haberspirk, wo sie sich nördlich an das Grundgebirge anlehnt, sehr löschig und führen dabei die Lösche und auch die Lettenzwischenmittel sehr viel Schwefelkies, was auch Veranlassung zur Alaunerzeugung aus diesen Mitteln gab.

[71]

Die belehnten Grubenfelder umfassen 34 Maassen mit 426.496 ?°
und Ueberschaaren...................8.569 ?°
Summa 435.065 ?°
Die noch anstehenden Mittel betragen :
92,000.000 Ctr. Alaunminera.
236,000.000 „ Lignitkohlen.
152,000.000 „ Braunkohlen.
Der Abbau geschieht theils durch Abraum, theils durch Bruchbau und die Förderung am Stollen und mittelst Pferdegöppel.
Die Jahreserzeugung beträgt: 300.000 Ctr. Alaunminera.
40.000 „ Braunkohlen. Die Kohlenerzeugung wird nur mit der Erzeugung von Alaun gesteigert werden, nachdem die Kohle hier weniger Absatz finden wird als in Davidsthal, wo die Hauptschächte unmittelbar an der Bahn liegen, nur wenn Davidsthal nicht hinreichend Kohle erzeugen wird, wird der Abbau in Haberspirk in Angriff genommen werden.


B. Alaunwerk.

a) Betriebsgebäude.

1. und 2. Die Sudhütte mit 4 gemauerten Pfannen, 1 Dampfkessel, 4 bleiernen Auflösekästen, Rohmehl-Crystallisationskästen, 3 Läutermehlkästen, 80 Abwässerungsbottiche, 50 Crystallisationsbottiche, 6 Mutterlaugensümpfe.
3. Im Freien stehend 42 Wäschen.
4.—16. 12 Rohlaugensümpfe.
17. Gusshaus.
18. Materialkammer.
19. Göppelhaus mit Pferdegöppel über dem 17° tiefen Schachte.

b) Wohngebäude.

1. Das Amthaus mit 9 Zimmern. Dazu gehörig ein Hausgarten, Pferde- und Rindviehstallungen.
2. Zechenhaus Nr. C. 105 mit 5 Arbeiterwohnungen.
3. Zechenhaus Nr. C. 24 in der Gemeinde Bukwa mit 2 Arbeiterwohnungen.
4. Nr. C. 152 mit 2 Arbeiterwohnungen.
5. „ 153 „ 2 „
6. „ 154 „ 2 „
7. „ 157 ,, 2 „
8. „ 158 „ 2 „

[72]

9. Nr. C. 159 mit 2 Arbeiterwohnungen.
10. „ 160 „ 2 „

c) Grundbesitz.

Bauparzellen, Halden- und Hüttenplätze, Abräume etc. 20 Joch 335 ?°.

Allgemeine Bemerkungen.

Das Alaunwerk Haberspirk hat ausgezeichnete Mittel und ist dadurch die Möglichkeit geboten den Erzeug noch sehr zu vergrössern.
Die Leitung des Werkes hat der Verwalter, dem 1 Rechnungsführer beigegeben ist.

Complex Ober- und Unter-Littmitz.

Diese zwei Complexe sind nun zu Einem vereiniget und umfassen:

A. Den Braunkohlen- und Schwefelkiesbergbau.

a) Bergbauobjecte.

Die Ablagerung bei Littmitz ist ähnlich, wie jene bei Altsattl, es kommt in einer Teufe von 8—14° ein 1' mächtiges Lettenflötz vor, in dem sehr reich Schwefelkiese eingelagert sind, unmittelbar unter diesem kommen 5' Alaunminera (schwefelkieshältige Braunkohle und schwefel-kieshältiger Letten) und dann kömmt die Braunkohle in einer Mächtigkeit von 2 Klaftern.
Das belehnte Feld umfasst:
34 Maassen mit........426.496 ?°
170 kleine Maassen mit...... 66.640 „
5 Ueberschaaren........ 13.240 „
und in den Gemeinden Albernhof und Wintersgrün
4 Maassen mit . . . 50.176 „
Summa 556.552 ?° In den letzteren 4 Maassen ist die Braunkohle in einer Teufe von 11 — 17 und 20 Klafter und 8 Klafter mächtig. Die noch anstehenden Mittel betragen:
240.000 Ctr. Schwefelkiese. 45,000.000 „ Braunkohle. In Littmitz wird der gewonnene Schwefelkies zur Schwefel- und Vitriolerzeugung und die Kohle ebenfalls zu diesen Manipulationen verwendet.

[73]

Der Braunkohlenbergbau wird hier, wegen der Entfernung von der Bahn und bevor nicht ein grösserer Bedarf eintritt, sich nicht so rasch emporschwingen, zum Hüttenbetrieb hat aber die Kohle, wegen ihrer Nähe und billigen Gewinnung, einen grossen Werth.
Der Abbau geschieht durch Bruchbau. Gegenwärtig werden pr. Jahr gewonnen 5000 Ctr. Schwefelkiese und 70000 „ Braunkohlen.
Die Wasserlösung geschieht durch einen Stollen, die Förderung durch Haspelschächte.

B. Mineralwerk Oberlittmitz.

Ist zur Schwefel-, Vitriol- und Vitrioisteinerzeugung eingerichtet.

a) Betriebsgebäude.

1. Die Schwefelhütte mit 2 Schwefelöfen.
2. Die Schwefelläuterhütte mit 4 Läuteröfen und 16 Retorten.
3. Die Vitriolsudhütte mit 2 Pfannen.
4. Die Crystallisationshütte mit 20 Crystallisationskästen.
5. Die Vitriolsteinsudhütte mit 2 Sudkesseln.
6. Das Sehwefelmagazin.
7. und 8. Das Vitriolmagazin.

b) Wohngebäude.

1. Beamtenwohnung mit 4 Zimmern. Dazu gehörig 2 Hausgärt-chen und Rindviehstall.
2. Arbeiterwohnung mit 2 Wohnungen.
3. „ „ 2 „
4. Zechenhaus „ 3 „
5 und 6. Alte Maschinenanlage mit 6 Wohnungen.

C. Mineralwerk Unterlittmitz.

a) Betriebsgebäude.

1. Die Schwefelhütte Nr. 1 mit 1 Ofen.
2. „ „ „ 2 „ 1 „
3. Die Vitriolsudhütte mit 2 Pfannen.
4. Die Crystallisationshütte mit 20 Crystallisationskästen.
5. Die Vitriolsteinsudhüttc mit 1 Pfanne,' 2 Sudkesseln und 1 Plattenofen.
6. Das Schwefelmagazin.

[74]

7. und 8. Das Vitriolmagazin. 9. Die Schmiede mit 1 Feuer.

b) Wohngebäude.

1. Das Amthaus mit 5 Zimmern. Dazu gehörig Pferde- und Rindviehstallungen und 2 Hausgärtchen.

c) Grundstücke.

1. Productiver Boden......... 5 Joch 1332 ?°
2. Bauparzellen, Hütten- und Haldenplätze etc. 35 „ 1243 „
Summa 41 Joch 975 ?°

Allgemeine Bemerkungen.

Die Leitung des Werkes hat der Schichtmeister. Complex Münchhof.

Der Braunkohlenbergbau.

a) Bergbauobjecte.

Die hier in einer Teufe von 7—45° abgelagerte Braunkohle is 3° mächtig und von guter Qualität. Am nördlichen Ausgehenden wird das Flötz löschig und sehr schwelelkieshältig und wurde eine Reihe von Jahren hier daraus Alaun erzeugt. Das belehnte Feld umfasst:
64 Grubenmaassen mit . 802.816 ?°
36 kleine Maassen „ . 14.110
36 Ueberschaaren mit . 50.072 „
Summa . 866.998 ?°
Das noch anstehende Kohlenquantum beträgt 64 Millionen Ctr. Braunkohle.
Der Abbau geschieht mittelst Bruchbau, die Förderung durch eine 10pferdekräftige Fördermaschine, die Wasserhaltung durch eine 12pfer-dekräftige Maschine.
Der Jahreserzeug hat bisher 500.000 Ctr. betragen und hat sich seit Eröffnung der buschtehrader Bahn sehr vermehrt.
Um den Erzeug noch weiter vergrössern zu können, wird gegenwärtig ein neuer Schacht geteuft und ist auf demselben eine 25pferde-kräftige Wasserhaltungs- und eine 10pferdekräftige Fördermaschine aufgestellt.

