Das Lapidarium in Schloss Thurnau

   

Am Hans-Georgen-Bau im Oberen Schlosshof

[1] Im – vom Schlossbrunnen aus gesehen – zweiten Arkadenbogen von links befindet sich ein einzelner großer Wappenstein.1 Dieser Stein, der einst ein heute wohl verschwundenes Gebäude des 1802 teilweise abgebrannten Klosters Langheim schmückte, trägt unter dem Abtswappen die lateinische Inschrift ABBAS MARTINVS CONSTRVXIT ET AEDIFICAVIT mit dem Eteostichon2 1730. Abt Martin Wolf (reg. 1728 – 1734) hatte dieses unbekannte Gebäude also 1730 errichten lassen.3 Im Lapidarium soll dieser Wappenstein – so heißt es in dem 1863 handschriftlich verfassten, aber wegen des Todes von Graf Carl am 3. November dieses Jahres nicht mehr zum Druck gelangten Führer zu den giech'schen Familiensammlungen – an die Glieder der Familie von Giech erinnern, die in ältester Zeit im Klosterfrieden von Langheim ihre Begräbnisstätte suchten und dem Kloster namhafte Stiftungen zuwendeten.4 Die Inschrift „Kloster Langheim bis 1858“, die sich am oberen Rand der Platte zu beiden Seiten der Mitra befindet, wurde 1855 von dem Modelstecher Zeune in den Stein gegraben.

 

[2] Der Stein links oben zeigt ein oben und unten in Voluten auslaufendes spitzovales Inschriftfeld, das von einem fuchsartigen Tier gehalten wird. Im Inschriftfeld sind die lateinischen Worte „IN MEMORIAM SUI POSUIT AEDIFICATOR POSSESSOR HUJUS LOCI JOHARND SCHNEIDER Ao. 1730“ (Der Erbauer und Besitzer dieses Ortes Joharnd [verschrieben für Johann] Scheider hat dies zu seiner Erinnerung aufgestellt, Anno 1730) zu lesen. Bei dem die Inschrift haltenden Tier handelt es sich nach Ansicht von Frau Dr. von Pezold um einen Wolf, da Johann Schneider als Jagdaufseher auf dem Wolfsknock oberhalb von Hutschdorf wohnte. Das Anwesen „Unterer Wolfsknock“ wurde im frühen 20. Jahrhundert abgebrochen; danach gelangte der Inschriftstein ins Lapidarium von Schloss Thurnau.

 

[3] Der oben in der Mitte angebrachte Stein mit den Ehewappen Künsberg und Lützelburg und der Jahreszahl 1690 erinnert an Johann Christoph Freiherr von Künsberg zu Thurnau (1657 – 1696) und dessen Gemahlin Maria Franziska geborene Freiin von Lützelburg († 1739). An welchem Gebäude dieser Stein einst eingemauert war, ist ungeklärt.

 

[4] Der Stein rechts außen ist in Form einer Rollwerkkartusche gearbeitet. Diese zeigt die Wappen der Familien von Künsberg und Marschall von Ebneth. Über dem Künsberg-Wappen befinden sich die Initialen HAVK, über dem Marschall-Wappen die Buchstaben AM. Unter den beiden Wappen ist schließlich die Jahreszahl 1602 eingemeißelt. Der Wappenstein erinnert an Hans Adam von Künsberg zu Thurnau († ca. 1618) und dessen Ehefrau Amalia, geborene Marschall von Ebneth. Auch die Herkunft dieses Steins ist unbekannt.

