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Reise ins Land der Welfen
Sonntag 13. September
Das wir – meine Mutter und ich – die weite Reise
bis zum Südrand der Lüneburger Heide unternommen haben,
verdanken wir Prof. Dr. Axel Seltsam und seiner Frau Margaretha,
die heuer nach Isernhagen bei Hannover zum Geppert-Familientreffen
eingeladen haben. Kurz vor 10.00 Uhr machten wir uns auf den Weg
in Richtung A 9. Obwohl wir auf dem Weg viele Baustellen zu passieren
hatten, in denen die Geschwindigkeit meistens auf 60 km/h begrenzt
war, verlief die Fahrt recht angenehm. Es zahlte sich aus, das
wir den Sonntag als Anreisetag gewählt hatten, da wir kaum
einem LKW begegneten, außer auf den Parkplätzen natürlich.
Hinter Halle gab plötzlich ein rechts der Autobahn sichtbar
werdender Hügel der sonst flachen Landschaft einen besonderen
Akzent. Noch interessanter wurde der Hügel, weil darauf neben
einem Funkturm und etlichen anderen, eher unschönen Gebäuden,
ein riesiger mittelalterlich wirkender Baukörper zu sehen
war. Ich tippte auf eine Burg, meine Mutter auf eine Kirche und
dann gab schon ein braunes Hinweisschild die Information, das
es von der nächsten Autobahnausfahrt aus zum Petersberg
gehe. Wir lagen gut in der Zeit und so wählte ich die Ausfahrt
und schon kurze Zeit später waren wir auf dem Petersberg.
Warum hier so viele Autos herumstanden, wurde mir klar, als ich
in den Pfarrhaushof trat. Hier standen viele jeweils uniform gekleidete
Menschengrüppchen bis -Gruppen und aus dem Inneren der mächtigen
romanischen Kirche drang sphärischer Chorgesang nach außen.
Ich brauchte gar nicht fragen, sondern kombinierte gleich, das
hier ein Workshop für Chöre oder so etwas ähnliches
im Gange sein müsse. Trotzdem traute ich mich in das Innere
des Gotteshauses, in dem mir – zumindest bei meinem flüchtigen
Rundgang – bis auf eine stattliche Zahl von Grabdenkmälern
kaum historische Einrichtungsgegenstände ins Auge fielen.
Die Bauplastik, vor allem im Langhaus erschien mir neoromanisch,
was sich – nach einem Blick in den beim Verlassen der Kirche
erworbenen Kirchenführer – als zutreffend erwies; die
Kirche samt dem zugehörigen Augustinerchorherrnstift war
seit dem 16. Jahrhundert dem Verfall preisgegeben und wurde erst
im 19. Jahrhundert restauriert. Das für mich interessanteste
Teil der Innenausstattung war der im Westbau der Stiftskirche
aufgestellte mächtige Kenotaph der Wettiner aus dem Jahr
1567 und ich erinnerte mich daran, das mir Roland Werner einmal
erzählt hatte, dass neben dem Kloster Reinhardsbrunn der
Petersberg eine wichtige Grablege der frühen Wettiner gewesen
sei. Sicherlich werde ich mich dem Petersberg noch einmal intensiver
widmen, dann aber nach gründlicher Vorbereitung. Da ich meine
Mutter wartend im Auto zurückgelasen hatte und mir außerdem
zu viele Menschen in der Kirche versammelt waren, die ich durch
mein Fotografieren und herumgehen hätte stören können,
begab ich mich nach einer halben Stunde wieder zurück zum
Auto und startete in Richtung Autobahn.
Es dauerte nicht lange, und unser Navi warnte uns vor einer schweren
Verkehrsbehinderung voraus und leitete uns bei der nächsten
Ausfahrt von der Autobahn. Nach einigen Kilometern Überlandfahrt
fanden wir uns auf der Bundesstraße 6 „neu“
wieder und hier schlug uns beiden Autoinsassen ein zweites Mal
das Herz höher, als wir nach längerer Fahrt durch windradbestandenes
Flachland den Harz vor uns aufsteigen sahen. Je näher wir
Wernigerode kamen um so schöner baute sich der Brocken seitlich
von uns auf. Mutter kam ins schwärmen, von der Harzfahrt,
die sie vor Jahren zusammen mit dem Busunternehmen Schuster aus
Schwarzach unternommen hatte und ich bedauerte es mit ihr, das
ich die vor einigen Jahren ins Auge gefasste gemeinsame Harz-Fahrt
nie in die Tat umgesetzt habe. Ich hoffe inständig, das unsere
diesjährige Ausfahrt nach Hannover nicht – wie Mutter
befürchtend geäußert hat – unsere letzte
längere gemeinsame Reise werden wird. Mit wem sollte ich
die schönen Eindrücke einer solchen Fahrt sonst teilen?
Und geteilte Freude ist doch doppelte Freude! Gebe Gott uns Beiden
die nötige Gesundheit und Kraft für viele weitere Ausflüge!
Gegen 17.00 Uhr erreichten wir unser Quartier, das Gästehaus
Müller in Isernhagen. Zunächst einmal standen wir vor
verschlossener Tür. Nachdem ich aber die auf der vor dem
Haus stehenden Werbetafel aufgedruckte Telefonnummer angerufen
hatte, wurden wir innerhalb weniger Minuten von einer sehr netten
Dame empfangen, die einen leicht polnischen Akzent sprach und
uns unsere Zimmer zeigte. Auf eine Möglichkeit zum Abendessen
befragt, antwortete sie, das sie und ihr Mann das nahe gelegene
Gasthaus „Zum Maikäfer“ betreiben würden,
das aber Sonntags Ruhetag habe; sie empfehle eine Fahrt in das
nahe Altwarmbüchen, wo mehrere Gaststätten zur Auswahl
ständen. Das aus Klinkerziegeln errichtete, aus Erdgeschoss
und Mansarde bestehende Häuschen, in dem wir nun untergebracht
waren, könnte fast mit Hermine Grangers Handtasche konkurrieren;
es ist innen geräumiger, als der äußere Eindruck
vermuten läßt! Die von uns gebuchten Einzelzimmer lagen
natürlich im Obergeschoss. Die Treppe dahin hatte jedoch
flache Stufen und war nicht steil. So konnte ich mich und das
Gepäck trotz argem linken Knie mit geringer Anstrengung nach
oben schleppen. Die Zimmer selbst sind nicht sehr geräumig,
aber modern eingerichtet. Überhaupt sieht alles recht neu
aus. Seinen Abschluss fand der Anreisetag in einer spanischen
Bodega im Nachbarort Altwarmbüchen, wo wir uns verschiedene
Tapas schmecken ließen. |
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Blick zum Petersberg |
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Die romanische Choranlage der
Stiftskirche auf dem Petersberg |
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Im Inneren der Stiftskirche
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Der Kenothaph für die
in der Stiftskirche bestatteten Wettiner |
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Seitenansicht
des Kenothaphs |
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Montag, den 14. September
Es ist bei mir fast immer das Gleiche: Die erste Nacht in fremden
Betten ist lang … Ich habe zuhause ja ein breites Doppelbett;
hier musste ich mit einem schmalen Einzelbett zurecht kommen;
die Zudecke sah zwar auf den ersten Blick recht leicht aus, erwies
sich aber als sehr warm, so dass ich mitten in der Nacht das Laken
abzog um mich damit zuzudecken. Dazu kam mein Knie, das mich durch
leichten Dauerschmerz entweder nicht einschlafen, oder durch stärkere
Meldungen aufwachen ließ. Doch nun ist die Nacht vorüber
und ich bin gespannt aufs Frühstück.
