Im Pfälzer Wald und im Elsaß

 

Sonntag 17. August 2008

 
Nicht so wie früher, als ich noch mit meinen Eltern in den Urlaub gefahren bin, mitten in der Nacht, sondern erst nach dem Aufstehn – so gegen 10.00 Uhr - brachen wir von Kulmbach auf in Richtung Westen. Der Anfang der Fahrt war altbekannt: Über die A 9 nach Nürnberg, dann auf der A 6 in Richtung Heilbronn und darüber hinaus. Irgendwo bei Heilbronn war`s Zeit, etwas zu Mittag zu essen. Nachdem der erste McDonald an dem wir hielten infolge eines Flohmarktes überfüllt war, wählten wir den an der übernächsten Ausfahrt. Den selben Entschluss hatten noch viele viele andere gefasst, so dass wir uns ziemlich lange in eine „sozialistische Wartegemeinschaft“ einreihen mussten, bis wir endlich unsere Nuggets, Pommes, Pappbrötchen mit Fleischklops und Zuckerwasser erhielten. Bei Mannheim wurde es dann schon komplizierter mit der Fahrerei – aber dank Google-Maps und Katharina als Beifahrer fand ich zielsicher unser Quartier in Landau-Mörlheim, wo ich über das Landauer Tourismus-Büro im Gasthaus „Zum Bahnhof“ ein Dreibett-Zimmer gebucht hatte.
Nachdem ich mich kurz rekreiert hatte, fuhr ich ohne Katharina und Alexandra – die beiden wollten erst mal auspacken - gleich mal nach Landau, um mich dort zu orientieren. Tatsächlich fand ich unweit vom ehemaligen Augustinerklloster in der Königstrasse einen Parkplatz. Die Kirche war leider verschlossen – was kann man an einem Sonntag-Nachmittag auch anders erwarten – aber der Kreuzgang war geöffnet und eine Bank im Kreuzgarten lud zum kurzen Verweilen ein. Dann ging es in Richtung Marktplatz, wo die im 19. Jahrhundert gebaute bayerische Festungskommandantur heute als Rathaus dient; das ehemalige städtische Kauf- und Tanzhaus – was wohl dem alten Rathaus entspricht – ein im Kern spätgotischer Bau – ist auch noch vorhanden. Die rund 150 Meter vom Stadtplatz entfernte Stiftskirche war ebenfalls verschlossen. So ging ich denn zu dem heute in ein schickes Restaurant verwandelte Französischen Tor, wo ich die feldseitige Fassade mit dem lachenden Gesicht des Sonnenkönigs etwas traurig in einen Hinterhof geklemmt vorfand. Aber schön ist es, dass dieses Torgebäude noch Anschluss zu alten Festungsmauern hat. Nun ging es durch die Gässchen Landaus an das gerade entgegengesetzte Ende der Altstadt, wo das Deutsche Tor – der zweite Haupteingang zu einstigen Festung Landau – isoliert auf einem Platz steht. Auf diese Weise ist es in seiner ursprünglichen Funktion noch viel besser zu erkennen, als das Französische Tor, das durch die Einbeziehung des stadtseitigen Torbaues und dessen gastronomische Nutzung den Charakter als ehemaliges Festungstor völlig verloren hat. Hier beim Deutschen Tor sieht man sogar noch die klaffenden Wunden, die die Abtragung der Wälle seitlich in die Torhalle gerissen hat.
Das französische Tor in Landau
Da ich am kommenden Tag ja mit den Töchtern den Zoo besuchen wollte und ich wußte, dass dieser in einem Teil des Landauer Forts integriert ist, beschloss ich noch diese Örtlichkeit zu erkunden. Der völlig leere Parkplatz der Universität lud ein, ihn zu benutzen. Ein junger Mann mit Skateboard, der gerade vorbei kam, war so freundlich, mich auf den richtigen Weg zu den Festungsanlagen zu bringen. Im Inneren des eine Anhöhe über der Stadt Landau sichernden Forts wurde in den 60er Jahren die Universität der Stadt Landau gebaut und zwar in der scheußlichesten Moderne, die man sich für eine solche historische Örtlichkeit vorstellen kann. Der Festungsgraben, durch den ein von zahlreichen Fußgängern und Radfahrern frequentierter Weg führt, teilt heute sogar verschiedene Bereiche des Universitätsgeländes. Einen traurigen Anblick gewährte ein völlig verwahrloster Bismarckturm aus dem Jahr 1910. So wandelte ich nun durch den Festungsgraben, wo an den Mauern angebrachte Schilder auf die einstige Bedeutung der einzelnen Bauwerke hinweisen: „Ravelin 65“, „Halbbastion 66“, „Contreescarpe“ etc.
Nun war es Zeit zum Abendessen und ich wurde sicher schon sehnsuchtsvoll von meinen Töchtern erwartet. So schloss der Tag in der Wirtsstube des Quartiers bei einem Elsässer Flammkuchen, Käsespätzle und Salat mit Putenbruststreifen.