[75]

b) Betriebsgebäude.

1. Das Maschinenhaus mit einer 12pferdekräftigen Wasserhaltungsund einer 10pferdekräftigen Fördermaschine und 2 Kesseln.
2. Der Förderthurm über dem 26 Klafter tiefen Hauptschachte.
3. Das Maschinenhaus mit der 25pferdekräftigen Wasserhaltungs-und der 10pferdekräftigen Fördermaschine, dann 3 Dampfkesseln.
4. Das Schachthaus über dem 28 Klafter tiefen Hauptschachte.
5. Separationsgebäude mit Sortirmaschine.
6. Separationsgebäude mit Sortirmaschine.
7. Werksschmiede mit 1 Feuer.

c) Wohngebäude.

1. Beamtenwohnung mit 4 Zimmern. Dazu gehörig ein Hausgarten und Rindviehstallung.
2. Das Zechenhaus in Münchhof mit 4 Zimmern; hiebei eine Scheuer.
3. Bei der Schmiede 1 Arbeiterwohnung.
4. Neues Arbeiterhaus mit 8 Wohnungen; dazu gehörig 8 Stallungen.
5. Neues Arbeiterhaus mit 4 Wohnungen.
8. Zechenhaus mit 2 Wohnungen; dazu gehörig 1 Stall.
7. Arbeiterhaus mit 12 Wohnungen.
8. Bei der 12pferdekräftigen Maschine 1 Wohnung.
9. „ „ Fördermaschine 1 Wohnung und die Kanzlei.
10. Zechenhaus in Grünlas 1 Wohnung; hiezu 1 Stall.

d) Grundbesitz.

1. Productiver Boden...... 12 Joch
2. Bauparzellen, Haldenplätze etc. . . . — „ 1461?°
Summa 12 Joch 1461?°

Allgemeine Bemerkungen. Die Leitung des Werkes hat der Schichtmeister, dem 1 Rechnungs-führer zugetheilt ist.

Complex Thongruben.

A. Die Thongrube in der Gemeinde Wildstein.

Diese umfasst einen Flächenraum von 750 ?° mit einem 6' mächtigen Thonlager und enthält noch 190.000 Ctr. Thon.

[76]

Hier werden jährlich 8000 Ctr. Thon gewonnen und zu Geschirr bei der chemischen Fabrik in Davidsthal und zur Erzeugung der Glashäfen und Chamottesteine verwendet. Der Thon ist von vorzüglicher Qualität.

B. Die Thongrube bei Kinsberg.

Diese umfasst einen Flächenraum von 1289 ?° mit einem 5' mächtigen Thonlager und enthält noch 116.000 Ctr. Thon.
Der Jahreserzeug beträgt hier 5000 Ctr. Thon und wird der Thon, der ebenfalls von vorzüglicher Qualität ist, zur Thongeschirrerzeugung verwendet.

C. Die Thongrube bei Kloben.

Diese umfasst einen Flächenraum von 1311 ?° mit einem 8' mächtigen Thonlager und enthält noch 105.000 Ctr. Thon.
Dieser Thon wird zu Feuergeschirr verwendet und ist der jährliche Bedarf 5000 Ctr.


III.

CHRONIK
DER EINZELNEN WERKE.


[79]

Chronik von Hromitz.

Das Mineralwerk Hromitz bestand schon im Jahre 1578, wie ein altes Grundbuch der Herrschaft Plass nachweist. Es heisst darin in böhmischer Sprache wörtlich: „Im Jahre 1578 verkaufte der gestrenge Ritter Herr von Katzerow nächst der Alaunhütte in Hromitz dem. Bartl Brunner Weber eine Chaluppe um 12 Schock meiss. Groschen." Von dieser Zeit an ist über das hro-mitzer Mineralwerk wenig bekannt und ist dieses wohl längere Zeit ausser Betrieb gewesen, weil es im Jahre 1770 erst neuerdings von einem plasser Ordensgeistlichen dem Apotheker Pater Lukas geöffnet und in Betrieb gesetzt wurde. Unter der Leitung dieses Geistlichen wurde Anfangs Alaun erzeugt, und da sich wahrscheinlich diese Manipulation nicht rentirt hat, ist selbe si-stirt und die Hütte zur Flusssiederei eingerichtet worden, welche sich endlich auch behob.
Nach der Säcularisirung des Cisterzienserstiftes Plass im Jahre 1786 wurde das Mineralwerk Hromitz im öffentlichen Versteigerungswege an Herrn Jordan verkauft. Von diesem wurde es im Jahre 1792 an den plasser Justiziär Pollak, dann Franz Becher, Kaufmann in Pilsen und Hermann Auerswald, Bürger in Rokytzan, verkauft.
Diese verkauften das Werk im Jahre 1796 abermals an den Bürger Brosch in Pilsen.
Von Brosch kaufte im Jahre 1802 Herr J. D. Starck das Mineralwerk Hromitz um den Preis von 7500 fl. CM.
Der Betrieb in Hromitz war bis zu dieser Zeit ein sehr schwacher, was daraus zu ersehen war, dass nur drei kleine Halden bei Uebernahme des Werkes aufgestürzt waren. Die Ursache des schwachen Betriebes war unstreitig die gewesen, dass man aus dem fälschlich Alaunschiefer genannten Erze Alaun erzeugen wollte, was jedoch nur in einer nicht rentablen Weise der Fall sein konnte, weil das Erz in seiner Zusammensetzung nicht ge-

[80]

eignet ist, schwefelsauere Thonerde zur Alaunerzeugung zu liefern. Dagegen liefert der in dem Erze sehr fein vertheilte Schwefelkies durch Verwitterung auf Halden saueres schwefelsaueres Eisenoxyd und etwas schwefelsaueres Eisenoxydul.
Herr J. D. Starck kaufte das Mineralwerk Hromitz, um sich das Rohproduct für die von ihm in Böhmen eingeführte Oleumfabrication, den Vitriolstein, zu sichern.
Von dieser Zeit an beginnt auch ein stärkerer und rationeller Betrieb in Hromitz. Es wurde die Vitriolschiefer-Förderung vergrössert und damit der Grund zur grösseren Vitriolerzeugung gelegt.
Im Jahre 1805 wurde die Fundgrube und 68 kleine Maassen als Jacobi I. Grubenfeld belehnt.
Der Vitriolstein, wurde Anfangs nach Davidsthal, Bezirk Falkenau, versandt und dort auf Vitriolöl verarbeitet.
Im Jahre 1807 wurde aber auch in Hromitz eine Oleum-hütte errichtet und wurden die Arbeiter dazu aus Sachsen und von Davidsthal verschrieben.
Da die Erzeugung von Vitriolstein und von Oleum viel Holz consumirte, so war schon dazumal ein Holzmangel zu befürchten und Herr J. D. Starck war darauf bedacht, auch hier mit Mineralkohle zu arbeiten, welche im Jahre 1809 eine Stunde von Hromitz in der Waldstrecke Spalenka und im Jahre 1810 in der Waldstrecke Watinka, Gemeinde Wobora, erschürft wurde. Diese Steinkohle war aber sehr schlecht und wurde bis zum Jahre 1819 immer noch ein Theil Holz mit zur Feuerung verwendet. In diesem Jahre wurde die Steinkohle bei Kasnau erschürft und nach Hromitz zur Vitriolerzeugung verfrachtet.
Im Jahre 1824 wurde die Oleumhütte in Hromitz aufgelassen und die Oleumerzeugung nach Bras verlegt, wo die Hütten unmittelbar an den Steinkohlengruben standen.
Im Jahre 1828 wurde die Vitriolschiefergewinnung bis auf 100.000 Ctr. gebracht und da man dieses Quantum mit Streckenbetrieb nur schwer gewinnen konnte, wurde ein Abraum angelegt.
Im Jahre 1829 wurde das Erz durch den Abraum entblösst und die Förderung auf 300.000 Ctr. gesteigert.
Die Förderung der Erze war früher mit Haspeln und Kübeln geschehen, im Jahre 1832 wurde ein Pferdegöppel dazu gebaut und wurden Tonnen von 15 Ctr. Inhalt verwendet. Das Erz wurde vom Schachte aus mit zweirädrigen Wagen auf Eisenbahnen auf die Halden verführt.