Kurz nach 8.00 Uhr betraten wir den Frühstücksraum im
Keller der Pension. Hier war eine junge Polin sehr um unser Wohlergehen
bedacht; leider mangelte es ihr ein wenig an Deutschkenntnissen.
Wir fanden eine Platte mit Wurst und Käse, 4 Aufbackbrötchen,
2 frisch gekochte Frühstückseier, Marmelade und Honig
sowie Butter in Portionspäckchen, 1 Glas Nutella, 1 Kanne
mit Kaffee samt Zubehör, 1 Kännchen Orangensaft und
meinen schon am Vortrag beim Einchecken bestellten Kakao (Kaba
mit Milch) auf unserem Tisch vor. Es war auch kein Problem (höchstens
ein sprachliches) noch zwei Brötchen und zwei Portionen Butter
nachzubestellen. Nach einer guten halben Stunde verließen
wir zufrieden und gesättigt den Frühstücksraum.
Unterwegs zu unseren Zimmern ergatterte ich mir von dem polnischen
Mädchen noch ein Badehandtuch (im Zimmer hatte ich nur 2
normale Handtücher vorgefunden).
Kurz nach 9.00 Uhr saßen wir dann schon im Auto um uns vom
Navi über die Autobahn nach Sievershausen
lotsen zu lassen. Die Fahrt verlief reibungslos, so daß
wir schon um 9.30 Uhr unser Ziel erreichten. Das Wetter war furchtbar
und es regnete so stark, dass man kaum einen Hund vor die Türe
treiben mochte; dennoch fuhr ich zunächst einmal in das Nachbardorf
Arpke um das zwischen demselben und Sievershausen gelegene Schlachtfeld
von 1553 zu überblicken. Ein wichtiger Anziehungspunkt, der
mich schon seit längerem in die Umgebung von Hannover zog,
war dieser Acker, auf dem unser Kulmbacher Markgraf Albrecht Alcibiades
eine Schlacht, sein Gegner, Herzog Moritz von Sachsen aber –
zusammen mit rund 4000 Landsknechten beider Seiten – sein
Leben verlor. Ich hatte mich zwischen 10.00 und 11.00 Uhr im Antikriegshaus
Sievershausen angemeldet, um mir von einem der dortigen Mitarbeiter
die Ausstellung zur Schlacht und die Kirche mit dem Schlachtgemälde
zeigen zu lassen. Noch war es aber nicht 10.00 Uhr und so fuhr
ich mit Mutter in einen Pennymarkt, wo wir noch ein paar Kleinigkeiten
einkauften. Als wir wieder zum Auto kamen hatte jemand so unglücklich
neben mir geparkt, dass es mir nicht gelang, in dasselbe einzusteigen.
Die freundliche Kassiererin vom Pennymarkt befreite mich dann
aus meiner misslichen Lage und fuhr einige Meter nach vorne, so
dass ich einsteigen konnte. |
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Blick über das Schlachtfeld
nach Sievershausen |
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Blick über das Schlachtfeld
nach Arpke |
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Das Antikriegshaus in Sievershausen |
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Karte der
Schlacht von Sievershausen am 9. Juli 1553 |
Im Antikriegshaus wurden wir von Herrn
Dempwolff empfangen, der uns zunächst einmal in die heimatkundliche
Ausstellung desselben führte. Hier war gerade eine Sonderausstellung
zur Geschichte von einzelnen Anwesen in Sievershausen zu sehen.
Dort gab es aber auch ein Zinnfigurendiorama aus dem Jahr 1953,
welches die Ereignisse der Schlacht vor Augen führt. Außerdem
wird eine die Abschrift einer zeitgenössischen Beschreibung
der „Schlachtung“ gezeigt, die der damalige Sievershausener
Pfarrer angefertigt hatte und nach der wenig später –
so meinte zumindest Herr Dempwolff – das Gemälde in der
Kirche angefertigt wurde.
Markgraf Albrecht Alcibiades zu Brandenburg-Kulmbach, hatte sich,
nachdem Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel
dem gegen ihn gerichteten Bündnis des Königs Ferdinand
von Böhmen, des Kurfürsten von Mainz, des Landgrafen von
Hessen, des Kurfürsten Moritz von Sachsen mit der Reichsstadt
Nürnberg und den Fürstbistümern Bamberg und Würzburg
beigetreten war, mit seinem Heer ins Braunschweigische begeben,
um der Vereinigung der Truppen Herzog Heinrichs mit denen der übrigen
Bundesgenossen zuvor zu kommen. Die Stadt Braunschweig, die bereits
Jahrzehnte lang mit ihrem Landesherrn, einem strikten Gegner der
Reformation, in Streit lag, hatte den fränkischen Fürsten
als Verbündeten begrüßt. Markgraf Albrecht begab
sich auf Raubzug in das Bistum Minden; auf dem Rückweg von
dort nach Braunschweig, wurde er mit seinem Heer am 9. Juli 1553
zwischen Arpke und Sievershausen von den Truppen des Kurfürsten
Moritz von Sachsen gestellt und zur Schlacht gezwungen. Zunächst
schienen das Fußvolk und die Reiterei Albrechts dem feindlichen
Kriegsvolk überlegen zu sein; als jedoch die in Reserve gehaltene
sächsische Reiterei in das Geschehen eingriff, wendete sich
das Blatt und Albrechts Truppen wurden geschlagen. Rund 4000 Kämpfern
kostete die „Schlachtung bei Sievershausen“ das Leben,
darunter auch Kurfürst Moritz von Sachsen, der zwei Tage später
an seinen Verletzungen starb, und die beiden Söhne Herzog Heinrichs
d. J., Carl Victor und Philipp Magnus von Braunschweig. Die Schlacht
von Sievershausen gilt als die blutigste Schlacht der frühen
Neuzeit.
Nach netten und informativen Gesprächen im Antikriegshaus,
begleitete uns Herr Dempwolff zur St.-Martins Kirche. Diese wird
gerade renoviert und ist eingerüstet. Wegen des heftigen Regens
verzichteten wir auf eine Außenbegehung des Gotteshauses und
besuchten gleich dessen Inneres; wo in der im Untergeschoss des
wohl im 13. Jahrhundert errichteten kräftigen Westturms gelegenen
Halle das Gemälde von der Schlacht von Sievershausen hängt.
Die eigentliche Kirche ist von der Turmhalle durch ein rundbogiges
Portal zu betreten. Das Langhaus wird von einer weiß gestrichenen
flachen Holztonne überspannt. Den besonderen Akzent bietet
ein monumentaler klassizistischer Kanzelaltar, der, ebenso wie die
auf toskanischen Säulen ruhende Emporenanlage, der Zeit um
1820 angehört. |
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Die Kirche in Sievershausen
wurde gerade renoviert |
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Das Gedächtnisbild für
die Schlacht von Sievershausen am 9. Juli 1553 in der dortigen
Kirche
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Markgraf Albrecht Alcibiades
im Kampfgetümmel auf dem Gedächtnisbild für die
Schlacht von Sievershausen |
Der klassizistische Kanzelalter
in der Kirche zu Sievershausen |
Das Denkmal für Kurfürst
Moritz von Sachsen auf dem Friedhof in Sievershausen |
Bevor wir uns von Herrn
Dempwolff verabschiedeten, erzählte ich ihm noch, dass wir
gerne ein Stück von der Lüneburger Heide sehen würden
und baten ihn um eine entsprechende Empfehlung. Er meinte, das
er mit seiner Familie gerne in den Heiligen Hain bei Wahrenholz
fahren würde, dies läge nördlich von Gifhorn. So
hatten wir unser Nachmittagsziel. Wir aßen in Wahrenholz
etwas verspätet zu Mittag; als wir aus der Gaststube kamen
hatte es aufgehört zu regnen und als wir durch den Heiligen
Hain hinkten – weder meine Mutter noch ich waren besonders
gut zu Fuß – kam sogar ein wenig die Sonne heraus.