 

[5] In der unteren Reihe sieht man links einen Stein mit den Wappen der Familien von Künsberg und von Giech. Zwischen den beiden Wappen befindet sich eine herzförmig umrahmte Kartusche mit schwer entzifferbarer Inschrift. Der obere Rand ist in der Gestalt eines schmalen Gebälks ausgeformt. Darauf sind die Worte „DAS.GLAWB.N ... FEIN.WILT.SEIN.EIN.CHRIST“ zu lesen. Dieser Stein erinnert wahrscheinlich an Valentin Georg von Künsberg (1617-1667) und dessen Gemahlin Dorothea Margaretha von Giech († 1670). Sein ursprünglicher Standort ist unbekannt. Vielleicht gehört er zu den beiden Inschriftsteinen aus der Thurnauer Friedhofsmauer, die noch im Untergeschoss der Kemenate eingelagert sind. Nach dem handschriftlichen Führer durch die Giech'schen Sammlungen (StA Bamberg G 65 A 4883, p. 32) endet diese Inschrift mit den Worten „Das glaub nur fein wilt sein ein Christ...“.

 

[6] Rechts unten ein Stein unbekannter Herkunft mit dem Künsberg-Wappen und der Jahreszahl 1730.

   

Im Weinhöflein im Unteren Schlosshof

[7] An der – vom Unteren Schlosshof aus gesehen – linken Seite des Weinhöfleins, neben dem Eingang zum Hinteren Schnecken, befindet sich ein aus Sandstein gefertigtes Grabdenkmal mit den Relieffiguren eines vor einem Kruzifix knienden barhäuptigen Ritter und seiner Frau. Bekrönt wird es durch einen Aufsatz mit einer Reliefdarstellung der Auferstehung Christi. Auf eine Fragmentierung dieses Grabsteins lassen schon seine überlieferten Fundumstände schließen. Er wurde in den 1830er Jahren durch den Kanzleirat Billing in der Lehmgrube der Langheimer Ziegelhütte entdeckt, wohin er jedenfalls nach dem Abbruch der 1802 durch Feuer zerstörten Klosterkirche Langheim geraten war.1 An den Pilastern zu Seiten des dargestellten Ehepaares sind die Wappen der Familien von Giech und von Aschhausen erkennbar; irgend eine Inschrift ist leider nicht vorhanden. So erinnert das Grabmal entweder an Hans von Giech zu Lisberg, der 1547 Maria Salome von Aschhausen heiratete, oder an dessen Bruder Halvand von Giech zu Lisberg († 1571), der seit 1550 mit Maria Salomes Schwester Eva von Aschhausen verehelicht war.

 

[8] An der Rückwand des Weinhöfleins folgen nun zwei übereinander montierte Steinplatten. Die obere ist der Abguss eines an der alten Kapelle, jetzt Leichenhalle, zu Berndorf befindlichen Türschlußsteins.1 Er trägt die Wappen der Familien Förtsch und Stein von Altenstein sowie die Jahreszahl 1504 in römischen Ziffern. Die Wappen verweisen auf Eberhard Förtsch von Thurnau († 1521) und dessen Gemahlin Amalia, geb. Stein von Altenstein.

 

[9] Darunter befindet sich ein Abguss des im Bamberger Dom befindlichen Grabdenkmals für den Bamberger und Würzburger Kanoniker Bernhard von Giech († 1603). Über der lateinischen Inschrift ist das große Wappen der Familie von Giech. An den Pilastern daneben sind die Ahnenwappen Giech und Streitberg, sowie Stein von Altenstein und Hutten zu sehen. Bernhard von Giech, Domherr zu Würzburg, hatte am 11. Oktober 1580 auch das Kanonikat und eine Präbende am Domstift Bamberg erhalten.1 Seine Eltern waren Achatz von Giech zu Giechkröttendorf und Grünwehr und dessen Gemahlin Sabina, geborene Stein von Altenstein.

 