[81]

Im Jahre 1835 wurde ein in der Waldstrecke Wesseletz entspringendes Wasser dem hromitzer Werke zugeleitet, wo die Wasserfrage wegen dem erhöhten Betriebe bereits eine dringende geworden war. Diese Wasserleitung hat 4000 Klafter Holzröhren.
Der Weg zwischen Kasnau und Hromitz war ein so schlechter, dass er bei ungünstiger Witterung unfahrbar war. Auf diesem Wege mussten Tausende von Centnern verfrachtet werden und Herr J. A. Edler von Starck baute desswegen im Jahre 1835 eine Strasse vom rothen Kreuze bis zum bykower Hegerhause in der Länge von 650 Klaftern auf eigene Kosten.
Von da baute im Jahre 1837 Se. Durchlaucht der Fürst Metternich, als Besitzer der Herrschaft Plass, die Strasse bis zum Meierhofe Bykow 700° lang und im gleichen Jahre Herr J. A. Edler von Starck die Fortsetzung in der Länge von 1050 Klaftern bis Hromitz.
Im Jahre 1838 wurden statt den früher in Verwendung gewesenen bleiernen Sudpfannen gemauerte Pfannen gebaut, in denen die Flamme über die Flüssigkeit streicht. Dadurch wurde viel an Anlagscapital und an Brennstoff gespart.
Im Jahre 1840 wurde die Erzförderung auf 506.000 Ctr. gesteigert.
Im Jahre 1842 wurde das Steinkohlenflötz in der Waldstrecke Jalowcin 1 Stunde von Hromitz geöffnet und daselbst nun der Steinkohlenbedarf für das Mineralwerk Hromitz gefördert.
Im Jahre 1843 betrug die Erzförderung 529.000 Ctr., das Höchste, was bisher erreicht wurde.
Im Jahre 1848 wurde die Erzförderung in Folge der politischen Ereignisse und in Folge eines grossen Wolkenbruches, der den Abraum sehr beschädigte, auf 237.711 Ctr. reducirt und diese geringe Erzförderung auch in den Jahren 1849—1852 beibehalten, da sowohl die politischen wie auch die geschäftlichen Verhältnisse für den Aufschwung der Oleumerzeugung keine günstige Aussicht boten.
Erst im Jahre 1853 wurde das Oleumgeschäft wieder günstiger und es wurde auch in Folge dessen die Erzförderung in Hromitz wieder gesteigert.
Eine Dampffördermaschine wurde gebaut und mit dieser die Erze auf die Halde gefördert.
Bei dieser Fördermaschine wurde auch eine Brettsäge erbaut, welche die für die Oleumfabriken nöthigen Bretter lieferte.

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Im Jahre 1854 wurden bei den Pfannen Treppenroste gebaut, um die in Jalowcin vorkommende schlechtere Kohle verwenden zu können.
Für die Verwendung der besseren Kohle wurde in Bykow eine Oleumhütte auf 18 Oefen eingerichtet.
Im Jahre 1858 wurden Versuche gemacht, den Vitriolstein, der bisher, mit der Hand mit grosser Mühe und unter grossen Beschwerden der Arbeiter zerkleinert wurde, mit Maschinen zu zerkleinern. Dieser Versuch ist vollständig gelungen und wurde im selben Jahre eine Dampfmaschine mit einem Quetschwerke zu diesem Zwecke aufgestellt.
Im Jahre 1859 wurde zwischen Hromitz und Zichlitz eine Schule für diese beiden Gemeinden erbaut. Der damalige Mi-neralwerks-Verwalter machte dazu alle Voreinleitungen und Herr J. A. Edler von Starck unterstützte dieses Unternehmen auf die edelste Weise. Die Firma J. D. Starck gab das nöthige Glas zu diesem Baue unentgeltlich, dazu noch 840 fl. in Baarem und den beiden Gemeinden einen unverzinslichen Vorschuss von 3000 fl. auf 6 Jahre.
Im Jahre 1860 wurde diese Schule eingeweiht und gestaltete sich dieses Fest, da auch die Fahnenweihe der Starck'schen Knappschaft damit verbunden wurde, zu einem sehr schönen Volksfeste.
Im Jahre 1860 wurde in Jalowcin eine Beamtenwohnung erbaut. Im selben Jahre wurde in Folge der Initiative des Herrn J. A. Edlen von Starck die Strasse von Hromitz nach Bras in Angriff genommen und im Jahre 1862 vollendet. Die Firma J. D. Starck hat für das Zustandekommen dieser Strasse grosse Opfer gebracht und haben die Gemeinden nur die Materialien dazu geliefert, den Bau selbst besorgte die Firma J. D. Starck.
Diese Strasse wurde bis zur Einmündung in die Pilsen-Saazer Aerarialstrasse als Bezirksstrasse erklärt und vom Bezirke Pilsen übernommen.
In diesem Jahre wurde in Bykow auch eine Töpferei gebaut.
Im Jahre 1862 wurde das Jacobi II. und III. Grubenfeld in Hromitz freigefahren und belehnt.
Im Jahre 1863 wurde ein Stollen zum Abfördern des Abraumschotters gebaut.
Am 28. Juli 1865 wurde durch einen Wolkenbruch der Abraum überschwemmt, wobei 2 Bergleute, die im Förderstollen beschäftigt waren, ums Leben kamen.

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Im Jahre 1868 wurde zum Schutze des Abraumes ein grosser und langer Wasserleitungscanal gebaut.
Im Jahre 1870 brannte das Kanzleigebäude ab und wurde im Jahre 1871 neu aufgebaut.
Im Jahre 1871 wurde von der Firma J. D. Starck über die Beraun eine fliegende Brücke gebaut und damit ein grosses Verkehrshinderniss beseitigt.
Im Jahre 1872 wurde zum Zerkleinern des Erzes eine 10pferdekräftige Locomobile mit zwei Steinbrechern aufgestellt.

Chronik von Bras.

Bras ist der Name eines Industrieortes, dessen einzelne Objecte in den Gemeinden Oberstupno, Krisch, Wranowitz und Wranowek vertheilt sind. Dieser Industrieort umfasst die altberühmten radnitzer Steinkohlengruben der Grafen Sternberg und Dominik Wrbna, der Firma J. D. Starck, der Maxgewerkschaft etc., die Fabriksetablissements der Firma J. D. Starck, das Walzwerk des Fürsten Fürstenberg, den Hochofen und die Glasfabrik des Grafen Sternberg, die Oleumfabriken der Fürstin Auersperg etc.
Die radnitzer Steinkohlenwerke sind die ältesten in Böhmen und sind die Kohlen jedenfalls schon länger bekannt, als sie gebaut werden, weil sie in einer bedeutenden Mächtigkeit an mehreren Stellen zu Tage lagen.
Wir haben es hier nicht mit der Chronik des ganzen Industrieortes Bras zu thun, sondern nur mit dem Eintreten der Firma J. D. Starck in denselben.
Dieses geschah im Jahre 1826 durch den Ankauf einer kleinen Oleumhütte mit 6 Oefen von Wenzel Metschir.
In Bras bestanden schon dazumal mehrere Oleumhütten, von kleinen Unternehmern erbaut und betrieben, welche den Vitriolstein von den umliegenden Mineralwerken ankauften und ebenso die dazumal unverkäufliche Steinkohle von den Steinkohlenwerken sehr billig erhielten.
Herr J. D. Starck lieferte vom Jahre 1826 bis zum Jahre 1828 den beiden Oleumhüttenbesitzern Josef Buresch und Christian Vieweg Vitriolstein und übernahm von ihnen das erzeugte Oleum gegen Vergütung der Erzeugungskosten.