Das Heidekraut blühte nach dem dürren Sommer nun –
nach dem Regen – besonders hübsch.
Gegen 17.00 Uhr waren wir dann wieder in Isernhagen; das Abendessen
wurde im Gasthof zum Maikäfer eingenommen, zu dem ja gewissermaßen
unsere Pension gehört. Es gab einen Grillteller für
mich und Garnelen für Mutter. Beide waren wir sehr zufrieden
mit dem, was uns die freundliche Wirtin vorgesetzt hat. |
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Im Heiligen Hain bei Wahrenholz |
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Im Heiligen Hain bei Wahrenholz |
Meine Mutter in der blühenden
Heide |
Dienstag 15. September
Die Nacht war besser als die vorige gewesen; ich wachte zwar
immer noch oft wegen meines schmerzenden Knies auf, doch waren
die Schafphasen dank eines Kissens, das ich mir zwischen die Beine
schob, etwas länger. Mutter hatte sich wohl am Vortag bei
unserem Heideausflug die große Zehe – vorn direkt
am Nagel – wundgerieben. So gingen wir nach dem Frühstück
erst mal in die Apotheke, wo das wunde Zehenglied von den fachkundigen
Händen einer sehr zuvorkommenden Apothekenmitarbeiterin mit
Betaisodona desinfiziert und verpflastert wurde. Dann starteten
wir beide nach Braunschweig, dem Ziel des heutigen Tages.
Unterwegs machte ich noch einmal Halt in Sievershausen.
Da mich am Morgen die Sonne geweckt hatte, nutzte ich das schöne
Wetter um dort noch einmal Außenaufnahmen ohne Regen zu
machen. Auf dem Baugerüst um die Kirche entdeckte ich einen
netten Handwerker, der sogar bereit war, die an die Schlacht von
1553 erinnernde Inschrift am Langhaus des Gotteshauses für
mich zu fotografieren und auch das Denkmal für Kurfürst
Moritz von Sachsen auf dem Friedhof wurde von mir abgelichtet.
Bei dem schwer zu entziffernden Inschriftstein an der Außenmauer
der Kirche handelt sich sich wahrscheinlich um den Sockel eines
um 1573 errichteten Gedenkstein für die Schlacht. Der darauf
erhaben herausgearbeitete Text lautet:
DE SLACHT TWISKEN MAVRITIO H.V.C.
Z. S. H. H. Z. B.V. L. VND ALBERTO MARCHGRAVE
Z. N. TWISKEN ARPKE VND SIVERSHAVSEN DEN IX.
JVLII ANNO 1553 GESCHEHEN
Dies lautet in heutigen Worten:
Die Schlacht zwischen Moritz Herzog und Churfürst
zu Sachsen, Herzog Heinrich zu Braunschweig und Lüneburg
und Albrecht Markgraf
zu Nürnberg zwischen Arpe und Sievershausen den 9.
Juli im Jahre des Herrn 1553 [ist] geschehen.
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Der Inschriftstein
an der Außenseite der Kirche in Sievershausen |
In Braunschweig erwies
sich das von mir im Internet herausgesuchte Parkhaus als Volltreffer.
Es stellte sich heraus, dass es zu einem großen Einkaufszentrum
gehört, das den schönen Namen „Schloss-Arkaden“
trug und dessen Haupteingang durch das große Portal des Barockschlosses
in Braunschweig führt. Von hier waren es nur ein paar Schritte
zum Dom und zur „Burg“ Dankwarderode, den Örtlichkeiten
die heute auf dem Besichtigungsprogramm standen.
Das erste, was ich vom Dom zu sehen bekam, war die romanische Choranlage
mit ihren drei mit Rundbogenfriesen verzierten halbrunden Apsiden.
Man schreitet unter einem Übergang hindurch, der den Dom mit
der benachbarten Burg Dankwarderode verbindet und findet sich dann
auf einem weiten Platz wieder, der im Süden vom Dom, im Osten
von der Burg Dankwarderode, im Norden von einer – wie uns
berichtet wurde – hierher translozierten Häusergruppe
mit dem prächtigen Fachwerkbau des „Gewandhauses“
als Blickfang, und vom klassizistischen Gebäude des Landesmuseums
umstanden wird.
Das Langhaus des Domes, eine lichtdurchflutete, in hellen Farben
gehaltene dreischiffige Pfeilerbasilika, entstand im Kern in der
zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert auf Veranlassung Heinrichs
des Löwen (1129/31-1195), der hier zusammen mit seiner Gemahlin
Mathilde von England (+ 1189), einer Tochter des englischen Königs
Heinrich II., auch begraben liegt. Im 14. Jahrhundert hielt dann
durch die Erweiterung des südlichen Seitenschiffs die Gotik
ihren Einzug in den Dom. Herzog Otto der Milde (+ 1344) hatte den
Bau veranlasst um für sich und seine Gemahlin Agnes von Brandenburg
(+ 1334) hier einen Begräbnisplatz zu schaffen. Das 15. Jahrhundert
brachte schließlich den Neubau des nördlichen Seitenschiffes
mit seinem auf gedrehten Säulen ruhenden spätgotischen
Kreuzrippengewölbe.
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Barocke Welfenschloss in Braunschweig
- dahinter verbirgt sich ein Einkaufszentrum |
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Der Verbindungsgang
zwischen Dom und Burg Dankwarderode |
Der Braunschweiger Dom |
Das Hauptschiff des Braunschweiger
Doms |
Betritt man das Querhaus
des Domes, kommt man in eine andere Welt. Gedämpftes Licht,
das durch die wenigen, meist hochliegenden und relativ kleinen
romanischen Fenster dringt, läßt die flächendeckend
die Wände und Decken überziehenden al-secco Malereien
aus der Mitte des 13. Jahrhunderts zunächst nur schemenhaft
erkennen. Hat man sich an das Licht gewöhnt, öffnet
sich ein reicher Bilderbogen der biblischen Geschichte und der
Heiligenlegenden. Dort wo früher ein Lettner das Langhaus
zum Chor hin abschloss, führen heute Treppen über die
Krypta in den Hauptchor hinauf. Unter dem westlichen Bogen der
Chorvierung steht ein riesiger siebenarmiger Leuchter aus Bronze,
der noch von der Ursprungsausstattung der Kirche aus der Zeit
Heinrichs Löwen stammt, und wohl 1188 in Braunschweig gegossen
worden ist. Zu den ältesten Ausstattungsstücken des
Domes gehört auch das an der Ostwand des nördlichen
Seitenschiffes hängende Imervard-Kreuz. Ein Volto-Santo-Kreuz,
in dessen Haupt Reliquien gebettet waren, die Heinrich der Löwe
1173 von seiner Pilgerreise ins Heilige Land mit nach Braunschweig
gebracht hatte. In den tief herabhängenden Enden des Gürtels,
der um die Hüften des Gekreuzigten geschlungen ist, sind
die Worte „Imervard me fecit“ eingegraben. Den Marienaltar,
der heute im ersten Joch des Langhauses steht – eine von
5 Bronzesäulen getragene grauschwarze Marmorplatte –habe
ich schlicht übersehen, weil ich ihn für einen modernen
„Volksaltar“ hielt.