[10] Die Mitte der Rückwand nimmt das Fragment eines großen Renaissance-Epitaphs aus hellem Sandstein ein. Im Halbrelief sind darauf ein geharnischter Ritter und seine Frau vor einem Kruzifix knieend dargestellt. Neben dem vor den Knien des Ritters abgestellten Helm, sind vier Kinder – zwei Knaben und zwei Mädchen – ebenfalls kniend und mit zum Gebet gefalteten Händen abgebildet. Keine Inschrift und kein Wappen gibt einen Hinweis auf die Identität der Dargestellten. Der Grabstein stammt aus Oberbrunn bei Staffelstein. Die dortige Kirche musste 1743 einem Neubau weichen. Das Sandsteinepitaph – zumindest das stark beschädigte Mittelteil desselben – überlebte den Abbruch der alten Kirche und wurde schließlich 1856 zusammen mit dem Grabstein der Rosina von Giech († 1558) für 30 Gulden durch Graf Carl von Giech erworben.1 Nach seiner Ankunft in Thurnau am 28. Juni 1855 wurde das Denkmal durch den Maler Carl August Lebschée 2gereinigt und im Weinhöflein aufgestellt. Zuvor musste aber die steinerne Bank entfernt werden, die seit 1839 gestanden hatte.3 Die einst auf dem Oberbrunner Schlossberg gelegene Liebenburg war von 1348 bis 1680 in den Händen der Familie von Giech gewesen.4

 

[11] Über diesem Grabdenkmal ist ein aus rötlichem Sandstein gefertigter Wappenstein mit dem großen, 1480 vermehrten Wappen der Familie von Giech in die Wand eingelassen. Das Wappen wird von einem Engel gehalten. Um den Engel und das Wappen legt sich ein Spruchband mit einer Inschrift. Der Stein stammt von der nahe Neuenreuth bei Peesten gelegenen St. Georgs-Kapelle, die 1613 noch bestand, heute aber verschwunden ist. Die Inschrift erinnert daran, das die Brüder Christoph und Matthes von Giech im Jahr 1500 den Grundstein zu dieser Kapelle gelegt hatten.1

 

[12] Neben dem großen Epitaph-Fragment aus Oberbrunn ist ein weiteres Grabmal mit Eisenklammern an der Wand befestigt. Auf dem dreipassförmig geschwungenen Aufsatz ist ein flachreliefierter Engel dargestellt, der zwei runde Medaillons hält. In denselben befinden sich die Wappen der Adelsfamilien Giech und Fuchs. Darunter liest man auf einem schlichten, viereckigen Feld folgende Inschrift: „Anno Domini 1601 am Sontag vor Bartholomei den 23. Augusti ist in Gott seliglich verschieden der Edel gestreng und vest Hanns Christoff von Gich zu Niderlindt, Fürstlicher Bambergischer Raht, Pfleger zum Pottenstein unnd Amdtmann Leyenfels auch f. Sechsischer Raht unnd Hofrichter zu Coburg, dessen Seelen unnd unß allen Gott der Allmechtig gnedig sein unnd am Jungsten tag ein freliche aufferstehung verleihen wolle amen.“ Bei diesem Stein handelt es sich um einen Abguß; das Original befindet sich in der Kirche zu Wonsees.1

 

[13] Darüber befindet sich ein weiteres Grabdenkmal. Ein rechteckiger aus gelbem Sandstein gefertigter Stein mit folgender Inschrift: „Anno Dni 1558 am Sambstag nach Cantate ist in Got verschiden der ehrnvest Veit v. Gich zu Brun der Seelen gott genad.“ Zu Seiten der Inschrift befindet sich seltsamerweise kein Giech-Wappen, sondern links das Wappen der Familie Gottsfeld und rechts das der Familie Fuchs. Dies mag als Indiz dafür gelten, dass diese Steinplatte einst zu einem größeren Sandsteinepitaph gehörte und noch 1852 als Spolie in der Vorhalle des oberen Kellers am Schlossberg zu Oberbrunn eingemauert war.1

 