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Im Jahre 1828 wurde jedoch die Oleumhütte mit 16 Oefenund Töpferei von Christian Vieweg und im Jahre 1829 jene des Josef Buresch mit 16 Oefen und Hafnerei gekauft. Zu gleicher Zeit wurde auch die im Jahre 1826 von Wenzel Metschir angekaufte Hütte umgebaut und auf 32 Oefen eingerichtet, und auch die Töpferei dem entsprechend angelegt.
Vom Jahre 1832—1834 wurden die Oleumhütten des Herrn Baron Riese-Stallburg bei Wranowitz gepachtet. Vor Ablauf dieses Pachtes wurde die Oleumfabrik in Kasnau angelegt und die Oleumerzeugung dann theilweise dahin verlegt.
Im Jahre 1836 brach in der Sct. Georgizeche ein grosser Grubenbrand aus, der die Töpferei bei der Metschirhütte gefährdete, und musste diese an einem sicheren Platze eingerichtet werden, was im Jahre 1839 geschah.
Im Jahre 1840 wurden 37 1/3 Cuxe der Sct. Georgizeche von Wenzel Metschir, dann 42 4/6 Cuxe der Sct. Johanni- und 28 8/l8 Cuxe der Sct. Bartholomäizeche von Josef Klement gekauft. Zugleich wurden auch 40 Cuxe der Joachimi-Doppelmaass bei Priwetitz erkauft.
Im Jahre 1841 wurden die weiteren 902/3 Cuxe der Sct. Georgizeche angekauft und die Firma J. D. Starck hatte damit den ersten selbstständigen Steinkohlenwerksbesitz in der radnitzer Mulde erworben.
In diesem Jahre wurde auch eine neue Ziegelhütte mit zwei Ziegelbrennöfen erbaut.
Im Jahre 1844 wurde die Salz- und Salpetersäurefabrik hier eingerichtet und geschah die Erzeugung in Glasretorten; 1845 begann der Betrieb dieser Fabrik.
Im Jahre 1845 wurde bei der Sct. Georgizeche ein Pferde-göppel zur Kohlen- und Wasserförderung aufgestellt.
Im Jahre 1846 wurde von dem Grafen Wurmbrand das Mineralwerk Weisgrün sammt den dazu gehörigen Oleumhütten auf 6 Jahre in Pacht genommen. Im selben Jahre wurde auch die Oleumhütte des Martin Kottas mit 10 Oefen angekauft.
Im Jahre 1848 wurde bei der Sct. Georgizeche eine 12pfer-dekräftige Dampfmaschine zur Wasserhaltung und Förderung aufgestellt und der Göppel ausser Betrieb gesetzt.
In diesem Jahre wurde auch die Martini-Steinkohlenzeche bei Priwetitz vom Justiziär Geiger aus Prag angekauft.
Im Jahre 1849 wurde die Erzeugung der Salpetersäure in Bleikästen eingerichtet.

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Im Jahre 1851 ging die Pachtung des Mineralwerkes Weisgrün und der dazu gehörigen Oleumhütten zu Ende.
Im Jahre 1852 wurde die Antoni-Steinkohlenzeche bei Priwetiz von Johann Wyslischel angekauft.
Ebenso wurden in diesem Jahre die übrigen Cuxe der Johannizeche angekauft.
Im Jahre 1853 wurde in dem früheren Salzsäure-Fabriksgebäude eine Glasfabrik eingerichtet und in derselben am 1. September 1853 das erste Glas erzeugt. Der Ofen war nach französischem System auf 8 Häfen mit Rostfeuerung.
Im Jahre 1854 wurde ein zweiter 8häfiger Ofen in dieser Hütte in Betrieb gesetzt.
Im Jahre 1855 und 1856 wurden weitere 64 Cuxe der Johannizeche und 74 12/18 Cuxe der Bartholomäizeche angekauft.
Diese vereinigte Johanni- und Bartholomäi-Steinkohlenzeche war schon sehr lange Jahre am Ausgehenden im Betriebe, jetzt wurde auch das Tiefere aufgeschlossen und im Jahre 1857 ein tiefer Schacht abgeteuft und eine 10pferdekräftige Förder- und Wasserhaltungsmaschine aufgestellt.
Im Jahre 1857 wurde auch eine Schwefelsäurefabrik mit 3 Bleikammern und dem Inhalte von 33.000 C' Kammerraum erbaut und kam im Jahre 1858 in Betrieb. Die Schwefelsäureerzeugung geschah aus Schwefel.
In diesem Jahre wurden bei der Sct. Georgizeche eine Dampfbrettsäge mit 6 Blättern und bei der vereinigten Johanni-und Bartholomäizeche 2 Oleumhütten mit 18 Oefen und eine Töpferei erbaut.
Die im Jahre 1846 angekaufte Kottashütte wurde aus Sa-nitätsrücksichten freiwillig ausser Betrieb gesetzt und behufs Umbau zu Arbeiterwohnungen grösstenteils demolirt.
Bereits seit dem Jahre 1856 wurden in der Sct. Georgizeche Abbauversuche gemacht und endlich im Jahre 1858 mit grossen Opfern an Geld und Mühe glücklich zu Ende geführt.
Im Jahre 1859 wurde der nun auf allen Gruben in Bras nachgeahmte Versatz- und Etagenabbau auf den J. D. Starck'schen Werken definitiv eingeführt.
Im Jahre 1860 wurde ein dritter Glasofen mit 10 Häfen sammt allen Nebengebäuden eingerichtet und Ofen I. von 8 auf 10 Häfen vergrössert.
Am 14. Jänner 1861 brannte die Glasfabrik mit Ofen I. und II. nieder. Trotz der herrschenden strengen Kälte und dem

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andauernden Winter wurde der Bau, obwohl mit grosser Anstrengung, dennoch so gefördert, dass im Monate April beide Oefen schon wieder in Betrieb kommen konnten. Bei diesem Umbau wurde auch Ofen II. auf 10 Häfen eingerichtet.
Im Jahre 1864 wurde der 4. Glasofen mit 10 Häfen sammt allen Nebengebäuden neu errichtet.
Durch die vielen und grossen neuen Anlagen in Bras war bereits ein Mangel von reinem Wasser zum Speisen der Dampfkessel eingetreten und es wurde desswegen im Jahre 1864 ein grosser Teich angelegt, in welchem die Regen- und Schneewässer von einem ausgedehnten Terrain zusammengeleitet werden, und aus welchem eine Dampfmaschine sie wieder den verschiedenen Etablissements zuführt.
Im Jahre 1866 wurde die Allerheiligen-Steinkohlenzeche, welche an die Sct. Georgizeche angränzt, angekauft.
Im Jahre 1869 wurde die Sct. Josefizeche, ebenfalls au die Sct. Georgizeche angränzend, angekauft. Beide diese Zechen waren an vielen Stellen in Brand und wurden als wahre Schutthaufen übernommen, sind aber heute in ganz werthvolle Objecte umgestaltet.
Im Jahre 1870 wurde die Caputmortfabrik ganz neu hergestellt und auf einen grossen Betrieb eingerichtet.
In diesem Jahre wurde auch eine Oleumhütte vom Grafen Wrbna angekauft.
Im Jahre 1871 wurde die Schwefelsäurefabrik auf einen Kammerraum von 100.000 C' vergrössert und auf den Betrieb mit Schwefelkiesen eingerichtet. Auch die Salpetersäurefabrik wurde ganz neu gebaut und bedeutend vergrössert.
In diesem Jahre wurde auch eine Pferde-Eisenbahn von der vereinigten Johanni- und Bartholomäizeche zu der Glasfabrik und mit einer Verbindung über die Georgizeche zum Bahnhofe Radnitz hergestellt.
Im Jahre 1872 wurden alle 4 Glasöfen auf das Gasregenerativsystem eingerichtet.
Die von Christian Vieweg erkaufte Oleumhütte wurde wegen Baufälligkeit und weil sie am Kohlenfelde stand, abgetragen.
Von der Maxgewerkschaft wurden drei Oleumhütten und das Mineralwerk Chotina auf 10 Jahre gepachtet.