Heinrich der Löwe hatte den Dom St. Blasii als Hofkirche
der von ihm bevorzugten Residenz Braunschweig, sowie als Begräbnis-
und Gedächtnisort für sich und seine Familie errichten
lassen. Im Mittelalter wurden die Beisetzungen in der Regel unter
dem Fußboden des Langhauses vorgenommen. Bis zu ihrer Vertreibung
im Schmalkaldischen Krieg war der Dom die wichtigste Grablege
der Welfen gewesen, dann wählten sie sich die Marienkirche
in Wolfenbüttel zu ihrer Ruhestätte. Nach der Unterwerfung
Braunschweigs 1671 verlegte Herzog Ferdinand Albrecht I. (1636-1687)
die Sepultur wieder nach Braunschweig. Seither diente die Hallenkrypta
unter dem Chor des Domes bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als
Gruft der Bevernschen Linie der Welfen. Vom nördlichen Querarm
der Choranlage betritt man durch eine mit einem kunstvoll geschmiedeten
Gitter verschließbare Tür über wenige Treppenstufen
die Krypta, in welcher 21 Särge aufgestellt sind. Am westlichen
Ende der Krypta führt eine weitere Treppe hinunter in einen
aus großen dunklen Granitquadern gefügten Raum, tief
unter dem Mittelschiff des Langhauses. Dieser wurde erst in der
Zeit des Nationalsozialismus eingerichtet und nahm die 1935 bei
Grabungen im Dom entdeckten Steinsärge Heinrichs des Löwen
und seiner Frau Mathilde auf. |
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Die romanische Deckenmalerei
der Hauptvierung |
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Wandmalereien im südlichen
Querhausarm |
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Otto der Milde und seine Frau
Agnes |
Der siebenarmige Leuchter Heinrichs
des Löwen |
Das Hochgrab Heinrichs des
Löwen und seiner Gemahlin Mathilde |
Das Imervard-Kreuz |
Braunschweig war in der Mitte des 12.
Jahrhunderts durch die Welfen von den Brunonen ererbt worden. Bald
danach begann Heinrich der Löwe mit dem Ausbau des bereits
bestehenden Herrschaftssitzes zu einer rundum von der Oker umströmten,
mauerumwehrten steinernen Burg. Neben der Burgkapelle, an deren
Stelle nur kurze Zeit später der Dom entstand, ließ er
einen steinernen Palas mit einem repräsentativen Saal im Obergeschoss
erbauen; 1164 empfing er hier eine Abordnung des byzantinischen
Kaisers Manuel I. Diese Burg, die 1134 unter dem Namen „Tanquarderoth“
eine erste urkundliche Erwähnung fand, hatte den Welfen bis
zur Verlegung der Residenz in das nahe Wolfenbüttel im 15.
Jahrhundert als Hauptwohnsitz gedient. Nach einem Brand im Jahr
1587 wurde der Palas ab 1616 im Renaissance-Stil erneuert. Die romanischen
Stilelemente verschwanden und wurden erst wiederentdeckt, nachdem
die Stadt Braunschweig das erneut durch ein Feuer stark in Mitleidenschaft
gezogene Gebäude kaufte um es zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse
abbrechen zu lassen. Bei den Abbrucharbeiten stellte man fest, dass
die nach Osten gelegene Rückwand des romanischen Saalbaues
fast vollständig erhalten geblieben war. Man entschied sich
für eine Rekonstruktion des mittelalterlichen Palasgebäudes.
Die 1887 begonnenen Bauarbeiten fanden unter der Leitung des Architekten
und Stadtbaurats Ludwig Winter statt. So ist die heutige Burg Dankwarderode
ein bedeutendes Denkmal des Deutschen Historismus. Leider blieb
mir der phantasievoll ausgeschmückte Rittersaal im Obergeschoss
verschlossen. Jedoch hatte ich die Gelegenheit die Ausstellung mittelalterlicher
Kunst im sogenannten Knappensaal im Parterre zu besichtigen. Hier
stach mir besonders das in frischen Temperafarben ausgeführte
Retabel eines der Altäre des Domes aus dem Jahr 1506 ins Auge.
Auch bedeutende Textilien aus dem Mittelalter sind hier zu bewundern.
Am eindrucksvollsten ist aber sicherlich das Original des Braunschweiger
Burglöwen, der nach 1166 durch Heinrich den Löwen als
Zeichen seines Sieges im Streit um das Herzogtum Sachsen aufgestellt
worden war. Es handelt sich dabei um eines der ältesten erhalten
gebliebenen, frei aufgestellten, vollplastischen Standbilder des
Mittelalters in Deutschland.
Auf den Domplatz zurückgekehrt, fand ich meine Mutter auf einer
Bank vor dem nördlichen Seitenschiffs des Domes sitzend, im
Gespräch mit einer Einheimischen vertieft, die von der Braunschweiger
Mettwurst schwärmte. Auf dem Weg zum Parkhaus begann es zu
nieseln und wir waren froh, als wir das Einkaufszentrum „Schloss-Arkaden“
erreichten. Hier gab es in der „Nordsee“ ein verspätetes
Mittagessen und wir vergaßen auch nicht, ein wenig von der
hochgelobten Mettwurst mitzunehmen, die wir am nächsten Tag
zum Frühstück verspeisen wollten. Am Abend gab es wieder
Tapas in der Spanischen Bodega Pan y Vino in Altwarmbüchen.
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Die Welfengruft in der Krypta
des Domes |
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Die Kopie des Braunschweiger
Löwen auf dem Schlossplatz
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Altarretabel von 1506 aus dem
Dom |
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Blick über
den Braunschweiger Domplatz zur Burg Dankwarderode |
Mittwoch, 16. September
Ein bleierner Himmel begrüßte mich am Morgen und es
fiel mir schwer, mich aus dem Bett zu lösen. Mein Knie hatte
mir in der Nacht kaum Beschwerden gemacht und mich gut schlafen
lassen. Meine Mutter hingegen hatten die Besichtigungstouren an
den vergangenen Tagen ziemlich angestrengt und es ging ihr schon
am Morgen nicht besonders. Wie schon am Vortag hatte es das Frühstück
in Buffetform gegeben, diesmal ergänzt durch unsere Braunschweiger
Mettwurst – mit und ohne Knoblauch. Sie schmeckte uns beiden
auf einer gebutterten Brötchenhälfte vorzüglich!
Gegen 9.00 Uhr brachen wir auf nach Celle. Meine
Mutter mag altes Fachwerk ja besonders und Celle hat viel davon
zu bieten. Nicht umsonst wird es das „Rothenburg des Nordens“
genannt. Wie die Führerin im Schloss später bemerkte,
war es Queen-Mum gewesen, die Celle (und wohl auch die schöne
Altstadt von Wolfenbüttel) vor dem Untergang rettete: „Celle
müssen wir verschonen, denn dort wollen wir wohnen“
soll sie gesagt haben … Nach kurzem Irrweg auf dem Südwall
(Mutter meinte, ich ließe nach und früher wäre
mir das nicht passiert. Ich gebe ihr recht: Das Navi stumpft ab
…) gelangten wir dann doch am Marstall vorbei in die Altstadt.