Fort Landau - Vollbastion 64 (erbaut 1700 - 1702)

 

Montag 18. August 2008

Am Montag stand nun das Landauer Reptilium auf dem Plan; der Grund warum auf Wunsch Katharinas dieser Urlaubsort in der Pfalz ausgewählt wurde. Pünktlich um 10.00 Uhr waren wir bei dem inmitten eines Industrie-Gebietes errichteten Neubau, in dem sich deutschlands größter Terrarienzoo befindet. Es war schon interessant da drin, aber die feucht-warme Luft, die die Räume anfüllt, machte mir sehr zu schaffen, so dass ich nach einer guten Stunde das Feld räumen musste. Für Katharina hatte ich eine Jahreskarte erworben, die gerade mal 1,50 € teuerer war, wie der Erwachsenen-Einzel-Eintritt, so dass das Kind in den nächsten Tagen „versorgt“ war.
Im Anschluss ging es dann in den Landauer Zoo, dessen Eingang ich ja schon am Vortrag erkundet hatte. Auch hier war es sehr schön. Es gab Gehege und auch Häuser mit Affen, Raubkatzen, Echsen, Schlangen, Kamelen, Erdmännchen, Robben und vielen anderen exotischen Tieren. Das Bärengehege war tatsächlich in den Graben des Forts hineingebaut, so dass es auch hier alte Festungsmauern zu bewundern gab. Nachdem wir uns im Zoo mit Curry-Würsten etc. wieder gestärkt hatten, ging es dann noch nach Annweiler, wo ich den Weg zumTrifels erkunden wollten. Wir fanden auch glücklich zum Parkplatz unterhalb der Burg, wo uns jedoch ein Schild darauf aufmerksam machte, dass der Trifels derzeit wegen Bauarbeiten geschlossen sei.

 

Dienstag 19. August 2008

Als wir am Dienstag Morgen aufstanden, herrschte draußen scheußliches Regenwetter. Katharina wollte an diesem Tag wieder ins Reptilium und danach mit dem Bus zurück ins Quartier fahren. Alex und ich starteten in den Pfälzer Wald, wo die Dahner Burgen auf dem Programm standen. Es gibt nichts trostloseres, als bei trübem Regenwetter durch die engen Waldtäler eines Mittelgebirges zu fahren. Nach kurzer Irrfahrt kamen wir dann tatsächlich auf dem Parkplatz unterhalb der Dahner Burgen an. Wie viele andere Pfälzer Burgen, sind auch die Burgen in Dahn in ein riesiges Sandsteinriff hinein gebaut. Es handelt sich um eine Ganerben-Burg. Da die mittlere Burg Grafendahn im 14. Jahrhundert an die Grafen von Sponheim verkauft wurde, trennte man die einzelnen Burgen durch tiefe Gräben von einander, so dass drei auf 5 Felsblöcken errichtete Burgen entstanden, deren Räume teilweise in den gewachsenen Felsen geschlagen wurden. Unser Interesse erregten hier aber nicht nur die historischen Bauten, sondern auch die filigranen Formen der Winderrosion an den hochaufragenden Rotsandsteinfelsen. Platschnass kehrten wir nach etwas anderthalb Stunden zu unserem Auto zurück. In Dahn versorgten wir uns in einer Bäckerei mit belegten Brötchen und Kuchen, dann ging es weiter in Richtung Frankreich und kurz nach 14.00 Uhr betraten Alex und ich erstmals in unserem Leben französischen Boden. Wir erkundeten die Zufahrt zur Burg Fleckenstein, beschlossen aber wegen des furchtbaren Regenwetters dieselbe links liegen zu lassen und statt dessen nach Bitsch zu fahren.
Die Dahner Burgen im Dunst
Nach einer schier endlos erscheinenden Fahrt durch Wald und Regen – auch durch einen Truppenübungsplatz ging es hindurch – erreichten wir endlich gegen 15.30 Uhr Bitsch. Die von Vauban ausgebaute Festung war im Krieg 1870/71 stark in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass von den einstigen Gebäuden der Festung nur noch die eigentlichen Festungsmauern, die Kasematten und die Fundamente der Gebäude übrig geblieben sind. Die Führung durch die Kasematten beginnt im rekonstruierten Oberen Wachhaus. In einzelnen Filmsequenzen erfährt der Besucher beim Gang durch die Kommandozentrale, die Schmiede, das Brunnenhaus, die Bäckerei, die großen Gewölbe unter den Kasernen etc. von den Schicksalen der Festung und ihrer Besatzung im Deutsch-Französischen Krieg, als sie von bayerischen Truppen angegriffen und belagert wurde.
Über Wissembourg und Bergzabern ging es schließlich wieder nach Landau, wo wir am Abend feucht und ziemlich erledigt ankamen.
Festung Bitsch