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Chronik von Tremosna.

Die Steinkohle bei Tremosna wurde im Jahre 1817 erschürft und dem August Königsdorf darauf die Mariamaass freigefahren.
Die Sct. Ignazizeche bestehend in 2 Maassen wurde im Jahre 1818 am 22. April freigefahren.
Der Bergbau auf diese Kohle bewegte sich nur auf dem östlichen und nordöstlichen Ausgehenden und war der Betrieb jedenfalls ein sehr beschränkter, weil dazumal die Kohle gar keinen Werth hatte und ist über den Kohlenbau aus dieser Zeit auch sehr wenig bekannt.
Die Ignazizeche gehörte einer Gewerkschaft, welche im Jahre 1830 bestand aus den pilsner Bürgern Dlouhy, Carl Ferdinand Lenk, David und der Frau Josefa Pytlik.
Im Jahre 1832 kaufte Herr J. A. Edler von Starck für die Firma J. D. Starck von der Frau Pytlik 253/5 Cuxe der Ignazizeche um den Betrag von 500 fl. CMze.
Die anderen Cuxe kaufte Herr J. A. Edler von Starck im Jahre 1842 um 4000 fl. CMze.; ferner die Mariamaass im Jahre 1843 um 400 fl. CMze.
Im Jahre 1842 hatte Herr J. A. Edler von Starck auch die Franciscizeche von Maschauer um 2000 fl. gekauft.
Der Abbau war bisher immer ein sehr beschränkter gewesen, da aber die wasserfreien Flötzpartien keine grosse Ausdehnung hatten, so kam man überall dem Wasser nahe, und da das Flötz ein sehr starkes Verflachen hatte, so war voraus zu sehen, dass mit kleinen Anlagen hier nicht viel auszurichten sein wird. Eine grössere Maschine zu dieser Zeit aufzustellen, hätte sich aber unbedingt nicht rentirt, da die Kohle keinen Absatz hatte und es wurde demnach der Betrieb gänzlich eingestellt.
Im Jahre 1853 wurde damit begonnen das Flötz durch Bohrungen zu erforschen. Es war hier ein Bohrer in ununterbrochenem Gange und war im Jahre 1857 eine grössere Ausdehnung des Kohlenflötzes constatirt. Die Bohrfunde waren grösstentheils noch in unbelehntem Felde und es war die Aufgabe, ein möglichst grosses Feld zu erringen. Da nahe Anrainer waren, so wurde, um ihnen zuvorzukommen, an einem seichteren Puncte im Jahre 1859 ein Schacht abgeteuft und eine 10pferdekräftige Wasserhaltungsmaschine aufgestellt.

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Im Jahre 1860 wurde in der Teufe von 19 Klafter das Kohlenflötz angefahren und wurde am 1. November 1860 darauf die Freifahrung und Belehnung der Prokopi-Grubenfelder I. und II vorgenommen. Von hier aus wurde nun das Flötz weiter ausgerichtet und auch zum Abbau gebracht, zu welchem Zwecke ein eigener Förderschacht abgeteuft und mit einer 8pferdekräftigen Dampfmaschine versehen wurde.
Zur Complettirung des bereits errungenen Besitzes wurde im Jahre 1861 die anrainende Aloisiamaass des Fürsten Lobkowitz um 2000 fl. ö. W. und im Jahre 1862 die Rudolfimaass des Fürsten Metternich um 10.000 fl. ö. W. angekauft.
Um eine grössere Abbaufläche zu gewinnen, wurden beide Schächte im Liegenden weiter bis auf 36° geteuft und die Kohle durch einen Querschlag aufgeschlossen und zum Abbau gebracht.
Da die geförderte Kohle, trotz ihrer ausgezeichneten Qualität, beinahe keinen Absatz hatte, so wurde der Bau einer Glasfabrik im Jahre 1862 in Angriff genommen und im Jahre 1863 vollendet.
In demselben Jahre wurde westlich vom Ignazihauptschachte mit einem 18° tiefen Versuchschachte die Kohle erschürft und wurden auf diesen Fund die Prokopi-Grubenfelder III bis VIII belehnt.
Im Februar 1864 wurde der Betrieb der Glasfabrik mit einem Ofen eröffnet.
Beim Nachteufen des Ignazischachtes fand man, dass das Liegende der Kohlenformation aus Thonschiefer besteht und ganz trocken ist, und da 90° vom Ignazischachte entfernt, das Tiefste der Mulde erbohrt wurde, so entschloss man sich, den Schacht bis auf 64°, dem erforschten Tiefsten, nach zu teufen und quer-schlägig in die Kohle zu gehen.
Diese Arbeit wurde im Jahre 1865 in Angriff genommen und zu gleicher Zeit eine 60pferdekräftige Dampfmaschine aufgestellt. Im gleichen Jahre wurde auch der 2. Glasofen in Betrieb gesetzt.
Bis Ende October 1866 war der Ingnazischacht bis auf die Teufe von 64 Klafter niedergebracht und wurden die Pumpen eingesetzt und der Querschlag im Liegenden begonnen.
Im Februar 1867 wurde das Abteufen des Agnesförderschachtes begonnen, musste aber in der Teufe von 18° wegen starken Wasserzugang eingestellt werden.

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Zu gleicher Zeit wurde das Maschinengebäude und der Förderthurm gebaut und die 15pferdekräftige Fördermaschine aufgestellt.
Im Jahre 1868 wurde zur Wasserlösung im Agnesschachte ein Bohrloch auf den Querschlag begonnen und am 3. Juli durchgeschlagen. Dadurch ging so viel Wasser in den Kohlenbau, dass ein Ersäufen der Grube zu befürchten war und wurde dess-wegen das Bohrloch verstürzt. Nachdem nun das Wasser aus dem Ignazischachte wieder entfernt war, wurde in dem Querschlage ein Schutzdamm eingebaut, um den Wasserzugang reguliren zu können. Das verstürzte Bohrloch war nicht mehr frei zu machen und es wurde im Jahre 1869 ein neues Bohrloch begonnen, verunglückte aber 6' über der First des Querschlages in Folge einer Meisseleinklemmung und konnte ebenfalls nicht mehr frei gemacht werden.
Da nicht vorauszusehen war, wenn bei diesen immerwährenden Calamitäten der Agnesschacht niedergebracht werden kann, so entschloss sich Herr von Starck am östlichen Theile der Kohlenmulde den Antonischacht abzuteufen und wurde dieser im Feber 1869 begonnen und im August die 24pferdekräftige Maschine aufgestellt.
Im Mai 1870 wurde die Kohle im Antonischachte in der Teufe von 30° 5' - 1° 2' mächtig überfahren und die Ausrichtung begonnen.
Am Agnesschachte wurde wieder ein neues Bohrloch begonnen und endlich im Juni 1870 glücklich durchgestossen und das Schachtabteufen in Angriff genommen.
Im Jahre 1870 wurden auch die Mariamaassen I und II sammt Ueberschaar belehnt.
Im November 1870 wurde der Glaserzeug auf einem Ofen eingestellt und mit dem Umbau desselben nach dem Regenerativsystem begonnen. Dieser Ofen wurde im Jahre 1871 in Betrieb gesetzt und lieferte so günstige Resultate, dass der Umbau aller Oefen nach diesem System beschlossen wurde.
Im Jahre 1871 wurde auch der Agnesschacht auf die Kohle niedergebracht und mit dem Querschlage verbunden und wurde die Ausrichtung begonnen.
Im Jahre 1872 wurden wieder zwei Glasöfen nach dem Regenerativsystem in Betrieb gesetzt.
In diesem Jahre wurde auch eine neue Arbeiterwohnung und eine kleine Dampfmaschine zum Heben von reinem Wasser erbaut.

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Chronik von Kasnau.

