Aufgewacht - Die Sammlungen der Grafen Giech aus Schloss Thurnau

- Wolff Förtsch-

Zwar richtet die aktuelle Sonderausstellung des Töpfermuseums in Thurnau den Fokus auf die Grafen von Giech, die Jahrhunderte lang die Geschicke der kleinen Herrschaft an der Schwelle zur Frankenalb leiteten, doch befindet sich in der reichen Ahnengalerie der Giechs auch das imposante Portrait des Wolff Förtsch von Thurnau. Seine Familie hatte Thurnau um 1200 aus den Händen der edelfreien Walpoten erworben, die damals noch auf der nahe gelegenen Burg Zwernitz bei Wonsees saßen. Ihre Bemühungen richtete sich auf den Ausbau ihres Herrschaftsgebiets, das jedoch schon bald selbst die Begehrlichkeiten der mächtigen Nachbarn – des Hochstifts Bamberg und der Herzöge von Andechs-Meranien sowie deren Besitznachfolger, der Hohenzollerischen Burggrafen von Nürnberg – weckte. Die sich in mehreren Linien ausbreitende Familie baute sich gleich zwei Burganlagen in Thurnau: Das auf einem Felsen über dem sumpfigen Tal des Aubaches errichtete „huz uf dem stein“ (Haus auf dem Stein) und das östlich oberhalb der Kirche am Seidelsberg gelegene „huz samt dem Turm, später auch das „Hohe Haus“ genannt.
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts mussten die Förtsch einen Teil von Thurnau dem Bamberger Bischof zu Lehen auftragen; andere Familienmitglieder verdingten sich als „Burgmann“ beim Nürnberger Burggrafen. 1307 schickte sich Albrecht Förtsch schließlich an, die Burg Thurnau an den Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg zu veräußern. Dieser Kauf scheiterte jedoch am Veto des auf sein Lehenrecht pochenden Bamberger Bischofs. Allerdings kamen die zur Herrschaft Thurnau gehörigen Orte Kasendorf, Döllnitz, Hörlinreuth, Felkendorf, Menchau, Limmersdorf und Berndorf daraufhin vorübergehend in den Pfandbesitz der Nürnberger Burggrafen, wobei Kasendorf dauerhaft in deren Händen blieb. Seitdem zog sich der Streit zwischen den Förtsch und den Hohenzollern um die Hochgerichtsbarkeit in der Herrschaft Thurnau, wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Wolff Förtsch war schließlich der letzte in Thurnau ansässige Spross seiner Familie. Wie uns sein Grabstein im Turmchor der Thurnauer Kirche verrät, war er 1510 zur Welt gekommen. Sein Vater Eberhard hatte 1474 auf Seiten Kaiser Friedrichs III. in den Burgunderkriegen gekämpft, bekleidete das Amt eines Erbmarschalls des Burggraftums Nürnberg und war in erster Ehe mit Elsbeth von Schaumberg und in zweiter Ehe mit Dorothea Stein vom Altenstein – Wolffs Mutter – verheiratet gewesen.

Wohl 1532 heiratete er Anastasia von Vestenberg, die ihm insgesamt fünf Töchter schenkte. Zwei derselben, Sybille und Dorothea, starben bereits im Kindesalter. Die älteste der drei verbliebenen Schwestern, vermählte sich mit Johann Friedrich von Künßberg zu Wernstein. Die zweite Anastasia heiratete Sigmund Fuchs von Rügheim, der bereits 1561 starb. Die jüngste von Wolff Förtschs Töchtern, Barbara, ehelichte schließlich 1562 den aus Buchau stammenden Hans Georg von Giech. Wolff Förtsch war bereits 1551 gestorben. Sein Erbe fiel zunächst an seine Vettern Hans und Jorg Förtsch zu Peesten. Als am Karfreitag – es war der 31. März – 1564 mit Jorg Förtsch, dem „eltst und letzt des Geschlechts“ die Familie Förtsch erlosch, traten Hans Friedrich von Künßberg und Hans Georg von Giech – die Schwiegersöhne Wolff Förtschs – das Erbe der Familie an.
Das auf Leinwand gemalte Ölgemälde zeigt Wolff Förtsch in ganzer Gestalt und Lebensgröße. Die Aufschrift verrät, dass des sich um die Kopie eines Gemäldes aus dem Jahr 1539 handelt, die 1578 gefertigt wurde. Das Bild zeigt den Dargestellten im Alter von 29 Jahren. Die Wappen beiderseits des Hauptes sind die seiner Eltern beziehungsweise Großeltern: Nothaft (Großmutter Wolfs väterlicherseits) – Förtsch (Vater, Großvater) – Stein von Altenstein (Mutter, Großvater mütterlicherseits) – Grumbach (Großmutter mütterlicherseits).


Harald Stark