Die vielfältige Architektur der Fachwerkhäuser in Celle
bietet viele Überraschungen, besonders bemerkenswert sind
die Sprüche die in den Schwellen der meisten Häuser
über dem Eingang eingeschnitzt sind. Über den Großen
Plan, durch die Brauhausstraße ging es die Runde- und die
Mauernstraße hinauf. In der Piltzergasse verließ Mutter
die Kraft und ich ließ sie in einer Eisdiele zurück
um den östlichen Teil der Zöllnerstraße, die Straße
am Heiligen Kreuz, den Kleinen Plan und den östlichen Teil
der Mauernstraße alleine zu erkunden. Gemeinsam mit Mutter
ging es dann die Zöllnerstraße hinunter zum Markt,
wo das Alte Rathaus in Augenschein genommen wurde. Es besteht
aus einem schlichteren Südteil und einem in aufwändigen
Renaissance-Formen errichteten Nordteil. Hinter dem Rathaus befindet
sich die Stadtkirche St. Marien, von dort aus gingen wir zum Schloss. |
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Nach der Zerstörung des Schlosses
in Lüneburg im Lüneburger Erbfolgekrieg (1371-1388) war
Celle zur landesherrlichen Residenz geworden. Heute präsentiert
sich das Schloss als ein um die Mitte des 16. Jahrhunderts gestalteter
Renaissance-Bau; die ältesten erhaltenen Bauteile datieren
dennoch bis in das 14. Jahrhundert zurück. Es handelt sich
um eine Vierflügelanlage, die sich um einen geräumigen
Innenhof gruppiert. Im Zuge der Schlossbesichtigung konnte ich den
Rittersaal im 1. Obergeschoss des Ostflügels, sowie die Gastgemächer
im 1. und 2. Obergeschoss des Nordflügels erkunden, die sich
heute als Parade-Appartements des Herzogs Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg
(1665-1705) und seiner Gemahlin, der Hugenottin Eleonore d´Olbreuse
präsentieren. Aus dieser an sich unstandesgemäßen
Ehe ging eine einzige Tochter, Sophia Dorothea (1666-1726) hervor,
die sich 1682 mit dem Kurprinzen Georg Ludwig von Hannover verheiratete.
Dieser bestieg 1714 als Georg I. den englischen Königsthron.
In den Räumen im 2. Obergeschoss des Ostflügels wird die
Verknüpfung des britischen Königsthrons mit dem Haus Hannover
und der Aufenthalt der dänischen Königin Caroline Matthilde
im Celler Schloss thematisiert. Diese, eine Tochter des Prinzen
Friedrich Ludwig von Hannover, war bereits im Alter von 13 Jahren
mit dem zwei Jahre älteren dänisch-norwegischen König
Christian VII. verlobt worden. Die Heirat hatte 1766 stattgefunden;
da ihr Mann jedoch von seiner jungen Frau jedoch kaum Notiz nahm
und sich lieber bei Hoffesten und mit seiner sado-masochistischen
Geliebten Anna Cathrine Benthagen vergnügte, wandte sich die
Königin dem königlichen Leibarzt Johann Friedrich Struensee
zu. Dieser wurde am 28. April 1772 hingerichtet; Caroline Mathilde
verbrachte, nachdem sie von Christian VII. geschieden worden war,
ihr restliches Leben – sie starb bereits 1775 wahrscheinlich
an Scharlach – im Schloss in Celle und wurde dort in der Fürstengruft
unter der Stadtkirche zur letzten Ruhe gebettet. |
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Das Rathaus und die Stadtkirche
in Celle |
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Das Rennaissance-Teil des Celler
Rathauses |
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Aussenansicht des
Schlosses in Celle |
Im Innenhof des Celler Schlosses |
Audienzzimmer im Celler Schloss |
Bei der anschließenden Führung wurden
die eben genannten Räume noch einmal besichtigt. Dabei verstand
es die Führerin die komplexen Familienverhältnisse um
den „Heideherzog“ Georg Wilhelm, mit dem „Brauttausch“
von 1658 und der von Kurprinz Georg Ludwig von Hannover wegen
ihrer unstandesgemäßen Abstammung von einer hugenottischen
Kleinadeligen und einer Affäre mit Philipp Christoph von
Königsmarck verstoßenen und in Schloß Ahlden
im Kreis Soltau-Fallingbostel internierten Prinzessin Sophia Dorothea
von Celle in amüsanter und fast theatralischer Weise zu vermitteln.
Auch auf den Weg der Hannoverschen Kurfürsten auf den englischen
Königsthron und die unglückliche Königin Caroline
Mathilde von Dänemark, die sich rührend um die im Celler
Schloss wohnenden Kinder kümmerte und sich dabei mit Scharlach
ansteckte, wurde in gleicher Weise eingegangen. Das Schlosstheater,
das – 1675 eingerichtet – zu den ältesten noch
bespielten Theatern in Deutschland zählt, konnte wegen stattfindender
Theaterprobe nicht besichtigt werden. Dafür zeigte uns die
Führerin noch die Küche und – als abschließenden
Höhepunkt – die Schlosskapelle im Südflügel
des Schlosses. Herzog Ernst I. von Lüneburg-Celle - mit dem
Beinamen „der Bekenner“ - zählt zu den frühesten
Anhängern Martin Luthers und führte schon 1527, zehn
Jahre nach dem berühmten Thesenanschlag, in seinem Land die
Reformation ein. Die Schlosskapelle erhielt ihre prächtige
Ausstattung durch Ernsts Sohn, dem Herzog Wilhelm d. J. in den
Jahren 1563 bis 1576. Sie gehört zu den ältesten frühprotestantischen
Sakralbauten und hat in den Jahrhunderten seit ihres Entstehens
nur wenige Veränderung erfahren. Damit ist sie eines der
bedeutendsten Zeugnisse der Renaissancekunst in Norddeutschland. |
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Paradeschlafzimmer im Celler
Schloss |
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Die Schlosskapelle in Celle |
Nach dieser ausgiebigen Schlossbesichtigung
mussten wir zuerst einmal eine Kleinigkeit essen. Es war eigentlich
schon Zeit zum Kaffeetrinken und so gingen wir in eine Bäckerei
um uns dort ein wenig zu stärken und auszuruhen. Um 16.00 Uhr
betraten wir dann die Stadtkirche St. Marien, wo der Küster
Ralf Pfeiffer eine Führung in die Fürstengruft anbot.
Zu unserer kleinen Gruppe gesellte sich auch eine Mutter mit einem
vielleicht zweijährigen Mädchen und es war schön
zu sehen, wie Herr Pfeiffer das Kind immer wieder in seine Führung
einbezog und sich auch nicht davon stören ließ, das die
Kleine ab und zu im Chorraum herum flitzte. „Lasset die Kindlein
zu mir kommen!“ Der Führer ging auf die Geschichte des
Gotteshauses ein, erläuterte kurz die in den Jahren 1695 bis
1698 von einheimischen Künstlern geschaffene „Bilderbibel“
mit über 100 Szenen aus dem Alten und Neuen Testament an den
Emporen im Langhaus. Er wies auf die prächtige, fast die ganzen
oberen Westfront des Kirchenschiffes einnehmende Orgel von 1653
und den sich darunter befindlichen, mit Schnitzereien und Intarsien
verzierten Herrschaftsstand der Herzöge hin, der einst durch
den „Roten Gang“ mit dem Schloss verbunden war. Auch
der Altar erhielt eine Erläuterung. Er war 1613 durch Herzog
Christian gestiftet worden und nimmt – obwohl im prachtvollsten
Manierismus gestaltet – die Tradition mittelalterlicher Flügelaltäre
auf. Im offenen Zustand präsentiert er das Ostergeschehen mit
der Kreuzigung Christi auf dem großen Altarblatt; geschlossen
zeigt er vier Szenen aus dem Leben Christi von der Geburt bis zur
Taufe im Jordan durch Johannes den Täufer. Die übrigen
Gemälde des Altars illustrieren das protestantische Glaubensbekenntnis.