Im Jahre 1819 erschürften die Bergbauunternehmer Franz Prusik und Josef Gitter bei dem Dorfe Kasnau das Steinkohlen-flötz, worauf sie am 22. September 1819 mit der Francisci-Doppelmaass belehnt wurden. Diesen zwei Lehensträgern waren als Mitgewerken beigetreten: Theodor Gitter, Anton Krittner und Herr J. D. Starck.
Die hier geförderte Kohle wurde zur Vitriolsteinerzeugung nach Hromitz verfrachtet.
Im Jahre 1821 wurde von Herrn J. D. Starck in Gemeinschaft mit Martin Schebek ein zweiter Fund gemacht und darauf die Adalberti-Doppelmaass belehnt.
Im Jahre 1822 kaufte Herr J. D. Starck sämmtliche Cuxe von den anderen Gewerken und wurde damit alleiniger Besitzer dieser Kohlenzeche.
Die Kohlenförderung wurde nun vergrössert, zur Wasser-lösung wurde ein Stollen angelegt, der unterhalb des Teichdammes ausmündete und die Förderung geschah mittelst Haspelschächten.
Im Jähre 1833 wurde zur rascheren Ausbeutung des Koh-lenflötzes in Kasnau, da an einen Verschleiss zu dieser Zeit nicht zu denken war, eine Oleumfabrik auf 52 Galeerenöfen nebst Magazinen und einer Töpferei mit 2 Brennöfen gebaut.
Ferner wurde eine Salz- und Salpetersäurefabrik daselbst eingerichtet und auch die nöthigen Beamten- und Arbeiterwohnungen erbaut.
Im Jahre 1837 wurde ein neues Amtshaus erbaut und bei der Grube eine l0pferdekräftige Wasserhaltungsmaschine, die erste im pilsner Kreise, aufgestellt.
Im Jahre 1839 wurde zur Kohlenförderung ein Pferde-göppel erbaut.
Im Jahre 1844 wurde die in Kasnau etablirte Salz- und Salpetersäurefabrik nach Bras verlegt.
Da Hromitz seinen Kohlenbedarf jetzt von Jalowcin deckte und in Kasnau kein anderer Absatz war, als für die eigenen Fabriken, anderseits die Kohlenförderung nicht beschränkt werden wollte, so wurde im Jahre 1847 vom Herrn J. A. Edlen von Starck die Phosphorfabrication eingerichtet, welche ein grosses Kohlenquantum consumirte.

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Im Jahre 1850 wurde eine Schwefelsäurefabrik, die erste der Firma J. D. Starck, erbaut und im Jahre 1851 in Betrieb gesetzt.
Im Jahre 1852 wurde eine 6pferdekräftige Dampfmaschine mit Mühlen zum Knochenmahlen aufgestellt.
Im Jahre 1854 wurden die I. und II. Barbaramaass und im Jahre 1855 die III. Barbaramaass in Kasnau freigefahren und belehnt.
Bei der Phosphormanipulation wurde das Pressverfahren eingeführt und sonstige Verbesserungen wurden gemacht und dadurch grosse Ersparungen an Kohle und Geschirr erzielt.
Da die Phosphorerzeugung fortwährend vergrössert wurde, so wurden die Arbeiter von der Oleumfabrik mit zur Phosphorerzeugung verwendet und wurde die Oleumfabrication im Jahre 1856 sehr reducirt und im Jahre 1857 in Kasnau gänzlich eingestellt.
Da auch die Mühlen und sonstigen Einrichtungen zum Mahlen der Knochen nicht mehr ausreichten, so wurden im Jahre 1858 zwei Bittinger'sche Quetschmühlen aufgestellt und die im Jahre 1852 aufgestellte Maschine in ein anderes Locale übertragen.
Da die Steinkohle in dem oberen Muldentheile schon zur Neige ging, so wurde bereits durch längere Jahre consequent die Fortsetzung des Kohlenflötzes in der weiter westlich gelegenen Ablagerung durch Bohrungen untersucht, welche auch ein günstiges Resultat ergaben. Es wurde vorerst ein Punct zum Aufschlüsse dieses Muldentheiles in Aussicht genommen, wo die Kohle in 32° Teufe erreicht wurde.
Im Jahre 1861 wurde auf diesem Puncte ein Schacht begonnen und im Jahre 1862 eine 12pferdekräftige Wasserhaltungsmaschine aufgestellt.
Diese Maschine erwies sich aber, nachdem damit die Kohlen aufgeschlossen waren, als zu schwach und es musste im Jahre 1863 eine andere 24pferdekräftige Maschine aufgestellt werden, welche vier 9"ige Pumpen betreibt.
Die Kohle wurde in einer Teufe von 32° mit 1° 4' Mächtigkeit durchfahren und vorerst in dieser Teufe ausgerichtet.
Dann wurde der Schacht um weitere 14° nachgeteuft und in der Teufe von 46° das Flötz durch einen Querschlag im Liegenden weiter ausgerichtet.
In diesem Jahre wurde das Martinigrubenfeld mit 48 Maassen belehnt.

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Durch den Aufschwung der Zuckerfabrication in Böhmen war auch der Bedarf an Knochenkohle ein sehr grosser geworden und die Rohknochen stiegen so im Preise, dass es angezeigt war, die gebrannten Knochen von weiterher zu beziehen und wurde der ganze Bedarf für die Phosphorfabrication von Wien, Pest, Pressburg und Passau bezogen. Die Amoniakerzeugung, welche beim Knochenbrennen seit dem Jahre 1855 als Nebenzweig eingeführt war, wurde desswegen im Jahre 1863 aufgelassen.
Im Jahre 1864 wurde in Kasnau auch die Oleumerzeugung wieder eingerichtet und wurde wasserhelles Oleum aus littauer Vitriolstein erzeugt.
Im Jahre 1868 wurde die Phosphorfabrication aufgelassen, da die Knochen derart im Preise gestiegen waren, dass die Con-currenz mit den englischen Fabriken, welche die Knochen aus den südamerikanischen Schlächtereien und Fleischextractfabriken billig beziehen, nicht mehr möglich war.
In diesem Jahre wurde hier ein zweites Bleikammersystem mit 20.000 C Inhalt auf Schwefelkiese von Draschen erbaut.
Die Superphosphaterzeugung wurde als neuer Industriezweig eingerichtet.
Im Februar 1869 waren in Plass die ersten Vorbesprechungen wegen dem Bau der Pilsen-Priesner Bahn, welche auch Kasnau berühren sollte. Der Bau dieser Bahn war im Herbste gesichert und es wurden nun sofort 3 Bohrer in Betrieb gesetzt, um das Tiefste des Kohlenflötzes zu eruiren, was auch im Jahre 1870 gelungen ist.
Hierauf wurde im April 1871 an das Abteufen eines neuen Schachtes, des Davidschachtes, gegangen und eine ganz neue Maschinenanlage gemacht. Es wurden in diesem Jahre die Gebäude errichtet, die provisorische Wasserhaltungsmaschine aufgestellt und der Schacht 18° 5' abgeteuft. Im Mai dieses Jahres wurde auch der Bau der Pilsen-Priesener Bahn begonnen.
Der Schacht wurde im Jahre 1872 fortgesetzt, eine direct wirkende l00pferdekräftige Wasserhaltungsmaschine aufgestellt und in der 63. Klafter das Kohlenflötz überfahren.
Am 16. October traf die erste Locomotive auf der Pilsen-Priesner Bahn in Kasnau ein.

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Chronik des Littauer Mineralwerkes.