[14] Die südliche Wand des Weinhöfleins ist zunächst schräg ausgebildet, dann folgt ein nischenartiger Abschluss. An der schräg verlaufenden Seitenwand befindet sich wieder ein größeres Grabdenkmal aus gelbem Sandstein. Unter einem breiten bogenförmigen Spruchband, das rechts unten in zwei Zipfeln ausläuft, kniet vor einem Kruzifix ein betender Ritter. An den Säulen zu Seiten der Ritterfigur befinden sich vier Ahnenwappen: Giech und Seckendorf sowie Stiebar von Buttenheim und ein Wappen, das nicht identifiziert werden konnte. Die Inschrift auf dem Spruchband lautet: „Nach Cristi gepurt M. v C und im LII iar am mitwochen nach letare zwischen 9 u(n)d 10 in der nacht starb der Edel u(n)d Ernvest Kumet vo(n) giech zu Liesperg und Zepmannsdorff der zeyt Hauptma(nn) zu Cronach d(em) got genad u. erbarm dich mei(n).“ Auch dieser Grabstein wurde von Kanzleirat Billing in der Lehmgrube der Langheimer Ziegelhütte entdeckt und vom Grafen Carl von Giech für das Lapidarium im Schloss Thurnau erworben. Der wohl beim Abbruch der Langheimer Klosterkirche stark beschädigte Grabstein ist teilweise ergänzt.1

 

[15] Das darüber befestigte Auferstehungsrelief gehört nicht zu diesem Grabstein.

 

[16] Es folgt ein schmaler Mauerrücksprung an dem eine viereckige, fliesenartige Platte mit einem runden Medaillon befestigt ist, in dem ein Wappen-Relief zu sehen ist. Die helle Steinplatte sieht wie ein Abguss aus; die Herkunft der Vorlage ist ebenso unbekannt wie das darauf abgebildete Wappen.

 

[17] Unter diesem fliesenartigen Wappenabguss verweisen drei Eisenklammern und eine rechteckige dunkle Verfärbung der Mauer auf eine dort einst befestigte Steinplatte, die heute fehlt. An der nun folgenden schmalen Rückseite der Nische ist ein stark verwittertes Auferstehungsrelief unbekannter Herkunft befestigt. Darunter steht ein niedriger Grabstein aus gelbem Sandstein. Im bogenförmigen Auszug über einem von ionischen Säulen getragenen Gebälk befinden sich die Allianzwappen der Familien von Giech und Marschall von Ebneth. Darunter, zwischen den Säulen ist das Relief einer vor einem Kruzifix knieenden Mädchengestalt zu sehen. Auf den Sockeln der Säulen das Laineck' und Fuchsische Wappen und dazwischen steht folgende Inschrift: „Anno Dni 1558 am tag fabiani ist in Got verschiden die edel und dugentsame jungfraw Rosina von Gich zu Brun der Got gnad.“ Auch dieser Grabstein stammt aus der alten Kirche von Oberbrunn. Graf Carl von Giech schreibt im Juli 1855: „Den Grabstein der Rosina v. Giech mußte Lebschée erst mit vieler Mühe entziffern.“1

 

[18] Nun folgt noch ein besonders schöner und gut erhaltener Grabstein aus hellem Sandstein. Im Mittelfeld der Steinplatte sind die auf einem Gebälk stehenden Ehewappen Giech und Könitz angebracht. Darunter befindet sich ein von einem Engelskopf bekröntes Inschriftfeld mit folgenden Worten: „Anno 1648 den 28. Decrembris ist in Gott selig entschlaffen die Weiland Wohl Edelgeborne vnd Viel Ehrntugentreiche Frau Dorothea von Giech geborne von Könitz. Des Wohl Edelgebornen Gestrengen vnd Manvesten Carol Gottfriedens von Giech vff Thurnau Buchau, Brun, Peeste(n), Wiesendfelß Ehliche hausfrau Ihres alters 45 Jahr. Derer seelen Gott genad.“ Seitlich sind folgende Ahnenwappen angebracht: Links: Könitz, Haslach, Watzdorf, Selbitz, Staffelstein, Redwitz, Thüna und Lichtenstein. Rechts: Redwitz, Schaumberg, Zobel, Altenstein, Guttenberg, Berlichingen, Geiling und Wallenrod. Da Dorothea von Giech in Buchau begraben wurde, stand das Grabdenkmal ursprünglich sicherlich in der dortigen Kirche.