 

Mittwoch 20. August 2008

 
An diesem Tag zogen es meine beiden Reisebegleiterinnen vor, mich alleine losziehen zu lassen. So machte ich mich nach dem Frühstück auf um über Wissembourg und Lembach den Fleckenstein zu erreichen. Auf dem Weg dorthin erkundete ich die Zufahrt zum Maginot-Linie-Bunker Schoenenbourg und entdeckte zufällig das benachbarte Maginot-Linien-Werk Kalkofen bei Lembach. Am späten Vormittag erreichte ich dann den Parkplatz unterhalb des Fleckensteins. Unter mässigem Anstieg kam ich dann nach etwa 10 Minuten Fußmarsch zu einem Anwesen unterhalb der Burgruine, die als Kasse und Besucherzentrum dient. Hier löste ich mein Billet und erklomm die letzten Meter bis zum Fleckenstein.
Auch wenn die Abbildung in Daniel Speckles Befestigungslehre etwas übertrieben ist, so war die auf ein riesiges Sandsteinriff aufgesetzt gewesene Burg, deren Räume teilweise in den gewachsenen Felsen eingearbetet worden sind, ein sicherlich sehr beeindruckendes Bauwerk. Leider ist sie in den 1680er Jahren von den Franzosen zerstört worden. Über eine völlig in den Felsen eingearbeitete Treppe, über eine teilweise durch den Felsen und teilweise außen an ihm hochführende Treppe und über einen an den Felsen angesetzten Wendeltreppenturm aus dem 16. Jahrhundert kann man auf die Oberfläche des Felsblockes gelangen. Hier standen die eigentlichen, einst drei Etagen hoch aufragenden Burggebäude. Hier gab es aber auch zwei Filterzisternen und eine Badstube. Über der Tür zu der in den Felsen eingearbeiteten Baderaum ist das Fleckensteiner-Wappen eingearbeitet; ebenso in einem spätgotischen Fensterstock in dem noch aufragenden Mauerzahn des ehemaligen Burggebäudes. Beeindruckend ist auch der Brunnenturm mit einem in den Felsen geschlagenen, vollig dunklen Raum für das Tretrad, mit dessen Hilfe das Wasser bis in die oberen Etagen der Burg gefördert werden konnte.
Burgruine Fleckenstein
Zu Mittag gab es dann etwas ganz abartiges: In der Caféteria des Besucherzentrums wurden französische Wiener angeboten, hier Knacks genannt. Sie waren von bläulicher Farbe und hatten geschmacklich mit unseren Wienern oder Knackwürsten gar nichts zu tun. Glücklicherweise hatte ich reichlich Pommes und Ketchup zu meinen Knacks, die wahrscheinlich nicht mal Bessie gefressen hätte. Lecker war jedoch die französische Limonade, die hier für 1,- € pro Glas angeboten wurde, während Spezi oder Cola 2,50 € pro Glas kosteten.
Am Nachmittag ging es dann noch auch den Berwartstein, die einzige noch bewohnte Burg in der Pfalz. Auch sie war schon eine Ruine gewesen, bevor sie im 19. Jahrhundert im Stil der Burgenromantik erneuert wurde. Für 4,- € Eintritt bekam ich die Gelegenheit mir das Gebäude selbst anzuschauen. Anfangs schloss ich mich aber einer schon laufenden Führung an. Der Führer zeigte uns die in den Felsen geschlagenen „Kasematten“ im Vorhof der Burg, die ich eher für Vorratskeller halten würde. Danach ging ich dann alleine durch das Burggebäude, das ebenfalls in den Felsen eingearbeitete Räume enthält. Man gewinnt hier einen sehr guten Eindruck, wie sich bei den Pfälzer Burgen der von Menschenhand bearbeitete gewachsene Stein und das Mauerwerk sich ergänzen. Zwei Aussichtsplattformen bieten einen wunderschönen Blick auf die umliegenden Waldtäler und dem unterhalb der Burg gelegenen Ort .
Burg Berwartstein
Auf der Rückfahrt entdeckte ich dann den Wander- und Tierpark bei Silz und machte noch einen Abstecher auf die Burg Landeck. Zu Abend aßen die Töchter und ich dann bei Subway, wo es ziemlich teure belegte Brötchen – Sandwiches – gibt. Meins war mit Hackfleischklopsen in Tomatensoße belegt, was furchtbar tropfte, so dass ich wieder einmal die ganze Speisenkarte auf dem T-Shirt hatte.