Im Jahre 1808 wurde in der Gemeinde Littau, manetiner Bezirk, durch den Steiger Heimerl ein Vitriolschiefer erschürft und darauf wurden von Josef Scharf, Verwalter in Manetin, zu Händen dieser Herrschaft am 9. und 31. Mai Muthungen eingebracht, worauf am 6. October die Freifahrung und am 22. Jänner 1809 die Belehnung erfolgte.
Der Besitzer der Herrschaft Manetin, Graf Lazansky, liess den Vitriolschiefer, der hier in grosser Mächtigkeit ansteht, öffnen und gründete darauf das Mineralwerk Elisabethenthal, um das Holz in seinen ausgedehnten Waldungen, das nicht an Mann zu bringen war und wegen Ueberständigkeit zum Abtrieb kommen musste, zu verwerthen.
Es wurde hier die Eisenvitriol-, die Vitriolstein- und Oleumerzeugung eingerichtet und bis zum Jahre 1839 mit Holz betrieben, in welchem Jahre Herr J. A. Edler von Starck das Mineralwerk für die Firma J. D. Starck ankaufte.
Es wurde hier sofort der Betrieb auf Steinkohle eingerichtet, die Vitriol- und Vitriolsteinerzeugung wurde vergrössert und die Oleumerzeugung aufgelassen. Die Kohle wurde von Kasnau bezogen und dafür Vitriolstein zurückgenommen, der in der kas-nauer Oleumfabrik zur Verwendung kam.
Die hier vorhandenen Bleipfannen wurden beseitigt und dafür gemauerte Pfannen eingerichtet, u. z. zwei zu Vitriol und drei zu Vitriolstein. Weiter sind 12 Eisensudkessel und 3 Calciniröfen erbaut worden.
Das Werk war bis zum Jahre 1846 in Betrieb.
In diesem Jahre wurde vom Grafen Wurmbrand das Mineralwerk Weisgrün sammt Oleumhütten in Pacht genommen, und da der daselbst erzeugte Vitriolstein eine grössere Ausbeute an Oleum gab, als der littauer und auch sonst günstigere Verhältnisse waren, so wurde die Vitriolsteinerzeugung in Littau ausser Betrieb gesetzt.
In demselben Jahre hat Herr J. A. Edler von Starck auch das Mineralwerk Christinenthal bei Boschkow angekauft, und da dieses Werk sehr schöne Schwefelkiesmittel hatte, so wurde auch die Vitriolerzeugung in Littau aufgelassen und nach Boschkow übertragen.
Im Jahre 1850 wurde, weil der Pacht von Weisgrün im Jahre 1851 zu Ende ging, in Littau wieder Vitriolstein erzeugt.

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Der Vitriolstein war aber, wie früher forwährend schlecht, gab blos 33 Pfd. Oleum pr. Centner und da er auch sehr porös und leicht war, so konnten pr. Ofen nur 350 Pfd. versetzt werden. Dies Alles vertheuertc die Oleumerzeugung sehr und wurde dess-wegen im Jahre 1852 die Vitriolsteinerzeugung abermals eingestellt. Nun war Littau ausser Betrieb bis zum Jahre 1865, in welchem Jahre durch ein verbessertes Manipulationsverfahren der Vitriolstein in bedeutend besserer Qualität dargestellt wurde, so dass er 40 Pfd. Oleum gibt, und 5 Ctr. Stein pr. Ofen versetzt werden können. Das erhaltene Oleum ist rein und von heller Farbe. In Folge dessen wurde der vorräthige Vitriolstein übersotten und im Jahre 1867 auch die Siederei wieder in Betrieb gesetzt, und ist bis heute in ununterbrochenem Gange.

Chronik von Altsattl.

Weder über die Zeit noch die Art der Entstehung dieses Mineralwerkes ist etwas Näheres bekannt. Es soll im Jahre 1500 errichtet worden sein.
Dass es bereits im Jahre 1673 bestanden ist, darüber gibt ein Bild aus diesem Jahre, welches sich in der altsattler Kirche befindet, Zeugniss. Der erste Bergbau war im Dorfe Altsattl, ein Tagebau, und ist die zurückgebliebene Binge noch vorhanden und mit Wasser gefüllt.
Nach den vorgefundenen alten Halden scheint früher nur Alaun erzeugt worden zu sein.
Im Anfänge des 19. Jahrhundertes war das Werk in dem Besitze einer Gewerkschaft, der auch Herr J. D. Starck beigetreten war.
Herr J. D. Starck kaufte die Cuxe zusammen und kam damit im Jahre 1815 in den Alleinbesitz des Werkes.
Im Jahre 1816 wurde der Erbstollen gebaut, der heute noch besteht und zur Entwässerung der Gruben dient.
Das Werk wurde bis zum Jahre 1815 mit Holzfeuerung betrieben; Herr J. D. Starck richtete aber nach Uebernahme des Werkes die Braunkohlenfeuerung ein und verbesserte und vergrösserte den Betrieb.
Im Jahre 1826 wurde an der Eger ein Alaunwerk eingerichtet und daselbst im Jahre 1828 eine Dampfmaschine, die erste in Böhmen, zur Wasserhaltung aufgestellt.

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Im Jahre 1829 wurde die Kupfervitriol-Erzeugung und die Erzeugung von gemischten Vitriolen eingeführt.
Im Jahre 1834 wurde das im Jahre 1826 an der Eger erbaute Alaunwerk aufgegeben und dafür an einem günstigeren Platze ein neues im grösseren Massstabe eingerichtet.
Die bei Altsattl vorkommende Lignitkohle ist eine sehr schlechte und musste desswegen früher gute Kohle zum Werksbetriebe von Grünlas bezogen werden.
Um den Weg zu diesem Werke abzukürzen, wurde im Jahre 1835 eine Brücke über die Eger gebaut.
Die Alaun-, und Vitriollaugen wurden früher in Bleipfannen eingedampft, im Jahre 1838 wurden aber gemauerte Pfannen eingerichtet, in welchen die Flamme über die Flüssigkeit streicht.
Am 10. November 1841 starb Herr Johann David Edler von Starck in Prag und wurde in Altsattl beerdigt.
Im Jahre 1850 wurde, grösstentheils durch die Firma J. D. Starck, in Altsattl ein schönes und grosses Schulhaus erbaut.
Im Jahre 1853 wurden bei sämmtlichen Sudpfannen und Schwefelöfen Treppenroste eingeführt und wurde es mit denselben möglich auch die schlechteste altsattler Lignitkohle zum Betriebe zu verwenden, was auch noch bisher geschieht.
Im Jahre 1861 brannte in Altsattl das Dach des neuer-bauten Zechenhauses ab, wodurch ein grosser Theil des Dorfes Altsattl in Asche gelegt wurde. Die Firma J. D. Starck brachte grosse Opfer zur Unterstützung der Abbrändler und machte es möglich, dass Altsattl heute ein freundliches Dorf ist.

Chronik von Davidsthal.

Der Bergbau bei Davidsthal in der Gemeinde Zwodau wurde im 18. Jahrhunderte aufgeschlossen und von einigen Gewerkschaften sehr schwach betrieben. Der Bergbau hat mehr den über der Braunkohle im Letten eingelagerten Schwefelkiesen als der Kohle gegolten und wurde anfänglich aus diesen Schwefel gewonnen und dabei Holz zur Feuerung verwendet.
Im Jahre 1804 wurde der Grubenbesitz der Dörfler'schen Gewerkschaft von Gossengrün und im Jahre 1807 jener von Adam Wartus & Cons. aus Zwodau durch Herrn J. D. Starck angekauft.

[96]

Auch Herr J. D. Starck hat anfänglich hier Schwefel aufzwei Schwefelöfen erzeugt, dann aber im Jahre 1808 den Bau der Oleumfabrik begonnen, welche im Jahre 1810 mit allen Nebengebäuden beendet war und in Betrieb kam. Zur Feuerung wurde Braunkohle verwendet.
Von dieser Zeit an wurde in Davidsthal nur Oleum erzeugt, der Vitriolstein hiezu anfänglich von Hromitz, dann aber von Altsattl und endlich von Littmitz bezogen.
Im Jahre 1836 wurden zwei Kammern zur Erzeugung von Schwefelblüthe eingerichtet.
Im Jahre 1848 wurde hier auch eine Phosphorfabrik errichtet und im Jahre 1851 eine Schwefelsäurefabrik.
Im Jahre 1853 wurde die Phosphorfabrication hier aufgelassen und in Kasnau concentrirt und dafür wurden in Davidsthal zwei Bleiapparate zur Salzsäureerzeugung eingerichtet.
Im Jahre 1857 wurde eine Glasfabrik zur Erzeugung von Spiegelglas eingerichtet und im Jahre 1858 in Betrieb gesetzt.
Der Braunkohlenbergbau wurde hier immer nur zu dem Zwecke betrieben, um den Fabriken den billigen Brennstoff zu liefern.
Erst im Jahre 1870, mit Eröffnung der buschtehrader Bahn, nimmt der Braunkohlenbergbau einen Aufschwung und wurden in diesem Jahre zwei Wasserhaltungsmaschinen mit 1 Fördermaschine und im Jahre 1871 zwei weitere Fördermaschinen aufgestellt. Auch wurden Arbeiterwohnungen neu gebaut.
Im Jahre 1872 wurde das Werk durch eine 1200 Klafter lange Schleppbahn mit der Station Falkenau, der buschtehrader Bahn, in Verbindung gebracht.