Das Hauptaugenmerk der Führung lag jedoch bei den Epitaphien
der hier begrabenen welfischen Herzöge und auf der Fürstengruft
selbst. Diese ist durch eine hölzerne Falltür im Boden
des Chorraumes zugänglich, war 1576 durch Herzog Wilhelm d.
J. angelegt worden und diente der Celler Linie der Welfen als Bestattungsort
bis zu ihrem Erlöschen mit Herzog Georg Wilhelm im Jahr 1705.
Auch dessen unglückliche Tochter Sophie Dorothea (1666-1726)
sowie die verbannte Königin Caroline Mathilde von Dänemark
(1751-1775) fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Ganz im Sinne
einer „adeligen Schlafkammer“ stehen im Gewölbe
unter dem Chor die Zinnsärge dicht aneinandergereiht.
Es war schon nach 17.00 Uhr als wir – ziemlich geschafft –
zu unserem Auto zurückkehrten. In Isernhagen mussten wir uns
erst einmal eine halbe Stunde ausruhen, bevor es in den nahen „Maikäfer“
zum Abendessen ging.
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Die Evang. Stadtpfarrkirche
Celle |
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Blick ins Innere der Celler
Stadtpfarrkirche |
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Der Altar in der
Celler Stadtpfarrkirche |
Epitaph in der Celler Stadtpfarrkirche |
Epitaph in der Celler Stadtpfarrkirche |
Donnerstag 17. September
Dieser Tag begann mit einem großen Schrecken. Mutter und
ich wollten gerade zum Frühstück gehen, als Mutter eine
Stufe übersah und – direkt hinter mir – einen
ganzen Treppenabsatz mit 7 Stufen heruntergestürzt kam. Sie
muss ein ganzes Heer von Schutzengeln dabei gehabt haben. Zwei
junge Männer, die gerade aus ihren Zimmern kamen, halfen
mir, sie aufzurichten, dann konnte sie selbstständig und
ohne Schwindel hinunter in den Frühstücksraum gehen
und frühstücken. Währenddessen hatte ich mit Margaretha
telefoniert und von ihr die Adresse und Telefonnumer ihres Hausarztes
erfragt. Dorthin begaben wir uns nach dem Frühstück.
Er stellte bei Mutter nur Prellungen am linken Bein (Knie, Oberschenkel
und Hüfte) und am linken Elbogen fest und vielleicht noch
eine leichte Gehirnerschütterung. Mutter bekam zwei Zinkleinverbände
angelegt und für den Rest des Tages Bettruhe verordnet. Auf
dem Heimweg gingen wir auf Mutters Wunsch noch einkaufen, dann
fuhr ich sie in die Pension und sie begab sich zur Ruhe. Sie sagte
mir, ich solle mir keine Sorgen machen und ruhig, wie geplant
nach Wolfenbüttel fahren. Margaretha hatte mir ihre Mobiltelefonnummer
gegeben und gesagt, Mutter könne bei ihr anrufen, wenn irgendetwas
mit ihr sei. So machte ich mich auf den Weg nach Wolfenbüttel,
das ich gegen 13.00 Uhr erreichte.
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Blick in die Welfengruft in
Celle |
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Blick auf den Schlossplatz
von Wolfenbüttel |
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Wolfenbüttel
interessierte mich besonders, da hier Herzog Heinrich d. J., einer
der wichtigsten Gegner Albrecht-Alcibiades im Bundesständischen
Krieg residierte. Anders als die Celler Verwandschaft, war er
ein strikter Gegner der Reformation. Martin Luther selbst bezeichnete
ihn in einer Streitschrift gar als „Hans Worst“. 1542
war Wolfenbüttel durch Truppen des Schmalkaldischen Bundes
belagert, das Schloss stark beschädigt worden. Ein Jahrzehnt
später wurde er durch Albrecht Alcibiades aus Wolfenbüttel
vertrieben und in der Schlacht bei Sievershausen fielen seine
ebenfalls am alten Glauben hängenden Söhne Karl Viktor
und Philipp Magnus. So gelangte nach Heinrichs Tod im Jahr 1568
sein jüngster und einzig verbliebener Sohn Julius an die
Regierung, der sofort die lutherische Lehre in seinem Land einführte.
Er setzte die bereits unter seinem Vater begonnenen Wiederaufbauarbeiten
am Wolfenbütteler Schloss fort, das in Renaissanceform wiedererstand.
Unter den am Wiederaufbau beschäftigten Architekten findet
sich der auch auf der Plassenburg als Gutachter tätig gewesene
Italiener Francesco Chiaramella. Im Dreißigjährigen
Krieg erlitt das Schloss erneut schwere Beschädigungen, so
dass es nach 1643 im Auftrag von Herzog August d. J. im Barockstil
überformt wurde. Unter Herzog Anton Ulrich wurde in den Jahren
1690 bis 1697 noch eine Barocktreppe und ein 2. Obergeschoss hinzugefügt.
Heute beherbert das Schloss ein Gymnasium und ein Museum, das
die Räume des Herzogsappartements und des Herzoginnenappartements
für Besucher zugänglich macht. Das Museum informiert
auch über die Nutzung der einzelnen Räume hinsichtlich
der am Wolfenbüttler Hof herrschenden Etikette. Leider kann
ich hier keine Fotos aus dem Schloss zeigen, da ich unterschreiben
musste, keine Aufnahmen daraus im Internet zu verbreiten. Schade
eigentlich, es wäre doch eine gute Werbung!
Nach dem Besuch des Schlosses ging es durch die ebenfalls durch
sehr schöne Fachwerkbauten geprägte Altstadt zur Evangelischen
Stadtpfarrkirche „Beatae Mariae Virginis“ (!). Schon
das Äußere der ab 1608 neu erbauten fällt durch
die Zwerchgiebel und die mit manieristischem Maßwerkschmuck
versehenen Fenster auf. Man betritt das Gotteshaus durch das vor
1618 vom Lübecker Bildhauer H. Gottes gestaltete Westportal.
Im Inneren ziehen besonders die reich skulptierten und farbig
gefassten Kapitelle der das Gewölbe tragenden Säulen
den Blick auf sich. Der Taufstein ist von einem farbig gefassten
Gitter und den farbig gefassten Steinfiguren der vier Evangelisten
umgeben. Die Taufe selbst, konnte ich nicht sehen, es handelt
sich aber laut Kirchenführer um einen Bronzeguß aus
dem Jahr 1571. Der Altar stammt aus dem Jahr 1612 und enthält
im Zentrum eine vollplastische Kreuzigungsgruppe. Die Kanzel ist
aus Holz und wurde 1619 bei dem Quedlinburger Bildhauer G. Steyger
in Auftrag gegeben.
An der Südseite des Kirchenschiffs entdeckte ich dann die
farbig gefassten Grabdenkmäler für Herzog Heinrich d.