 

[19] Über dem Portal zum Hinteren Schnecken ist schließlich noch ein runder Wappenstein mit dem Giech'schen Familienwappen in die Wand eingelassen, der einst als Schlussstein ein Gewölbe in der heute verschwundenen Liebenburg bei Oberbrunn schmückte. Die Herkunftsangaben, die bei oder auf verschiedenen Objekten vermerkt sind, stammen aus dem Jahr 1855. Graf Carl von Giech vermerkt: „Vom 23. bis 28. Juni machte der Formstecher Zeune die Aufschriften auf die Monumente und Steine in und am Weinhöflein.“1

 

[20] Und auch der große Wappenstein am Hinteren Schnecken gehört zum Lapidarium. Auch wenn er wirkt, als sei er für diesen Ort geschaffen, so stammt er doch vom 1811 abgebrochenen Oberen Tor des Marktes Thurnau und wurde um 1840 in einer im Mauerwerk des Hinteren Schneckens bereits vorhandenen Nische eingelassen.1 Unter den drei Wappen der Familien v. Künsberg, Förtsch und Giech befindet sich folgende Inschrift: „Thurnau bin ich genantt | Viel ehrlichen leuten wol bekannt | Alß man zält tausent fünfhundert jar | In fünff und sechzigsten zwar | Hans friederich von Kindsberg zum Wernstein | Und seine freunde ingemein | Zu buchaw hans georg von Giech | umb viel geltes erkauffet mich | dem stifft bamberg heimbgefallen | von dem geschlecht der Fortschen allenn.“ Ein zweiter, gleichartiger Wappenstein mit Inschrift, der ebenfalls vom Oberen Tor stammt, ist in der zum Marktplatz weisenden Außenseite der nördlichen Zwingermauer eingelassen.

 

[21] An der Nordseite des Hinteren Schneckens ist der Grabstein der Anna Cordula von Giech (1596-1598), der Tochter des Hans Georg von Giech († 1613) und dessen zweiten Gemahlin Blandine von Giech an der Wand befestigt. Zu Seiten des Hauptes sind die Wappen der Eltern Giech – Giech abgebildet und zu Füßen des Kindes ist das großelterliche Wappen von Schaumberg erkennbar.

 

[22] Darüber, in einem vermauerten Fenster des Hinteren Schneckens, ist ein weiterer, mit der Jahreszahl 1628 bezeichneter Wappenstein eingemauert. Zwischen den Wappen der Familien von Künsberg und von Wiesenthau steht die Inschrift „Im Vnglück hab | Eins Löwen | Muth | Traw Gott Es | wirdt noch wer | den guth.“ Das Denkmal erinnert an Georg Wilhelm von Künsberg zu Thurnau (1583 - 1642) und dessen Gemahlin Catharina von Wiesenthau (1587 – 1656). Woher der Wappenstein stammt ist nicht bekannt.

   

Im Parterre der Kemenate

[23] Der Wappenstein vom ehemaligen Schloss Grünwehr in Kulmbach. Er trägt die Inschrift „Wolff Ernst v. Lindenfelß - Vrsula Amalia v. Lindenfelß geborne von Giech 1670“ und die Allianzwappen Lindenfels - Giech.

 

 

[24] Ein Inschriftstein vom ehemaligen Wolfsteinischen Schloss in Pyrbaum. Er trägt die Inschrift: „1493 am Pfinztag nach matheis hatt her bilhalm vo[n] bolfstein ritter gelegt den ersten sta(in)“. Der Stein befand sich ehedem in einer Nische des Hans-Georgen-Baues.1

   

[25] Die beiden übereinander gestellten Inschriftsteine aus der alten Umfassungsmauer des Thurnauer Gottesackers. Die Inschrift aus dem Jahr 1604 lautet: „Hierein hierein kompt all hierein | Ir Eltern Bruder und Schwesterlein | Zu Uns da sind viel Kammer und Truhen | Darein solt in Fried rasten und ruhen | Die Ihr in Christo endschlaffen seid | Erwartend der ewigen Herlichkeid | Ihr andern mit Zittern und Ungemag | Bis Kommen wird der jüngste Tag | Der nicht weit ist glaubt mir fürwahr | Dann es rüstet sich der Engelschaar | Drumb frommer Christ bedenk es recht | Wie Gottes Zorn die Sünder schlecht | Kehr umb bey Zeit, weild lebst uff Erden | Denn hier all Sünden vergeben werden | Dort ist’s umbsonst und ganz verlohrn | Wann du gleich seyst zum Herrn erkohrn | Spar nicht dein Buß aus sundern Trutz | Dir möchte sonst werden das Trumb zu kurz | Wie offt bei Kranken thut geschehen | Die niemand können hören noch sehen | O wie gefährlich mit solchen es ist | Das glaub nur fein wilt sein ein Christ.“ Möglicherweise gehört das in der dritten Nische des Hans-Georgen-Baues befestigte Fragment mit den Wappen der Familien von Künsberg und von Giech (? oben Nr. 5) zu diesen Inschriftsteinen.