Chronik von Reichenau.

Das Kohlenflötz in Reichenau wurde im Jahre 1813 beim Graben eines Brunnens entdeckt und in der Mächtigkeit von 3 Klaftern aufgeschlossen, worauf dann von einigen Gemeindemitgliedern daselbst die ersten Belehnungen erworben wurden.
Diese Gewerkschaft baute nur an hochgelegenen Puncten des Kohlenfeldes und hatte zur Entwässerung der Grube ein Wasserrad. Der Kohlenbergbau wurde zu dieser Zeit schon desswegen schwach betrieben, weil die Kohle gar keinen Absatz hatte und endlich waren auch die seichter gelegenen Kohlen theils abgebaut, theils verhauen und die Grube war in einem
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elenden Zustande, als Herr Joh. Ant. Edler von Starck im Jahre 1833 dieselbe für die Firma J. D. Starck käuflich erwarb.
Im Jahre 1834 wurde die erste Dampfmaschine zur Wasserhaltung mit 10 Pferdekraft aufgestellt, und da diese nicht genügte, so wurde eine 24pferdekräftige und endlich im Jahre 1837 eine 60pferdekräftige und noch später im Jahre 1840 eine 120pferdekräftige Dampfmaschine zur Wasserhaltung aufgestellt. Im Jahre 1835 hatte Herr von Starck auch die Russfabrication in Reichenau eingeführt, um die erzeugte Braunkohle zu verwerthen.
Im Jahre 1843 wurde das reichenauer Schloss erbaut. Da auch die im Jahre 1840 aufgestellte Maschine von 120 Pferdekraft die Wässer nicht gewältigte, so wurde im Jahre 1844 die Concession zum Betriebe des Antoni-Erbstollens erworben. Das Mundloch desselben ist oberhalb des Dorfes Teschwitz am rechten Ufer der Eger angesetzt und nach einer aufgefahrenen Länge von 1530 Klafter mit dem reichenauer Abraum gelocht. Dieser Stollen ist in einer Länge von 820 Klafter ausgemauert und bringt bei den jetzigen Hauptschächten eine Teufe von 9 Klafter.
Im Jahre 1853 wurde der Bau der Glasfabrik begonnen und diese im Jahre 1854 in Betrieb gesetzt.
Da der Stollen nicht mehr hinreichende Teufe einbrachte, so wurde im Jahre 1858 eine 24pferdekräftige Wasserhaltungsmaschine aufgestellt.
Im Jahre 1866 wurde eine 6pferdekräftige Fördermaschine aufgestellt.
Im Jahre 1868 war auch in dem, durch die 24pferdekräf-tige Maschine entwässerten Horizonte die Kohle schon ziemlich abgebaut und musste der Schacht nachgeteuft werden, wozu die Maschine nicht mehr ausreichte, es wurde daher eine 60pferde-kräftige Maschine zu der 24pferdekräftigen aufgestellt, und heben nun beide 120 C' Wasser pr. Minute, 11 Klafter hoch auf den Stollen.
Im Jahre 1869 wurde eine l0pferdekräftige Fördermaschine aufgestellt.
Im Jahre 1870, mit Eröffnung der buschtehrader Bahn, nahm auch hier der Bergbau einen bedeutenden Aufschwung, und im Jahre 1871 wurde das Werk durch eine 1100 Klafter lange Schleppbahn mit der Station Ziditz der buschtehrader Eisenbahn verbunden.

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Chronik von Haberspirk.

Das Mineralwerk Haberspirk wurde im Jahre 1830 von einer Gewerkschaft gegründet, welcher drei Grubenmaasse auf Braunkohle verliehen waren. Die Kohlengewinnung wurde bis zum Jahre 1835 betrieben.
Durch die hier sehr reichhaltigen Schwefelkiesflötze und die im Ausgehenden vorkommende stark mit Schwefelkies im-prägnirte Braunkohlenlösche wurde die Gewerkschaft veranlasst, ein Alaunwerk zu errichten, auf welchem bis zum Jahre 1840 jährlich circa 500 Ctr. Alaun erzeugt wurden.
Im Jahre 1840 kaufte Herr J. A. Edler von Starck dieses Werk an und errichtete hier im Jahre 1841 ein grosses Alaunwerk, welches im Jahre 1842 in Betrieb kam.
Durch immerwährende Ausdehnung des Bergbaues wurde es nach und nach zu einer Höhe gebracht, dass gegenwärtig 20.000 Ctr. Alaun erzeugt werden können.


Chronik von Littmitz.

Der Anfang von Ober- und Unterlittmitz datirt aus dem Jahre 1800, wo bei dem Graben eines Brunnens der Schwefelkies und die darunter aufgeschlossene Kohle entdeckt wurden.
Die beiden Werke gehörten zwei getrennten Gewerkschaften, bei denen auch Herr J. D. Starck betheiliget war.
Herr J. D. Starck kaufte im Jahre 1815 die Cuxe von Unterlittmitz zusammen und kam damit in den Alleinbesitz dieses Werkes. Auch hier wurde erst die Braunkohlenfeuerung eingeführt und die Schwefel- und Vitriolerzeugung verbessert und vergrössert.
Im Jahre 1831 kaufte Herr J. A. Edler von Starck auch das oberlittmitzer Mineralwerk und auch hier wurde der Betrieb vergrössert und verbessert.
Im Jahre 1836 wurde in Folge der Anregung des Herrn J. Ant. Edlen von Starck in dem Dorfe Littmitz eine Schule erbaut, wozu die Gemeinde nur die Materialzufuhren leistete, alle übrigen Auslagen bestritt die Firma J. D. Starck. Auch wird die Schule noch bis heute von der Firma unterstützt.
Im Jahre 1861 brannte der grösste Theil des Dorfes Littmitz ab. Die Firma J. D. Starck unterstützte die Abbrändler auf die ausgiebigste Weise.

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Chronik von Münchhof.

Dieses Mineralwerk wurde im 1. Decennium dieses Jahrhundertes errichtet und wurde die Alaunerde am Ausgehenden erschürft und daraus Alaun erzeugt.
Es fristete bis zum Jahre 1838 nur kümmerlich sein Dasein; in diesem Jahre wurde es vom Herrn J. A. Edlen von Starck käuflich erworben und wurden daselbst neue Manipulationsgebäude für die Alaunerzeugung errichtet und der Betrieb vergrössert und verbessert.
Die Alaunerzeugung dauerte bis zum Jahre 1869 und wurde in diesem Jahre desswegen eingestellt, weil die Förderung der Alaunerze nicht mehr mit Tagbau geschehen konnte und im Verhältnisse zu Haberspirk zu theuer kam, wo nun die Alaunerzeugung in grossartigem Massstabe betrieben wird.
Im Laufe der Jahre war das Braunkohlenflötz ausgerichtet worden und hatte sich hier auch ein kleiner Kohlenabsatz entwickelt und wurde im Jahre 1867 eine Wasserhaltungs- und eine Fördermaschine aufgestellt. Jedoch erst im Jahre 1870, mit Eröffnung der buschtehrader Bahn, welche das Werk unmittelbar berührt, konnte auf einen grösseren Absatz gerechnet werden, welcher auch eintrat.
Im Jahre 1872 wurde der Hauptförderschacht durch eine 400 Klafter lange Locomotivschleppbahn mit dem Stationsplatze Chodau in Verbindung gebracht und in demselben Jahre ein neuer Hauptschacht begonnen, auf welchem eine 24pferdekräftige Wasserhaltungs- und eine 8pferdekräftige Fördermaschine aufgestellt wird.

Digitalisat von Harald Stark, 2012