J. (+ 1568), dessen zweiter Gemahlin Sophie, einer Tochter des
Königs Sigismund von Polen (+ 1575), und seiner beiden in
der Schlacht bei Sievershausen gefallenen Söhne Karl Viktor
und Philipp Magnus. Sie ruhen allerdings nicht in dem ebenfalls
zu besichtigenden Gruftgewölbe unter dem Chor. Hier befinden
sich die Särge der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel
von Heinrich Julius (1564-1613) bis August Wilhelm (+ 1731) und
ihrer Familien.
Als ich aus der Kirche herauskam, hatte es angefangen zu regnen.
Ich suchte mir in der Altstadt eine Bäckerei, wo ich mir
eine Kleinigkeit zu essen kaufte. Anschließend ging ich
noch in die Herzog-August-Bibliothek bevor ich mich gegen 16.30
Uhr wieder auf den Weg nach Isernhagen machte, Dort fand ich Mutter
recht vergnügt im Bett liegend und fernsehschauend vor. Gott
sei Dank hatte der morgendliche Sturz keine schlimmen Schäden
verursacht! Das Abendessen nahmen wir diesmal in einem griechischen
Lokal in Altwarmbüchen ein, wo wir ebenfalls vortrefflich
speisten. |
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Im Hof des Wolfenbütteler
Schlosses |
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Im Hof des Wolfenbütteler
Schlosses |
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Die Marienkirche in Wolfenbüttel |
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Der Marktplatz mit dem Rathaus
in Wolfenbüttel |
Das Innere der Marienkirche
in Wolfenbüttel |
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Das
Taufsteingitter in der Kirche zu Wolfenbüttel |
Die Grabdenkmäler
für Herzog Heinrich d. J. dessen zweiter Gemahlin Sophie
und seiner beiden Söhne Karl Viktor und Philipp Magnus. |
Blick in die Welfengruft unter
der Wolfenbütteler Stadtpfarrkirche
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Freitag 18. September
Laut Wettervorhersage sollte dieser Tag der schönste der
Woche werden. Der morgendliche Sonnenschein ließ dann auch
schönes Wetter erwarten. Nach dem Frühstück suchten
wir im Einkaufszentrum in Altwarmbüchen erst mal einen Laden,
der in Mutters Armbanduhr eine neue Batterie einbauen konnte.
Natürlich waren wir zu früh dran, die Geschäfte
machten erst um 10:00 Uhr auf und wir mussten über eine halbe
Stunde warten und ich hatte nichts zum Lesen dabei! Es war schon
fast halb elf als wir uns in Richtung Steinhude in Bewegung setzten.
Unser Weg – ich hatte das Navi so programmiert das es Autobahnen
vermeidet – führte mitten durch Hannover und die etwas
verwirrende Ampelschaltung zwang uns alle gefühlten 250 Meter
zu einem Stopp. Dennoch bekamen wir kurz nach unserer Ankunft
in Steinhude einen Platz in einem „Auswanderer“ -
einem kleinen Segelboot mit Außenbordmotor – das uns
zum Wilhelmstein, einer kleinen Festung auf einer künstlichen
Insel mitten im Steinhuder Meer, übersetzte. Das Einsteigen
von der Landungsbrücke über eine Treppe am Bug des Bootes
erschien uns Landratten recht brenzlich. Doch sowohl ich als auch
Mutter kamen – trotz des vortäglichen Treppensturzes
– ohne ins Wasser zu fallen ins Boot. Die Überfahrt
verkürzte uns der Kapitän mit einigen interessanten
Informationen zum Steinhuder Meer. Dasselbe sei, so erzählte
er uns, mit seinen 32 Quadratkilometern Wasseroberfläche
der größte Binnensee Nordwestdeutschlands. Das Steinhuder
Meer sei etwa 8 Kilometer lang und 5 Kilometer breit
und im Durchschnitt nur 1,5 Meter, an den tiefsten Stellen bis
zu 3,2 Meter tief. Gespeist werde das Gewässer allein durch
Regen- und Quellwasser. Der Abfluss geschehe aus dem Meerbach
in die Weser.
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"Auswanderer" auf
dem Steinhuder Meer |
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Die Inselfestung Wilhelmstein
im Steinhuder Meer |
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Auf
dem Steinhuder Meer |
Blick auf Steinhude |
Kurz nach Mittag erreichten
wir den Wilhelmstein, eine nahezu quadratische,
in den Jahren 1761-1765 künstlich aufgeschüttete Insel
mit einer kleinen, in Form eines vierstrahligen Sterns aus Quadersteinen
errichteten Festung im Zentrum. Die Festung hat keine Bastionen
im herkömmlichen Sinn; die Sternform wird vielmehr durch Tenaillen
gebildet. Im Winkel zwischen den Facen befinden sich große,
sich treffende, röhrenförmige Schießscharten, die
zur Bestreichung der benachbarten Facen dienten. Dem Hauptwerk vorgelagert
waren 16 Vorwerke in Form von Bastionen, Ravelins und Kurtinen,
auf denen verschiedene Nebengebäude, hauptsächlich Soldatenwohnungen,
ein Krankenhaus, ein Stallgebäude und ein Pulvermagazin standen.
Durch die Auffüllung der Gräben zwischen den wohl aus
Erdschüttungen bestehenden Vorwerken entstand schließlich
die heutige Insel mit etwa 150 Meter Seitenlänge. Allein der
kleine Hafen an der Südostseite der Festungsinsel erinnert
noch an das ehemals bestehende Grabensystem.
Der Grundstein zu der kleinen steinernen Festung in der Inselmitte
war im Sommer 1765 durch den Bauherrn, Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe
(1724-1777), gelegt worden; vollendet wurde sie im März 1767.
Während Mutter an den Tischen vor dem Inselrestaurant Platz
nahm, erkundete ich zunächst einmal die Insel selbst. Vor allem
fielen mir etliche kleine Holzhütten auf, die nahe am Ufer
standen. Bei näherer Betrachtung erkannte ich, das unter dem
Dach auf einem Holzgestell kleine, meist eiserne Geschütze
montiert waren. Wie ich später in der Ausstellung erfahren
habe, handelt es sich um sogenannte Bocklafetten. Die Dächer
waren abnehmbar und die Kanonen auf dem Gestell drehbar gelagert.
Nach dem Inselrundgang gönnte ich mir auch ein paar Kartoffelspalten
mit Saurer Sahne zum Mittagessen, musste mein Essen aber gegen die
zahlreich herumschwirrenden Wespen mannhaft verteidigen. Nach dieser
Stärkung – Mutter hat übrigens Matjesheringe gegessen
– ging es in das Innere der Festung. Parallel zu den Außenmauern
verläuft im Inneren ein Kasemattengang, das Zentrum der Festung
wird von einem geräumigen runden Raum gebildet, dessen Gewölbe
auf einem kräftigen Mittelpfeiler ruht. Die Gewölbe wurden
durchwegs aus Ziegeln hergestellt. In den Zwickeln um dieses ehedem
als Pulvermagazin genutzte Zentralgewölbe sind enge, finstere
Räume eingebaut, die teilweise als Mannschaftsquartiere, teils
auch als Gefängnis- und Vorratsräume dienten. Schade dass
alle Schießscharten hinter den teilweise schadhaften Fenstern
zusätzlich durch stark verschmutzte engmaschige Gitter verschlossen
waren, so dass man von kaum einer einen einigermaßen klaren
Blick nach Außen werfen konnte. In einer Flucht von mehreren
Kasemattengewölben, deren Zugang vergittert war, lagerten wahre
Haufen von kleinen, eisernen Granaten, die größtenteils
schon sehr vom Rost zerfressen waren. Es blutete mir fast das Herz!
