![]() |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
Johann David Stark - Auf Spurensuche um
Falkenau
|
Angeregt durch einen neuen Kontakt, der über meine Internetseite zustande kam, verstärkte sich wieder einmal mein Interesse an Johann David Edler von Starck und sein längst vergangenes Firmenimperium in Nordwestböhmen. Einen der ersten richtigen Frühlingstage in diesem Jahr nutzend, machte ich mich auf, um in Altsattl bei Falkenau und in Oberschönbach nach Spuren der Vergangenheit zu suchen.
|
|
Altsattl (tschech. Staré Sedlo)Die um 1850 entstandene Karte der III. militärischen Landesaufnahme Böhmens zeigt westlich von Altsattl das 1829 von Johann David Starck gegründete Alaunwerk. Wie ein Blick auf die Satellitenaufnahmen bei Google-Maps zeigt, befindet sich dort heute ein Wäldchen mit einer Häusergruppe auf einer Lichtung inmitten desselben. Ob dort noch Überreste der Alaunhütte zu finden sind, habe ich allerdings nicht überprüft. Stattdessen fuhr ich sogleich zum Schloss, das sich am Nordrand des Ortes über dem Steilhang zur Eger befindet. Hier hatte der am 1. Mai 1770 in Graslitz (tschech. Kraslice) geborene Industrie-Pionier Johann David Starck seit etwa 1816 seinen Hauptwohnsitz. Wann und von wem es gebaut wurde, konnte schon Anton Gnirs, der Verfasser der 1927 in Prag erschienenen Kunsttopographie des politischen Bezirks Elbogen, nicht ermitteln. Er vermutet aber, dass das Gebäude schon vor der Erwerbung durch Johann David Starck bestanden hat. Gnirs liefert folgende Beschreibung des Bauwerks: "Das Schloss baut sich auf einem rechteckigen Grundriß auf, aus dessen Längsseiten seichte, dreieckige Risalite hervortreten, in denen auf der Talseite die vornehmen Räume untergebracht sind. Der sich ergebende Quertrakt drückt sich auch in einer Überhöhung des Dachwerks aus. Das Wenige, was von altem Raumschmuck übrig ist, entspricht später Bauzeit, so die Parkettböden der einzelnen Räume und die Wandtapeten im Mittelsalon des ersten Stockwerkes. Der Schlosshof wird an der Ostseite von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden eingefaßt, der Raum an der Westseite ist Gartengrund. In einem dem Schlosse gegenüberliegenden Bautrakte ist in einer Wandnische eine S. Floriansstatue aufgestellt, deren bekränzter Sockel die Jahreszahl 1810 trägt. Sie stand noch 1850 in der Mitte des Schloßhofes und ist eine Arbeit des Elbogener Bildhauers Johann Wildt." (Gnirs, S. 18) Während die Wirtschaftsgebäude heute fast alle verschwunden sind, dient das schön renovierte Schloss gegenwärtig als Grundschule und Sitz der Gemeindeverwaltung. |
![]() |
Schloss Altsattl vom
Garten aus aufgenommen. Ob die Floriansstatue noch die von Gnirs
erwähnte aus dem Jahr 1810 ist, müsste überprüft
werden. |
|
![]() |
|
Schlossansicht von
der Ostseite |
|
Ein schmaler Fußweg führt an der Westseite
des Schlossgrundstücks hinunter ins Egertal, wo Starck schon
1826 ein Alaunwerk gegründet hatte, das er 1834 in ein Mineralwerk
umgestaltete, in der die in der Altsattler Allerheiligenzeche bergmännisch
gewonnenen Schwefelkiese zu Schwefel, Eisenvitriol, Kupfervitriol
und gemischen Vitriolen verarbeitet wurden. Als erstes bemerkte
ich beim Abstieg ins Tal das Mundloch des gleich nach dem Erwerb
des Bergwerkes durch Johann David Starck 1816 aufgefahrenen St.-Johannes-Erbstollen.