 

[26] Eine rote Sandsteinplatte mit Rollwerkornamenik und Engelsköpfen in den oberen Ecken. In der Mitte befindet sich ein ovales, von einem Lorbeerkranz umrahmtes Feld mit den Familienwappen Fuchs und Giech. Darunter ein Inschriftfeld mit dem Worten „ANNASTASIA | FVCHSIN GEBORNE | FVRTSCHIN WITT | WE“. Diese Wappenplatte erinnert an Anastasia Fuchs, geb. Förtsch, die mittlere Tochter von Wolf Georg Förtsch. Sie hatte sich mit Sigmund Fuchs von Rügheim verheiratet und war die Schwägerin von Hans Friedrich von Künsberg und Hans Georg von Giech zu Thurnau. Der Stein gehörte einst zur Sammlung des Professors Martin Josef von Reider (1793-1862), der als Lehrer für Kunst und Architektur an der Bamberger Gewerbeschule tätig war. Die Platte war, nach einer Mitteilung des Kunsthistorikers Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck, auf dem Bamberger Domberg „in einem tollen Gemisch“ aufbewahrt. Durch Vermittlung Hefners gelang dem Grafen von Giech die Erwerbung des Steins, welcher Anfang Juli 1860 in Thurnau eintraf.1

 

[27] Ein beschädigter Keilstein, wahrscheinlich von einem Türgewände, aus dem die beiden Scheren des Giech'schen Wappens erhaben herausgearbeitet sind.

 

[28] Ein Grenzstein mit den Wappen der Familien Giech und Künsberg.

 

[29] Das Fragment eines Grabsteins mit dem oberen Teil eines Wappens (Helm mit Helmdecken und Helmzier) im Zentrum und zwei vorerst nicht zu identifizierenden Ahnenwappen in den Ecken. Über den Helmdecken ein Inschriftband mit bislang nicht entzifferter Inschrift.

 

[30] Ein runder Gewölbeschlussstein mit Rippenansätzen. Im Zentrum befindet sich das Künsberg-Wappen. Die Umschrift darum lautet: „1568 . HANS . FRIDERICH . VON . KINDSBERG“.

 

[31] Das Fragment eines Marmorgrabsteins mit einem ovalen Mittelfeld. Darin zwei stark verwitterte, von einem Kreuz getrennte Wappenreliefs. Die an den Kanten des viereckigen Steins umlaufende Inschrift ist ebenfalls stark verwittert und kaum lesbar.

 

[32] Fragment einer Platte aus hellem Kalkstein. Darauf ist ein nackter männlicher Putto in einem Renaissance-Bogen dargestellt.

 

[33] Fragment eines Gedenksteins aus gelbem Sandstein. Auf einer Seite ist das Wappen der Familie Förtsch abgebildet und auf einer anderen die Inschrift: „Alte Straße | nach | Bamberg | bei Feulersdorf“. Die Steinsäule war früher in einer Nische des Hans-Georgen-Baues aufgestellt.1

 

[34] Fragment eines Steingewändes mit Rollwerkornament und Masken-Grotteske.

 

[35] Verschiedene Bruchstücke eines Gewändes.

 

Literatur:

Harald Stark: Das Lapidarium von Schloss Thurnau, in: Archiv für Geschichte von Oberfranken, 96. Band, 2016, S. 191 - 208