Ansonsten sind in den Kasematten zahlreiche kleine Festungsgeschützrohre
und andere Werkzeuge, wie Eissägen etc., die beim Festungsdienst
gebraucht wurden, ausgestellt. Es ist kaum zu glauben, das in dieser
Enge während einer Belagerung durch hessische Truppen im Jahr
1787 eine Besatzung von 150 Mann leben und ihren Dienst leisten
konnte. Bestückt war die kleine Festung damals mit nicht weniger
als 166 Geschützen.
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Festung Wilhelmstein |
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Festung Wilhelmstein |
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Der Wilhelmsteiner Hafen |
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Vor
dem Eingang zur Festung |
In
den Kasematten |
Mörser
in der Festung Wilhelmstein |
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Mannschaftsquartier
bzw. Arrest |
Kasematte mit Haufen
von Granaten |
In der zentralen Kasematte |
In den Räumen des sich
über den Kasematten befindlichen Gebäudes sind heute verschiedene
Waffen, Geräte und andere Gegenstände zur Geschichte des
Wilhelmssteins ausgestellt, der von 1767 an auch als Ausbildungsstätte
für Artillerieoffiziere diente, aus der beispielsweise der
spätere Reformer des Preußischen Heeres Gerhard v. Scharnhorst
(1755-1813) hervorging. Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe nutzte
seine Inselfestung auch als streng geheimes Experimentierlabor;
unter anderem wurde hier das älteste deutsch U-Boot, der Steinhuder
Hecht, entwickelt und wahrscheinlich auch getestet. Ob die kühne
Konstruktion allerdings auch tatsächlich unter Wasser einsetzbar
gewesen ist, erscheint mir mehr als fraglich. Ganz oben befindet
sich noch ein Wohnraum für den Festungskommandanten und ein
Besprechungsraum für die Offiziere. Von der Plattform des turmartigen
Aufsatzes, die dem Grafen Wilhelm als Observatorium diente, genießt
man einen traumhaften Rundblick über das Steinhuder Meer.
Gegen 15.30 Uhr verließen wir schließlich mit dem Linienboot
die Insel und fuhren zurück nach Steinhude. Dort habe ich mich
tatsächlich verlaufen und ich führte meine arme Mutter,
die sowieso nicht so gut zu Fuß ist und nun durch ihren Sturz
vom Vortag noch zusätzlich behindert war, gut eine halbe Stunde
in die Irre. Schließlich kamen wir dann doch zu unserem Auto;
auf dem Heimweg wollte sie dann noch Kartoffeln und Eier einkaufen
und vergaß just ihren schönen Spazierstock in dem Bauernhofladen.
Da ihr der Verlust erst in Isernhagen aufgefallen ist, musste sie
das gute Stück leider als Verlust abschreiben. Den Abend verbrachten
wir dann wiederum im „Maikäfer“.
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Geschütz mit Bocklafette
auf der Festungsplattform |
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Modell
eines Geschützes auf Bocklafette |
Der
Steinhuder Hecht |
Geschützstellung
auf der Festungsplattform |
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Raum
in der Kommandantenwohnung des Wilhelmsteins |
Blick
vom Turm der Festung zum Hafen |
Auf dem
Turm des Wilhelmstein |
Samstag 19. September
An diesem Tag war großes Geppert-Familientreffen in Isernhagen
angesagt. Den Vormittag verbrachten wir im Quartier. Zum Mittagessen
trafen wir uns dann im Gasthaus Dehne. Am Nachmittag hatten Axel
und Margaretha, unsere Gastgeber, eine sehr interessante Führung
im unweit der Gastwirtschaft gelegenen Bauernhausmuseum Isernhagen
organisiert. Danach gab es Kaffee und Kuchen und am Abend trafen
wir uns dann bei Axel und Margaretha zum Abendessen. Es war ein
wunderschöner Nachmittag, besonders weil nach dem Kaffeetrinken
die meisten noch nicht wieder nach Hause fuhren, kam man ins Gespräch
und hatte Gelegenheit sich besser kennenzulernen. |
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Das Alte Schloss in Weferlingen |
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Sonntag 20. September
Am Sonntag-Vormittag gegen 10:45 Uhr machten wir uns wieder auf
den Heimweg. Einen Zwischenhalt legten wir in Weferlingen
ein. Nach dem Erbverzicht im Schönberger Vertrag von 1703
hatten dort Markgraf Christian Heinrich und dessen Sohn Markgraf
Georg Friedrich Carl zu Brandenburg-Kulmbach mit ihren großen
Familien einige unbeschwerte Jahre verbringen dürfen. Nach
der Auflösung des Schönberger Vertrages 1722 musste
Georg Friedrich Carl – sein Vater war 1708 verstorben –
Weferlingen wieder verlassen. Friedrich Christian, der letzte
Bayreuther Markgraf, hatte hier 1708, vier Monate nach dem Tod
seines Vaters Christian Heinrich, das Licht der Welt erblickt.
Ich klingelte spontan bei Herrn Wolters, dem Vorsitzenden des
Bürgervereins Weferlingen. Er hatte zusammen mit einer Delegation
aus Weferlingen 2008 unsere kleine Ausstellung über die „Culmbach-Weferlinger
Hohenzollern und den Bayreuther Margrafenthron“ auf der
Plassenburg besucht und mich damals zu einem Gegenbesuch eingeladen.
Er freute sich sehr, als ich nun vor seiner Haustür stand,
nahm den Schlüssel zu Friuedrich Christians Mausoleum und
führte mich in das Innere dieses in schmuckem Rokokostil
gehaltenen Anbaus an der Weferlinger Kirche. Er zeigte mir auch
das vis á vis der Kirche gelegene Gebäude des Kinderhorts
und Schützenvereins Weferlingen, das nach dem Brand des Neuen
Schlosses in Weferlingen 1972 an dessen Stelle entstanden ist,
das Rathaus des Ortes, das früher das Beamtenwohnhaus der
Herrschaft gewesen war, sowie das aus Mitteln der sogenannten
Bayreuther Stiftung errichtete alte Schulhaus, das auch heute
noch als Schulgebäude dient. Dann ging es mit dem Auto zur
Ruine des 1929 ausgebrannten Alten Schlosses, in dem die Weferlinger
Hohenzollern bis zur Fertigstellung des Neuen Schlosses 1710 ihren
Aufenthalt genommen hatten. Die Ruinen sind in den letzten Jahren
mit nicht unbeträchtlichem Aufwand vor dem weiteren Verfall
bewahrt worden. Gegen 13.00 Uhr, inzwischen hatte sich der anfängliche
Nieselregen zu einem halben Wolkenbruch verstärkt, verabschiedete
ich mich von Herrn Wolters und wir setzten die Heimfahrt fort.
Nach einer Mittagspause in einem unweit von Weferlingen gelegenen
Dorf gelangten wir bald wieder auf die Autobahn, die wir erst
bei Münchberg wieder verließen. In Kulmbach kamen wir
nach gemütlicher Fahrt ohne Stau und sonstige Zwischenfälle
gegen 17.30 Uhr an.
Harald Stark
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Das Mausoleum für Markgraf
Friedrich Christian in Weferlingen |
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Das Alte Schloss in Weferlingen |
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Das
Portal des Alten Schlosses in Weferlingen |
Blick von der Kirche
zu Alten Schloss |
Im Inneren des Alten Schlosses
in Weferlingen |
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