Dieser diente zur Entwässerung der Allerheiligenzeche und zur
Förderung des darin abgebauten Schwefelkieses. Im wasserreichen
Frühjahr gurgelten große Mengen Grubenwasser aus dem
Stollen. Von der einstigen, vor dem Stollenmundloch errichteten
Schwefelkieswäsche und der benachbarten Schwefelhütte,
konnte ich keine Überreste ausmachen. Von den gegenüber,
unterhalb des Schlosses gelegenen Betriebsgebäuden der Vitriolhütte,
zeugen noch Ruinen und in Massen herumliegende Bruchsteine. Besonders
eindrucksvoll ist jedoch die Fläche, auf der einst der dem
Berg entrissene Vitriolschiefer auf Halden geschüttet, der
natürlichen Verwitterung überlassen und schließlich
mit Wasser ausgelaugt wurde. Bis auf den heutigen Tag kann hier
aufgrund der in den Boden eingebrachten Chemikalien keine Vegetation
gedeihen. |
![]() |
Der 1816 aufgefahrene
St.-Johannes-Erbstollen |
![]() |
![]() |
![]() |
Die Grundmauern der
ehemaligen Vitriolhütte im Egertal bei Altsattl |
Blick über den
Standort ehemaliger Betriebsgebäude im Egertal zum Schloss |
Dort wo einst die auf
Halden geschütteten Schwefelkiese ausgelaugt wurden gibt
es bis heute kaum Vegetation |
Nur wenige Kilometer unterhalb von Altsattel befindet
sich die von einer Egerschleife umflossene Stadt Elbogen (tschech.
Loket) mit ihrer mächtigen Burg. Heute waren es aber die
kulinarischen Verlockungen, die mich auf den malerischen Marktplatz
der Stadt zogen. Nach dem Mittagessen blieb nicht viel Zeit zum
Verweilen. Auf der Straße umrundete ich Elbogen um dann
auf der steil bergauf führenden Straße in Richtung
Chodau zu fahren. Immer wieder erhaschte ich beim Fahren Blicke
auf den riesigen Tagebau, der nordwestlich von Neusattel (tschech.
Nové Sedlo) das ganze Egertal durchschneidet.
|
||
![]() |
||
Braunkohlen-Tagebau bei
Falkenau (Sokolov)
|
||
![]() |
![]() |
![]() |
Das von Zwodau (tschech. Svatava) aus jenseits der Bahnlinie
nach Graslitz (tschech. Kraslice) an der Straße nach Haberspirk
(tschech. Habartov) gelegene Davidsthal, ist heute wohl ein
Ortsteil von Svatava. Die Bebauung ist auf dem ersten Blick
modern und es fiel mir schwer, diese interessante Siedlung,
die vom Erbauer der hier 1808 errichteten Oleumfabrik, Johann
David Starck, ihren Namen erhielt, zu lokalisieren. Deshalb
habe ich hier vorerst auch keine Fotoaufnahmen gemacht. |
Oberschönbach (tschech. Horní Luby)Die Ruinen des Schlosses Oberschönbach liegen in einem Wäldchen westlich der Straße von Schönbach (tschech. Luby) nach Markneukirchen im sächsischen Vogtland. Erbaut hatte das einst in manieristischer Pracht errichtete dreiflügelige Schloss in den Jahren 1605 bis 1608 Baron Heinrich von Pisnitz, dessen Familie die Herrschaft Schönbach von 1597 bis 1739 besessen hatte. Am 9. Dezember 1840 erwarb Joseph Karl Edler von Starck, der älteste Sohn Johann Davids, das Schloss. 1881 gehörten zum herrschaftlichen Meierhof 82,64 ha Äcker, 39,92 ha Wiesen, 2,15 ha Gärten, 4, 36 ha Weiden, 0,51 ha Teiche und 314,63 ha Wald. Die Gutsherrschaft hatte einen durchschnittlichen Ertrag von 2.428 Gulden. Dazu gehörte auch ein allerdings nicht in Eigenregie betriebenes Brauhaus in Oberschönbach. Gutseigentümer war damals Alexander Edler von Starck, der einzige Sohn Joseph Karls. 1897 veräußerten dessen Erben Oberschönbach an den Generalkonsul Arthur Rosencrantz. Zur Suche nach der Familiengruft im nahen Schönbach reichte die Zeit nicht mehr, da der Nachmittag schon ziemlich fortgeschritten war. Harald Stark |
![]() |
Tor-Säule an der
Schlossallee in Oberschönbach |
![]() |
![]() |
![]() |
Die Südseite des
Schlosses Oberschönbach |
Die Ruinen des östlichen
Seitenflügels von Norden |
Blick durch ein Erdgeschossfenster
ins Innere des westlichen Seitenflügels |
Literatur:Dr. Anton Gnirs: Topographie der Historischen
und Kunst-Denkmale in Böhmen, XLIII. Der Politische Bezirk
Elbogen, Prag 1927 |