 

Donnerstag 21. August 2008

Diesmal war ich wieder mit beiden Töchtern unterwegs. Um Katha und Alex bei Laune zu halten, gab es zunächst einen Besuch in dem am Vortag entdeckten Wander- und Tierpark Silz. Der etwa anderthalbstündige Rundweg bot allerlei Abwechslung. Stets von frei herumlaufenden und nach Futter bettelnden Rehen begleitet kamen wir an Wölfen, Polarfüchsen, Frettchen, Mardern, Pferden, Wildschweinen, Dam- und Rotwild und anderem Getier vorbei. Nach der Mittagseinkehr, wo ich mir eine Pfälzer Platte mit gebratenem Saumagen, Leberknödel und Bratwurst – atypisch ohne Kraut aber dafür mit leckerem Salat – servieren ließ, ging es dann nach Frankreich, wo ein Besuch der Maginot-Festung Schoenenbourg auf dem Programm stand.
Durch den ehemaligen Material-Eingang gelangten wir ins Werk. Nach mehreren Ecken und Panzertüren standen wir vor einem leider außer Betrieb befindlichen Aufzug. Stattdessen mussten wir die Treppe nehmen und gelangten über rund 150 Stufen tief unter die Erde. Hier folgten wir schier endlos erscheinenden Stollen mit Schienen, auf denen einst eine Elektro-Schmalspurbahn fuhr, zunächst in den Teil des Werks in dem die Mannschaften, die Krankenstation, das Kraftwerk, das Wasserwerk und die Lüftungsanlage untergebracht sind. Alle Teile der Einrichtung sind noch original erhalten. Nur die Matratzen und das Bettzeug auf den Bettgestellen, die Kleidung und die Gegenstände des täglichen Gebrauchs der Mannschaft fehlen. Die Werkstätten, Arbeitsräume und Technikbereiche sind bishin zu riesigen Schraubenschlüsseln jedoch vollständig eingerichtet. Die Verpflegung und die Versorgung der hier stationiert gewesenen Truppen mögen wahrhaft nicht schlecht gewesen sein, doch die Enge und die ewige künstliche Beleuchtung müssen den Leuten jedoch sehr auf die Nerven gegangen sein.
Die Küche in Fort Schoenenbourg
Dann ging es durch den über 1,5 Kilometer langen Hauptstollen in den in 6 „Blocks“ aufgeteilten Kampfbereich der Anlage. Wir besichtigten den Hauptgefechtsstand und die Gefechtsstände der Blocks 3 und 4, die Munitionslager dieser beiden Blocks sowie den Panzerturm des Blocks 3. Hier wurde uns das Heben des Panzerturms demonstriert. Leider ist es im Turm selbst so eng, dass man dort nicht hinein kann, doch ist in der Ebene darunter die Situation unter der Panzerglocke mit der 7,5 cm Doppelkanone etc. sehr anschaulich nachgestellt. In einem eigenen Museumsraum kann man alle in diesem Werk eingesetzt gewesenen Waffen begutachten und auch ein wohlgefülltes Munitionslager sowie ein „Silo“ mit abgefeuerten Kartuschen sind noch zu sehen.
Der Stand des Richtschützen in der Panzerkuppel
Nach knapp drei Stunden waren wir schließlich froh wieder die 150 Treppen des Materialeinganges überwunden und das Tageslicht wieder erreicht zu haben. Mit Hilfe des im Eingangsbereich erworbenen Heftes machte ich mich nun auf die Suche nach der oberirdischen Gestalt des Kampfbereiches und wurde nach einigem Hin und Her auch fündig. Auf dem weiteren Weg nach Hunspach kamen wir dann an zahlreichen weiteren Kasematten und Unterständen der Hauptkampflinie der Maginot-Linie vorbei. Alle 100 bis 150 Meter steht hier ein Beton-Überbleibsel des letzten Krieges, deren Wunden und Kratzer sicherlich nicht nur auf den Zahn der Zeit und mutwillige Zerstörungen in den letzten 60 Jahren, sondern sicher auch noch auf Kriegseinwirkungen zurückzuführen sind.
Nach einem prima Abendessen bei einem Griechen kehrten wir ziemlich groggy in unser Quartier zurück.
Mehr ist von den Panzerkuppeln des Forts oberirdisch nicht zu sehen